flatexDEGIRO Corestate – Jeweils Corporate News am Samstag. – Timing sagt viel.

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flatexDEGIRO Corestate – wenn Unternehmen Samstag Corporate News veröffentlichen, hat das oft einen bitteren Beigeschmack. Spekuliert man darauf, dass die Meldung bis Montag zum Handelsbeginn wieder vergessen ist. Oder das die meissten am ochenende keine Unternehmensmeldungen lesen?

Während es bei Corestate darum geht, dass eine auf Pennystockniveau handelnde Aktie wohl auch durch den x-ten Rücktritt ihres CEO – nach Absegnung eines Rettungspakets für die Gesellschaft – kaum beeinflusst werden sollte, könnte es bei flatexDEGIRO heute durchaus spannender werden. Hier wurde neben einer gegenüber Oktober nochmals reduzierten Prognose für das Geschäftsjahr 2022 auch über die Ergebnisse einer BAFin Sonderprüfung und deren Konsequenzen für flatexDEGIRO gesprochen. Zuerst:

flatexDEGIRO Corestate – Aktie zuletzt auf Erholungskurs. Und jetzt eine Corporate News am Samstag Abend.

so etwas hat immer den Geschmack, dass „so eine Meldung“ bis zum ersten Handel am Montag vergessen wird. Respektive von den meißten gar nicht gelesen wird.  Worum geht’s? Zuerst einmal „um das beste EBITDA der Firmengeschichte“ von flatexDEGIRO AG (ISIN:DE000FTG1111 ) in 2022 mit einer Umsatzprognose von 380 Mio EUR – plus/minus 2%. Was immerhin gegenüber dem Rekord-Umsatz von 418 Mio EUR in 2021 einen kräftigen Rückgang bedeutet, wenigstens gegenüber 2020 mit 261 Mio EUR immer noch eine kräftige Steigerung. Umsatzrückgang war zu erwarten, auch wenn es bei der Verkündung der Q3 Zahlen noch etwas optimistischer klang. Aber dann kommt’s noch dicker

Beseitigung von Organisations- und Verfahrensmängeln nach schnellem Wachstum erforderlich“ (flatexDEGIRO, CN 3.12.2022)

– BAFin-Sonderprüfung lief offensichtlich nicht ganz so gut… Hierzu stellt es sich im Einzelnen folgendermassen dar: Begründet mit dem exorbitanten organischen und anorganischen Wachstum (DEGIRO-Übernahme) seien die Anforderungen an die Strukturen des Konzerns erhöht worden. Eigentlich selbstverständlich, wenn sich von 2019 bis 2021 die Zahl der abgewickelten Transaktionen von 12 Millionen auf 91 Millionen mehr als versiebenfacht, während sich das verwahrte Kundenvermögen von 14,5 Milliarden Euro auf über 40 Milliarden Euro fast verdreifacht hat. Bis Ende September 2022 sind die Kundenaccounts um über 500 Prozent von 390.000 im Jahr 2019 auf 2,4 Millionen gewachsen. Also die Feststellung: „erhöhten regulatorischen Anforderungen“ gegenüberzustehen.

Wochenrückblick – Aktien KW 48 – schöne Serie zu Ende. BioNTech. paragon. Nel. Adler. SFC Energy. 3U, ThyssenKrupp. Mutares. Verbio. Berentzen. Encavis,…
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Professionalisierung erfolgt nicht freiwillig, sondern wegen BAFin Anordnung. Kommt wohl einer gelben Karte gleich. Vielleicht auch nur eine „Verwarnung“…

Im Jahr 2022 habe die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bei flatexDEGIRO eine Sonderprüfung gemäß § 44 Kreditwesengesetz (KWG) durchgeführt und dabei Mängel in einigen Geschäftspraktiken und der Unternehmensführung festgestellt; der Prüfungsbericht wurde im November 2022 vorgelegt. Als Ergebnis der Prüfung wird die BaFin flatexDEGIRO unter anderem auferlegen, eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation sicherzustellen und hat vorübergehende zusätzliche Eigenmittelanforderungen angeordnet.

Und fllatexDEGIRO reagiert entsprechend – ob die Massnahmen ausreichen, wird man wohl später erfahren…

flatexDEGIRO habe – so am Samstag Abend – umgehend verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um die aufsichtsrechtlichen Anforderungen innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens zu erfüllen und werde weiterhin eng mit der BaFin zusammenarbeiten. Auf Vorstandsebene sei ein konzernweites Regulierungsprogramm aufgesetzt und erste Maßnahmen umgesetzt worden, darunter die Ernennung von Dr. Matthias Heinrich zum neuen Chief Risk Officer der flatexDEGIRO Bank AG sowie organisatorische Veränderungen in der Leitung der Abteilungen Interne Kontrollen, Risikomanagement und Meldewesen.

Darüber hinaus haben Aufsichtsrat und Vorstand beschlossen, die flatexDEGIRO Bank AG mit weiteren 50 Mio EUR aus eigenen Mitteln zu kapitalisieren. Mit dem aktuellen CET1 der flatexDEGIRO Gruppe von ca. 180 Mio EUR und dem vollständig zu thesaurierenden Jahresüberschuss 2022 sehe das Management alle zukünftigen Wachstumsanstrengungen ausreichend finanziert, mit soliden regulatorischen Eigenmitteln und ohne der Notwendigkeit von Kapitalmaßnahmen. Und da die Aktionäre seit Jahren keine Dividenden bei flatexDEGIRO gesehen haben, kein nennenswerter Verzicht – für das Unternehmen halt nur einen Nebensatz wert.

Nikola Aktie mittlerweile dauerhaft unter 3,00 USD – tiefer Fall seit dem Hype. Erste Stufe für Bundes-Darlehen für H2-Hub genommen.
paragon – auf dem EKF22 sprach der CFO von einer anstehenden Lösung für die CHF-Anleihe. Jetzt ist sie da. Wort gehalten.
Einhell GK Software niiio finance – – dreimal auf dem EKF. Eher Aktien „für länger“ mit unterschiedlichem Stand der Unternehmensentwicklung.

Martin Korbmacher, Aufsichtsratsvorsitzender der flatexDEGIRO AG: „Das erfolgreiche Wachstum von flatexDEGIRO zu Europas führendem Online-Broker erfordert auch, dass wir unsere internen Strukturen und Führungsgremien an diese neue Größe anpassen. Nachdem wir im vergangenen Jahr den Aufsichtsrat der flatexDEGIRO AG mit Aygül Özkan erweitert haben, freue ich mich sehr, dass wir mit zwei besonders erfahrenen und langjährigen Führungskräften unseres Unternehmens und mit Muhamad Chahrour, der nach seiner sehr erfolgreichen sechsjährigen Tätigkeit als Finanzvorstand unserer Gruppe in diese neue, wichtige Rolle wechselt, die Kompetenz und Vielfalt unseres Vorstandes weiter ausbauen können.“

Und hier die exakte Guidance für das Rest 2022 – ein offensichtlich nicht ganz so tolles Q4 wirft Schatten…

Trotz erster Anzeichen für eine Aufhellung am Aktienmarktes im Oktober habe der Handel von Privatanlegern insgesamt noch nicht zu den normalen saisonalen Mustern zurückgefunden, die in der Regel zu einer erhöhten Handelsaktivität gegen Ende des Jahres führten. Die positiven Marktbewegungen haben jedoch bis jetzt zu einem deutlichen Anstieg des bei flatexDEGIRO verwahrten Kundenvermögens geführt, das seit Ende September 2022 um über 4 Mrd EUR auf aktuell rund 42 Mrd EUR gestiegen sei. Vor diesem Hintergrund erwartet flatexDEGIRO für das Gesamtjahr 2022 Umsatzerlöse in Höhe von ca. 380 Mio EUR (+/- 2 Prozent) bei einer Adj. EBITDA-Marge von ca. 37 Prozent (+/- 1 Prozentpunkt).

Spannend der offensichtlich auf Kosten der Marge gehende Marketingaufwand in 2022

Während man in 2021 noch eine erhöhte Adj. EBITDAMarge vor Marketingaufwand von 53,4 % (2020: 52,9 %) melden konnte, mit einer adj. EBITDA-Marge nach  Marketingaufwand von 42,4 % (2020: 43,6 %), kommt man dieses Jahr „nur noch“ zu einer adj. EBITDA-Marge von rund 37%. Aber das scheitn erstmal keinen grossen Einfluss auf die aktuellen Netto-Ergebnisse zu haben, wie es Frank Niehage, Vorstandsvorsitzender der flatexDEGIRO AG, zusammenfasst:

„Externe Faktoren haben die Handelsaktivität von Privatanlegern von einem Rekordhoch zu Beginn des Jahres 2021 zu einem Rekordtief im Jahr 2022 geführt, was es zum schwierigsten Jahr für die Online-Brokerage-Branche in Europa macht. Dennoch erwarten wir, dass wir selbst in diesem äußerst ungünstigen Umfeld im Jahr 2022 das höchste EBITDA und den höchsten Jahresüberschuss aller Zeiten erzielen werden, unterstützt durch unser starkes und kosteneffizientes Geschäftsmodell und eine optimierte Monetarisierung. Im kommenden Jahr wird der Jahresüberschuss nochmals deutlich vom steigende Zinsniveau profitieren. Zusammen mit den bereits eingeleiteten operativen Initiativen sind wir sehr zuversichtlich, unser profitables Wachstum im Jahr 2023 und darüber hinaus fortzusetzen.“

Derzeit ist flatexDEGIRO der „Platzhirsch“ unter den Discountbrokern, der sich einer hohen Kundenbindung erfreut. Ob das Drehen an der Gebührenschraube auf Dauer diese Position festigen kann, wird sich zeigen. Und die Umsetzung der Aufsichtsvorgaben sollte man „auf die Reihe kriegen“ können. Ob das Einschränkungen des Wachstums bedeutet, lässt sich der aktuellen Meldung jedenfalls nicht eindeutig entnehmen. Dass für die notwendige – wohl bisher als zu schwach eingestufte – Kapitalisierung der „grösseren“ flatexDEGIRO die Thesaurierung der Gewinne ausreichend sein soll, schliesst zumindest kurzfristig die Verwässerungseffekte einer Kapitalerhöhung aus.
Potential hat die flatexDEGIRO definitiv, insbesondere, da beim potentiellen Konkurrenten Smartbroker gerade bei der Neukundengewinnung bis zur Einführung des Smartbrokers 2.0 – die überraschend auf nächsten Jahr verschoben werden musste – eher Zurückhaltung zu bestehen scheint. Dazu kommt das Warten auf die zur besseren Monetarisierung notwendige Genehmigungserweiterung der BAFin, die ebenfalls – normal – noch auf sich warten lässt. Zu den aktuellen Entwicklungen konnten wir vor Kurzem ein Gespräch führen: Interview: Smartbroker Holding (ex. Wallstreet.online) – der neue – alte – CEO André Kolbinger sagt, wie es weitergeht. Was sich ändert.

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flatexDEGIRO Corestate – Nach Zustimmung der Gläubigerversammlungen geht der ehemalige Hoffnungsträger – nächster CEO weg…

Corestate Aktie handelt weiter unter einem Euro. Trotz letztendlicher „Absegnung“ des Rettungspakets durch zwei Gläubigerversammlungen am 28.11.2022 können die Aktionäre nur bedingt zufrieden sein. Immerhin 81,25% des zu erhöhenden Aktienkapitals werden den Anleihegläubigern gehören, aber besser 20% von einer fortbestehenden Corestate mit Chancen „irgendwann“ wieder operative Erholung zu sehen, als 100% einer insolventen Corestate. Denn dann wäre es für die Aktionäre ein Totalverlust gewesen. Vor Beschreibung des „Rettungspaketes“, das noch durch die Hauptversammlung angenommen werden muss, zu einer Unternehmensmeldung von Samstag Morgen:

Corestate verliert nicht nur zwei Aufsichtsräte, sondern den seinerzeit als Retter begrüssten CEO Stavros Efremidis

am 3.12.2022 um 9:32 Uhr heisst es nüchtern: „Die Corestate Capital Holding S.A. („CORESTATE“) gibt Veränderungen im Aufsichtsrat und Vorstand bekannt. Die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder Dr. Roland Folz sowie Dr. Friedrich Oelrich haben ihr Amt niedergelegt. Als neue Aufsichtsratsmitglieder wurden mit sofortiger Wirkung Dr. Nedim Cen sowie Dr. Marian Berneburg bestellt. Herr Dr. Nedim Cen wird die Funktion des Vorsitzenden des Aufsichtsrats übernehmen. Darüber hinaus wird Stavros Efremidis als CEO zum 31. Dezember 2022 aus dem Vorstand ausscheiden.“

Wochenrückblick – Aktien KW 48 – schöne Serie zu Ende. BioNTech, paragon, Nel, Adler, SFC Energy, 3U, ThyssenKrupp, Mutares, Verbio, Berentzen, Encavis,…
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BioNTech engagiert sich bei der börsennotierten Ryvu – Kooperation bei Onkologie-Ansatz. Lockerer Umgang mit Geld oder strategisch sinnvoll?

So setzt sich die Serie der CEO-Wechsel fort. Wahrscheinlich war „der Karren“ schon zu sehr in den Dreck gefahren, als Stavros Efremidis im März diesen Jahres als CEO übernahm.Denn viele Anleger setzten Hoffnung auf das Duo Ehlerding/Efremidis, die sich bei der Corestate im Dezember 2021 mit zusammen 15% „eingekauft“ hatten und dann sukzessive mehr in die Verantwortung traten. KWK Kommunale Wohnen, Wiederbelebung der WCM und zuletzt Godewind – dreimal erfolgreiche Engagements von Ehlerding/Efremidis für sich und die beteiligten Aktionäre. Bei Corestate stieg Ehlerding bereits vor einiger Zeit – wohl frustriert – aus. Und jetzt geht auch Efremidis – mit dem Teilerfolg, keine Insolvenz angemeldet zu haben. Aber die Corestate Aktie wird wohl dauerhaft schwach bleiben – verwässert, Desinvestments, fehlende Strategie und Verpfändung der Assets an die neuen Darlehensgeber…HIER ALLES ÜBER DAS RETTUNGSPAKET – Hoffnungsschimmer bei Corestate – Gläubiger werden zu Aktionären. Und geben etwas frisches Geld zum Überleben. Und geordnetem Abwicklen?

Corestate Aktie nur etwas für Vabanque-Spieler. Oder jemandem dem es egal ist „auch noch die letzten 10%“ seines Fehlinvestments zu verlieren. Die Chancen auf eine massgebliche Kurserholung, selbst wenn die nun wieder möglicherweise lösbar erscheinende Refinanzierungsfrage gelöst werden sollte, scheinen äusserst gering. Beobachten von der Seitenlinie für den, der nicht engagiert ist, wäre wahrscheinlich die beste Lösung.
Wochenrückblick – Aktien KW 48 – schöne Serie zu Ende. BioNTech, paragon, Nel, Adler, SFC Energy, 3U, ThyssenKrupp, Mutares, Verbio, Berentzen, Encavis,…
paragon – auf dem EKF22 sprach der CFO von einer anstehenden Lösung für die CHF-Anleihe. Jetzt ist sie da. Wort gehalten.
Einhell GK Software niiio finance – dreimal auf dem EKF. Eher Aktien „für länger“ mit unterschiedlichem Stand der Unternehmensentwicklung.
Verbio Aktie – Platow empfiehlt die Aktie erstmal „nur“ zu beobachten und abzuwarten. Das KGV scheine ambitioniert anhand des Ausblicks 2023.
Leider reiht sich Corestate in die Reihe der – u.a. durch die scharfe Zinswende – wackelnden Immobilienkonzerne ein. Während bei Adler Group beispielsweise wahrscheinlich auch betrügerische Handlungen zu den Problemen führten, litt Corestate an den häufigen Strategiewechseln, zu hohen „Einkaufspreisen“ von Beteiligungen, häufigem Wechsel der Hauptaktionäre und dem zu hohen Fremdkapitalhebel der Geschäfte. Ob und wie es letztendlich dennoch weitergeht, steht in den Sternen.

Corestate Aktie vor Neuanfnang?

Chart: CORESTATE Aktie | Powered by GOYAX.de
flatexDEGIRO – etwas hakt offensichtlich. Zu schnell gewachsen? Aufsicht fordert Verbesserungen.
Smartbroker Holding konkretisiert Pläne

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