Prime Standard | Steinhoff Aktie News: Operativ – Stand zum 31.12.2020. Ohne Schulden und Schadensersatzklagen wäre…

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05.03.2021 – Aus Oldenburg berichtet die Staatsanwaltschaft, das man gegen 3 Ex-Manager des Steinhoff-Konzerns Klage wegen Bilanzmanipulation in Höhe von 1,5 Mrd EUR und wegen um 820 Mio EUR zu hoch in der Bilanz ausgewiesene Immobilien erheben will. Strafmaß bis zu 3 Jahre. Das ist die Vergangenheit – die nicht namentlich genannten Manager sind schon seit Ende 2017 „entlarvt“ und weg. Während die Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) durch die Eröffnung zweier Schutzschirmverfahren den entscheidenden Schritt zur endgültigen Entscheidung über die Annahme des seit Monaten vorliegenden Vergleichsvorschlags für die „Geschädigten des Bilanzbetrugs“ getan hat. Und Anfang der Woche hat der Steinhoff CFO Theodore De Klerk Klartext über die anstehenden IPO’s der Pepco Group und Fantastic Furniture gesprochen – Termine die sicher zu sein scheinen.

Grund für uns, den Status Quo des Konzerns zu betrachten. Angefangen hatten wir mit dem Bilanzbericht zum Geschäftsjahr 2019/2020 – seit dem 26.02.2021 zugänglich – mit vielen Informationen auch über die mögliche Zukunft des Konzerns und heute betrachten wir den seit letzten Freitag vorliegenden ungeprüften Quartalsbericht zum 31.12.2020.

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Analog zum Bilanzbericht, am selben Tag veröffentlicht, beginnt man mit einem Statusbericht des Konzerns: Im Rahmen des seit Einstieg des derzeitigen Führungsteams unter der Leitung von Louis Du Preez (seit 12/2017 als Managing Director, später in anderen Funktionen, seit2/2019 als CEO bei Steinhoff) und von Theodore De Klerk (seit 02/2018 als Managing Director, später in anderen Funktionen, seit 09/2019 als CFO bei Steinhoff) kommunizierten Plans, sieht man sich auf gutem Weg.

  1. Schritt: Umschuldung bis zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Konzerns durchgeführt mit Fristigkeiten bis 2021/2022 – erreicht bis Ende 2019.
  2. Schritt: Lösung der auf verschiedenen Einheiten/Ebenen des Konzerns vorliegenden Rechtsstreitigkeiten und Schadensersatzforderungen. Aufgrund der vorgefundenen teilweise chaotischen Verhältnisse DIE wesentliche Aufgabe. Und deren Lösung für möglichst alle „Unsicherheiten“ und drohenden Forderungen könnte die Lösung der extrem hohen Verschuldung in einem dritten Schritt ermöglichen. Erst danach könnte der Steinhoff-Konzern „eine Zukunft“ haben. Die Vorarbeiten zur Lösung wurden im Geschäftsjahr 2019/20 offensichtlich erbracht, so dass jetzt die endgültige Entscheidung über die Annahme des Vergleichsvorschlags am 30.06.2021 wahrscheinlich fallen wird./kann.
  3. Schritt: Reduktion der immensen Konzernschulden(Stand 30.09.2020 über alle Entities: 11,44 Mrd. EUR)  auf ein tragbares Niveau. Und genauso wichtig: Neuverhandlung der Konditionen, sobald die existenzbedrohende Schadensersatzdrohung „erledigt werden konnte“ und so ein wesentlicher Teil des Zins-Risiko-Aufschlags entfallen könnte. Insbesondere mehr als eine Milliarde EUR Zinskosten  (Stand 30.09.2020 insgesamt 1,19 Mrd EUR, mehr als im Vorjahr mit 1,08 Mrd EUR) pro Jahr sind auf Dauer nicht tragbar für einen Konzern mit der Grösse Steinhoffs. Und auch zu diesem Komplex  kamen vor kurzem Hinweise bezüglich der IPO’s der Pepco Group und Fantastic Furniture – offen natürlich hier die Frage: Wieviel will man abgeben?
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Hiervon wurden im neuen Geschäftsjahr – beginnend am 01.10.2020 – folgende Fortschritte erreicht:

Zustimmung der Fremdkapitalgeber zum Vergleichsvorschlag, da man auf Haftungsmasse durch den Vergleich verzichten muss war die Zustimmung der Anleihegläubiger notwendig. Quorum wurde letztendlich durch eine Entscheidung des Englischen High Court erreicht. Weiterhin erhielt man die formal notwendige Zustimmung der südafrikanischen Zentralbank für den Transfer des Vergleichsbetrags „von Südafrika in die ganze Welt“. Und die zwei Schutzschirmverfahren in NL und SA wurden gestartet, um alle potenziellen Forderungen durch den Vergleich „zu erledigen“. D.h. sofern die jeweiligen Mehrheiten auf den einzuberufenden Gläubigerversammlungen erreicht werden, gilt der Vergleich für alle Gläubiger. Auch für die, die dagegen gestimmt haben.

Operative Entwicklung zum 31.12.2020

Und der Konzernumsatz im Weihnachtsquartal erreichte fast das Vorjahresniveau – trotz Corona-Einflüssen, lässt für das gesamte Geschäftsjahr bis zum 30.09.2021 einiges an Steigerungspotential offen: Gesamtumsatz 2,55 Mrd EUR (Vorjahresquartal: 2,514 Mrd EUR) – ein Umsatzplus von immerhin 1 % auf Euro-Basis. In Landeswährungen sieht es noch besser aus. Im Einzelnen erreichte die Pepco Group 1,188 Mrd EUR (1,143 Mrd EUR Vorjahr) – plus 4 %; die Pepkor Africa erreichte 1,089 Mrd EUR ( 1,115 Mrd EUR Vorjahr) ergibt auf Eurobasis ein Minus von 6 %, in Landeswährung konnte man den Umsatz um 7 % steigern. Und Greenlit Brands erreichte 207 Mio EUR nach 162 Mio im Vorjahr – plus beeindruckende 29 %, in Landeswährung plus 28 %. Die restlichen Unternhemen im mehrheitlichen Konzernbesitz steigerten den Umsatz auf 60 Mio EUR von zuvor 50 Mio – plus 20 %.

Die nicht konsolidierte Mattres Inc. (als Kapitalbeteiligung bilanziert), noch zu 50 % im Steinhoff-Besitz, nach einem Management-Incentiveplan könnte er sich auf rund 45 % reduzieren, steigerte ebenfalls ihren Umsatz kräftig: Von 697 Mio EUR kim Vorjahresquartal am man im Weihnachtsquartal auf 785 Mio EUR – ein Umsatzplus von 13 %, auf USD-Basis waren es sogar 21 %. Passt.

Sieht überall gut aus – im Einzelnen

Während die Pepkor Africa als börsennotierte Gesellschaft schon ausfühlich im Januar die Zahlen des Weihnachtsquartals veröffentlichte, genauso wie die Pepco Group in Vorbereitung des IPO’s ihre Quartalszahlen offenlegte, betrachten wir die nicht publizierenden australischen, sonstigen und amerikanischen Aktivitäten genauer aufgrund der Angaben im Quartalsbericht.

Greenlit Brands

Greenlit Brands konnte nach den coornabedingten Rückschlägen im Frühjahr 2020 ab dem Sommer kräftige Umsatzsteigerungen erreichen. Und dieser Schwung setzte sich bis in das Weihnachtsquartal fort. Wichtig war der um 44 % gestiegene Online-Handel der Tochter für die insgesamt 29 % Umsatzsteigerung (22 % auf Euro-Basis). Im laufenden Geschäftsjahr wird der mögliche Börsengang der Beteiligung „Fantastic Furniture“ ein wesentlicher Schwerpunkt des Managemnets sein. Nach dne Desinvestments „down under“ – die insbesodnere ertragsschwache Einheiten betrafen – verbleibt eine schlagkräftige Gruppe mit den Handelsmarken: „Snooze“, „Fantastic Furniture“, „freedom“, „plush“ und „original mattres factory“.

Zwar erhält man keine Angabne zum Quartalsergebnis, aber wenn man sich die 42 Mio EUR operativen Gewinn der Greenlit im Geschäftsjahr 2019/2020 anschaut, sollte hier auch eine wahrscheinlich ungefähr in Hohe der Umsatzsteigerung der Gewinn zugenommen haben. Zumindest werden keine ausserordentlcihen Aufwendungen oder Kosten genannt.

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Mattres Inc.

Und hier ist man definitiv durch das abgeschlossene Chapter eleven Verfahren gestarkt hervorgegangen: Umsatzsteigerung im Weihnachtsquartal um 21,3 % in USD, auf Eurobasis um zumindest 13 %. Nach den coronabedingten Schliessungen entwickelt Mattres ein starkes Momentum. Nicht nur die 134 % Umsatzplus im Online-Store trugen insgesamt 7,6 % zum Gesamtumsatz bei, sondern der flächenbereinigte Umsatzanstieg um 25.3 % machte ebenfalls Spass. Edne des Quartals betrieb Mattres noch 2.386 Stores – viele im Franchiseverfahren.

Und wenn man sich anschaut, dass Mattres in der Bilanz zum 30.09.2020 einen Gewinn von 97 Mio EUR nach IFRS und sogar 146 Mio EUR nach US-GAAP ausweisen konnte – bei einem Jahresumsatz von 2,976 Mrd EUR – sollte die Umsatzsteigerung grösstenteils auch auf den Gewinn „durchschlagen“. Schönes Ergebnis.

LIPO und andere

LIPO, das Schweizer Möbelhaus schaffte eine perfekte Neupositionierung am Schweizer Markt: Der Umsatz stieg um 19 % auf 57 Mio EUR (Vorjahr: 48 Mio EUR). Auf like-for-like Basis erreichte man immerhin noch 15 %. Jedenfalls stark war das Onlinegeschäft mit einem Zuwachs um 115 %. Hoffnungsvolle Entwicklung. Die anderen Logistikaktivitäten szeigerten ihren umsatz zwar um 50 %, abe rerreichten nur 3 Mio EUR Umsatz. Beide Aktivitäten schrieben in 2019/2020 schwarze Zahlen. Das sollte mit steigender Marge besser egworden sein im Weihnachtsquartal. Aber nur:

Positive  Voten der beiden Gläubigerversammlungen gäben Steinhoff eine Chance

Die Einleitung der beiden Schutzschirmverfahren setzt auf eine baldige Klärung der Hängepartie „Vergleichsvorschlag“. Und in Südafrika sollte ab dem 20.06.2021 bis „Anfang Juli“ die letzte Entscheidung gefallen sein. also möglicherweise sogar vor dem 30.06.2021, der in den Niederlanden der „Tag der Entscheidung/Gläubigerversammlung“ ist. Aber man sollte nicht vergessen:

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Selbst bei positiven Voten in Südafrika und den Niederlanden auf den Gläubigerversammlungen wäre der Steinhoff Konzern extrem verschuldet mit kaum tragbaren Zinsbelastungen, die sich aber nach einem Vergleich wieder auf prozentual erträgliche Grössenordnungen reduzieren lassen müssten. Aber ohne Vergleich unnütze Spekulationen. Und so ist das Management zum Erfolg bei den Vergleichsverhandlungen verdammt, um wenigstens eine gewisse Überlebenschance für den Konzern zu erreichen.

Steinhoff könnte bald „normal“ werden

mit wachstumsstarken Töchtern, die als Retailkonzerne besser als die Konkurrenz durch die Corona Krise gekommen sind. Und man wäre nicht mehr ein Konzern, der sich mit Schadensersatzforderungen konfrontiert sieht, die bei weitem alle seine Vermögenswerte überschreiten. Weiterhin mit Forderungen, die vor Gericht sehr erfolgversprechend waren, aber mit grösster Wahrscheinlichkeit den Konzern in die Insolvenz gezwungen hätten. Und im Insolvenzfalle wären die Forderungen wahrscheinlich nur zu Bruchteilen bedient worden. Zu viele Fremdkapitalgeber hätten zuvor Zugriff auf die Vermögenswerte gehabt. Was auch die Zusagebereitschaft der Schadensersatzfordernden erklärt.

Allen ist klar: Ohne Vergleich hat Steinhoff garantiert keine Zukunft,

mit Vergleich – so wie er jetzt vorliegt – könnte Steinhoff „gerade noch mal die Kurve“ kriegen. Die Schuldenlast ist immens und wird derzeit viel zu teuer bezahlt. Aber die hohen Fremdkapital-Zinsen sind auch im Existenzrisiko aufgrund der drohenden Aktionärs- und Darlehensgeberklagen begründet. Wenn diese durch den Vergleich wegfallen, sollte auch die Zinslast wesentlich reduziert werden können.

Nachdem der mit Abstand größte Gläubiger – Christo Weise – und die Interessenvertretung der europäischen Steinhoff-Aktionäre grundsätzlich dem Vergleich bereits vor Monaten zustimmten, fehlt zum Abschluss und endgültigen Freigabe von Fremdkapitalseite lediglich ein formaler Schritt: Ende Januar, konkret am 26. und 27. Januar per Videoanhörung dann die entsprechende „Absegnung“ des Ergebnisses in einer Anhörung – „scheme sanction hearing“ durch den Highcourt. ALLE anderen Schritte mit den Anspruchsgruppen des Vergleichs werden parallel durchgeführt.

Also alles hängt jetzt „nur noch“ an den Geschädigten des Bilanzbetrugs

es gibt ja durchaus im operativen Bereich des „gesundgeschrumpften“ Konzerns einige interessante Beteiligungen mit hohen Wachstumsraten und Ambitionen. Wenn auch durch Corona gebremst. Und beispielsweise Pepkor Südafrika ist ein in der Krise gestärkter börsennotierter Handelskonzern, der organisch wächst und seine Marktanteile kontinuierlich steigern konnte. Auch die Mattres Inc. ist durch das Chapter11 Verfahren von diversen Altlasten befreit und beginnt wieder rund zu laufen – auch hier natürlich coronabedingte Einschränkungen.

Und auch die australischen Händler haben „Ballast“ und viel margenschwachen Umsatz abgegeben und stehen jetzt fokussierter und gesünder da. Gleiches gilt für die diversen Abgaben von Nicht-Handelsaktivitäten, wie den britischen Möbelherstellern, südafrikanischen Autohändlern und Werkstätten. Und ohne die verlustträchtige Conforama Frankreich/Schweiz, die zu einem symbolischen Preis losgeschlagen werden konnte, bleiben gesunde Conforamahändler im Konzern. Über die Wachstumsperle Pepco brauchen wir wohl gar nicht mehr zu sagen – zwar wurde der Multimilliarden-(Teil-)Börsengang bisher nicht realisiert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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