Scale | Das große W:O Interview: „Die Transformation der wallstreet:online.“ CEO M. Hach exclusiv über die Zukunft und Gegenwart.

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Getrieben durch die Corona-Pandemie schreitet die Digitalisierung weiter voran. Ein Profiteur dieser Entwicklung sind Online-Broker, entdecken doch auch immer mehr private Anleger das Trading für sich. Mit seinem „Smartbroker“ treibt die Unternehmensgruppe wallstreet:online aktuell die Transformation von Deutschlands größter Finanz-Community zu einem modernen Finanzdienstleister voran. Im Gespräch mit dem nwm spricht Matthias Hach, Doppel-CEO der wallstreet:online AG (ISIN: DE000A2GS609) und der wallstreet:online capital AG, über Marktchancen, die Strategie des Unternehmens und wieso „zu viel“ Werbung nicht immer schlecht sein muss.

Herr Hach, vorab die Frage: Was hat Sie gereizt von einer “klassischen” Großbank zu einem “Smartbroker” zu wechseln?

wallstreet:online ist eine Unternehmensgruppe im Aufbruch. Wir wandeln uns gerade von einem reichweitenstarken Portalbetreiber und Deutschlands größter Finanzcommunity zu einem transaktionsgetriebenen Online-Broker und Finanzdienstleistungsunternehmen. Und das in einem sehr dynamischen Umfeld, das enorme Wachstumschancen bietet. Hier kann ich zusammen mit meinem Team meine Erfahrungen bestens einbringen. Gemeinsam können wir viel gestalten und erschaffen. Das ist eine riesige Chance.

Nicht ganz Neobroker? Nicht ganz Discountbroker? Wo ordnen Sie den “Smartbroker” ein?

Wir verbinden das Beste aus zwei Welten: Auf der einen Seite profitieren unsere Kunden von unserem Full-Service-Angebot, wie man es von einem klassischen Online-Broker kennt. Beim Smartbroker gibt es beispielsweise keine Einschränkungen bei den börslichen Handelsplätzen. Das erlaubt unseren Kunden, immer schnell und flexibel reagieren zu können. Eben auch dann, wenn es an den Börsen turbulent zugeht. In solchen Marktphasen tritt der vermeintliche Preisvorteil der Mitbewerber in den Hintergrund und es zählt nur die Performance. Auf der anderen Seite bieten wir sehr günstiges Trading, teilweise auch den Null-Euro-Handel, nach dem Vorbild der Neobroker an. Depotgebühren gibt es bei uns grundsätzlich nicht. Diese Kombination ist bislang einzigartig am Markt.

Vom Timing her hätte der Launch des “Smartbrokers” kaum günstiger gewählt sein können. Durch die Bank weg: alle online-orientierten Brokerage-Firmen melden seit fast einem Jahr Rekorde auf Rekorde.

Das stimmt. Wir haben durchaus starken Rückenwind vom aktuellen Trend um das Online-Brokerage-Geschäft bekommen. Die Digitalisierung schreitet voran, Sparen ohne Wertpapiere funktioniert in einem Nullzinsumfeld nicht mehr und immer mehr Menschen verstehen, dass sie langfristig selbst für ihre Rente sorgen müssen. Trotz allem wollen wir nicht nur einen kurzfristigen Trend bedienen, sondern nachhaltig mit unserem Smartbroker wachsen. Aufgrund eines etablierten und langfristig orientierten Kundenstamms sind wir sehr optimistisch, was unsere Zukunft angeht.

Wenn man sich die Entwicklung anderer Online-Broker wie der flatexDEGIRO ansieht und deren gerade erst erhöhte Kundenziele – in 5 Jahren will man 7-8 Millionen Kunden europaweit haben – fragt man sich: Wo ist da noch Platz für den Smartbroker? Insbesondere auch die anderen Discountbroker auf der einen Seite und die Neobroker auf der anderen Seite wachsen ebenfalls kräftig.

Der Finanzmarkt lebt von der Vielfalt und der Kunde profitiert von einem umfangreichen Angebot, aus dem er wählen kann. In Sachen Aktienkultur stehen wir gerade in Deutschland noch ganz am Anfang. Noch immer begegnen viele Anleger, aber auch die Medien und sogar Spitzenpolitiker, wie unser Finanzminister, der Börse mit viel Skepsis. Das wandelt sich jetzt aber zum Glück. Klassische Sparer werden zu Anlegern. Darüber hinaus haben wir etwas, das alle anderen nicht haben: Eine starke, über Jahre gewachsene und finanzaffine Community. Im Februar dieses Jahres hatten wir mehr als 450 Millionen Seitenaufrufe auf unseren unterschiedlichen Börsenportalen und mehr als 500.000 registrierte Nutzer auf wallstreet-online.de. Was liegt also näher, als dieser Community ein attraktives Angebot mit dem Smartbroker zu machen? Ich sehe darin einen echten Mehrwert.

Wie sieht denn die aktuelle Entwicklung bei wallstreet:capital aus? Es gibt ja neben dem Smartbroker noch andere “Produkte”?

Völlig richtig. Neben dem Smartbroker betreibt die wallstreet:online capital AG FondsDISCOUNT.de, einen der größten bankenunabhängigen Online-Discount-Anlagevermittler in Deutschland. Bei diesem Produkt können Anleger ihre Fonds ohne Ausgabeaufschläge beziehen und teilweise auch mit verminderten laufenden Kosten verwalten. Das ist einzigartig in Deutschland. Ende letzten Jahres konnte das Unternehmen einen großen Coup mit der Übernahme von mehr als 22.500 Wertpapierdepots der Volkswagen-Bank landen. Insgesamt verwaltet die Gesellschaft derzeit Kundeneinlagen in Höhe von mehr als 6 Mrd. Euro. Das ist ein sehr wertvolles Asset, was wir weiter ausbauen werden, das aber von vielen noch nicht richtig gesehen und deutlich unterschätzt wird.

Sind Cryptocurrencies auch ein Thema? “Kontowährung”? Anlageobjekt? Oder nur Basis von börsengehandelten Zertifikaten? Denken Sie über eine Kooperation mit einer Kryptobörse nach oder wird es irgendwann vielleicht ein “Handelstool” im Smartbroker geben?

Wir werden den Smartbroker kontinuierlich weiterentwickeln. Alle von Ihnen genannten Punkte stehen in der einen oder anderen Form auch auf unserer To-do-Liste. Uns ist sehr bewusst, was sich derzeit in der Szene tut. Kryptowährungen sind ein gutes Beispiel. Allerdings wollen wir Schnellschüsse mit einem schnell auf den Markt geworfenen Angebot vermeiden. Deshalb prüfen wir sehr genau, wie wir das Thema im Sinne einer optimalen Lösung in den Smartbroker integrieren können.

Ab wann denken Sie, dass der gegenwärtige Kundenaufbau zu erkennbaren Ergebnisbeiträgen für die w:o-Gruppe führen wird? Wie verteilen sich eigentlich die Erträge zwischen der “Werbeplattform” wallstreet:online AG und der Tochter wallstreet:online capital AG?

Aktuell sind wir in einer starken Wachstumsphase. Wir nehmen Opportunitäten am Markt für ein schnelles Wachstum wahr. Natürlich dauert so etwas eine gewisse Zeit, wir investieren in diesem Jahr erneut mehrere Millionen Euro in den Smartbroker, der Großteil davon fließt in die Kundengewinnung und den Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Die Erträge kommen derzeit zu 55 Prozent aus dem Social & Media-Geschäft, also der Vermarktung unserer Internetseiten, wie z. B. wallstreet:online.de. Die Depotkunden werden in diesem Jahr, anders als in 2020, bereits mit rund 45 Prozent an den Umsatzerlösen beteiligt sein. Dieses Verhältnis wird sich in den kommenden Jahren weiter verschieben. Wir gehen davon aus, dass der Smartbroker bereits in diesem Jahr einen erheblichen Anteil an den Erlösen ausmachen wird, langfristig wird das Depotgeschäft unsere Haupteinnahmequelle werden.

Denken Sie daran die Beteiligung an der w:o capital möglicherweise auf 100 % aufzustocken? Wäre das nicht transparenter und würde die “Verteilung des Kuchens” zwischen den beiden Unternehmen für die externen Aktionäre jeder Brisanz berauben?

Die Aufstockung der Mehrheitsbeteiligung von wallstreet:online an der wallstreet:online capital auf über 95 Prozent, für die derzeit noch eine Zustimmung durch die BaFin aussteht, war ein konsequenter und logischer Schritt, um die beiden Produkte noch enger zu verzahnen. Unsere Aktionäre standen voll hinter dieser Entscheidung. Sowohl personell als auch organisatorisch sind die beiden Unternehmen bereits sehr eng zusammengerückt. Inwiefern eine weitere Aufstockung der Beteiligung Sinn macht, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Kommt das Gros Ihrer Kunden derzeit aus Deutschland oder gibt es bereits erkennbaren “grenzüberschreitenden” Kundenzuspruch?

Wie in so vielen Bereichen gibt es auch bei uns einen „kleinen Grenzverkehr“, beispielsweise nach Österreich. Aber wir konzentrieren uns derzeit in der Vermarktung auf den deutschen Markt. Hier sehen wir enormes Potenzial, zumal auch regulatorische Hürden zu einem enormen Aufwand führen, auf den wir aktuell gerne verzichten. Unsere Wachstumsstory spielt sich in Deutschland ab.

Wie sieht es mit dem Aufbau der Strukturen bei w:o capital aus? Vor einigen Monaten gab es ja zeitliche Verzögerungen bei der Eröffnung neuer Depots wegen “zu viel Nachfrage”. Wie groß ist mittlerweile das “Brokerage-Team”? Wie sehen die Ausbaupläne aus?

Der Neukunden-Ansturm vor einigen Monaten war wirklich enorm und hat uns auch selbst ein wenig überrascht. Mittlerweile haben wir die Prozesse optimiert und zusammen mit unseren Partnern dafür gesorgt, dass der Onboarding-Prozess deutlich zügiger erfolgt.

Was macht eigentlich konkret die w:o capital AG und welche Dienstleistungen müssen Sie wo zukaufen?

Ziel der wallstreet:online capital war es von Anfang an, die Abwicklung von Kapitalanlagen einfacher und günstiger zu gestalten. Mit FondsDICOUNT.de konnte hier ein Produkt geschaffen werden, das ein transparentes und breites Spektrum an Anlagemöglichkeiten bietet und mit einer ganzen Reihe von etablierten Depotführern zusammenarbeitet. Das ist auch das Besondere an dem Modell – unsere Kunden müssen unter Umständen gar kein neues Depot bei einem bestimmten Online-Broker oder bei wallstreet:online capital eröffnen. Insofern ist das auch kein „zukaufen“, sondern eine partnerschaftliche Beziehung. Das Gleiche gilt für den Smartbroker. Hinter dem Angebot steht mit der DAB, bzw. der BNP Paribas, ein starker Partner, der für die Stabilität in der Depotführung und der Wertpapierabwicklung sorgt.

Wieso fiel Ihre Wahl auf die DAB Bank? Und warum sollte der Anleger nicht direkt zur DAB Bank wechseln, sondern zu Ihnen kommen?

Nur weil die Depotführung und die Abwicklung an einen Partner übertragen wurde, heißt das noch lange nicht, dass Angebote und Preisgestaltung identisch sind. Da unterscheidet sich die Finanzindustrie nicht von anderen Bereichen wie z. B. der Automobilindustrie. Auch wenn viele Zulieferer unterschiedliche Automobilhersteller beliefern und Plattformen konzernübergreifend entwickelt werden, unterscheiden sich die Angebote enorm. Ja, sie kommen mit jedem PKW von A nach B. Die Frage ist nur wie. Und genauso können Anleger bei jedem Online-Broker eine Transaktion aufgeben. Die umfangreichen Vergleichstests von Fachmedien wie Finanztest, Euro, Handelsblatt und anderen unabhängigen Medien zeigen sehr eindrucksvoll, dass wir uns im Preis und Service deutlich von anderen Marktteilnehmern positiv abheben. Wir gehören immer zu den Top-Anbietern.

Offensichtlich scheint der Smartbroker bei den “Kunden” gut anzukommen. Diverse “Testsiege” und positive Kommentare deuten zumindest darauf hin. Dennoch sind die Kundenzuwächse bei anderen – hochpreisigeren – Discountbrokern in absoluten Zahlen höher. Was denken Sie warum?

Auch hier unterscheidet sich der Online-Brokerage-Markt nicht von anderen Branchen. Wer die Anbieter beobachtet und Testergebnisse liest, hat in der Regel einen differenzierten Blick. Doch für viele neue Sparer sind vermutlich auch andere Aspekte entscheidend: Größe, Bekanntheit und Image. Was wir aber in Bezug auf den Smartbroker sehen, ist ein starker Zuspruch gerade von erfahrenen Anlegern. Unsere neuen Kunden kommen von Filial- und Direktbanken sowie anderen etablierten Brokern. Sie bringen neben ihrer Erfahrung auch entsprechendes Depotvolumen mit. Das ist eine wichtige Kennzahl für uns. Nicht nur das absolute Kundenwachstum zählt, sondern auch die Qualität der Anleger.

Was ist eigentlich anders beim Smartbroker im Vergleich zu Trade Republic?

Der Aufstieg der Neobroker ist ein Weckruf für alle. Ein neuer technischer Zugang zu den Finanzmärkten hat eine neue Generation von Anlegern geschaffen. Anleger können blitzschnell zu minimalen Preisen handeln; Ordergebühren spielen praktisch keine Rolle mehr. Damit sinkt auch das Odervolumen pro Trade. Das lockt buchstäblich Millionen von Anlegern, die im Durchschnitt sehr jung sind und auch noch wenig Erfahrung haben, aber viel und gerne handeln. Das ist vor allem gut für die Aktionärskultur. Und wir freuen uns auch, dass der Wert dieser Kunden so hoch eingeschätzt wird. Wenn Trade Republic bei der jüngsten Finanzierungsrunde eine Bewertung von mehr als 5 Mrd. US-Dollar erhalten hat, zeigt das erst einmal, wie wertvoll Brokerage-Kunden sind: Mehr als 5.000 Euro pro Kunde!

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Trotzdem sollte man klar differenzieren, denn die Kundenbedürfnisse sind unterschiedlich. Online-Brokerage-Kunden sind keine homogene Masse, die alle das Gleiche wollen. Unsere Transaktionspreise bewegen sich zwischen 0 und 4 Euro. Dafür gibt es 18.000 Investmentfonds, hunderte Sparpläne, Derivate und mehr als 40 Handelsplätze auf einem extrem stabilen System. Da ist der Handel auch gewährleistet, wenn beispielsweise bei einem Wert wie GameStop der Aktienkurs Achterbahn fährt und Anleger schnell reagieren müssen. Das erklärt auch das vergleichbar hohe Einlagevolumen gegenüber anderen Neobrokern. Auch im direkten Vergleich zu Trade Republic sehen wir, dass die Kunden beim Smartbroker mit durchschnittlichen Assets under Management (AUM) von rund 27.000 Euro deutlich über dem Durchschnitt eines Trade-Republic-Kunden mit rund 6.000 Euro AUM liegen, also Smartbroker die deutlich wertigeren Kunden hat. Wir sprechen einen hybriden Kunden an, der ein stabiles System und eine breite Angebotspalette sucht – aber eben auch die niedrigen Preise schätzt.

Was passiert eigentlich, wenn die derzeit perfekten Börsenzeiten – hohe Volatilität, hohe Umsätze, spannende Entwicklungen an den Börsen – wieder “zurückkommen”? Davon wäre Ihre Gruppe direkt doppelt betroffen: Sinkende Leser/Userzahlen bei Ihren Finanzportalen, somit sinkende Werbewirkung für Smartbroker-Neukunden und sinkende Pro-Kopf-Umsätze seitens der Smartbroker-Kunden.

Wir sind wesentlich diversifizierter aufgestellt als jeder andere Online-Broker. Neben dem attraktiven und extrem wachstumsstarken Wertpapiergeschäft kommt das Online-Medienhaus mit seinen Werbeeinnahmen ergänzend hinzu. Das macht uns deutlich ertragsstabiler und umsatzdiversifizierter als vergleichbare Unternehmen. Natürlich schwankt unser „Brot-und-Butter-Geschäft“, doch auch wenn die Börsenzeiten mal nicht so rosig sein sollten, ist der Informationsbedarf bei der Community gleichbleibend hoch. Gerade weil wir eine langfristige und treue Community haben, machen wir uns wegen einer Börsen-Baisse keine Sorgen – denn die User sind erfahren genug, um zu wissen, dass es nach einem Tief auch schnell wieder aufwärts gehen kann. Auch das unterscheidet uns stark von Anderen: Gerade weil wir nicht auf die klassischen Neobroker-Kunden setzen, die eher am kurzfristigen Boom der Aktienmärkte interessiert sind, werden wir in Zeiten fallender Aktienkurse immer noch über eine stabile Kundenbasis verfügen.

Sie sind sowohl bei der w:o AG, als auch bei der w:o capital “im Einsatz”, deshalb die Frage: Wie sieht die Entwicklung bei den Finanzportalen der Gruppe derzeit aus?

Der Bereich Social & Media umfasst bei uns die vier Portale wallstreet:online, BörsenNews, Ariva und FinanzNachrichten sowie die jeweiligen Apps, Communities, Foren und Newsletter. Wir erreichen über unsere eigenen Medien jeden Monat rund 3 Mio. börseninteressierte Anleger. Im Februar 2021 kamen wir mit allen Portalen auf rund 454 Mio. Seitenaufrufe. Damit sind wir der mit Abstand größte verlagsunabhängige Portalbetreiber im deutschsprachigen Raum und die größte Finanz-Community. Allein in den Foren von wallstreet-online.de sind mehr als 500.000 User registriert. Wir gehen davon aus, dass wir die Reichweite unserer Finanzportale weiter steigern können. Im ersten Quartal 2021 sind die Umsätze in diesem Bereich bereits organisch um mehr als 60 Prozent im Vergleich zur selben Vorjahresperiode gestiegen. Die Sommermonate sind schon jetzt voll ausgebucht. Da der Sommer im Werbegeschäft in der Regel die schwierigste Saison des Jahres ist, sehen wir der zweiten Jahreshälfte sehr positiv entgegen.

Oft kritisiert wird das “Zuviel” an Werbung auf Ihren Seiten. Was würden Sie dazu erwidern?

Als Medienhaus und Portalbetreiber müssen wir uns natürlich finanzieren und Werbeinnahmen sind für uns ein wichtiger Finanzierungsbaustein. Nutzer, die in der digitalen Welt zu Hause sind, haben dafür im Normalfall Verständnis. Sie profitieren schließlich auch von dem einzigartigen Content, den unsere Redaktion exklusiv für unsere Portale erstellt. Ich möchte gerne betonen, dass unsere Beiträge, Korrespondentenberichte, Videos, der Podcast, Kursdaten und die Foren für die Leserinnen und Leser komplett kostenfrei sind. Insofern finde ich Werbung völlig gerechtfertigt.

Und jetzt zur Aktie. Die w:o-Aktie zeigte eine sehr schöne Performance in den letzten Monaten und scheint sich jetzt wieder der 30,00 EUR-Marke zu nähern. Wie wichtig ist Ihnen die Kursentwicklung der Aktie?

Primär kümmern wir uns um das operative Geschäft. Das ist der Fokus unseres Handelns. Natürlich haben wir auch die Aktienkursentwicklung im Blick. Sie zeigt uns, dass wallstreet:online langsam aber sicher anders wahrgenommen wird. Die Transformation von einer Community und einem Portalbetreiber hin zu einem Onlinebroker und Finanzunternehmen mit eigener Community wird immer mehr verstanden und vom Markt offenkundig honoriert. Die jüngsten Analysen vom Bankhaus Metzler und Warburg billigen uns eine faire Bewertung von 35-38 Euro zu. Das freut uns natürlich.

Gibt es Aktienoptionsprogramme für das Management? Und wenn ja: An welche Kriterien sind diese gebunden?

Ja, es gibt ein Optionsprogramm über insgesamt 5 Prozent der Aktien, das in den kommenden Jahren ausgeübt werden kann. Dieses Programm wurde im Rahmen der Hauptversammlung 2020 beschlossen. Als Bedingung gibt es zum einen Kursziele, die erreicht sein müssen, und es gibt persönliche Ziele, die mit jedem Optionsinhaber individuell vereinbart wurden.

Wird zur weiteren Wachstumsfinanzierung über Kapitalmaßnahmen nachgedacht? Eventuell auch die Begebung einer Anleihe oder Wandelanleihe?

Im vergangenen Geschäftsjahr sind wir durch unser Brokerage-Geschäft stark gewachsen. Unser operatives EBITDA, vor Investitionen, lag bei 11,9 Mio. Euro und das bei einer EBITDA-Marge von rund 41 Prozent. Die Zahlen untermauern, dass wir eine sehr solide Finanzbasis haben, die uns weiteres Wachstum ermöglicht. Den Spielraum, den uns unsere positive Bilanz gibt, werden wir auch nutzen, da uns gerade jetzt ein beschleunigtes Wachstum wichtig ist.

Sehen Sie sich eigentlich auch als potenzielles interessantes Übernahmeziel?  Wobei die derzeitige Aktionärsstruktur eine unfreiwillige Übernahme wohl ausschließt?

Nein, unsere Aktionärsstruktur ist sehr stabil und gesund.

Wie sieht die Aktionärsstruktur konkret aus?

wallstreet:online-Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender Andre Kolbinger und Familie sind mit ungefähr 61 Prozent Mehrheitsaktionäre der Gruppe. Knapp 32 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz. Daneben sind noch institutionelle Investoren bei uns investiert.

Zum Abschluss würden wir Ihnen gerne einige Stichworte “zuwerfen” und bitten um kurze Kommentierung:

Fintech: Ein spannendes Feld, dem wir uns immer stärker annähern

Konkurrenz: Es gibt keine Konkurrenten, nur Marktbegleiter

Übernahmen: Aktuell kein Thema

Personalverfügbarkeit: Gutes Personal ist rar gesät, aber extrem wichtig

Analysten: Wichtige Stakeholder für uns – enger Austausch ist wichtig

Investor-Relations: Gute IR-Arbeit ist das A und O für eine börsennotierte Gesellschaft

Dividende: Nicht angemessen für Growth-Werte wie wallstreet:online, aber wahrscheinlich der neue Zins für viele Anleger

Coronafolgen: Aus humanitärer und gesundheitlicher Sicht verheerend, auch wenn sich aus dieser Tragödie wieder neue Chancen ergeben

Klassische Banken: Haben trotz Online-Broker-Hype ihre Daseinsberechtigung

Neobroker: Spannend, innovativ, disruptiv

Umsatzziel 2022: Hoch

Umsatzziel 2023: Noch höher

Und wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Was erwarten Sie für den Smartbroker in 5 Jahren? Wo stehen die Finanzportale der Gruppe dann? Werden Sie “nur noch” Beiwerk eines Brokers sein? Wofür wird der Smartbroker stehen?

Ich habe natürlich keine Glaskugel, mit der ich in die Zukunft blicken kann. Aber unser Ziel ist es, aus der Kombination von Smartbroker und wallstreet:online einen modernen, digitalen Finanzdienstleister und einen echten Community-Broker zu machen, der in puncto Innovationskraft, Größe und Produktangebot zu den Marktführern in Deutschland zählt. Und in einer weiter fortschreitenden digitalisierten Welt werden unsere Portale weit mehr als nur Beiwerk sein. Sie sind die Startbahn für eine ganzheitliche Lösung, in der Information, Handel und aktiver Austausch eine Einheit bilden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Matthias Hach | Doppel-CEO der wallstreet:online AG und der wallstreet:online capital AG

Matthias Hach ist Doppel-CEO der wallstreet:online AG und der wallstreet:online capital AG. Er verantwortet insbesondere das Wachstum des Neobrokers Smartbroker und die strategische Transformation vom Portalbetreiber zu einem modernen Finanzdienstleister. Bis Februar 2021 war er als Bereichsvorstand der Commerzbank AG für das Digital Banking & Brokerage, für das Marketing und für die comdirect verantwortlich. Seine Karriere startete Hach bei der Berliner Volksbank, ehe er 1999 zur Berliner Effektenbank AG wechselte um dort den Neuaufbau eines Geschäftsbereiches zur Wertpapierabwicklung umzusetzen. Ab 2000 war Hach am Aufbau der E*TRADE Bank AG als Generalbevollmächtigter beteiligt und wurde 2003 zum Geschäftsführer bei E*TRADE Germany ernannt. Im Jahr 2010 wechselte er als Vorstand zur ViTrade AG. Von 2013 bis 2015 war Hach Geschäftsführer der flatex GmbH. 2016 wechselte er zur comdirect Bank AG und wurde im Januar 2018 zum Vorstand und CMO ernannt.

Über die wallstreet:online-Gruppe:

 Die wallstreet:online-Gruppe betreibt den Smartbroker – einen mehrfach ausgezeichneten Online-Broker, der als einziger Anbieter in Deutschland das umfangreiche Produktspektrum der klassischen Broker mit den äußerst günstigen Konditionen der Neobroker verbindet. Mit mehr als 135.000 eröffneten Smartbroker-Depots sowie weiteren 45.000 Kunden im Bereich Classic Transaction (Stand 4/2021) gehört der Berliner Finanzdienstleister bereits zu den bedeutendsten Anbietern auf dem Markt. Insgesamt verwaltet das Unternehmen Vermögenswerte in Höhe von mehr als 6 Mrd. Euro. Gleichzeitig betreibt die Gesellschaft (ISIN: DE000A2GS609) vier reichweitenstarke Börsenportale (wallstreet-online.de, boersenNews.de, FinanzNachrichten.de und ARIVA.de). Mit über 450 Mio. Seitenaufrufen (Stand 2/2021) ist die Gruppe der mit Abstand größte verlagsunabhängige Finanzportalbetreiber im deutschsprachigen Raum und die größte Finanz-Community. Allein in den Foren von wallstreet-online.de sind mehr als 500.000 User registriert.

Aktuell (29.06.2020 /  10:54 Uhr) notierten die Aktien der Wallstreet:online AG im XETRA-Handel mit einem Plus von +0,60 EUR ( +2,30 %) bei 26,70 EUR.


Chart: wallstreet:online AG | Powered by GOYAX.de
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