Nikola Aktie kennt nur noch rot. 1,00 USD wieder perdu. Hat man den Bogen überspannt?

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Nikola hat turbulente Zeiten hinter sich. Und die Aktie machte eine Achterbahnfahrt durch, die kaum rational nachvollziehbar ist. Positiv ist: Seit man die Europa-Pläne aufgegeben hat, ist NIKOLA klar fokussiert: FCEV und BEV LKW-Produzent für Nordamerika –  mit dem Schwerpunkt Wasserstoff-LKW. Parallel stand man einem nervenaufreibenden Kampf um die Zustimmung der Aktionäre zur Schaffung neuen genehmigten Kapitals aus, der letztendlich nur gewonnen wurde, weil sich die zugrundeliegenden gesetzlichen Vorgaben zugunsten Nikola’s änderten. Denn allen Beteiligten war klar, dass dieses genehmigte Kapital notwendig war – und ist – um die Liquidität des Konzerns bis zu einem Break-Even „in der Zukunft“ zu sichern. Neben dem positiven Effekt aus deutlichen Kosteneinsparungen und sogar „Ausstiegsprämien“ bei Projekten und Personalkürzungen,  führten die Batteriebrände bei den TreBEV’s zu weiteren Kosten, die finanziert werden müssen.

Kosten reduziert – Ambitionen zusammnegestrichen bei Nikola. Wohl die einzige Chance.

Aus dem in Europa und USA produzierenden und Marktmacht aufbauenden Hersteller von Wasserstoff- und E-Trucks, der ein umfassendes Infrastrukturnetz für Wasserstoff (Von der Produktion bis zur Tankstelle) in den USA aufbauen und betreiben wollte, ist mit einigen Zwischenschritten nun ein Produzent von Wasserstoff- und E-Trucks in den USA geworden, der ein Wasserstoffinfrastrukturnetz in den USA nutzen will, das von Partnern betrieben wird, die Nikola’s ursprüngliche Investitionen in Tankstellen, Wasserstoffherstellung/Transport (Bayotech) und einen geplanten Wasserstoffhub in Phoenix (Fortescue übernahm) „entschädigten“ und jetzt die geplanten Einheiten aufbauen und betreiben sollen – im eigenen Besitz. Mit Nikola als Kunden.

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Kapitalerhöhung und Wandelanleihe-Emission am 6.12. angekündigt, am 7.12. vollzogen brachte die Aktie weiter ins Taumeln.

Bis zur konkreten Ankündigung handelte die Nikola-Aktie in Regionen „um einen USD“ – nicht berauschend, aber immerhin oberhalb der „Delisting“-Grenze der NASDAQ. Dann kam die – eigentlich sicher zu erwartende – Kapitalerhöhungsankündigung, die insgesamt 275 Mio USD in die sich leerenden Kassen Nikola’s spülen wird. Eigentlich ein moderater Betrag, der natürlich beim derzeitigen Kursniveau zu einer deutlichen Verwässerung führt. Aber wie gesagt: Notwendig. Bekannt.

Heftig die Kursreaktion – rund 30% auf niedrigem Niveau ging es weiter runter. Und aktuell handelt die Nikola Aktie zu 0,72 USD – noch unter dem Niveau des gestern nach Börsenschluss mitgeteilten Bezugspreises für die 133.333.334 neuen Aktien, die zu 0,75 USD platziert werden sollen – 100 Mio USD brutto für das Weitermachen-Können Nikola’s. Dazu kommen 175.000.000,00 USD für eine mit 8,25% (halbjährliche Zinszahlung) Coupon versehene Wandelanleihe, die bis Dezember 2026 laufen soll. Wandlungspreis 0,90 USD. Bis zum 12.12.2023 sollen die Platzierungen abgeschlossen sein. Eine Vollzugsmeldung sollte die Nikola Aktie wieder in etwas ruhigere fahrwasser kommen lassen. Über ein Scheitern sollten die auf Nikola setzenden Anleger besser nicht nachdenken.

Scheitern der Platzierung wäre wohl Nikola’s grösster Alptraum.

wobei man jedoch davon ausgehen sollte, dass im Vorfeld dieser erwwarteten Kapitalmassnahmen entsprechende Zusagen bereits „gesammelt wurden“ – wohl inclusive „Preisvorstellungen“. Und „man“ muss mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass diese Kapitlamassnahmen nicht die letzten auf dem Weg zur Profitabilität gewesen sein sollten. Die Q3-Zahlen zeigten zwar einige Hoffnungsschimmer – aber auch noch wie weit man von den notwendigen Auftragsvolumina entfernt ist, um zumindest kostendeckend zu produzieren.

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Nikola – kleiner Rückblick auf die letzten Monate.

Den Anfang machte man im US-Markt mit den sogenannten TreBEV, E-Trucks mit demnächst eigenen Batteriepacks durch die Romeo-Übernahme „Inhouse“ geholt, die in kleinerer Stückzahl verkauft und ausgeliefert, plangemäss wurde zum Ende Juli die gesamte Produktion auf Tre FCEV umgestellt. Gleichzeitg Grund für geringere Auslieferungszahlen im Q3 – praktisch? Jedenfalls werden ab Juli nur noch LKW, mit Brennstoffzellen-Technologie von Bosch, montiert werden, wobei man noch in 2023 beginnen will die Bosch-Brennstoffzellen-Komponenten in Coolidge selber zu montieren – Steigerung Wertschöpfungsanteil. Wird auch dringend notwendig: Allein die Rückrufaktion für die TreBEV kostet den Möchtegern LKW-Tesla 61,8 Mio USD – als Aufwand im Q3 gebucht.

Kursachterbahn bei Nikola. unter 1,00 USD, deutlich drüber, jetzt wieder drunter…

Verkaufs- und Auslieferungsstart FCEV Tre auf der einen Seite, auf der anderen Seite News zu den Batterieproblemen: teurer Rückruf notwendig. Gemischte Nachrichtenlage, die Nikola’s Aktie wieder unter die NASDAQ-Notiz-relevante 1,00 USD brachte, die man dann wieder  klar hinter sich lassen konnte – neue Manager lassen das überraschende Ausscheiden des CEO Lohscheller vergessen, Steve Girsky übernahm überzeugend die Doppelrolle aus CEO und Cahirman of the Board. Kommunikationspolitik lenkte von dem Batteriedesaster ab und richtete die Aufmerksamkeit auf die FCEV-Tre’s, deren Verkaufsstart passend zelebriert wurde.

Und die Q3-Zahlen bei Nikola stehen…

…, wenn man sich die alten Pläne noch unter Trevor Milton anschaut, für „nur noch“ einen Hersteller von CO2-freien Trucks für den nordamerikanischen Markt. Direkt mehrere Nummern kleiner. Dafür vielleicht aber umsetzbar-  durch das notwendige Anlaufen der Truckproduktion und dem begonnenen Akquirieren von entsprechenden Verkäufen. Diese Marketingmaschine läuft. Wohl noch etwas stotternd, wenn man sich die bisher erreichten Aufträge/LKW-Verkäufe ansieht. Wobei einige bestimmt mehrBestellungen bereits im Q3 erwartet hätten.

47 TreBEV, 77 zusätzliche TreFCEV-Vormerkungen. Nikola muss sich noch steigern.

Neben dem offiziellen Verkaufsstart  des Wasserstoff-Brennstoffzellen-Tre von Nikola in der Produktionsanlage in Coolidge, Arizona, am 28. September war die Verbesserung der bedrohlich werdenden Liquiditätssituation wichtig im Q3.  Und die Kosten der TtreBEV-Batterieprobleme können nun wenigstens beziffert werden – die Börse mag Berechenbarkeit. Und hier die Ereignisse/Zahlen des Q3 im Einzelnen:

Basis des Erfolgs gelegt – so Nikola CEO Steve  Gursky.

“We are driving forward, capitalizing on our first-mover advantage with our hydrogen fuel cell electric truck and laying the foundation for the ‘hydrogen highway’ starting in California,” sagte am 2.11.2023 Nikola CEO Steve Girsky. “We think the competition is well behind us and believe there is white space for us to capture market share with the introduction of the Advanced Clean Fleets Rule, and incentives like HVIP and ISEF offering up to $288,000 and $408,000, respectively, per hydrogen fuel cell electric truck in California.”

Und weiter:“I am proud of the Nikola team and have enjoyed leading such a talented and resilient group in my first quarter as CEO. We continue to attract world-class people to execute on our business plan and work towards establishing ourselves as the leader in zero-emissions commercial transportation.” Voraussetzung für das Weitermachen Können: Im Q3 wurden insgesamt 250 Mio USD gewonnen, davon 136,2 Mio USD frei verfügbar.

Nikolas FCEV Tre hat Reichweite von bis zu 500 Meilen und eine geschätzte Betankungszeit von nur 20 Minuten. Roadshows laufen.

Bis heute haben Nikola und seine Händler 277 unverbindliche Bestellungen von 35 Kunden für den Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-Lkw erhalten – zum Ende des zweiten Quartals waren es noch 200. Derzeitiger Schwerpunkt sei die Markteinführung in Kalifornien, wo “ HVIP and ISEF offering up to $288,000 and $408,000, respectively, per hydrogen fuel cell electric truck in California“ an überzeugenden Subventionen als Kaufanreiz bieten. In Südkalifornien wurden bereits erste Kundenvorführungen durchgeführt, bei denen mobile Wasserstoffbetankungslösungen und die Betankungsinfrastruktur von Drittanbietern zur Unterstützung des Flottenbetriebs eingesetzt wurden. Bis heute haben die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge in der Vorführung mehr als 6.000 Meilen zurückgelegt und dabei eine Betriebszeit von 98 % erreicht.

Und der Tre BEV? Läuft trotz Verkaufsstop. Auslieferungen wieder ab Januar geplant.

Aufgrund der des LKW-Brands war Nikola gezwungen, die seinerzeit in den bestehenden batterieelektrischen Kundenfahrzeugen verbauten Romeo Packs durch eine alternative Lösung zu ersetzen. Ärgerlich, dass eventuelle Gewährleistungen des Batterieherstellers durch die Übernahme Romeos durch Nikola „nichts bringen würden“. Linke Tasche, rechte Tasche Problematik.

Die Kosten für diesen Rückruf und die Reparatur werden sich für Nikola voraussichtlich auf ca. 61,8 Mi. USD belaufen (als Gewährleistungsverbindlichkeit im 3. Quartal 2023 abgegrenzt), was die geschätzten Kosten für die Neuentwicklung, Validierung und Nachrüstung der zuvor verkauften batterieelektrischen Tre mit einer alternativen Batterielösung beinhaltet. Es wird erwartet, dass die tatsächlichen Liquiditätsabflüsse in den nächsten neun bis 12 Monaten erfolgen und teilweise durch die Gegenrechnung von Vorauszahlungen in Höhe von 10,7 Mi. USD und einen Beitrag in Höhe von 13 Mio. USD aus dem Verkauf der verbleibenden batterieelektrischen Fahrzeuge im Bestand ausgeglichen werden. Und so ergibt sich „nur“ ein geschätzter Netto-Barmittelaufwand von 38,1 Mio. USD. Nikola geht davon aus, dass im ersten Quartal 2024 wieder batterieelektrische Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden können.

Subventionen passen – könnten für Nikola’s Erfolg entscheidend werden.

Nikola-Lastwagen sind für das Incentive-Projekt „Hybrid and Zero-Emission Truck and Bus Voucher Incentive Project“ des California Air Resources Board berechtigt, das den Zugang zu Fördermitteln ab 120.000 US-Dollar bis zu 288.000 US-Dollar pro Lkw ermöglicht. Darüber hinaus bietet das kürzlich in Kalifornien wiederaufgelegte Programm „Innovative Small e-Fleet“ Anreize für kleine Flotten von 240.000 US-Dollar bis hin zu 408.000 US-Dollar pro Fahrzeug. Und dazu gibt es das New York Truck Voucher Incentive Program und aufgrund der Verabschiedung des Inflation Reduction Act profitieren Nikola-Kunden außerdem von einer Steuergutschrift der Bundesregierung in Höhe von 40.000 US-Dollar pro Fahrzeug für saubere Nutzfahrzeuge.

Subventionslandschaft macht Kanada attraktiv für Nikola.

Nikola erwartet ein deutliches Wachstum in Kanada. Vor allem seit Nikola’s Tre FCEV die Berechtigung für das Incentives for Medium- and Heavy-Duty Zero-Emission Vehicles (iMHZEV)-Programm besitzt. Das iMHZEV-Programm bietet kanadischen Organisationen (gewinnorientiert und gemeinnützig) in allen Provinzen, Territorien und Gemeinden Anreize in Höhe von bis zu 200.000 US-Dollar (CAD) für den Kauf oder das Leasing des Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-Lkw von Nikola und bis zu 150.000 US-Dollar (CAD). ) in Anreizen für den Kauf oder das Leasing des batterieelektrischen Lkw von Nikola.

Darüber hinaus begründet ein Nikola Tre den Anspruch auf die Clean BC Go Electric-Rabatte in der Provinz British Columbia mit Anreizen in Höhe von 150.000 CAD für den Kauf oder das Leasing sowohl des Wasserstoff-Brennstoffzellen- als auch des batterieelektrischen Lkw von Nikola. Dieser Provinzanreiz ist mit dem iMHZEV-Bundesanreiz kombinierbar. ITD wird die emissionsfreien Lkw von Nikola über seine nationalen Vertriebskanäle bewerben und ist ein qualifizierter Händler im Rahmen des iMHZEV-Programms der Bundesregierung. ITD wird im Herbst 2023 eine Auftaktveranstaltung für die Industrie und andere interessierte Interessengruppen abhalten, um mehr über seine Partnerschaft mit Nikola zu erzählen.

Bosch ist für Nikola das schwerste Pfund. Mit Nikola als Vorzeigekunden wollen die Schwaben ihre Wasserstoffkompetenz beweisen und ausbauen. Zielumsatz bei Bosch „um Wasserstofflösungen herum“ bis 2030 ambitionierte 5 Mrd EUR.

Und dafür wäre ein Erfolg Nikola’s mehr als förderlich. Nikola als Tesla im Brennstoffzellen-LKW-Sektor? Sollte ebenfalls ein Milliardenmarkt werden können. Solange Batterien aufgrund ihres Gewichts sich für zu lange oder steigungsintensive Strecken und zu schwere Lasten als unwirtschaftliche Lösung präsentieren, solange hat Nikola eine Chance. DIE LETZTE. Denn im E-Sektor für LKW scheinen andere bessere Voraussetzungen zu bieten: Und Nikola? Von der Tesla Semi-Truck Konkurrenz wohl eher nur „am Rande betroffen“. Nikola ist – noch? – zu klein, um wirklich den Player Tesla im Tagesgeschäft zu spüren.

H2-US-Hubs – Teil1: Plug Power. thyssenKrupp nucera. Air Liquide. Air Products. Nikola. Ballard Power u.a. sind beim 7 Mrd. USD Jackpot für 7 US-Wasserstoffhubs dabei.
H2-US-Hubs – Teil2: Plug Power. Nel. Bloom Energy. thyssenKrupp nucera. Air Liquide. Air Products. Siemens Energy beim 7 Mrd Jackpot dabei?
H2-US-Hubs – Teil3: Bloom Energy, Plug Power, Nel, Air Liquide, Siemens Energy, RWE, ITM Power – beim 7 Mrd Jackpot dabei?
Und auch wenn die Nachrichtenlage bei Nikola durchwachsen ist, Chancen sind da! Ärgerliche und 61,7 Mio USD-schwere Probleme im Umfeld des Rückrufs und Verkaufsstopps für die auf eine positive Grundstimmung angewiesene Nikola, um frisches Geld für ihr Überleben zu erhalten. Auch der Brain Drain könnte bedenklich stimmen. ABER: Auf Dauer zählt es, die Ziele für 2023 zu schaffen, ein eventueller Short Squeeze kann nur temporär Aktienkurse beeinflussen, wenn auch extrem. Gleiches gilt für die eigentlich sekundären Batterieprobleme. Am Ende zählt nur eines: Gelingt es, die Auslieferungszahlen für FCEV-LKW zu schaffen?  Die dafür notwendige Liquidität über die laufenden Kapitalmassnahmen zu sichern? Gelingt es den FCEV-Vormerkungen deren Auslieferungen erst im Q4/23 starten soll, weitere hinzuzufügen? Kann man den Kapitalmarkt davon überzeugen, dass man – irgendwann – profitabel werden kann? Man wird sehen…

Chart: NIKOLA Corp. | Powered by GOYAX.de

 

 

 

 

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