MagForce AG: Insolvenzverfahren eröffnet – jetzt geht’s nur noch um Resteverwertung. Aktionäre sollten es abhaken.

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Magforce Aktie am Ende?

MagForce AG (ISIN: DE000A0HGQF5) laut eigenem Bekunden „ein auf dem Gebiet der Nanomedizin führendes Medizintechnik-Unternehmen mit Fokus auf den Bereich der Onkologie„, nach dem Insolvenzantrag am 27.07.2022 nun das wohl letzte Kapitel der MagForce als den Aktionären gehörendes Unternehmen.

Wie bereits bei Stellung des Insolvenzantrags befürchtet wird es jetzt wohl um die Verwertung der Assets gehen, um zumindest einen Teil der Forderungen gegenüber Dritten zu bedienen. Und die Rechte der MagForce, das geistige Eigentum, das möglicherweise mit einem neuen Eigentümer dann am Markt die erhofften Erfolge feiern könnte, wird nun schnellstmöglich veräussert werden. Wie hoch die gebotenen Preise s ein werden und wie wenige überhaupt als Bieter in Frage kommen, wird auch den Preis beeinflussen. Und man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass dieser wenig mit den abdiskontierten zukünftigen Erträgen zu tun haben wird, der bei einer Fortführung der MagForce ein üblicher Bewertungsmassstab gewesen wäre. Also letztes Kapitel – eingeläutet mit:

Berlin, 6.10.2022: Durch Beschluss des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg wurde über das Vermögen der MagForce AG das Insolvenzverfahren …

unter dem Aktenzeichen 36m IN 3981/22 eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Herr Rüdiger Wienberg von der Kanzlei hww hermann wienberg wilhelm Insolvenzverwalter Partnerschaft bestellt, der bereits zuvor im Antragsverfahren als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt war.

Wohlgemerkt: Die Aufgabe des Insolvenzverwalters besteht von Gesetzes wegen darin, die Insolvenzmasse im Interesse der Gläubiger optimal zu verwerten. Daher vertritt er notwendigerweise ausschließlich die Interessen der Gläubiger. Und nicht die Interessen der Eigentümer, der Aktionäre. Aufgrund des Geschäftsmodells der MagForce wird die „Masse“ zu aktuell erzielbaren Marktpreisen wahrscheinlich nicht einmal annähernd die Verbindlichkeiten decken. Spannend wird die Frage, was die zuletzt in 2021 mit 2,5 Mio EUR für eine Wandelanleihe eingestiegene Apeiron machen wird. Wird man sich die Assets, die man wahrscheinlich 2021 für das Investment schon ausführlich bewertet hat, nun im Rahmen des Insolvenzverfahrens möglicherweise sichern?  Spannend – wenn auch weniger für die „normalen“ Aktionäre.

Wie viele Gläubiger, wie viele Verbindlichkeiten sind es überhaupt bei der MagForce?

Hier nehmen wir als Basis die Bilanz zum 31.12.2021:

D. VERBINDLICHKEITEN
1. Wandelanleihen                                                                                                 8.875.000,00 (Vorjahr: 7.100.000,00 )
2. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten                            16.766.450,85 (Vorjahr: 15.725.982,33)
3. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen                        648.034,05  (Vorjahr: 301.794,52)
4. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen    6.099.586,10 (Vorjahr:2.830.484,70)
5. Sonstige Verbindlichkeiten                                                                         1.388.190,85 /Vorjahr: 1.375.906,30)

Was ist „in der Masse“?

Zuerst einmal ein Firmengeflecht mit gegenseitigen Verpflichtungen, Verflechtugnen: Die MagForce Gruppe besteht aus insgesamt sieben Gesellschaften mit der MagForce AG als Mutterunternehmen. MagForce USA, Inc. mit Sitz in Nevada, entwickelt derzeit die NanoTherm Therapie zur fokalen Behandlung von Prostatakrebs. Die klinische Studie befindet sich in der letzten Stufe. Nach erfolgreichem Abschluss der Studie wird die Kommerzialisierung in den USA, Kanada und Mexiko beginnen.

Die Vertriebs und Entwicklungsrechte in den Indikationen Prostatakrebs und Gehirntumor für die Regionen USA, Kanada und Mexiko sind in der MagForce Ventures GmbH, Berlin, gebündelt, deren Geschäftsanteile zu 100 Prozent von der MagForce USA Inc. gehalten werden. Zusammen mit der als Beteiligungsgesellschaft agierenden, 100prozentigen Tochter, der MagForce USA Holding GmbH, Berlin, hält die MagForce AG die Mehrheit der Anteile an der MagForce USA Inc. Die MT MedTech Engineering GmbH mit Sitz in Berlin produziert und entwickelt die NanoActivatoren und befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der MagForce AG. MagForce sp. z o.o., Warschau, Polen, und MagForce Nanomedicine S.L., Madrid, Spanien, sind Vertriebsgesellschaften, an denen die MagForce AG jeweils 100 Prozent der Anteile hält. Die MagForce Nanomedicine S.L. ist noch nicht operativ tätig.

Und die eigentlich beeindruckende Bilanzsumme zum 31,12,2022 in Höhe von gut 62 Mio EUR bestand auf der Aktivseite zum grössten Teil aus „Anteile an verbundenen Unternehmen in Höhe von 56.568.104,60 EUR“, dazu 1,4 Mio in Entwicklung befindliche immaterielle Güter und rund 3 Mio EUR investiert in technische Anlagen, teilweise im Bau.  Und jetzt kann jeder sich ausrechnen…

Zuvor passiert bei Magforce

Am 27.07.2022: Mit dürren Worten läutete der Vorstand das Ende der Hoffnungen der Aktionäre an einen vielleicht noch irgendwie erträglichen Ausgnag ein:

Der Vorstand der MagForce AG (Frankfurt, Scale, Xetra: MF6, ISIN: DE000A0HGQF5), hat heute in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat entschieden, noch heute für die MagForce AG beim zuständigen Amtsgericht Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit zu stellen, nachdem reorganisatorische Maßnahmen nicht zu den erwarteten Kosteneinsparungen führten.
Ziel ist, die NanoTherm Therapie zur Behandlung von Prostatakrebs und Glioblastomen weiterhin im Markt zu halten bzw. weiter zu etablieren. Hierzu führt die MagForce AG derzeit Gespräche mit Investoren, um das zukünftige operative Geschäft und die Bilanz zu restrukturieren. Es wird geprüft ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der MagForce AG gestellt werden müssen.(Ad-hoc-Meldung, 27.07.2022)

Bereits die Zahlen für 2021 deuteten ernste Liquiditätsprobleme bei Magforce an – aber man schien „neues Geld“ bekommen zu haben oder doch nur zu können

Am 30.06.2022 veröffentlichte man die Finanzergebnisse 2021 und „operative Highlights“ – in Erinnerung bleibt ein Jahresfehlbetrag von gut 10 Mio EUR und eine frei verfügbare Liquidität von 115 TEURO zum 31.12.2021. Die Erfolge im Zulassungsverfahren bei der FDA, die bereits vornehmlich in Polen erfolgten Nanotherm-Behandlungen – alles keine kurzfristige Entlastung der Bilanz. Auch wenn der Vorstand im Juni meldete, dass man weitere Mittel nach dem Bilanzstichtag „akquiriert“ hat:

Im Januar hat MagForce AG im Rahmen der Vereinbarung mit der US-amerikanischen Investmentfirma Yorkville Advisors Global LP über die Ausgabe von Wandelanleihen Wandelanleihen in Höhe von EUR 3,0 Mio. ausgegeben. Im Februar hat MagForce AG die Wandelschuldverschreibungsvereinbarung mit Lansdowne Investment Company Cyprus Limited verlängert und zusätzliche EUR 2,0 Mio. unter dieser Wandelschuldverschreibung ausgegeben. Darüber hinaus wurde im Juni mit der Lansdowne Investment Company Cyprus Limited ein Inhaberschuldverschreibungsvertrag mit einem Gesamt-Volumen von bis zu 3,5 Mio. EUR abgeschlossen.“ (Unternehmensmeldung, 30.06.2022)

Falls alle diese Zusagen eingegangen sein sollten, muss man sich fragen, warum dann jetzt ein Insolvenzantrag notwendig ist? Oder gab es nach der Unternehmensmeldung „Probleme“ mit den Geldgebern? Man darf gespannt sein. Auf jeden Fall passt der heutige Insolvenzantrag nicht unbedingt zu diesem Liquiditätszufluss – so er denn vollzogen wurde.

Und der Wortlaut der heutigen Meldung macht keine Hoffnung für Aktionäre!

Nach Scheitern von Reorganisationsmassnahmen – wahrscheinlich Entlassungen oder „Vertragsneuverhandlungen“ – scheint man nun durch eine Insolvenz die Chance zu sehen „zu teure“ Vertragsverhältnisse aufzulösen. Dem Wording nach ist wahrscheinlich ein „Verkauf“ des operativen Geschäfts und des geistigen Eigentums an Dritte die letztendliche Lösung. Oder – wie bei Adler Modemärkte – ein Kapitalschnitt auf 0 und dann der Einstieg eines neuen „Aktionärs“ oder Eigentümers, der dann möglicherweise die Früchte der bisherigen – unstrittigen – Forschungserfolge ernten kann. Für die aktuellen Aktionäre scheint es auf einen „Totalverlust“ hinauszulaufen. Aber jetzt wird erstmal das Insolvenzverfahren eröffnet werden und ein Verwalter eingesetzt. Auf dessen ersten Statusbericht gilt es zu warten – ohne grosse Hoffnung.

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