Wofür Deutsche ihr Geld ausgeben

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In einer Pressemeldung von November 2022 gab das Unternehmen Smava einen Eindruck bezüglich der Geldausgaben der Deutschen. Auffällig dabei: Rund 28,7 % der Befragten gaben an, dass sie möglicherweise die Ausgaben für das Fest „auf Pump“ finanzieren würden. Der Anteil ist allerdings im Vergleich zum letzten Jahr gesunken!

Gespart wird zwar auch, die Deutschen geben aber gern Geld aus. Pixabay © nattanan23 CCO Public Domain
Gespart wird zwar auch, die Deutschen geben aber gern Geld aus. Pixabay © nattanan23 CCO Public Domain

Wenn der Dispo zweimal klingelt – die Bereitschaft zur Kreditaufnahme gestiegen

Geld ausgeben macht Spaß, wenn denn genug davon vorhanden ist. Die zitierte Pressemitteilung vermittelt einen Eindruck zur Bereitschaft der Deutschen, Geld auf Pump auszugeben. Die Inflation im Jahr 2022 hat das Weihnachtsfest unter einen besonderen Stern gerückt. Teure Energiekosten, gestiegene Lebensunterhaltungskosten und trotzdem der Wunsch nach Geschenken und einer tollen Feier. So ergab eine Umfrage interessante Unterschiede zwischen 2021 und 2022:

  • Die Ausgabebereitschaft bis zu 300 Euro lag 2021 bis 32,7 % und 2022 bei 35,8 %.
  • Die Ausgabebereitschaft zwischen 301 und 700 Euro lag 2021 bei 22,00 % und 2022 bei 19,2 %.
  • Die Ausgabebereitschaft zwischen 701 und 1.000 Euro lag 2021 bei 8,00 % und 2022 bei 6,5 %.
  • Die Ausgabebereitschaft zwischen 1.001 und 1.300 Euro lag 2021 bei 2,3 % und 2022 bei 2,5 %.
  • Die Ausgabebereitschaft zwischen 1.301 und 1.600 Euro lag 2021 bei 1,5 % und 2022 bei 1,6 %.
  • Die Ausgabebereitschaft von mehr als 1.600 Euro lag 2021 bei 4,00 % und 2022 bei 2,7 %.
  • Kein Limit setzten sich 2021 9,4 % und 2022 9,6 %.
  • Ungewiss waren die geplanten Ausgaben 2021 bei 20,1 % und 2022 bei 22,1 %.

Die Bereitschaft auf „Pump“ zu kaufen ist verglichen mit dem Vorjahr gesunken. Weihnachten 2021 erklärten sich rund 35 % dazu unter Umständen bereit, wohingegen der Anteil 2022 bei 28,7 % lag.

Beim Shopping mit der Kreditkarte geht schnell die Kontrolle verloren. Pixabay © jarmoluk CCO Public Domain
Beim Shopping mit der Kreditkarte geht schnell die Kontrolle verloren. Pixabay © jarmoluk CCO Public Domain

Und außerhalb von Weihnachten? Wofür nehmen die Deutschen Kredite auf?

Um Wünsche zu finanzieren oder die eigene Barschaft flüssiger zu gestalten, spielen Kredite eine große Rolle. Das Gesamtkreditvolumen liegt bei rund 38.500.000.000 Euro, wie die unten gezeigte Grafik verdeutlicht. Aus ihr geht auch hervor, wofür die Deutschen besonders viel Geld ausgeben, wenn es nicht die Unterhaltungskosten sind. An der Spitze steht der Kauf des Gebrauchtwagens, Mobilität ist und bleibt den Deutschen wichtig. Mit 32 % kann der Gebrauchte sogar den Neuwagen überholen, der bei 26 % ein Grund für eine Kreditaufnahme ist.

Auf einem verwundernden letzten Platz landet die Urlaubsreise. Zurückgegangen ist die Zahl der Urlauber aber nicht, immer noch unternehmen die Deutschen im Schnitt 55,1 Millionen Urlaubsreisen. Es macht sich bemerkbar, dass die Kreditaufnahme für Freizeitvergnügen weniger populär ist, während notwendige Anschaffungen wie Auto, Wohnungsinventar und Hausrat eher ein Grund darstellen.

Warum ein Kredit bei schnellen Konsumgütern ein Fehler sein kann

Wenn nur knapp weniger als ein Drittel der Menschen bereit ist, einen Kredit für kurzfristige Konsumausgaben wie Weihnachtsgeschenke aufzunehmen, weckt das Alarmglocken. Die Gesamtverschuldung deutscher Haushalte ist hoch, die Möglichkeiten Geld zu leihen waren noch nie so simpel. Der größte Fehler ist es, den Dispositionskredit kurzfristig zu überziehen oder auf Pump zu kaufen. Konsumentenkredite bei Versandhäusern und Dispokredite haben mit Abstand die höchsten Zinsen. Die Rückzahlung wird im Eifer des Gefechts oft gar nicht bedacht. Ratenzahlungen für einen einzelnen Kredit können bereits belastend sein. Wurde nun aber bei mehreren Versandhäusern eingekauft, entstehen oft Verpflichtungen unterschiedlicher Natur. Das hat Folgen für die Lebensunterhaltungskosten, es fehlt plötzlich an allen Ecken und Enden.

Auch Experten empfehlen, dass die Leihgabe von Geld genau bedacht werden soll. Es mag verführerisch sein, online per Klick zu shoppen und erst später zu bezahlen. Dienstleister wie Klarna oder PayPal machen aktiv Werbung für Services wie „Buy now, pay later“. Leider wird das „später“ dabei zu oft unterschätzt. Niemand weiß, welche Kosten in fünf Monaten auf dem Programm stehen. Wenn dann plötzlich noch die Weihnachtsgeschenke vom Dezember 2022 gezahlt werden müssen, kann das eng werden.

Ausgaben im Alltag – dahin fließt das Geld der Deutschen

Jährlich wird das Konsumverhalten der Deutschen in Statistiken festgehalten. Durch Inflation und steigende Preise war die Kaufkraft zuletzt gesunken. Die Deutschen begannen zu sparen, die Angst vor horrenden Energiekosten saß im Nacken. Jetzt haben sich zwar die Energiepreise wieder normalisiert, doch eine Umkehr ist bei der Inflation Anfang 2023 noch nicht zu erkennen. Dabei sind die Preiserhöhungen keinesfalls nur gefühlt, auch das Statistische Bundesamt hat sie bereits bestätigt. Trotz aller Preiserhöhungen ermittelte Destatis einen Anstieg der privaten Konsumausgaben um rund 4,6 %, verglichen mit dem Vorjahr.

Insgesamt belaufen sich die statistischen Konsumausgaben der Deutschen auf rund 2.623 Euro pro Monat. Der Hauptteil davon entfällt auf Faktoren wie Wohnen, Wohnungsinstandhaltung und Renovierungen sowie Energie. Rund 37 % des Budgets gehen für diese Ausgaben drauf. Weit weniger (15 %) geben die Deutschen hingegen für Lebensmittel, Tabak und Genussmittel aus.

Für den Verkehr wird ein Anteil von ca. 12 % berechnet. Das entspricht bei einem Gesamtbudget von 2.623 Euro einer Summe von 332 Euro. In der Rubrik Verkehr sind nicht nur Ausgaben für das eigene Auto eingeschlossen, sondern auch der Kauf von Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr.

Wenn es um Freizeit und Kultur geht, geben die Deutschen im Schnitt 10 % ihres Budgets aus. Noch etwas geringer fallen die Konsumausgaben für die Anschaffung von Haushaltsgeräten und Innenausstattung aus. Hier liegt der Anteil bei etwa 6 %. Für ihre eigene Gesundheit sind die Deutschen bereit, rund 4 % des Gesamtbudgets zu investieren. Ein ähnlicher Anteil wird für Gastronomiebesuche ausgegeben. Mit rund 98 Euro (3,8 %) gehen damit mehr Ausgaben für Restaurants drauf als für die Anschaffung von Schuhen und Kleidern. Mit 1 % fallen die Gesamtausgaben für das Bildungswesen am geringsten aus.

Investitionen für Kinder – so viel geben die Deutschen für den Nachwuchs aus

Rund ein Fünftel der Ausgaben des Gesamthaushalts entfallen auf den Nachwuchs. Diese Ausgaben lassen sich wiederum in verschiedene Bereiche einteilen. Rechnen wir das eine Fünftel als 100 % an kindlichen Konsumausgaben, entfällt etwa 60 % auf den Kauf von Nahrungsmitteln und Bekleidung. Diese Zahl trifft aber nur auf Alleinerziehende zu. Paare geben hingegen für Wohnen, Lebensmittel und Bekleidung bei Kindern maximal 50 % des Gesamtbudgets des Kindes aus.

Es zeigt sich, dass die Kosten mit dem Alter des Kindes steigen. Ein Kind im Alter zwischen 0 und 6 Jahren verursacht im Schnitt Kosten von bis zu 670 Euro. Dabei entfällt ein großer Teil der Kosten auf die Betreuung im Kindergarten oder bei einer Tagesmutter. Deutlich höher fallen die Kosten bei Jugendlichen aus, hier gehen im Schnitt monatlich bis zu 950 Euro drauf. Ins Gewicht fallen dabei vor allem die gesteigerten Kosten zum Lebensunterhalt, aber auch die vermehrten Ausgaben für Kultur und Freizeit.

Wie viel sparen die Deutschen? Bereitschaft noch recht gering

Sparen oder anlegen? Manche Aktienprognosen für das Jahr 2023 verlocken, bergen aber Risiken. Und wie sieht es mit der Sparbereitschaft der Deutschen aus? Ende 2022 gaben in einer Umfrage 40 % der Deutschen an, dass sie maximal 100 Euro pro Monat zur Seite legen können. Eine Menge Menschen gab außerdem zu, nicht das nötige Geld zum Sparen zu haben.

Immerhin gaben in einer Umfrage rund 62 % der befragten Personen an, dass sie sich stärker für das Thema Geldanlagen interessieren. Je jünger die Befragten, desto größer das Interesse. Bei jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren waren es 77 %, die sich stärker mit dem Thema beschäftigen wollten. Für junge Menschen zeigt sich die Inflation aber auch in einem besonderen Ausmaß. Viele von ihnen studieren noch, haben kein festes Einkommen. Wenn zuvor der Monat gerade noch so mit Spaghetti und Ketchup beendet werden konnte, wird es jetzt auch hier knapp. An Konsum im Sinne von Freizeitvergnügen ist kaum mehr zu denken.

Checkliste Gesamtausgaben – so nutzen die Deutschen ihre Einkünfte:

Viele Zahlen und doch fehlt ein klarer Überblick. Hier gibt es eine Zusammenfassung nach Höhe der Ausgaben. Zu beachten ist, dass es sich um statistische Werte handelt. Bei einzelnen Menschen können durchaus unterschiedliche Verteilungen der Geldausgaben gesehen werden:

  1. Instandhaltung, Energiekosten und Wohnen (Miete, Raten fürs Haus)
  2. Genussmittel und Lebensunterhaltung (Nahrung)
  3. Verkehrsmittel
  4. Kultur- und Freizeitgestaltung
  5. Gaststätten und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben
  6. Haushaltsgeräte, Hausrat, Innenausstattung
  7. Schuhe und Bekleidung
  8. Ausgaben für die eigene Gesundheit
  9. Telekommunikation und Postdienstleistungen
  10. Bildungswesen

Kurzer Blick nach Europa und Fazit:

Mit den Ausgaben fürs Wohnen ist Deutschland Spitzenreiter, gefolgt von Zypern, wo rund 11 % des Gesamteinkommens für Wohnen ausgegeben werden. In Rumänien geben die Menschen hingegen mit 36,9 % einen Hauptanteil ihres Geldes für Lebensmittel und Genussmittel aus. Luxemburg hat mit 19,6 % einen besonders hohen Anteil an Ausgaben für den Verkehr. Im Vereinigten Königreich setzt man auf Freizeit und Kultur, rund 14,9 % der Gesamteinnahmen werden dafür ausgegeben. Auf Dienstleistungen wie Übernachtungen und Gastronomie wird vor allem in Kroatien gesetzt. 8,7 % der Einkünfte gehen dafür drauf.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass die Deutschen eine grundsätzliche Bereitschaft zum Konsum zeigen. Insbesondere wenn es um Festlichkeiten geht oder auch um die Anschaffung neuer Fahrzeuge, ist auch die Bereitschaft zum Kredit vorhanden. Faire Angebote sind dabei von hoher Wichtigkeit, da sonst schnell die Schuldenfalle droht.

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