TecDAX | Evotec-CEO im Interview: „Wir und viele andere Investoren sind long“

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Einer der aktuell meist diskutieren Unternehmen am Markt ist die Evotec AG (ISIN: DE0005664809). Wir durften Herrn Dr. Werner Lanthaler, CEO der Evotec AG zu den aktuellen Entwicklungen und zur Zukunft des Unternehmens in einem Exklusivinterview eininge Fragen stellen.

Schön, dass Sie sich Zeit nehmen können für ein Interview. Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.

Mein Name ist Werner Lanthaler, ich arbeite seit 10 Jahren für Evotec.

Sie sind derzeit ganz schön im Stress oder? Wir denken da an die diversen Kapitalmarktveranstaltungen, die ja zum „normalen“ Geschäft hinzukommen.

Als börsennotiertes Unternehmen gehört der Kontakt zum Kapitalmarkt zum Tagesgeschäft dazu und wir machen das sehr gerne. Wir teilen uns das im Management Team auf – je nach Schwerpunkt der Veranstaltung und unserer Verfügbarkeit. Diese Veranstaltungen sind für uns ein wichtiger Kontaktpunkt zum Kapitalmarkt um neue, potenzielle Investoren hinzuzugewinnen, aber auch um ein Update für Investoren zu geben, die bereits in Evotec investiert sind.

Als Wissenschaftskonzern, der in vielen verschiedenen medizinischen Bereichen an der Speerspitze von Innovation aktiv ist, ist unser operatives Geschäft immer wieder erklärungsbedürftig. Unser Anspruch ist es, transparent zu machen, was wir tun. Deshalb versuchen wir, auf diesen Veranstaltungen aufzuzeigen, dass eine Beteiligung an Evotec ein effizientes und vor allem effektives Investment in eine Zukunft ist, in der viele Krankheiten behandelbar und heilbar werden. Das ist das ultimative Ziel unserer Arbeit, für das unsere über 3.000 Wissenschaftler und Experten weltweit Tag für Tag arbeiten. Die Synchronisation unserer Ziele mit dem Kapitalmarkt ist unser Ziel bei diesen Veranstaltungen.

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Wir wollen direkt die Finger in die Wunde legen. Würden Sie diese Veranstaltungen auch in dieser Intensität durchführen, wenn es nicht die große – zum Teil durch den Bundesanzeiger bekannte –Leerverkaufsposition in ihren Aktien gäbe? Können Sie sich irgendeinen Grund für diese „unerwünschte“ Aufmerksamkeit der Leerverkäufer denken? Ist vielleicht Ihr Geschäftsmodell anfälliger als klassische Produktionsunternehmen?

Ob wir Kapitalmarktveranstaltungen besuchen, machen wir nicht davon abhängig, wie unser Aktienkurs gerade ist, oder ob es besondere Short-Aktivitäten in unserer Aktie gibt. Wir sind jedes Jahr auf etwa 30 nationalen und internationalen Investorenkonferenzen.

Zudem bitte ich um Verständnis, dass wir den Aktienkurs sowie auch die Strategien der Leerverkäufer nicht kommentieren können. Wir sehen weder in unserem Geschäftsmodell noch in unseren Zahlen einen Grund, der es zulassen würde, gegen unser Unternehmen zu wetten – ganz im Gegenteil: Wir sind heute mehr als je zuvor von der Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells überzeugt. Wir und viele andere Investoren sind long – einige wenige andere sind short.

Ihr Insiderkauf wird ja nicht nur als „Signal des Vertrauens“ gedacht gewesen sein, sondern wird auch durch wirtschaftliche Hintergründe in der aktuellen Entwicklung Evotecs begründet sein. Welche Unternehmensnachricht in den letzten drei Monaten war in Ihren Augen die wichtigste und wieso?

Das Schöne bei Evotec ist, dass ganz viele der Meldungen, sehr großes langfristiges Potenzial haben, das sich aus den vielen Allianzen für unsere Partner, aber auch für unsere eigene „co-owned“ Pipeline ergibt. Besonders gefreut habe ich mich in den vergangenen Monaten über die Partnerschaften mit Celmatix im Bereich Frauengesundheit, mit Indivumed in Onkologie, und mit Vifor Pharma im Bereich Nierenerkrankungen – bei allen drei Bereichen können wir direkt mit Patientendaten arbeiten, um sie in der Entwicklung neuer Wirkstoffe einzusetzen – Präzisionsmedizin & Personalisierte Medizin sind hier die Schlagworte!
Nehmen sie nur Frauengesundheit, dazu zählen Krankheiten wie Endometriose oder das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Krankheiten von denen schätzungsweise 10 Prozent aller Frauen weltweit betroffen sind. Frauengesundheit ist ein Bereich, in den wir bereits vor einigen Jahren strategisch hineingegangen sind. Durch die Partnerschaft mit Celmatix haben wir unsere ohnehin starke Position in diesem Bereich nochmals deutlich ausgebaut. Celmatix ist ein wichtiger und vor allem komplementärer Partner zu Bayer oder Ferring, weil sie über die weltweit absolut führende Patientendatenbank verfügt. Evotec wiederum hat auf ihrer Plattform die besten Analysetools, um diese Daten für die Wirkstoffforschung nutzbar zu machen.

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Ist es nicht frustrierend, wenn die eigentlich sehr gute Nachrichtenlage der Evotec keinerlei Auswirkung auf den Kursverlauf Ihrer Aktie hat? Wird sich das jemals ändern? Fühlt man sich nicht manchmal so, als ob man gegen Windmühlenflügel kämpft?

Wir veröffentlichen Pressemitteilungen, um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, was wir tun und warum wir es tun. Richtig ist, dass viele der Partnerschaften, die wir bekannt gegeben haben, aus unserer Sicht unseren Unternehmenswert erhöhen. Deshalb sind wir überzeugt davon, dass sich auch eine Bewertung an der Börse einer fundamental positiven Unternehmensentwicklung auf lange Sicht nicht entgegenstellen kann.

Wie ist eigentlich das Aktionariat der Evotec zusammengesetzt? Gibt es Ankeraktionäre? Wie stehen die zu der aktuellen Entwicklung?

Wir sind sehr glücklich mit unserem Aktionärsmix, zu dem zwei wichtige Ankeraktionäre gehören, denen jeweils 9-10 Prozent unseres Unternehmens gehören, und die strategisch und sehr langfristig bei uns investiert sind – ROI (Roland Oetker) und Novo Holdings. Neben diesen Ankeraktionären haben sich auch einige andere institutionelle Investoren strategische Positionen bei uns aufgebaut. Genauso wichtig sind für uns aber die Kleinaktionäre, die unsere Unternehmensentwicklung genau verfolgen und uns teilweise seit mehr als einem Jahrzehnt die Treue halten. Mit vielen dieser Aktionäre stehen wir in engem und regelmäßigem Austausch und erhalten viel positives Feedback und gute Anregungen. Für alle der genannten Gruppen gilt, dass wir sehr froh sind, dass unser Titel sehr gut liquide und handelbar ist.

Wir würden Ihnen gerne kurz einige Stichworte nennen, die Sie bitte jeweils kurz, am besten mit ein/zwei Sätzen kommentieren möchten:

Vifor?

Nach Breakpoint Therapeutics ist das bereits unsere zweite erfolgreiche Ausgründung eines virtuellen Biotech-Unternehmens in diesem Jahr. In Zusammenarbeit mit Vifor werden wir unseren Zugriff auf Patientendaten aus der Biobank NURTuRE einsetzen, um mehrere vielversprechende Produktkandidaten im Bereich Nierenerkrankungen voranzutreiben. – tolle Initiative – toller Partner!

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Celmatix?

Die Partnerschaft mit Celmatix ein wichtiger Meilenstein auf Evotecs Weg, auch im Bereich Frauengesundheit eine führende Position einzunehmen. Hier ist aber vor allem auch Bayer AG ein ganz wichtiger strategischer Partner.

Biocon?

Die erfolgreiche Auslizenzierung eines Biosimilar-Projekts zeigt, wie leistungsfähig unser erst fünf Monate junger Geschäftsbereich Just – Evotec Biologics schon jetzt ist, aber auch dass wir unsere Kernstrategie mit Hochinnovation klar im Blick behalten. Mit Just verfügt Evotec über eine führende Technologie zur erfolgreichen, effizienten und skalierbaren Entwicklung und Herstellung von Biologika, die uns einen ganz neuen Markt erschließt und uns zum idealen Entwicklungspartner macht.

Takeda?

Eine sehr wichtige Erweiterung unserer bestehenden Vereinbarung. Die Indikationen, auf die wir mit den Projekten im Rahmen dieser Vereinbarung abzielen, gehen über Takedas Kernkompetenzen hinaus. Das verdeutlicht das Vertrauen in unsere exzellente wissenschaftliche Expertise, die uns von strategischen Partnern wie Takeda entgegengebracht wird.

Celgene?

Celgene hat gerade mit einer Zahlung von 30 Mio. $ unsere iPSC-Partnerschaft im Bereich Neurodegeneration frühzeitig um zwei Jahre verlängert. Seit vergangenem Jahr arbeiten wir mit Celgene auch in einer Onkologie-Allianz zusammen, sowie in einer dritten Partnerschaft im Bereich Proteomik. Ich glaube das sind auch sehr wichtige Bausteine in der BMS Strategie.

Prognose?

Unser Geschäft hat sich im zurückliegenden Jahr sehr erfreulich entwickelt und wir liegen am oberen Rand des Korridors unserer Erwartungen. Auch für das Jahr 2020 sind wir sehr optimistisch.

Vision?

Unsere Vision ist, international der führende Partner für die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente zu werden. Gemeinsam mit unseren Partnern aus Pharma, Biotech, VC und dem Non-Profit-Bereich wollen wir effektive Therapien für viele der mehr als 4.000 Krankheiten entwickeln, die aktuell nicht ursächlich behandelbar sind. Auf unserer Entwicklungsplattform versammeln und kombinieren wir deshalb die innovativsten Technologien, um damit die Türen zu öffnen, die in der Medizin bisher lange als verschlossen galten.

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Leerverkäufer?

Teil des Kapitalmarktes. Oft schwierig zu verstehen warum hier so unzureichende Regeln angewendet werden und andere Bereiche des Kapitalmarktes überreguliert erscheinen.

Aktionäre?

Haben das Recht auf langfristige nachhaltige Wertentwicklung. Wir bedanken uns für das Vertrauen der Investoren – insbesondere bei denen, die schon länger bei uns investiert sind.

Dividende?

Wir können aufgrund vergangener Verlustvorträge noch keine Dividende zahlen. Langfristige Innovationsführerschaft hat derzeit noch höhere Priorität als kurzfristige Dividendenoptimierung.

Übernahmen?

Neben unserem organischen Wachstum gehören auch Akquisitionen zu unserer Wachstumsstrategie der letzten Jahre. Wir investieren dabei grundsätzlich nur in innovative Unternehmen mit komplementären Technologien, die unsere Forschungs- und Entwicklungsplattform noch leistungsfähiger machen.

Übernahmeziel?

Wir arbeiten, und lösen keine Spekulationen aus.

Falls Sie Stichworte vermisst haben, welche waren das und warum?

iPSC?

Riesiges Potential, das erst am Anfang steht. Denken Sie an komplett neue Möglichkeiten bei Diabetes, im Bereich von Neuronalen Erkrankungen und in vielen anderen Bereichen.

Antibiotika?

Antibiotikaresistenzen zählen zu den größten Bedrohungen für die Weltgesundheit. Wir haben neben Sanofi tolle Partner gefunden, darunter das HZI, GARDP, GNA Now, und die Bill & Melinda Gates Foundation, mit denen wir gemeinsam gegen Infektionskrankheiten vorgehen. Auch hier: „Just the beginning…“

Multimodalität?

Multimodalität ist nichts anderes als das Öffnen neuer Türen. Unser Verständnis von Krankheiten wird immer detaillierter und interdisziplinärer – somit tauchen neue Ansatzpunkte für Wirkstoffforschung auf. Die Multimodalität unserer Entwicklungsplattform ist der Türöffner, mit dem wir diese neuen Entwicklungspfade tatsächlich betreten können. Deshalb ist es beispielsweise so wichtig für uns, dass wir nun mit Just – Evotec Biologics auch über eine leistungsfähige und skalierbare Forschungs- und Entwicklungsplattform im Biologika-Bereich verfügen.

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Wo sehen Sie Evotec in 10 Jahren und wie wird dann Ihre Rolle sein?

Evotec wird auch in 10 Jahren innerhalb unseres Geschäftsmodells noch gegen unheilbare Krankheiten kämpfen, doch es wird dann schon viele Krankheiten weniger geben. Bis dahin werden schon mehrere Produkte, an denen wir beteiligt sind, am Markt sein.

In vielen Bereichen stehen wir erst ganz am Anfang und hier werden wir weltweiter Innovationsführer sein: Denken Sie an den Einfluss, den Big Data, personalisierte Medizin, künstliche Intelligenz und Technologien wie iPSC und CRISPR auf die Medizin der Zukunft haben werden. Bei Evotec sehen wir uns bestens gewappnet, diese Zukunft zu gestalten.

Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg auf den Kapitalmarkttagen in Frankfurt.

 


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Dr. Werner Lanthaler | CEO der Evotec AG

werner lanthaler 200pxDr. Werner Lanthaler wurde im März 2009 zum CEO von Evotec ernannt. Von März 2000 bis März 2009 war er Finanzvorstand der Intercell AG. Während seiner Amtszeit entwickelte sich Intercell von einem Venture Capital finanzierten Biotechnologieunternehmen zu einem global agierenden Impfstoffspezialisten. Dr. Lanthaler kam eine Schlüsselrolle beim Erreichen vieler herausragender Meilensteine in der Firmenentwicklung zu. Darunter fallen die erteilte Zulassung für Intercells Impfstoff zur Behandlung von Japanischer Enzephalitis, die Unternehmensakquisitionen, strategische Partnerschaften mit Pharmafirmen sowie der Börsengang im Jahr 2005. Zuvor war Dr. Lanthaler von 1998 bis 2000 als Bereichsleiter der österreichischen Industrieenvereinigung und von 1995 bis 1998 als Senior Management Consultant der Unternehmensberatung McKinsey & Company beschäftigt.
Er promovierte in Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und erwarb seinen Master’s Abschluss an der Harvard University sowie einen Abschluss in Psychologie.


Kurzinfo zum Unternehmen

Evotec ist ein Wirkstoffforschungsunternehmen, das in Entwicklungspartnerschaften mit führenden Pharma- und Biotechnologieunternehmen, akademischen Einrichtungen, Patientenorganisationen und Risikokapitalgesellschaften innovative Produktansätze zügig vorantreibt. Mit etwa 3.000 Mitarbeitern bieten wir unseren Kunden weltweit qualitativ hochwertige, unabhängige und integrierte Lösungen in der Wirkstoffforschung vom Target bis zur klinischen Entwicklung. Weitere Informationen finden Sie auf www.evotec.com und auf Twitter @Evotec.

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