HanseYachts-CEO im Interview: „HanseYachts hat jetzt ein nahezu ideales Fahrwasser vor sich“. Und Aurelius? Bleibt an Bord…

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HanseYachts-CEO Hanjo Runde im Interview: „HanseYachts hat jetzt ein nahezu ideales Fahrwasser vor sich“
Im Dezember 2022 hat die HanseYachts AG (ISIN: DE000A0KF6M8) eine kombinierte Bar- und Sachkapitalerhöhung im Volumen von 7,58 Mio. Euro durchgeführt und in diesem Zuge auch die bisher lizensierte Marke SEALINE von Großaktionär AURELIUS übernommen. In Kombination mit einem Refinanzierungspaket über insgesamt 11,1 Mio. Euro soll nicht nur die Finanzierung bis Ende 2025 und darüber hinaus gesichert werden: „Damit haben wir ausreichend freie Mittel, und in Verbindung mit unseren gut gefüllten Auftragsbüchern die finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, für nachhaltige weitere Verbesserungen unserer Ertragslage“, erläutert HanseYachts-CEO Hanjo Runde im Exklusivinterview mit dem Nebenwerte-Magazin.

Und ja. Es ging für uns auch um den Grossaktionär Aurelius und dessen Pläne.

Krankheitsstand und Lieferketten normalisieren sich, die neuen Modelle sind Bestseller und höhere Preise sowie die 2021 gestartete Strategie „Confidence 2025“ sollen die Profitabilität ankurbeln: „Wir haben erforderliche Preiserhöhungen von 30 Prozent und mehr umsetzen können, so dass unsere Boote zukünftig sehr gute Margen erzielen.“ In Bezug auf einen zeitnahen Ausstieg von AURELIUS sieht Runde derzeit „keinerlei Signale“.

Herr Runde, als wir im Juni 2022 gesprochen haben, sprachen Sie von der „besten Zeit der Firmengeschichte“ in Bezug auf die Absatzseite. Gilt dies nach wie vor oder hat sich die Kundennachfrage in den vergangenen Monaten abgeschwächt?

Hanjo Runde: Die Nachfrage normalisiert sich wieder ein wenig in Richtung des Vor-Corona-Niveaus, ist aber immer noch hoch. Zugleich ist unser Auftragsbestand mit über 260 Millionen Euro auf weiter historisch hohem Niveau. Die neue Modelllinie unserer Segelyacht-Marke Hanse ist von Anfang an ein Bestseller, und auch diverse Modelle unserer Motoryachtmarken sind so stark nachgefragt, dass wir hier ebenfalls mit der Produktion kaum hinterherkommen. Unsere Fertigung ist bis weit ins Jahr 2024 hinein ausgelastet. Interessant ist auch ein Trend hin zu größeren und höherwertigen Booten mit entsprechend höheren Margen. Zudem haben wir wegen gestiegener Herstellungskosten erforderliche Preiserhöhungen von 30 Prozent und mehr umsetzen können, so dass unsere Boote zukünftig sehr gute Margen erzielen.

Sie hatten auch weitere Neuheiten angekündigt. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Hanjo Runde: Neue Modelle werden HanseYachts weiteren Schub verleihen, auch ohne die zeitweise durch Corona verstärkte Nachfrage. Gerade haben wir die neue Fjord 41xp mit Außenbordmotoren präsentiert. Nach der neuen Hanse 460 und der noch jüngeren Hanse 510 werden wir im März eine weitere konsequente Ergänzung der erfolgreichen Modellreihe vorstellen, und andere, bisher noch geheime Projekte sind ebenfalls in Vorbereitung.

Zur Finanzierung des Wachstums hat HanseYachts im Dezember 2022 eine kombinierte Bar- und Sachkapitalerhöhung im Gesamtvolumen von rund 7,58 Mio. Euro durchgeführt. Die neuen Aktien gingen an Ihren Großaktionär AURELIUS zum Ausgabepreis von 2,86 Euro. In Kombination mit einem Refinanzierungspaket über insgesamt 11,1 Mio. Euro, abgeschlossen mit Ihren Hausbanken, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der AURELIUS Gruppe, dürfte Ihre mittelfristige Finanzierung nun gesichert sein, oder?

Hanjo Runde: Das von unseren Banken, unserem Hauptaktionär und unserem Bundesland in uns gesetzte Vertrauen freut uns sehr, und zusammen mit diesem Refinanzierungspakt hat die Kapitalerhöhung die Sicherung der kurz- und mittelfristigen Finanzierung des HanseYachts Konzerns bis Dezember 2025 und darüber hinaus zum Ziel. Damit haben wir ausreichend freie Mittel, und in Verbindung mit unseren gut gefüllten Auftragsbüchern die finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, für nachhaltige weitere Verbesserungen unserer Ertragslage.

Gleichzeitig entlastet uns die im vergangenen Oktober vollzogene Trennung von der Beteiligung am französischen Katamaranhersteller Privilège Marine nicht nur finanziell. Sie hat auch erhebliche personelle Ressourcen in allen Bereichen von HanseYachts freigesetzt, so dass wir uns jetzt voll auf unsere Kernmarken fokussieren können. Angesichts dieser guten Voraussetzungen gehen wir davon aus, dass HanseYachts jetzt ein nahezu ideales Fahrwasser vor sich hat.

Weitere 2 Mio. Euro sollen durch die kompensierende Barkapitalerhöhung fließen. Welche Rolle spielt diese Kapitalmaßnahme in Ihrer Finanzplanung? Wird auch hier AURELIUS einspringen, falls das Interesse der Streubesitzaktionäre nicht groß genug ist?

Hanjo Runde: Die zum 16. Februar beendete kompensierende Bezugsrechtskapitalerhöhung diente in erster Linie dem Schutz der Minderheitenaktionäre vor einer quotalen Verwässerung ihrer Beteiligung durch die erfolgte Bar- und Sachkapitalerhöhung. Der Bezugspreis der neuen Aktie von 2,86 Euro entspricht dabei dem Betrag, zu dem auch AURELIUS die Aktien aus der Bar- und Sachkapitalerhöhung vom 8. Dezember 2022 gezeichnet hat. Bis dahin nicht durch die Ausübung von Bezugsrechten gekaufte neue Aktien bieten wir im Rahmen einer Privatplatzierung interessierten Investoren zum Erwerb an.

Im Rahmen der im Dezember angekündigten Sachkapitalerhöhung haben Sie die bisher lizenzierte Marke „SEALINE“ erworben. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden? Welche Vorteile versprechen Sie sich davon?

Hanjo Runde: Schon seit Langem sind alle aktuellen Modelle von Sealine Entwicklungen von HanseYachts. Durch die Einbringung der Marke als Sachkapital sind nun auch konsequenterweise sämtliche materiellen und immateriellen Werte an der Marke bei uns gebündelt. Solange die Markenrechte für Sealine bei AURELIUS lagen, hatte HanseYachts für die Nutzung der Marke entsprechende Lizenzgebühren zu zahlen. Diese Zahlungen entfallen jetzt, die gesamte Wertschöpfung liegt bei HanseYachts, und das erhöht natürlich den wirtschaftlichen Ertrag aus diesem Teilsegment unseres Markenportfolios.

Vor acht Monaten sprachen wir auch über die Lieferketten-Problematik und den hohen Krankheitsstand beim Personal. Sind diese Themen nach wie vor die größten Herausforderungen in der Produktion?

Hanjo Runde: Im Dezember und im Januar hatte die Grippewelle bei HanseYachts leider noch einmal zu Auslieferungsverzögerungen geführt. Inzwischen sind Corona-Infektionen und andere respiratorische Erkrankungen aber stark rückläufig. Dadurch verzeichnet die Produktion weniger krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern, und die Krankenstände bewegen sich langsam wieder in Richtung des Vor-Corona-Niveaus.

Auch die Lieferketten normalisieren sich weiter, so dass die Fehlteileproblematik zwar noch nicht gänzlich behoben ist, aber dennoch ebenfalls einen abnehmenden Einfluss auf die Fertigstellung neuer Boote hat. Aktuell stehen daher für HanseYachts Prozess- und Ablaufoptimierungen im Vordergrund, um die Qualität und die Effizienz der Fertigung unserer Boote zu steigern. Wir haben mit diesem Fokus alle unsere vier Kern-Produktionslinien modernisiert, und sehen hier schon deutliche erste Effekte.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die kommenden Monate? Wann wird sich die starke Kundennachfrage voraussichtlich auch in der Ergebnisentwicklung von HanseYachts niederschlagen?

Hanjo Runde: Noch bis in den Februar hinein haben wir aus Vertragstreue einige letzte Boote gebaut, die zu alten, für HanseYachts nicht wirtschaftlichen Preisen bestellt worden waren. Voraussichtlich ab März produzieren wir nur noch Boote zu den neuen, um rund 30 Prozent höheren Preisen. Das wird sich auch in den Ergebnissen des mit dem Juni endenden laufenden Geschäftsjahrs zeigen. Deshalb rechnen wir für dieses Geschäftsjahr auch unverändert mit einem positiven EBITDA im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich und einem Konzernergebnis im niedrigen negativen einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Unsere im vergangenen Jahr gestartete Strategie Confidence 2025 und unsere dazu gehörenden Preis-, Qualitäts- und Effizienzinitiativen beginnen, ihre nachhaltigen wirtschaftlichen Wirkungen zu zeigen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich für die Zukunft des Unternehmens.

Wie bewerten Sie das jüngste finanzielle Commitment von AURELIUS in Hinblick auf einen möglichen Exit? Ist AURELIUS überhaupt noch der ideale Großaktionär für HanseYachts?

Hanjo Runde: AURELIUS ist jetzt seit fast zwölf Jahren unser Hauptaktionär, ist also langfristig investiert, und HanseYachts hat von Anfang an bei der Entwicklung des Unternehmens maßgeblich von dieser Eigentümerschaft profitiert. Wir sehen keinerlei Signale, dass sich an dieser Beteiligung in nächster Zeit etwas ändern sollte.

Herr Runde, vielen Dank für das Interview.
Hanjo Runde | Vorstandsvorsitzender (CEO) der HanseYachts AG

Nach seinem Studium an der ETH Zürich und der Harvard Business School leitete Hanjo Runde verschiedene Bereiche in Sales, Marketing und Supply Chain bei der Hilti Gruppe und bei Airbus. Herr Runde, Jahrgang 1979, war zuletzt als Geschäftsführer des Premium-Küchenherstellers SieMatic tätig und übernahm im Oktober 2021 den Vorstandsvorsitz der HanseYachts AG.


Kurzinfo zum Unternehmen

Die HanseYachts AG ist der zweitgrößte Segelyacht-Hersteller der Welt, gemessen an der Anzahl der jährlich in Serie gefertigten Yachten. Bei Motoryachten gehört das Unternehmen zu den Top-10-Herstellern weltweit. Die HanseYachts AG betreibt unter dem Dachnamen „HanseGroup“ die Segelyachtmarken Hanse, Dehler, Moody, sowie die Motoryachtmarken Sealine, Fjord und Ryck. Über 40 verschiedene Modelle bilden eines der modernsten und vielfältigsten Freizeityacht-Angebote auf dem Markt. Am Standort Greifswald werden in unmittelbarer Nähe zur Ostsee Premiumyachten – Made in Germany – hergestellt und in über 100 Länder exportiert. Seit 2007 ist die HanseYachts AG börsennotiert (General Standard).

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