thyssenkrupp nucera: Zurück in der Gewinnzone – aber 2025/26 wird zum Härtetest für grünen Wasserstoff

Post Views : 67

thyssenkrupp nucera liefert vorläufig für 2024/25 845 Mio. € Umsatz (Vj. 862 Mio. €) und ~2 Mio. € EBIT (Vj. –14 Mio. €) – damit leicht unter der zuletzt avisierten Umsatzspanne (850–920 Mio. €), aber am oberen Ende des EBIT-Guidance-Bands (–7 bis 7 Mio. €). Wichtig: Der Free Cashflow ist positiv, die Finanzierung bleibt aus dem operativen Geschäft gesichert. In einem eingetrübten Umfeld ist das ein solider Beleg für Kosten- und Projektdisziplin.

„Die Lage auf dem Markt für grünen Wasserstoff ist im Berichtsjahr noch herausfordernder geworden. Die Zurückhaltung bei finalen Investitionsentscheidungen dauert an. Außerdem trübten sich weltweit die konjunkturellen Rahmenbedingungen ein. Um diese Phase zu überbrücken, haben wir vorausschauend Maßnahmen in die Wege geleitet. So werden die mit dem Umsatzrückgang einhergehende geringere Kostendeckung und die Auswirkungen auf das EBIT senken. Dank unserer sehr guten Positionierung im Wasserstoff- und Chlor-Alkali-Markt und unserer sehr hohen finanziellen Widerstandsfähigkeit können und werden wir die Herausforderungen meistern und unsere strategischen Ziele weiter erfolgreich verfolgen“, sagt Dr. Werner Ponikwar, CEO von thyssenkrupp nucera.

Segmentbild: CA als Anker, gH2 mit Gegenwind – aber besserer Trend beim Ergebnis

Im Grüner Wasserstoff (gH2)-Geschäft (AWE) sank der Umsatz auf 459 Mio. € (Vj. 524 Mio. €). Das EBIT verbesserte sich deutlich auf –56 Mio. € (Vj. –76 Mio. €) – weniger Verlust pro Umsatz-Euro trotz Marktflaute. Chlor-Alkali (CA) legte beim Umsatz zweistellig zu auf 386 Mio. € (Vj. 338 Mio. €) und erwirtschaftete ~58 Mio. € EBIT (Vj. 62 Mio. €). Kurz: CA stabilisiert, gH2 reduziert die Verlusttiefe – operativ ein Schritt in die richtige Richtung.

Auftragsschwäche bremst 2025/26 – Kostenseite wird zum Schlüssel

Der Auftragseingang fällt deutlich auf ~348 Mio. € (Vj. 636 Mio. €). Besonders schmerzlich: gH2 nur 26 Mio. € (Vj. 356 Mio. €), während CA auf 322 Mio. € (Vj. 279 Mio. €) zulegt. Der Auftragsbestand schrumpft auf ~0,6 Mrd. € (Vj. 1,1 Mrd. €). Entsprechend stellt der Vorstand für 2025/26 500–600 Mio. € Umsatz und ein EBIT von –30 bis 0 Mio. € in Aussicht – ein deutliches Reset. Die Begründung liegt auf der Hand: Zögerliche FIDs bei Großprojekten und schwächere Konjunktur. Gegenmittel: vorausschauende Kostensenkungen, um die geringere Kostendeckung abzufedern.

Einordnung für Anleger: Qualität bleibt – aber die Zeitachse dehnt sich

Die These bleibt intakt: nucera ist mit AWE in gH2 und CA industriell etabliert, besitzt Referenzen, Technologietiefe und Skalierungsfähigkeit. 2024/25 zeigt, dass die Firma unter Restriktionen FCF-positiv agieren kann. 2025/26 wird dagegen ein Härtetest: weniger Umsatz-Tragfähigkeit, geringere Deckungsbeiträge, mehr Abhängigkeit von Execution in CA und Kostenprogramm. Katalysatoren wären ein Wiederanziehen der gH2-FIDs (z. B. durch klarere Förderkulissen/Offtake-Strukturen), Projektmeilensteine, und planmäßige Marge in CA. Risiken: anhaltende FID-Verzögerungen, Projektverschiebungen, Preis-/Kosten-Spreads bei Großaufträgen.

Fazit: Zwischenstand bestanden, Zukunft vertagt – 2026 braucht FIDs

nucera hat 2024/25 operativ geliefert: schwarze Null beim EBIT, FCF positiv. Der Ausblick macht aber klar: Ohne gH2-Beschleunigung bleibt 2025/26 ein Übergangsjahr. Wer investiert, setzt auf Durchhaltefähigkeit, Kostenkontrolle und den strukturellen Rückenwind von Dekarbonisierung und Wasserstoffhochlauf – mit CA als Puffer und der Erwartung, dass gH2-Aufträge (wieder) folgen. Bis dahin zählen Balance Sheet Hygiene und operative Exzellenz.

Share : 

Interviews

Wochenrückblick

Trendthemen

Anzeige

Nachrichten SDAX

Anzeige

Related Post

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner