SDAX | Steinhoff Aktie News: Bis zum 30.06. Blick aufs Operative – PEPCO Group testierte Bilanz 2020 liegt vor

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19.02.2021 – Während die Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) durch die Eröffnung zweier Schutzschirmverfahren den entscheidenden Schritt zur endgültigen Entscheidung über die Annahme des seit Monaten vorliegenden Vergleichsvorschlags für die „Geschädigten des Bilanzbetrugs“ getan hat. Kann man sich bis zur anberaumten Gläubigerversammlung am 30.06.2021 in Amsterdam und einer wohl ebenfalls bis dahin erfolgten Versammlung in Südafrika auf die operative Entwikclung der Beteiligungen der Steinhoff Holding konzentrieren:

Testierte Bilanzen für das am 30.09.2020 geendete Geschäftsjahr der PEPCO Group

Und in Anbetracht der extremen Wirkungen der Lock-downs im Frühjahr 2020 kann man von einem sehr „ansprechenden Ergebnis“ sprechen. Die oft als Wachstumsperle oder Kronjuwel des Steinhoff-Konzern bezeichnete Pepco Group – unter den Marken PEPCO, Dealz und Poundland auftretend – hinterlegte beim englischen Companies House (vergleichbar dem Dt. Handelsregister) ihre Bilanzen.

Highlights des Geschäftsjahres – operativ

Trotz durch Corona verlangsamte Expansion betrieb man Ende des Jahres 327 Geschäfte mehr als zum Vorjahresstichtag – exakt 3.021 Geschäfte in 15 Ländern. Und erste Geschäftseröffnungen in Italien und serbien markierten zwei neue „Länder“ auf der PEPCO-Landkarte.

43 neue Poundland&Dealz Filialen in Polen und Spanien kamen hinzu. Um zukünftig auch Fertiggerichte und Tiefkühlkost in Grossbritannien anbieten zu können, erwarb man im Oktober „Fultons Frozen Foods“ vollständig. Im Rahmen einer Modernisierungskampagne wurden in 2020 bereits 136 Stores renoviert und umgebaut. In 2021 sollen weitere 700 Stores folgen. Die weitere Geschäftsexpansion nach Spanien wurde vorbereitet.

Highlights des Geschäftsjahres – Kennziffern

Umsätze konnten trotz Lockdown-Einbussen ingesamt im Geschäftsjahr um 3% auf 3,5 Mrd EUR gesteigert werden. Was im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres eine nochmalige Beschleunigung fand – „Steinhoff Aktie: Europa Tochter Pepco trotz Corona weiter auf Wachstumskurs – gutes Weihnachtsquartal“ vom 27.01.2021. Und das EBITDA reduzierte sich „nur“ auf 229 Mio EUR (Vorjahr: 331 Mio EUR) – hauptsächlich wegen der erzwungenen Geschäftsschliessungen von April bis Juni 2020. Der Cash Flow war positiv mit 405 Mio EUR und die Verbindlichkeiten konnten auf 328 Mio EUR (Vorjahr: 461 Mio EUR) reduziert werden.

Ausblick

Auch wenn kurzfristig die Covid-19 bedingten Restriktionen Umsatz und Gewinn kosten, so hält man doch an 400 geplanten Geschäftseröffnungen im laufenden Geschäftsjahr fest. Und der CEO der PEPCO Group Andy Bond bemerkte bei Vorlage der Bilanzen:

“We again made good progress in the last year delivering the convenience and market leading value that our customers are seeking and advancing our pan-European growth strategy, despite a turbulent trading environment. Our robust profit and cash performance clearly demonstrates the strength of each of our retail brands and customer offers together with our resilience to short-term Covid disruption.  

With a strengthened proposition and more customers than ever across Europe being attracted to the discount sector we believe that our future growth opportunity is now greater than a year ago. We now view our addressable market as being the entirety of Europe and having entered Italy and Serbia ‒ our first Western European market and non-EU country respectively ‒ we will also launch PEPCO in Spain in later in 2021, having identified a significant opportunity there after extensive due diligence.”

Und zu den bestehenden Einschränkungen durch die Pandemiemassnahmen erläuterte er: “We anticipate that the consumer backdrop will remain challenging in the short-term. However, with our strong financial base and established growth strategy within a structurally advantaged discount retail segment, we remain confident about our long-term prospects for continued growth across Europe.”

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Covid-19 Auswirkungen – die das Jahresergebnis wesentlich beeinflussten, repektive die Entwicklung bremsten

Seit dem 15.03.2020 sah man sich in Spanien, ab dem 23.03.2020 in Grossbritannien und in Irland ab dem 27.03.2020 mit Verkaufsbeschränkungen konfrontiert. Insbesondere die PEPCO-Stores, die keine lebensnotwendigen Güter verkaufen, waren Hauptleidtragende. Nur 856 (44%) der 1.930 Geschäfte waren geöffnet. Schliessungen gab es in sieben Ländern, darunter Tschechien, Slowakei und Rumänien. In Polen durften nur Geschäfte ausserhalb der Einkaufszentren geöffnet werden und in ungarn waren die Öffnungszeiten auf 09.00 Uhr Morgens bis 15:00 Uhr beschränkt. Daraus resultierte neben den gesunkenen Kundenzahlen aufgrund „Social Distancing“ ein 15%ger Umsatzverlust.

Poundland

Etwas besser lief es bei Poundland in dieser Phase, da man als Anbieter von Produkten des täglichen Bedarfs gilt. Neben 130 freiwillig im März geschlossenen Stores (hauptsächlich in Einkaufszentren ohne Publikumsfrequenz) mussten die übrigen 700 Geschäfte mit reduzierten Besucherzahlen aufgrund ihrer innenstädtischen Lagen in Einkaufsstrassen insgesamt mit 60 % des geplanten Umsatzes „zurechtkommen“. – Aber dieses nur für einen 4 Wochen Zeitraum.

Zahlen vor, während und nach Lockdown

Und das ist ein wesentlicher Unterschied – aus zweistelligen Wachstumsraten bei Umsatz und EBITDA wurde ein kleiner Umsatzzuwachs udn ein EBITDA-Rückgang.

VOR Corona

Bis Ende Febuar erreichte man die “üblichen” 14,4 % Umsatzwachstum – hiervon 5 % durch bestehende Stores und der Rest über Neueröffnungen, Und dabei erreichte man eine EBITDA-Steigerung von rund 18% trotz starker Expansion – Zahlen die zu einer Wachstumsperle passen.

Mit Corona

Im Gesamtjahr reichte es noch für 3% Wachstum auf 3,5 Md EUR Umsatz. Während  durch “Neueröffnungen” 12 % Wachstum generiert werden konnten, nahm der Umsatz der bestehenden Geschäfte – lockdownbedingt – um 5,2 % ab.

Mit einem EBITDA von 229 Mio EUR und einem Vorsteuergewinn von 84 Mio EUR überstand man die Lockdownphase ohne Verluste. Aber mit einer insgesamt auf 6,5 % reduzierten Marge (3,2 % weniger als im Vorjahr). OHNE Lockdowneinfluss hätte man – die 5 Monate vor Lockdown als Messlatte – wohl ein EBITDA Wachstum von 18 % erreicht.

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Investitionen bleiben auf hohem Level

Rund 400 neue Geschäfte sollen im laufenden Geschäftsjahr gruppenübergreifend eröffnet werden, über 1.000 Geschäftslokale mit Millionenaufwand „aufgefrischt“ werden, neue Logisitkzentren werden errichtet, kräftige Investitionen erfolgen in das neue Oracle-EDV-System für die ganze Unternehmensgruppe. Neue Märkte sollen „erobert“ werden: Spanien, Italien und Serbien als Stichworte. Weiterhin sind Sortimentserweiterungen in Planung.

Positive  Voten der beiden Gläubigerversammlungen gäben Steinhoff eine Chance

Die Einleitung der beiden Schutzschirmverfahren setzt auf eine baldige Klärung der Hängepartie „Vergleichsvorschlag“. Und in Südafrika sollte ab dem 20.06.2021 bis „Anfang Juli“ die letzte Entscheidung gefallen sein. also möglicherweise sogar vor dem 30.06.2021, der in den Niederlanden der „Tag der Entscheidung/Gläubigerversammlung“ ist. Aber man sollte nicht vergessen:

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Selbst bei positiven Voten in Südafrika und den Niederlanden auf den Gläubigerversammlungen wäre der Steinhoff Konzern extrem verschuldet mit kaum tragbaren Zinsbelastungen, die sich aber nach einem Vergleich wieder auf prozentual erträgliche Grössenordnungen reduzieren lassen müssten. Aber ohne Vergleich unnütze Spekulationen. Und so ist das Management zum Erfolg bei den Vergleichsverhandlungen verdammt, um wenigstens eine gewisse Überlebenschance für den Konzern zu erreichen.

Steinhoff könnte bald „normal“ werden

mit wachstumsstarken Töchtern, die als Retailkonzerne besser als die Konkurrenz durch die Corona Krise gekommen sind. Und man wäre nicht mehr ein Konzern, der sich mit Schadensersatzforderungen konfrontiert sieht, die bei weitem alle seine Vermögenswerte überschreiten. Weiterhin mit Forderungen, die vor Gericht sehr erfolgsversprechend waren, aber mit größter Wahrscheinlichkeit den Konzern in die Insolvenz gezwungen hätten. Und im Insolvenzfalle wären die Forderungen wahrscheinlcih nur zu Bruchteilen bedient worden. Zuviele Fremdkapitalgeber hätten zuvor Zugriff auf die Vermögenswerte gehabt. Was auch die Zusagebereitschaft der Schadensersatzfordernden erklärt.

Allen ist klar: Ohne Vergleich hat Steinhoff garantiert keine Zukunft,

mit Vergleich – so wie er jetzt vorliegt – könnte Steinhoff „gerade noch mal die Kurve“ kriegen. Die Schuldenlast ist immens und wird derzeit viel zu teuer bezahlt. Aber die hohen Fremdkapital-Zinsen sind auch im Existenzrisiko aufgrund der drohenden Aktionärs- und Darlehensgeberklagen begründet. Wenn diese durch den Vergleich wegfallen, sollte auch die Zinslast wesentlich reduziert werden können.

Nachdem der mit Abstand größte Gläubiger – Christo Weise – und die Interessenvertretung der europäischen Steinhoff-Aktionäre grundsätzlich dem Vergleich bereits vor Monaten zustimmten, fehlt zum Abschluss und endgültigen Freigabe von Fremdkapitalseite lediglich ein formaler Schritt: Ende Januar, konkret am 26. und 27. Januar per Videoanhörung dann die entsprechende „Absegnung“ des Ergebnisses in einer Anhörung – „scheme sanction hearing“ durch den Highcourt. ALLE anderen Schritte mit den Anspruchsgruppen des Vergleichs werden parallel durchgeführt.

Also alles hängt jetzt „nur noch“ an den Geschädigten des Bilanzbetrugs

es gibt ja durchaus im operativen Bereich des „gesundgeschrumpften“ Konzerns einige interessante Beteiligungen mit hohen Wachstumsraten und Ambitionen. Wenn auch durch Corona gebremst. Und beispielsweise Pepkor Südafrika ist ein in der Krise gestärkter börsennotierter Handelskonzern, der organisch wächst und seine Marktanteile kontinuierlich steigern konnte. Auch die Mattres Inc. ist durch das Chapter11 Verfahren von diversen Altlasten befreit und beginnt wieder rund zu laufen – auch hier natürlich coronabedingte Einschränkungen.

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Und auch die Australischen Händler haben „“Ballast“ und viel margenschwachen Umsatz abgegeben und stehen jetzt fokussierter und gesünder da. Gleiches gilt für die diversen Abgaben von Nicht-Hnadlesaktivitäten, wie den Britischen Möbelherstellern, Südafrikanischen Autohändlern und Werkstätten. Und ohne die verlustträchtige Conforama Frankreich/Schweiz, die zu einem symbolischne Preis losgeschlagen werden konnte, bleiben gesunde Conforamahändler im Konzern. Über die Wachstumsperle Pepco brauchen wir wohl gar nicht mehr zu sagen – zwar wurde der Multimilliarden-(Teil-)Börsengang bisher nicht realisisert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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