H2REIHE-Update | Plug Power: Nummer Drei geliefert – fehlen nur noch zwei. Voll im Plan.

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31.03.2021 – Andy Marsh, CEO von Plug Power Inc. (ISIN: US72919P2020) lst derzeit als Krisenmanager gefordert. Seit vorletzte Woche Dienstag das Eingeständnis: dass die Bilanzen 2018,2019 und die vorläufigen Zahlen 2020 falsch sind und korrigiert werden müssen, die Märkte verunsichert.

Und nachdem Analysten die Bilanzkorrekturen relativ entspannt sehen und letzte Woche Renault und SK Group den Rücken gestärkt hatten, kommt Plug Power gestern mit dem, was man definitiv kann und immer wieder unter Beweis gestellt hat:

Plug Power setzt Schritt für Schritt seine operativen Ankündigungen um

Wie bereits seit längerem angekündigt plant Plug Power insgesamt 5 „grosse Wasserstoffproduktionsstätten“ US-weit, um eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Insgesamt will man bis 2025 rund 500 Tonnen Tagesproduktion grünen Wasserstoffs erreichen, bis 2028 sollen es 1.000 Tonnen sein. Während Plug Power die erste Wasserstoff-Produktionsstätte in Tennessee bereits im Betrieb hat, kündigte man am 26.02.2021 den Bau der zweiten „grünen Wasserstoffproduktionsstätte an. In Alabama im Bundesstaat New York.  Mit einem Investitionsvolumen von 290 Mio USD für die derzeit grösste grüne Wasserstoffproduktionsanlage mit einer geplanten Tagesproduktion von 45 Tonnen H2. Und eingesetzt werden sollen dort Elektrolyseure von Plug Power mit einer Leistung von 120 MW.

Gemeinsam mit dem für erneuerbare Energien zuständigen Partner Brookfield Renewable Partners errichtet man eine „grüne Wasserstoff“ Produktionsstätte in Susquehanna River(Pennsylvania)

Und die Produktionsstätte soll Ende 2022 produzieren, Baubeginn im ersten Quartal 2022. Geplante Tagesproduktion sind rund 15 Tonnen flüssiger Wasserstoff.  Die nötige Energie soll das Brookfield Renewable’s Holtwood  Wasserkraftwerk liefern – zu 100 % erneuerbare Energien.

“This is another step in our quest to build the green hydrogen economy in the USA and globally thereafter,” betont Andy Marsh, CEO von Plug Power. “We are proud to be able to bring quality jobs and invest in the local economy in Lancaster County, PA through this green hydrogen production facility.”

BioNTech’s Zahlen und noch mehr die Prognose können überzeugen. Plus Kapazitätserhöhung auf 2,5 Mrd Impfdosen, AstraZeneca-Probleme und dritte Impfdosis empfohlen.

NanoRepro mit Prognose: EBITDA bis zu 100 Mio EUR, Umsatz bis zu 400 Mio EUR. Wahnsinn. Hätte man letztes Jahr nicht geglaubt.

Nel und Everfuel bewegen operativ. Plug Power’s Kurs fällt gleichzeitig trotz Analystenlob. Zwiespältige Signale aus der H2-Ecke.

Nordex mit 180 MW Spanienauftrag. Und gestern startet Biden ein – erstes? – Windenergieprogramm. 30 GW zusätzlich bis 2030 offshore.

Dermapharm wächst in 2020 mit 13% mit weiterhin hoher Marge. 2021 allein aus BioNTech-Auftrag Umsatzplus im oberen zweistelligen Mio-Bereich erwartet.

ElringKlinger wächst in 2021. Mittelfristig sollte E-Mobility und Brennstoffzelle weitere Potentiale eröffnen

EXCLUSIVINTERVIEW: Aufbau einer Elektrolyseur-Serienproduktion in NRW – Enapter AG CEO Sebastian-Justus Schmidt: „Bewertungen entstehen durch Erwartungen an die Branche und die jeweiligen Unternehmen.“

Nochmal zur Erinnerung: Kein zweites NIKOLA mit Fakenews und falschen Zahlen und Aufträgen – bei Plug Power geht es – bisher ? – um eine nicht US-GAAP-konforme Verbuchung von realen Geschäftsvorfällen

So zumindest der Stand bisher. Und der Stand, dem der Wirtschaftsprüfer, der den Korrekturbedarf feststellte, nicht widersprochen hat. Abgesehen davon, das solche Fehler in einem Unternehmen mit dem Anspruch einer Plug Power nicht vorkommen dürfen und definitiv Organisationsmängel vorliegen, scheint der Markt sich mit der Vorstellung anzufreunden: 1. Der wichtige Bilanzposten Cash ist nicht von der Korrektur betroffen. 2. Bestehende Geschäftsvorfälle und vertragliche Vereinbarungen sind nicht durch die Korrekturen in ihrer Wirtschaftlichkeit betroffen. Und 3. Alle Prognosen über die zukünftige Umsatzentwicklung seien durch die Korrekturen der Bilanzen nicht betroffen und werden aufrechterhalten.

Was muss geändert werden?

Und die Liste der zu korrigierenden Bilanzposten scheint lang – und wird vom Management grösstenteils mit der „Ungewöhnlichkeit“ und „Neuen Formen der Geschäftsvorfälle“ bei dem Wasserstoffwert erklärt. So seien falsche Einschätzungen vorgenommen worden, die US-GAAP widersprächen. Konkrete Änderungen seien nötig bei:

  • Buchwerten von genutzten Rechten/Lizenzen und den damit verbundenen finanziellen Verpflichtungen – könnte auf die GuV-Rechnung durchschlagen und möglicherweise die Verluste erhöhen. Liquiditätswirksam sollten diese Verluste nicht sein von der Natur der Sache her.
  • aufgelaufene Verluste für einige Service Verträge – auch hier GuV-Wirkung und möglicherweise zukünftig auch liquiditätswirksam, falls zukünftige Verpflichtungen als zu gering eingestuft worden sind
  • Abschreibungen für langlebige Wirtschaftsgüter – würde zu einer anderen Zuordnung von Aufwendungen auf die Perioden der Nutzung führen. In Summe blieben die Aufwendungen gleich, aber einzelne Jahre könnten abweichende Gewinne / Verluste aufweisen.
  • Einstufung diverser Kostengruppen, die zu abnehmenden Forschungs- und Entwicklungskosten und ansteigenden umsatzverbundenen Kosten führen – für die Statistik und Kennzahlen relevant, aber weder liquiditätswirksam noch relevant für die Verlusthöhe in den fraglichen Bilanzen

Und so scheint die Korrektur der Bilanzen, wenn auch rechtlich notwendig, so doch von relativ geringer Auswirkung auf die operative Entwicklung oder die Liquiditätslage der Gesellschaft oder die EBIT-Ergebnisse. Wobei wahrscheinlich die grössten Auswirkungen bei den nicht-liquiditätswirksamen Aufwendungen liegen sollten und somit die Verluste in 2018,2019 und 2020 tendenziell etwas höher angesetzt werden sollten.

Vertrauensverlust wiegt am schwersten – Jetzt muss unter Hochdruck geliefert werden, um Vertrauen zurückzugewinnen!

Noch im Rahmen der Bilanzerstellung und anschliessenden Prüfung gab es selbst am 24.02.2021, als das Management von Plug Power und das  Audit Committee die vorläufigen Zahlen mit  KPMG finalisierten, noch keine Feststellungen. Erst nach Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für das Q4 und das Jahr 2020 wurde im Rahmen der Prüfungshandlungen der oben beschriebene Korrekturbedarf festgestellt. Und danach musste Plug Power auch den daraus resultierenden Korrekturbedarf für die Vorjahre konstatieren.

Hierbei betont Plug Powers Management, dass der Korrekturbedarf nicht in einem Kontrollversagen oder Fehlverhalten begründet sei. Und dieses auch von KPMG nicht berichtet worden sei.

Sammelklagen voraus? Vertragskündigungen voraus?

Spannend und entscheidend in den nächsten Tagen wird sein, ob die Fristverletzung der Einreichung der 2020er Zahlen bei der Börse gemäss SEC-Regeln irgendwelche Sanktionen oder Widerrufsklauseln in den diversen Verträgen, Joint-Ventures  oder Vereinbarungen Plug Powers auslöst?

Oder ob die „nicht mehr vertrauenswürdigen Bilanzen“ die durchgeführten Kapitalerhöhungen oder Private Placements (SK Group) rückabwickelbar machen könnten? Oder ob Aktionären eine Schadensersatzpflicht entsteht, die aufgrund falscher Bilanzzahlen die Aktie Plug Powers möglicherweise „zu hoch“ eingekauft haben könnten?

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Zumindest im Fall der SK Group sollte durch den Boardeintritt eine gewisse Entwarnung eingetreten sein. Und auch bei Renault scheint man erstmal weiter auf Kurs. Bleiben die anderen Fragen? Bleiben wohl offen bis die korrigierten Zahlen vorliegen.

Derzeit scheint alles möglich. Und Plug Power wäre gut beraten schnellstmöglich die Korrekturen zu liefern. Weiterhin sollte man zeitnah klarzustellen welche Zahlen definitiv stimmen. Und welche Verträge möglicherweise bei einem derartigen Bilanzfehler stornierbar oder widerrufbar wären. Und hier gilt ganz klar der Satz: ZEIT IST GELD. Je länger die Unsicherheit andauert, desto anfälliger der Kurs der Aktie für weitere Rückschläge – oder wie bei NIKOLA für immer weitere Hiobsbotschaften und aufgehobene Verträge und Kooperationen…

 


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