Im Geschäftsjahr 2024/25 hat Kapsch TrafficCom entscheidende strukturelle Weichen gestellt und die operative Basis für die kommenden Jahre gefestigt. Zwar musste das Unternehmen auf den ersten Blick einen leichten Umsatzrückgang auf 530 Mio. Euro hinnehmen, bereinigt um die Effekte aus der Entkonsolidierung einiger Auslandsgesellschaften ergibt sich jedoch ein realer Umsatzzuwachs von rund 3 %. Besonders ins Gewicht fielen dabei die Veräußerung der südafrikanischen TMT sowie der Verlust der Kontrolle über die weißrussische Gesellschaft zum Jahresbeginn 2025.
EBIT belastet durch Einmaleffekte – operative Verbesserung klar erkennbar
Das EBIT sank von 70 Mio. Euro im Vorjahr deutlich auf 13 Mio. Euro. Maßgeblich verantwortlich für diesen Rückgang war der Wegfall eines einmaligen Sondereffekts in Höhe von 79 Mio. Euro aus dem deutschen Schiedsverfahren, das im Vorjahr das Ergebnis verzerrte. Hinzu kam der Verkauf der TMT, der mit einem negativen Effekt von 7 Mio. Euro zu Buche schlug. Trotz dieser Belastungen gelang es dem Unternehmen, insbesondere im US-Geschäft bessere Margen bei Errichtungsprojekten zu erzielen, was eine operative Verbesserung belegt.
Free Cashflow solide – Nettoverschuldung sinkt
Mit einem Free Cashflow von 21 Mio. Euro nach 106 Mio. Euro im Vorjahr zeigt sich das Unternehmen weiter zahlungsfähig und stabil. Die liquiden Mittel stiegen auf 48 Mio. Euro an. Parallel sank die Nettoverschuldung auf 101 Mio. Euro, was den Verschuldungsgrad von 127 % auf 111 % senkte. Auch die Eigenkapitalquote legte leicht auf 20 % zu.
Segmentanalyse: Mautsysteme bleiben Wachstumstreiber
Das Segment Maut bleibt die tragende Säule des Unternehmens mit einem Umsatzanteil von 74 %. Trotz des Umsatzverlusts aus Belarus stieg der Segmentumsatz um 4 % auf 393 Mio. Euro. Das EBIT fiel jedoch aufgrund der Sondereffekte aus dem Vorjahr um knapp 78 % auf 12 Mio. Euro, die EBIT-Marge sank entsprechend auf 3,1 %.
Im Segment Verkehrsmanagement wurde der Umsatzrückgang von 14,5 % auf 137 Mio. Euro durch den Verkauf der TMT ausgelöst. Das EBIT fiel fast auf null, mit einem verbleibenden Ergebnis von 0,5 Mio. Euro und einer EBIT-Marge von nur 0,4 %. Die Entkonsolidierung hatte hier spürbare Auswirkungen.
Globale Umsatzentwicklung: Americas trotzt dem Trend
Während die Regionen EMEA und Asien-Pazifik unter den strukturellen Anpassungen litten (Rückgänge um 8 % bzw. 13 %), konnte die Region Americas ein Umsatzplus von 7 % erzielen – ein klares Signal für das steigende Potenzial im nord- und südamerikanischen Markt.
Strategie geschärft – Fokus auf Mobilität der Zukunft
Ein umfassender Strategie-Review im Berichtsjahr bestätigte Kapsch TrafficComs klaren Fokus: Der Ausbau der Kernbereiche Maut und Verkehrsmanagement sowie die Weiterentwicklung intelligenter Mobilitätslösungen für den urbanen Raum stehen im Mittelpunkt. Anwendungen für vernetzte Fahrzeuge und nachhaltige Verkehrssteuerung gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung.
Zudem wurde das Nachhaltigkeitskonzept weiter vertieft: Die erste geprüfte nichtfinanzielle Erklärung erfüllt bereits die Anforderungen der neuen EU-Richtlinie CSRD. Die verstärkte interne Nachhaltigkeitsorientierung zeigt sich nicht nur in CO₂-Reduktionszielen, sondern auch in der strategischen Weiterentwicklung der Unternehmenskultur durch die „People Strategy“.
Ausblick 2025/26: Weniger Umsatz – mehr Gewinn?
Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 rechnet Kapsch TrafficCom mit einem Umsatzrückgang auf rund 510 Mio. Euro – eine Folge der Entkonsolidierungen. Gleichzeitig erwartet das Management ein steigendes EBIT, das durch eine stärkere operative Performance und potenzielle positive Einmaleffekte gestützt werden könnte. Die ambitionierte Zielmarke: Eine Reduktion des Nettoverschuldungsgrads auf unter 1,5x EBITDA.
CEO Georg Kapsch bringt es auf den Punkt:
„Das Geschäftsjahr ist in Zahlen nicht mit dem Vorjahr vergleichbar. Vor allem aber sind wir in der Abwicklung unserer Projekte effizienter geworden, wir haben wieder deutlich mehr Spielraum in der Liquidität, und wir haben unsere Strategie überprüft und weiterentwickelt.“
Fazit: Kapsch TrafficCom stellt sich neu auf – und blickt zuversichtlich nach vorne
Trotz Sondereffekten und struktureller Umstellungen zeigt sich Kapsch TrafficCom resilient und strategisch fokussiert. Das Unternehmen beweist erneut seine Fähigkeit, sich an Marktveränderungen anzupassen, technologische Trends frühzeitig zu erkennen und nachhaltige Lösungen aktiv mitzugestalten. Für Investoren, Partner und Kommunen bleibt Kapsch damit ein relevanter Player in der Mobilität der Zukunft.