Prime Standard | SFC Energy: „Unsere Entwicklung könnte sich nochmals beschleunigen“

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In unserer Reihe „Wasserstoffaktien Trend oder Sackgasse“ kommen wir natürlich um einen der wenigen deutschen Vertreter nicht herum. Die SFC Energy AG (ISIN: DE0007568578) stellt Brennstoffzellen für verschiedene Anwendungen her.

Herr Dr. Podesser, welche Anwendungsgebiete für die Brennstoffzelle erscheinen Ihnen zukunfts- und wachstumsstark und welche davon können sie bedienen?

Dr. Peter Podesser: Es gibt drei wesentliche Anwendungsgebiete der Brennstoffzelle: für stationäre Anwendungen, als tragbare Ausführung sowie im Mobilitätssektor. SFC Energy ist traditionell stark in den ersten beiden Bereichen, in denen wir bereits mehr als 45.000 Brennstoffzellen für stationäre und tragbare Anwendungsgebiete ausgeliefert haben.

Sind weitere Projekte oder Einsatzgebiete für die SFC-Brennstoffzellen zukünftig möglich?

Dr. Peter Podesser: Die wichtigste Stoßrichtung für uns heute ist mit Wasserstoff-Brennstoffzellen speziell im stationären Bereich die sich bietenden Chance zu nutzen. Ein plakatives Beispiel: Flächendeckende Digitalisierung erfordert den Rollout der 5G-Mobilfunkgeneration, die saubere und sichere (Not-) Stromversorgung hierfür erledigt die Brennstoffzelle.

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Inwiefern sind Sie auch im aktuell gehypten Bereich Mobilität involviert?

Dr. Peter Podesser: Wir sind nun bereits seit fast 20 Jahren im Bereich Zusatzstromversorgung für Freizeit- und Einsatzfahrzeuge aktiv. Ergänzend hierzu betreiben wir Entwicklung hin zur Zusatzstromversorgung für Lkw und Busse. Das Thema Antriebsstrang ist aus heutiger Sicht für uns kein primärer Zielmarkt, auch wenn wir uns die Lizenzierung unserer Technologie durchaus vorstellen können. Wir wollen bei Brennstoffzellen nicht der x. Anbieter im Bereich Antrieb sein, sondern die Nummer 1 im Bereich stationärer Stromversorgung bleiben.

Sie arbeiten auch mit Ballard Power zusammen. In welchen Bereichen? Konkurrieren sie auch in bestimmten Feldern oder sind die Schwerpunkte unterschiedlich?

Dr. Peter Podesser: Im Zuge der Entwicklung unserer Wasserstoff-Produkte haben wir mit unserem Partner adKor auf ein schon eingeführtes Produkt mit Ballard-Power-Komponenten zurückgegriffen. Ballard Power ist im Bereich der Stack-Technologie ein wichtiger Partner und Zulieferer für uns, hier agieren wir sehr komplementär. Aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunkte Mobilität bei Ballard Power vs. stationäre Anwendungen bei SFC sehen wir heute bei der Marktbearbeitung keine Konkurrenzsituation.

Wie sieht Ihre Börsengeschichte aus? Seit wann ist Ihr Unternehmen wo notiert? Was war der ursprüngliche Grund/Zielsetzung für das Listing?

Dr. Peter Podesser: Wir sind im Frühjahr 2007 noch vor der Finanzkrise in Frankfurt an die Börse gegangen und notieren im streng regulierten Prime Standard. Zielsetzung des IPOs war es im Wesentlichen, Wachstumskapital für das Unternehmen zu generieren. Ein Nebeneffekt war es, einzelnen Venture-Capital-Gebern der ersten Stunde eine Exitoption anbieten zu können.

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Die Kursentwicklung der sagen wir mal „Wasserstoffaktien“ ist teilweise schwindelerregend. Wie sehen Sie Ihr Unternehmen in dieser Riege aufgestellt? Derzeit sind sie ca. 220 Mio. EUR an der Börse „wert“. Dies ist ja im Vergleich zu der mit 4,8 Mrd. USD bewerteten Ballard Power günstig, oder?

Dr. Peter Podesser: Wenn man die Bewertungen unserer nordamerikanischen Brennstoffzellen-Kollegen ansieht, zeigt schon ein Blick auf die Umsatzmultiples – selbst ohne das Thema Profitabilität in Betracht zu ziehen – eine deutliche Abweichung um den Faktor 10 bis 20, was nicht den originären Wert des Unternehmens und des Geschäftsmodells reflektiert. Ein nicht unwesentlicher Grund hierfür ist natürlich die traditionell höhere Risikobereitschaft nordamerikanischer Investoren, die Zukunftsthemen aggressiver und höher bewerten, als dies hierzulande der Fall ist.

Es gibt eine Wasserstoffoffensive der Bundesregierung: Man nimmt wohl 9 Mrd. EUR in die Hand, um insbesondere Infrastruktur der Wasserstoffversorgung und Mobilität durch Brennstoffzellen zu fördern. Rechnen Sie sich auch einen Anteil „am Kuchen“ aus? Insbesondere in welchen Bereichen?

Dr. Peter Podesser: Absolut. Wenn man sich die Wertschöpfungskette ansieht, so gehen wir im ersten Schritt davon aus, dass wir bei unseren nächsten F&E-Programmen für die kommende Generation der Wasserstoff-Brennstoffzelle sehr gute Chancen auf eine staatliche Förderung haben. Hier gibt es verschiedene Förderinitiativen auf Landes- wie auch nationaler Ebene, die dafür infrage kommen. Ein weiterer wichtiger Punkt sind Markterschließungsprogramme, hierzu gehört z. B. auch das aktuelle Programm zur Ausrüstung des Behördenfunknetzes (BOSNet) mit Brennstoffzellen.

Die 100 Mio. EUR Umsatzgrenze meinen Sie in welchem Jahr ins Auge fassen zu können?

Dr. Peter Podesser: Trotz der kurzfristig eingeschränkten Visibilität aufgrund der COVID-19-Pandemie halten wir unverändert an unserer Mittelfristprognose fest und sehen den nächsten Meilenstein in drei bis vier Jahren bei einem Umsatz von über 100 Mio. Euro. Im Zuge dieser Entwicklung peilen wir auch eine Steigerung der bereinigten EBITDA-Marge auf deutlich über 10 % an. Was unser Wachstum angeht, so kann dies in einer 5-Jahressicht aber noch erheblich weiter gehen. Insbesondere durch eine weitere Dynamisierung des Umfeldes, speziell was das Thema Wasserstoff betrifft, könnte sich auch unsere Entwicklung nochmals beschleunigen.

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Die Wahrnehmung der SFC Energy am Kapitalmarkt erscheint sehr positiv. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Dr. Peter Podesser: SFC steht mit seiner nachhaltigen Technologie und modernen Produkten für eine saubere und effiziente Form der alternativen Energieerzeugung. Mit unserer Technologie leisten wir einen Beitrag zur CO2-Reduktion in der Energieerzeugung und ermöglichen damit auch ein schnelleres Erreichen der Klimaziele. Dies begünstigt heute eine besonders hohe Akzeptanz und ein positives Image quer durch alle Altersschichten. Hinzu kommt, dass wir als erste bewiesen haben, dass man im Brennstoffzellensektor auch jetzt schon Geld verdienen kann – dies wird von Investorenseite honoriert.

Im vergangenen Jahr haben Sie eine Kapitalerhöhung zu 10,00 EUR platziert. Denken Sie über weitere Kapitalmaßnahmen nach? Wofür könnten Sie Geld brauchen? Gibt es potenzielle Übernahmeziele? Größere Forschungsprojekte? Expansionspläne?

Dr. Peter Podesser: Wir sind sehr froh über die erfolgreiche Kapitalmaßnahme im vergangenen Jahr. Damit konnten wir sofort u. a. weitere Entwicklungsprogramme in beiden Produktgruppen, Wasserstoff- wie auch Direkt-Methanol-Brennstoffzellen, forcieren und Anfang des Jahres eine erste Akquisition tätigen. Unsere weiteren Wachstumspläne sehen neben der regionalen Ausweitung in Asien und Nordamerika auch die Ausweitung unserer Aktivitäten auf Wasserstoff-Brennstoffzellen höherer Leistungsklassen vor. Zudem sehen wir uns auch Technologie im Bereich der autarken Produktion von grünem Wasserstoff und natürlich Akquisitionstargets an, die entweder regional oder technologisch zu uns passen. Es gibt aktuell keinen konkreten Bedarf für eine weitere Kapitalmaßnahme, wir wollen uns diese Option aber perspektivisch offenhalten – bei entsprechenden Investitionsmöglichkeiten. Mit Daniel Saxena, unserem neuen CFO, haben wir uns zur Umsetzung dieser Wachstumsstrategie auch einen erfahrenen Experten mit Investmentbanking-, M&A- sowie Private-Equity-Expertise an Bord geholt.

Bringen sich die großen Aktionäre – insbesondere HPE mit 15,99 % größter Einzelaktionär – über den Aufsichtsrat ein oder sind die Aktionäre eher „still“? Ist der relativ große Streubesitz Ihrer Aktie von fast 70% in Ihren Augen eher ein Vorteil oder wünschen Sie sich manchmal größere Ankeraktionäre?

Dr. Peter Podesser: Mit HPE Growth Capital und einigen weiteren langjährig investierten institutionellen Anlegern haben wir eine stabile Kernaktionärsgruppe. Tim van Delden, einer der Gründer von HPE, ist unser langjähriger, aktiver Aufsichtsratsvorsitzender. In dieser Konstellation sehen wir uns sehr vernünftig aufgestellt in der Balance zwischen einem ausreichend großen Streubesitz und stabilen Ankeraktionären.

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Wahrscheinlich hat Corona Einfluss auf kurzfristige Umsatz- und Ertragsentwicklungen gehabt? Sehen Sie auch mittel- oder langfristige Folgen?

Dr. Peter Podesser: Natürlich haben auch wir im ersten Halbjahr 2020 spürbare Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf unser Geschäft gespürt, speziell im Sektor Öl & Gas. Die mit der negativen Ölpreisentwicklung verbundene Investitionszurückhaltung in diesem Bereich macht sich im Nordamerika-Geschäft deutlich bemerkbar. Im Industriegeschäft kam es zu Verschiebungen, allerdings sehen wir dort keine Auftragsstornierungen. Völlig unbeeindruckt von Corona entwickelt sich hingegen unser ziviles Brennstoffzellengeschäft, in dem wir einen erfreulichen Wachstumstrend sehen. An unserer Mittelfristprognose halten wir wie bereits erwähnt unverändert fest – neben den erwarteten Wachstumsimpulsen aus dem zivilen Brennstoffzellengeschäft mit einer zunehmenden Dynamik im Bereich Wasserstoff sind wir auch zuversichtlich, was weitere Auftragsvergaben im Verteidigungsbereich anbetrifft. Insofern sehen wir keine Notwendigkeit für eine Korrektur unserer mittelfristigen Zielsetzung.

Und zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wo sehen Sie die SFC Energy in fünf Jahren?

Dr. Peter Podesser: Wir wollen mit SFC der weltweit führende Anbieter im Bereich der stationären Energieerzeugung mit Brennstoffzellen sein.

Herr Dr. Podesser, vielen Dank für das Interview.


Chart: SFC Energy AG | Powered by GOYAX.de
 
Herr Dr. Peter Podesser | Chief Executive Officer (CEO) der SFC Energy AG

dr podesser sfc energy

Chief Executive Officer (CEO), Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Podesser verantwortet die Bereiche Clean Energy & Mobility sowie Defense & Security. Seit seiner Berufung zum CEO von SFC Energy im November 2006 lenkt Dr. Peter Podesser das Wachstum des Unternehmens von einem Münchner Brennstoffzellentechnologie Start-Up zum führenden Anbieter von Hybridstromsystemen für Netzfern- und Notstromanwendungen weltweit. SFC Energy ist heute Marktführer von Brennstoffzellen in Sicherheits- und Industriemärkten sowie für Freizeitanwendungen. Dr. Podesser realisierte das starke Wachstum, den erfolgreichen Börsengang sowie die nachfolgenden Akquisitionen des Unternehmens in Europa und Kanada.
 
Vor seiner Zeit bei SFC war Dr. Podesser President von Oerlikon Wafer Processing, der Halbleitergruppe des Schweizer Oerlikon-Konzerns in den USA und der Schweiz, und CEO & President von EV Group, einem Halbleiterproduktionsspezialisten in Österreich. Zuvor war er in China und Singapur zuständig für den Aufbau des China- und Asiengeschäfts der RHI AG, eines führenden internationalen Herstellers von Feuerfestmaterialien.
Dr. Peter Podesser hat einen Magisterabschluss in Handelswissenschaften von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), wo er auch promovierte. Er spricht Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch.

Kurzinfo zum Unternehmen

Die SFC Energy AG ist ein führender Anbieter von Direktmethanol- und Wasserstoff-Brennstoffzellen für stationäre und mobile Hybrid-Stromversorgungslösungen. Mit weltweit über 45.000 bislang verkauften Brennstoffzellen ist SFC Energy ein nachhaltig profitabler Brennstoffzellenproduzent. Seine zahlreichen mehrfach ausgezeichneten Produkte vertreibt das Unternehmen in Clean Energy & Mobility-Anwendungen, im Defense & Security Markt, in der Öl- und Gasindustrie sowie in Industrieanwendungen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Brunnthal bei München, Deutschland, und betreibt Produktionsstandorte in den Niederlanden, Rumänien und Kanada. Die SFC Energy AG notiert im Prime Standard der Deutschen Börse (WKN: 756857, ISIN: DE0007568578).

 
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