HORNBACH trotzt der Konsumflaute – aber nicht ohne Blessuren. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2025/26 kletterte der Umsatz um 3,8 Prozent auf 5,14 Mrd. Euro. Fast der komplette Betrag stammt aus dem Teilkonzern HORNBACH Baumarkt, der mit 4,0 Prozent Wachstum einmal mehr Marktanteile im europäischen DIY-Geschäft hinzugewinnt.
Beim Ergebnis zeigt sich allerdings ein anderes Bild: Das bereinigte EBIT liegt mit 299,5 Mio. Euro praktisch auf Vorjahresniveau. Sprich: Mehr Umsatz, aber kaum zusätzlicher operativer Gewinn. Gerade im dritten Quartal wird der Spagat deutlich – der Umsatz steigt um 2,2 Prozent auf 1,54 Mrd. Euro, das bereinigte EBIT fällt jedoch von 34,6 auf 27,3 Mio. Euro.
Der Grund ist schnell benannt: auf vergleichbarer Fläche blieb die Nachfrage schwächer als erhofft, während Löhne, Energie, Instandhaltung und IT weiter zulegen. HORNBACH muss mehr arbeiten, um unterm Strich das Gleiche zu verdienen.
Schwaches Deutschland, starke Nachbarn
Vorstandschef Erich Harsch bringt es auf den Punkt: Eine echte Trendwende beim Konsum sei „bisher nicht eingetreten“, vor allem in Deutschland. Zwar legte der heimische Umsatz in den ersten neun Monaten leicht auf 2,28 Mrd. Euro zu, flächenbereinigt bleibt das Plus mit 0,7 Prozent aber überschaubar.
Deutlich dynamischer läuft es im Ausland. Dort steigt der Umsatz auf 2,57 Mrd. Euro, der Auslandsanteil am Baumarktgeschäft wächst auf über 53 Prozent. Und noch wichtiger: HORNBACH wächst in fast allen Ländern schneller als der jeweilige Markt – und nimmt sich Stück für Stück mehr vom Kuchen.
Die Zahlen zur Marktanteilsentwicklung lesen sich entsprechend selbstbewusst: In Deutschland, Österreich, Tschechien, den Niederlanden und der Schweiz kann der Konzern zulegen, teils deutlich. In Tschechien kratzt HORNBACH mit knapp 39 Prozent Marktanteil bereits an einer dominanten Position – ein Wert, der zeigt, wie stark die Marke in einigen Ländern verankert ist.
Online boomt, Baustoffe schwächeln
Während viele Händler noch über die richtige Balance zwischen Filiale und E-Commerce diskutieren, meldet HORNBACH leise, aber klar Fortschritte. Der Online-Umsatz inklusive Click & Collect steigt um 8,1 Prozent auf 625 Mio. Euro, der Anteil am Gesamtumsatz des Baumarkt-Teilkonzerns liegt inzwischen bei 12,9 Prozent.
Die Interconnected-Retail-Strategie – also das Zusammenspiel von Online-Shop und stationärem Markt – zahlt sich aus. Kunden recherchieren online, holen im Markt ab, lassen Großmengen liefern – die Übergänge verschwimmen, und HORNBACH bespielt beide Welten mit deutlich mehr Routine als noch vor einigen Jahren.
Weniger gut läuft es im Baustoffhandel. Die HORNBACH Baustoff Union spürt die schwache Baukonjunktur in Deutschland unmittelbar: Mit 291,2 Mio. Euro liegen die Umsätze leicht unter Vorjahr. Noch ist das kein Drama, aber ein klares Signal, dass der Baubereich in der Gruppe eher Bremsklotz als Wachstumstreiber ist.
Expansion mit Vollgas – trotz Druck auf die Profitabilität
Wer erwartet, dass HORNBACH angesichts des angespannten Konsumklimas vorsichtiger wird, irrt. Die Investitionen wurden in den ersten neun Monaten um mehr als 55 Prozent auf knapp 167 Mio. Euro hochgefahren. Dahinter steckt eine klare Strategie: Jetzt Flächen sichern, wenn andere zögern.
Drei neue Bau- und Gartenmärkte in Österreich und Rumänien sowie der BODENHAUS-Fachmarkt in Mainz-Kastel kamen im dritten Quartal dazu. Insgesamt betreibt der Konzern mittlerweile 173 Bau- und Gartenmärkte und drei Boden-Fachmärkte in neun Ländern – Tendenz steigend.
Albrecht Hornbach, Chef der Management AG, schaut dabei schon weiter nach Osten: Die Expansion nach Serbien ist fest eingeplant, getrieben von wachsendem Renovierungsbedarf und steigender Kaufkraft. Parallel soll auch der Baustoffhandel weiter ausgebaut werden, unter anderem mit einem zusätzlichen Standort im Saarland im Frühjahr 2026.
Das alles kostet Geld – und erklärt, warum das EBIT trotz Umsatzplus nicht stärker anspringt. HORNBACH entscheidet sich bewusst für Wachstum und Marktposition – auch auf Kosten kurzfristiger Ergebnisoptimierung.
Ergebnis drückt – aber die Story bleibt intakt
Der Jahresüberschuss sinkt in den ersten neun Monaten auf 189,1 Mio. Euro, vor allem wegen eines schwächeren Finanzergebnisses. Höhere Zinsaufwendungen, niedrigere Zinserträge und negative Währungseffekte nagen am Nettoergebnis, das Ergebnis je Aktie geht von 11,84 auf 11,39 Euro zurück.
Trotzdem hält der Konzern an seiner Prognose fest: Für das Gesamtjahr 2025/26 wird weiterhin mit einem Umsatz auf oder leicht über dem Vorjahresniveau von 6,2 Mrd. Euro gerechnet und mit einem bereinigten EBIT „auf dem Niveau“ des Vorjahres. Übersetzt heißt das: plus/minus ein paar Prozent, aber keine großen Ausreißer nach unten oder oben.
Für Anleger ergibt sich damit ein klares Bild: HORNBACH ist kein Highflyer, sondern ein robuster, wachsender Einzelhändler, der seine Marktanteile Schritt für Schritt ausbaut, massiv in Expansion und Flächen investiert – und dafür kurzfristig bei der Marge Abstriche macht.
Wer einen defensiven Value-Titel mit solider Marktposition im europäischen DIY-Segment sucht, findet hier eine Story, die nicht vom nächsten Konsumboom lebt, sondern von konsequenter Flächenstrategie, wachsendem Online-Geschäft und einer Marke, die auch in schwierigen Zeiten Kundschaft bindet.













