General Standard | HanseYachts: Rekord-Auftragsbestand und sehr hohe Liquidität

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Die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2020/2021 der HanseYachts AG (ISIN: DE000A0KF6M8) wurden stark geprägt durch einen Rekordauftragseingang, aber auch durch eine in dieser Dimension unerwartete Beeinträchtigung bei der Abarbeitung der Aufträge. Verantwortlich hierfür waren insbesondere verzögerte Zulieferungen von Rohmaterial und Zulieferteilen als Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Produktion. Die HanseYachts AG erzielte infolgedessen in diesen ersten neun Monaten (1. Juli 2020 – 31. März 2021) des laufenden Geschäftsjahres 2020/2021 trotz guter Auftragslage einen um 14,1% geringeren Umsatz auf 71,0 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 82,7 Mio. Euro).

Der Auftragsbestand erhöhte sich per 31. März 2021 gegenüber dem Vorjahreswert von 81,7 Mio. Euro um 81,8 Mio. Euro bzw. um mehr als 100 % auf 163,5 Mio. Euro. Hintergrund der hohen Auftragseingänge ist der Wunsch der Endkunden nach einem sicheren Corona-freien Refugium auf dem Wasser. Mitverantwortlich für die sehr positive Entwicklung sind dabei die erfolgreiche Umstellung der HanseYachts AG auf digitale Vertriebskanäle, eine historische gewachsene, treue Kundenstruktur sowie eine stetige technische Weiterentwicklung der 50 verschiedenen Yachtmodelle aller sechs Marken.

Ertragslage im dritten Quartal

Seit Januar 2021 machen sich insbesondere die verzögerten Lieferungen von Material- und Zubehörteilen bei der Fertigstellung der Yachten bemerkbar. Die Knappheit an Vorprodukten und Rohstoffen ist hierbei nicht nur für HanseYachts AG ein Problem, sondern für die Mehrzahl der deutschen Industrie. Die Gründe für die Lieferengpässe sind vielfältig. So hat die Corona-Pandemie die weltweiten Lieferketten gestört, zudem wurde aufgrund der weltweiten Rezession im vergangenen Jahr die Produktion in Teilen der Industrie heruntergefahren. Nachdem die wirtschaftliche Erholung nun schneller und stärker als erwartet ausfällt, kommen die Rohstoffhersteller und Produzenten unserer Vorprodukte nicht mit der zeitgerechten Lieferung hinterher. Infolgedessen musste die HanseYachts AG im dritten Quartal (1. Januar bis 31. März 2021) des laufenden Geschäftsjahres 2020/2021 die Produktion vorübergehend drosseln, konnte aber dennoch einen Umsatz in Höhe von 22,8 Mio. Euro (Q3 2019/2020: 33,2 Mio. Euro) erwirtschaften. Als Folge der fehlenden Zulieferteile ist die Zahl der unfertigen Yachten deutlich angestiegen, was sich in einer Bestandserhöhung von fertigen und unfertigen Erzeugnissen um 6,0 Mio. Euro auf 14,2 Mio. Euro (Q3 2019/2020: 8,2 Mio. Euro) widerspiegelt.

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Die aktivierten Eigenleistungen betrugen unverändert 0,5 Mio. Euro. Die somit erzielte Gesamtleistung (Umsatzerlöse, Bestandsveränderung, aktivierte Eigenleistungen) lag mit 37,5 Mio. Euro um 10,5 % unter der vergleichbaren Vorjahres-Gesamtleistung in Höhe von 41,9 Mio. Euro. Die Materialeinsatzquote verbesserte sich durch Optimierungsprojekte gegenüber dem Vorjahresquartal erneut um 0,4 Prozentpunkte auf 54,5 %. Der Rohertrag lag im dritten Quartal 2020/2021 mit 17,0 Mio. Euro um 1,8 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert von 18,9 Mio. Euro. Der Personalaufwand erhöhte sich um 1,2 Mio. Euro auf 12,7 Mio. Euro. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sanken insbesondere durch reduzierte Messekosten als Folge der Pandemie-bedingten Absage von Bootsmessen im Quartalsvergleich um 1,0 Mio. Euro auf 5,2 Mio. Euro. Das EBITDA (Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern) betrug im dritten Quartal 2020/2021 -0,3 Mio. Euro (Q3 2019/2020: +1,5 Mio. Euro). Die Abschreibungen waren mit 1,5 Mio. Euro um 0,2 Mio. Euro geringer als in der Vorjahresperiode. Unter Berücksichtigung von Steuern und Finanzergebnis erwirtschaftete die HanseYachts AG im dritten Quartal ein Quartalsergebnis von -2,0 Mio. Euro (Q3 2019/2020: -0,4 Mio. Euro).

Kumulierte Ertragslage in den ersten neun Monaten 2020/2021

Durch die unterschiedlichen Sondereffekte ist auch die Ertragslage der ersten neun Monate 2020/2021 nur eingeschränkt mit dem Vorjahreszeitraum vergleichbar: Während sich im Vorjahreszeitraum erst im März 2020 und damit im letzten Monat erste negative Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Produktion der HanseYachts AG zeigten, waren im Berichtszeitraum 01. Juli 2020 bis 31. März 2021 hingegen alle neun Monate von der Corona-Pandemie betroffen, wobei seit Januar 2021 Probleme bei der fristgerechten Lieferung von Vorprodukten und Rohmaterialien die Entwicklung zusätzlich belastet haben. In den ersten neun Monaten 2020/2021 reduzierte sich daher die Gesamtleistung gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 20,0 % auf 80,9 Mio. Euro (9 Monate 2019/2020: 101,2 Mio. Euro). Die sonstigen betrieblichen Erträge lagen mit 1,5 Mio. Euro leicht unter dem Vorjahreswert von 1,6 Mio. Euro. Bei einem Materialaufwand von 43,6 Mio. Euro war die Materialaufwandsquote mit 53,9 % im Verhältnis zur Gesamtleistung um 2,0 Prozentpunkte besser als in der vergleichbaren Vorjahresperiode (56,6 Mio. Euro bzw. 55,9%). Die Personalaufwendungen in Höhe von 29,8 Mio. Euro waren gegenüber dem Vorjahreswert zwar absolut um 1,5 Mio. Euro rückläufig, haben sich aber in Relation zur geringeren Gesamtleistung um 6,0 Prozentpunkte erhöht. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen lagen in den ersten neun Monaten 2020/21 bei 13,8 Mio. Euro und haben sich damit um 3,1 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahreswert in Höhe von 16,9 Mio. Euro deutlich verringert. Hier machten sich reduzierte Marketingaufwendungen und in Folge von abgesagten Bootsmessen auch signifikant reduzierte Messekosten spürbar.

Infolge der beschriebenen Sonderbelastungen lag das EBITDA in den ersten neun Monaten 2020/2021 bei -4,8 Mio. Euro (9 Monate 2019/2020: -2,0 Mio. Euro). Die Abschreibungen auf das Anlagevermögen betrugen per 31. März 2021 4,3 Mio. Euro. Das Finanzergebnis lag unverändert bei -1,0 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung der Ertragsteuern betrug das Konzernergebnis -10,5 Mio. Euro (9 Monate 2019/2020: -7,5 Mio. Euro).

Die Ergebnisminderung in Höhe von 3,0 Mio. Euro war insbesondere die Folge der Corona-Pandemie, welche die Produktion der HanseYachts AG im gesamten Berichtszeitraum negativ beeinflusste, wobei die Werft über den gesamten Berichtszeitraum dank stringenter Hygiene-Konzepte keinen kompletten Lockdown erlebte und nur vereinzelte Produktionslinien für einen begrenzten Zeitraum gestoppt werden mussten.

Zum 31. März 2021 betrug die Eigenkapitalquote 8,6 % (31. März 2020: 13,3 %).

Finanzlage

Auf Lieferengpässe der Zulieferer wurde mit einem Aufbau des Vorratsvermögens reagiert. Dies führte zu einer zusätzlichen Bindung von Kapital in den Roh-Hilfs- und Betriebsstoffen sowie den unfertigen Erzeugnissen. Im Gegenzug führte der sehr gute Auftragseingang zu einer Liquiditätszufuhr, durch die Anzahlungen der Kunde vor Produktionsbeginn. Zum 31. März 2021 bestanden Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von 14,4 Mio. Euro (31. März 2020: 3,5 Mio. Euro). Zusätzlich zu bestehenden Bankguthaben bestehen nicht genutzte Kontokorrentlinien in Höhe von 5,4 Mio. Euro (31. März 2020: 0,6 Mio. Euro). Die Finanzsituation der HanseYachts AG ist sehr solide.

Ausblick

Aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie wurde die Produktion bei ausgewählten Produktionslinien verlangsamt. Verantwortlich hierfür sind teilweise zeitlich verzögerte Zulieferungen von für die Produktion erforderlichen Teilen und Rohstoffen sowie das Fehlen von Mitarbeitern zum Abarbeiten vorhandener Aufträge. Der Vorstand geht von einer Entspannung der Zuliefersituation im laufenden vierten Quartal des Geschäftsjahres 2020/2021 aus.

HanseYachts-Interview: „Wir arbeiten an einem ganzen Feuerwerk neuer Modelle“

Angesichts der vorliegenden Bestellungen für Yachten und der aktuellen Fertigungssituation geht der Vorstand für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 von einem Umsatz leicht unter dem Vorjahr aus, wobei unter Berücksichtigung eines leichten Bestandsabbaus von produzierten Erzeugnissen auch die Gesamtleistung geringer im Vergleich zum Vorjahr 2019/2020 erwartet wird. Dieser Ausblick erfolgt insbesondere vor dem Hintergrund, dass das letzte Quartal traditionell die umsatz- und damit margenstarken Monate aufweist sowie Verbesserungen im operativen Geschäft und sonstigen Produktivitätssteigerungen wirksam werden. Aufgrund der Sonderbelastungen rechnet der Vorstand im Gesamtjahr 2020/21 mit einem EBITDA unterhalb des Vorjahres. Unter Berücksichtigung von Abschreibungen und Zinsen wird ein Konzernfehlbetrag in Höhe eines einstelligen Millionenbetrags erwartet. Dies entspricht einer deutlichen erwarteten Verbesserung gegenüber dem Vorjahreskonzernergebnis (Geschäftsjahr 2019/2020: -15,9 Mio. Euro), in dem eine wesentliche Wertminderung eines Firmenwerts in Höhe von 11,7 Mio. Euro enthalten war.


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