elumeo: Wie KI, teurer Schmuck und ein harter Sparkurs den Turnaround vorbereiten sollen

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elumeo, nach eigenen Angaben führender elektronischer Einzelhändler für Edelsteinschmuck in Europa, scheint es im Schlussquartal 2025 endlich wieder heller zu werden. Nach einem starken Black Friday und einem bisher gut laufenden Weihnachtsgeschäft haben sich zentrale Kennzahlen deutlich besser entwickelt, als es der Restrukturierungsplan noch im Frühjahr erwarten ließ.

Der Rohertrag liegt im laufenden vierten Quartal bislang um 8 Prozent unter Vorjahr – geplant waren für das Gesamtjahr minus 14 Prozent. Auch beim Umsatz zeigt sich eine positive Abweichung: Statt der im März 2025 prognostizierten minus 14 Prozent liegt der Rückgang Q4-to-date bei rund 11 Prozent. Entscheidend ist dabei weniger die Stückzahl als der Wert: Der durchschnittliche Umsatz pro verkauftem Schmuckstück ist von 74 auf 101 Euro gestiegen – ein Plus von stolzen 37 Prozent. Der Fokus auf höherpreisige Ware zahlt sich aus.

KI ersetzt Sendeplätze – und Jobs

Die bessere Entwicklung kommt nicht aus dem Nichts. Im April 2025 hat elumeo ein Restrukturierungsprogramm aufgelegt, das auf bereits 2024 gestartete Kostensenkungen aufsetzt. Auslöser waren deutlich gestiegene Einspeiseentgelte in bestimmten Kabelnetzen nach Wegfall des Nebenkostenprivilegs – ein Kostenschock, der das Geschäftsmodell im TV-Vertrieb unter Druck gebracht hat.

Die Antwort des Managements ist radikal digital: Immer mehr Sendezeiten werden mit vollautomatisch erstellten Shows bespielt, die auf bereits produziertem Content basieren und von KI-Technologie zusammengebaut werden. Moderatoren, Regie, Studioteams – all das wird zu einem guten Teil durch Algorithmen ersetzt, ohne dass permanent neues Live-Programm produziert werden muss.

Parallel wurde das Angebot konsequent auf Schmuckstücke über 50 Euro ausgerichtet. Weniger Masse, mehr Marge – so lautet die Logik. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Belegschaft: Bei der Juwelo Deutschland GmbH wurden im Zuge der Restrukturierung rund 50 Vollzeitstellen abgebaut.

CEO Florian Spatz sieht das Gesamtpaket dennoch als notwendige Weichenstellung: Sobald die Restrukturierung abgeschlossen sei, wolle man mit dem Wachstumsprogramm #juwelo100 wieder in profitables Wachstum zurückkehren – mit KI als Beschleuniger dieser Strategie.

#juwelo100: Auf dem Weg zu 100-Millionen-Umsatz

Das Programm #juwelo100 steckt den Rahmen für die nächsten Jahre ab: Bis 2033 soll das Kerngeschäft einen Umsatz von 100 Mio. Euro erreichen. Der Weg dorthin führt weniger über spektakuläre Expansion, sondern über Effizienz und Wertschöpfung pro Kopf.

Schon jetzt zeigen die Kennzahlen Wirkung. Durch verstärkten KI-Einsatz und die Verschlankung der Organisation soll der Umsatz pro Mitarbeiter im laufenden Jahr 2025 auf über 340.000 Euro steigen – nach 261.000 Euro im Jahr 2024 und 230.000 Euro im Jahr 2023. In einer Branche, in der lange Zeit Personalkosten für Live-Moderation und Studiobetrieb den Takt vorgaben, ist das ein spürbarer Produktivitätssprung.

Spatz spricht offen davon, dass KI eine Schlüsselrolle bei der künftigen Skalierung spielen wird. Die Kombination aus datengetriebener Programmplanung, automatisierten Shows und fokussiertem Sortiment soll elumeo widerstandsfähiger machen – und gleichzeitig die Möglichkeit eröffnen, höhere Warenkörbe pro Kunde zu realisieren.

Internationale Sendefenster: Kleine Basis, aber wachsender Hebel

Neben dem Kerngeschäft im deutschsprachigen Markt schaut elumeo wieder selbstbewusster auf seine internationalen Sendefenster. Nach einem restrukturierungsbedingten Rückgang im dritten Quartal stabilisieren sich die Umsätze hier sichtbar. Für Q4/2025 rechnet das Unternehmen mit Erlösen von 226.000 Euro – ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und leicht über dem Niveau des dritten Quartals.

Noch ist das Volumen überschaubar, doch die Richtung stimmt. Für 2026 ist ein neues Format geplant, das gezielter auf Neukunden im internationalen Geschäft ausgerichtet ist. Parallel arbeitet elumeo an Maßnahmen, um die Conversion Rate bei Registrierungen und Bestellungen zu verbessern. Der Abstand zum deutlich effizienteren deutschen Geschäft ist nach Aussagen des Managements noch groß – und genau darin sieht Spatz das größte Potenzial: Jede Verbesserung der Conversion schlägt bei den kleinen, aber wachsenden Auslandserlösen überproportional durch.

Prognose: Verlustzone enger gefasst – Turnaround in Sichtweite?

Trotz der positiven Q4-Tendenzen bleibt das Management vorsichtig. Die Prognose für 2025 wurde nicht angehoben: Auf Konzernebene rechnet elumeo weiterhin mit einem Umsatzrückgang zwischen 10 und 15 Prozent sowie einer Rohertragsmarge zwischen 47 und 49 Prozent.

Die zentrale Steuerungsgröße, das bereinigte EBITDA, soll zwischen minus 0,5 Mio. und plus 0,1 Mio. Euro liegen. Übersetzt: Die Verlustzone wird enger, ein leicht positives operatives Ergebnis ist im besten Fall drin – aber der sichere Turnaround ist noch nicht erreicht.

Für Anleger ist die Story damit klar umrissen: elumeo bleibt eine spekulative Restrukturierungs- und KI-Story im Nischenmarkt „Schmuck via Bildschirm und App“. Wer investiert, setzt darauf, dass konsequente Kostenkontrolle, Premium-Fokus und der mutige Einsatz von KI aus einem angeschlagenen Teleshopping-Spezialisten wieder ein profitabel wachsendes E-Commerce-Unternehmen machen. Sicher ist das nicht – aber das vierte Quartal 2025 zeigt zumindest, dass der eingeschlagene Kurs Wirkung zeigt.

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