aifinyo nach dem Rekordjahr – Interview mit CEO Stefan Kempf: „Wir profitieren von höheren Zinsen und wollen weiter deutlich zweistellig wachsen.“

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Die aifinyo AG (ISIN: DE000A2G8XP9) gehört zu den wenigen börsennotierten deutschen Fintechs. Das Berliner Unternehmen bietet kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMUs) sowie Selbständigen eine Online-Plattform rund um das Management, die Finanzierung und die Bezahlung von Rechnungen an. Das Geschäft brummt: Trotz konjunktureller Abkühlung war 2022 für aifinyo ein Rekordjahr. Dennoch ist die Aktie von ihren Höchstkursen weit entfernt. Die Analysten von SMC Research sehen deutliches Kurpotenzial. Woran könnte dies liegen und wie sehen die Zukunftsperspektiven des Fintechs aus? Gründer und Vorstand Stefan Kempf im Interview.

Herr Kempf, Transaktionsvolumen Plus 40,5%, Rohertrag Plus 75 % und das EBT von 0,1 Mio. auf 1,3 Mio. gesteigert. Von Krise oder zumindest einer Abkühlung keine Spur?

Kempf: Dass wir das vierte Quartal 2022 – und damit das Gesamtjahr – auf Rekordniveau abschließen, war vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Perspektiven in Deutschland so nicht unbedingt zu erwarten. Umso mehr zeigt die positive Entwicklung, dass aifinyo sehr solide aufgestellt ist. Zum Wachstum haben praktisch alle Geschäftsbereiche beigetragen. Die wiederkehrenden SaaS-Umsätze unserer Abo-basierten Tools rund um das Rechnungs- und Liquiditätsmanagement genauso wie Erlöse aus Finanzierungleistungen.

Doch die Aktie hat auf die Rekordzahlen kaum reagiert.

Kempf: Zwar ist das Umfeld gerade für Smallcaps aus dem Technologiebereich derzeit nicht optimal, aber eine positivere Kursreaktion hätte ich schon erwartet. Doch so ist Börse manchmal. Wir bei aifinyo werden weiterhin operativ Gas geben, darüber berichten und an Kapitalmarktkonferenzen teilnehmen. Dann sollte früher oder später auch die Aktie profitieren.

Die konjunkturelle Abkühlung in Deutschland müsste doch auch ihre Kunden betreffen?

Kempf: Tut es teilweise auch. Doch zum einen ist die Abkühlung bisher wohl nicht so stark wie wir alle noch im Herbst 2022 erwartet haben. Damals kursierten noch Horrorszenarien um Blackouts und eine tiefe Rezession. Und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat auch Positives für uns. Für viele Unternehmen hatte und hat die Reduzierung von internen Kosten und die Vorhaltung einer möglichst hohen Liquidität oberste Priorität. Dabei unterstützt aifinyo mit Softwaretools, einem intelligenten Cashflow Management und passenden Finanzierungslösungen. Außerdem tun sich Banken bei der Kreditvergaben gegenüber KMUs im aktuellen Umfeld noch schwerer.

Was genau bietet aifinyo Unternehmen?

Kempf: Unser Ökosystem aus intelligent gebündelten Softwareanwendungen nimmt dem Unternehmer die zeitaufwendigen Prozesse Rund um den Rechnungseingang und -ausgang ab. Unterstützt von künstlicher Intelligenz können unsere Kunden ihren Wareneinkauf finanzieren, ihre Rechnungen erstellen, sie automatisch per Mail oder Post versenden, den Betrag vorfinanzieren, wenn nötig ein Mahnverfahren einleiten, und inzwischen auch Auslandsüberweisungen.

Und wie wirken sich die steigenden Zinsen auf Ihr Geschäft aus?

Kempf: Positiv. Steigende Zinsen führen dazu, dass sich Unternehmen wieder stärker nach Finanzierungsalternativen umschauen. Und da bietet aifinyo mit Finetrading, Factoring und Leasing attraktive Möglichkeiten.

Liquiditätsmanagement und Online-Finanzierungen bieten auch andere an.

Kempf: Richtig, aber nicht im Rahmen einer umfassenden Plattform-Strategie. Wir haben in den vergangenen Jahren ein in Deutschland einzigartiges Ökosystem aufgebaut. Gegenüber klassischen Banken – falls diese überhaupt noch Finanzierungen im Mittelstand anbieten – sind wir deutlich schneller. Aufgrund fehlender digitaler Produkte brauchen dort die Entscheidungsprozesse häufig eine Woche oder länger. Bei aifinyo wird über Finanzierungsanfragen in der Regel innerhalb weniger Tage entschieden.

Aber dann gibt es noch zahlreiche andere Fintechs.

Kempf: Zunächst konzentriert sich der ganz überwiegende Teil von ihnen auf Privatkunden. Die wenigen Anbieter von Rechnungs- und Liquiditätsmanagement für KMUs sind in der Regel Ein-Produkt-Unternehmen. Bei der Nutzung unterschiedlicher Anbieter kann der Kosten- und Zeitvorteil für Unternehmen dann schnell auf der Strecke bleiben. Daher spricht viel für unseren One-Stop-Shop. Außerdem spüren wir, dass die Werbeaktivitäten der Wettbewerber deutlich nachgelassen haben.

Dies sind Auswirkungen des Start-up-Winter?

Kempf: Danach sieht es aus. Durch das „billige Geld“ sind in den vergangenen Jahren Start-ups mit einer Non-Profit-Kultur herangewachsen. Nur Umsatzwachstum zählte. Die Höhe der Verluste spielte praktisch keine Rolle. Doch wer in Boom-Zeiten kein Geld verdient, tut sich damit derzeit nicht leichter. Von einer Konsolidierung im Fintech-Markt wird aifinyo profitieren.

Sie wollen auch im laufenden Jahr wachsen?

Kempf: aifinyo ist in der Vergangenheit deutlich zweistellig pro Jahr gewachsen und dies sollte uns auch in den kommenden Jahren gelingen – eine zumindest stabile gesamtwirtschafte Entwicklung vorausgesetzt. Nach der Integration von Billomat in 2022, wollen wir im laufenden Jahr Cross-Selling-Potenziale nutzen und beispielsweise den Billomat-Kunden einen einfachen Zugang zu den aifinyo-Finanzierungsmöglichkeiten bieten.

Und wie sieht es mittelfristig aus?

Kempf: Wir sehen uns mit rund 10.000 Kunden als einer der Marktführer. Dies haben wir ohne große Finanzierungsrunden und Verluste erreicht. In den letzten 10 Jahren waren wir 9-mal profitabel – Ausnahme war das Corona-Jahr 2020 – trotz erheblicher IT-Investitionen und starkem Wachstum. Aber Gewinnmaximierung musste hintenanstehen. Mit zunehmenden Skaleneffekten sollte sich in den kommenden Jahren auch die Gewinnentwicklung schrittweise verbessern. Doch das Marktpotenzial ist weiterhin riesig und immer noch weitgehend unerschlossen. Dies müssen wir nutzen. Unser Kundenuniversum umfasst allein in Deutschland rund 4 Mio. KMUs und der Markt hat ein Volumen von mehreren Milliarden-Euro. Wir haben die große Chance, uns als DIE Marke rund um digitale Finanzierung, Zahlung und Abwicklung zu etablieren.

Herr Kempf, besten Dank für das Gespräch.
Stefan Kempf | Vorstand aifinyo AG

Stefan Kempf ist Vorstand der aifinyo AG und gehörte im Jahr 2012 zu den Gründern des Fintechs. Zuvor war er in leitenden Positionen bei verschiedenen Spezialisten für Leasing und Factoring tätig. Seine berufliche Laufbahn startete der Familienvater im Investmentbanking der Commerzbank. Zuvor schloss er die Frankfurt School of Finance mit einem M.Sc. in Bank- und Finanzwesen sowie einem Jura-Master ab. Seit Ende 2022 gehört Stefan Kempf dem Börsenrat der Börse München an.

Über aifinyo

aifinyo ist der Smart-Billment-Partner für Unternehmer:innen und Freiberufler:innen, um das Billing, die Finanzierung und das Payment von Rechnungen automatisiert abzuwickeln. Dafür betreibt das Fintech eine einzigartige Plattform rund um Rechnungs- und Liquiditätsmanagement inklusive unkomplizierter Finanzierungslösungen in den Bereichen Factoring, Finetrading, Leasing und Forderungsmanagement. Mit Billomat bietet aifinyo zudem eines der führenden cloud-basierten Buchhaltungssysteme in Deutschland an, mit dem alle Rechnungsprozesse einfach und effizient abgewickelt werden. Von der der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wird die aifinyo finance GmbH als Finanzdienstleister sowie die aifinyo payments GmbH als Zahlungsdienstleister beaufsichtigt. Die Aktien (ISIN: DE000A2G8XP9) der aifinyo AG sind unter anderem auf Xetra sowie im m:access der Börse München gelistet.


Chart: aifinyo AG | Powered by GOYAX.de

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