Der schwarze Schwan ist hier

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Einordnung der aktuellen historischen Situation am Markt aus Sicht eines Optionshändlers

Das aktuelle Marktgeschehen bildet den schnellsten Kursverfall seit 1987 ab und hat mehr Bedeutung als die diversen kleineren Crashs der jüngeren Vergangenheit. Marktkorrekturen verschiedener Heftigkeit gibt es immer wieder. Nach der Finanzkrise 2008 war das zum Beispiel 2010, 2011, 2014, 2015-16 sowie zweimal im Jahre 2018 der Fall. Das ist ein natürlicher Prozess, der nicht beunruhigen sollte. Steckt ein Anleger aber mitten in einer solchen Korrektur, so fühlt es sich für ihn oft so an, als könne daraus eine große Krise werden. Meist beruhigt sich der Markt aber wieder schnell. Aktuell jedoch hat er in kürzerer Zeit eine größere Wegstrecke nach unten zurückgelegt als bei allen Crashs seit 1987. Offiziell ist ein Markt ein Bärenmarkt, wenn der Einbruch mindestens 20 Prozent beträgt. Und das ist aktuell der Fall.

Bärenmärkte 1929, 1987, 2008 und 2020

Ein Vergleich des aktuellen Crashs mit dem historischen Börsenkrach von 1929, auf welchen die schwere wirtschaftliche Depression und Deflation der 1930er Jahre folgte, zeigt folgendes: Nach dem anfänglichen Absturz 1929 erfolgte zunächst eine Zwischenerholung, gefolgt von einem Bärenmarkt, der in Kursverlusten von annähernd 90 Prozent resultierte. Damals haben Notenbanken und Regierungen zunächst wenig dagegen unternommen – mit gravierenden Folgen. Das wird sich nicht wiederholen, denn das ist eine Lektion der Geschichte, aus der die Verantwortlichen gelernt haben.

1987 gab es dann einen kurzen, heftigen Crash nach einer starken Börsen-Hausse. Damals konnten Computeralgorithmen ungehemmt Verkaufsorders aufgeben, was das System instabil machte. Die Wirtschaft war im Wesentlichen gesund und der Brandherd wurde mit Liquidität durch den damaligen Chef der US-Notenbank Alan Greenspan schnell gelöscht. Danach wurden „Sicherungen“ eingebaut: Bei zu starken Marktbewegungen ohne Aufwärtstick wird seither der Handel vorübergehend ausgesetzt. Die Heftigkeit der Bewegungen heute lässt sich am ehesten mit 1987 vergleichen und der Markt wurde auch bereits etliche Male ausgesetzt.
2008 markierte den Höhepunkt der Finanzkrise: An den Märkten begann der Abschwung zunächst wesentlich langsamer und mündete dann in einen dramatischen Höhepunkt Ende 2008. Erstmalig wendeten Staaten und Zentralbanken koordinierte Liquiditätsspritzen in großem Ausmaß an: Nullzinsen sowie die Übernahme von Finanzrisiken durch den Staat und der Aufkauf von Staatsanleihen. In der Folge kam es zu einer Staatsschuldenkrise sowie zu hoher Arbeitslosigkeit, zum Beispiel in Südeuropa. Trotzdem ist sich die Fachwelt weitgehend einig, dass das Problem besser gelöst wurde als 1929.

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Jetzt, im Jahr 2020, sorgen „soziale Distanzierung“ und starke Einschränkung in vielen Bereichen des Lebens wegen des Coronavirus für eine potenziell tiefe wirtschaftliche Depression. Daher wollen Regierungen und Notenbanken auf allen Ebenen helfen – in nie gekanntem Ausmaß. Es gibt aktuell keinerlei Schuldenlimits und es wird Hilfen für Unternehmen jeder Größe geben – teilweise sollen Zuwendungen direkt an die Bevölkerung gehen. Die Prioritätensetzung lautet ganz klar: zuerst die Bekämpfung der Pandemie, dann Hilfen für die Wirtschaft und zuletzt die Erörterung von Fragen, was diee Vorgehensweise mit dem Währungssystem und den Staatshaushalten macht. Es ist in der Tat ein „großes Experiment“, dessen genauen Ausgang niemand kennt. Gewiss ist nur eines: Es wird irgendwann wieder eine ohne Staatshilfe prosperierende Wirtschaft mit gesunden Firmen und vielen Arbeitsplätzen geben.

Aktien in der Langfristperspektive

Wir wissen nicht, wann der Boden des Marktes erreicht ist. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass etliche der starken Marken, die schon viele Krisen durchgemacht haben oder durch die Veränderung der Wirtschaftswelt besonders profitieren, in einigen Jahren deutlich besser dastehen werden als heute. Was die Aktienauswahl betrifft, lohnt also der Blick auf sehr langfristige Charts. Das ist auch jetzt richtig. So gravierend die aktuelle Situation ist, der Markt wird sie irgendwann hinter sich lassen und es wird wieder Chancen in der Wirtschaft und an den Märkten geben. In diesen Tagen finden sich viele verschiedene Meinungen zum Markt. Eine zeitliche Prognose ist schwierig, aber für die Langfristperspektive gilt: es gibt jetzt Aktien zum Ausverkaufspreis. Und das ist wörtlich zu verstehen! Optionshändler profitieren dabei von einem besonders günstigen Einstieg in gute Aktien, wie weiter unten im Beitrag erläutert wird. Anleger überlegen zu jeder Zeit, wie sie sich den Marktbedingungen anpassen können. Optionshändler haben derzeit einen besonders wichtigen Faktor auf ihrer Seite, den sie in ihre Überlegungen einbringen können: die Volatilität.

Sonderfaktor Volatilität

Bewegen sich die Märkte stark, so steigt die Preis-Volatilität (historische Volatilität). Die teilweise panikartige Stimmung an den Börsen tut ihr übriges. Die in den Optionen enthaltene implizite Volatilität steigt dann besonders stark und dies führt zu sehr teuren Optionskontrakten. Genau das ist jetzt der Fall. Implizite Volatilitäten erreichten Mitte März 2020 neue Rekordhochs. Was bedeutet das nun für Optionshändler?

Es ist bekannt, dass es im Volatilitätsbereich anders als bei Aktienkursen immer ein „Reversion to the mean“ gibt, also eine Rückkehr in Richtung langjähriger Mittelwerte nach einem starken Ausschlag. Man weiß nicht genau, wann und ab welchem Volatilitätsniveau das eintritt, aber schlussendlich passiert es immer.

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Viele Händler haben zunächst unterschätzt, welche Niveaus während der aktuellen Corona-Krise erreicht werden würden: es wurden letztendlich historische Hochs. Aber je größer der Ausschlag ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs der Volatilität – beziehungsweise, dass der Anstieg zumindest nicht weitergeht. Das ist ein Vorteil, den Optionshändler nutzen können.

Statistischer Performance-Vorteil bei Stillhaltergeschäften

Es lässt sich belegen, dass Optionsverkaufs- bzw. Stillhalterstrategien langfristig einen statistischen Performance-Vorteil haben gegenüber dem einfachen Aktienerwerb, denn Optionen sind im langfristigen Schnitt zu teuer.
Gleichzeitig bringen Märkte, wie sie in den letzten Wochen zu beobachten waren, Gefahren für Stillhalter. Insbesondere für diejenigen, die das Risiko nicht genau kennen und auf ihre Portfolio-Größe bezogen, zu große Positionen offen hatten. Sie mussten möglicherweise empfindliche Verluste hinnehmen. Dies insbesondere auch aufgrund des starken Volatilitätsanstieg, nicht nur wegen der Abwärtsbewegung am Markt.
Aber mittlerweile ist die Situation eine andere. Zwar kann keiner sagen, ob oder wann der Boden des Crashs erreicht hatten oder haben oder ob gar ein Bärenmarkt daraus wird, der länger andauert. Sicher ist aber eines: Durch die hohen impliziten Volatilitäten ergeben sich neue Möglichkeiten für Stillhalter, die insbesondere in kleinen Positionsgrößen wahrgenommen werden können.

Aktie plus Option

Wer aktuell Geld zur Aktienanlage zur Verfügung hat und sich sicher ist, dass er dieses Geld in den nächsten Jahren nicht benötigt, der sollte in eher kleinen Positionen nach und nach in den Markt einsteigen und nie alles auf eine Karte setzen. Der Artikel kann keinerlei Prognose abgeben, ob das Markttief bereits erreicht ist oder dieses kurz bevor steht. Fakt ist, dass fast alle Aktien wesentlich günstiger zu haben sind als noch vor wenigen Wochen. Des Weiteren haben Optionshändler noch einen weiteren Vorteil, der sich beim Aktienkauf ausspielen lässt: Wir nutzen die Extremniveaus der impliziten Volatilitäten der Optionen zu unserem Nutzen, um einen besonders günstigen Einstieg in die Aktie zu empfehlen.

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Strategie: Aktienkauf über einen „Cash Secured Short Put“

Der so genannte Cash Secured Short Put ist in vielen Fällen – und gerade jetzt – die überlegene Art, eine Aktienposition aufzubauen. . Diese Strategie geht so: Gemäß der Definition einer Put-Option hat der Käufer derselben das Recht, 100 Aktien des Basiswertes, auf den sich der Put bezieht, zu einem festgelegten Preis an den Optionsverkäufer zu verkaufen – irgendwann von jetzt bis zur Fälligkeit der Option. Dafür muss er eine Prämie an den Optionsverkäufer bzw. Stillhalter bezahlen. Diese Tatsache macht sich der Stillhalter zunutze: Indem er es darauf anlegt, die Aktien zu einem Preis abzunehmen, welcher ihm entgegen kommt – und er dazu auch noch die Optionsprämie einbehält.

Ein Beispiel: Die Apple-Aktie steht bei 225 US-Dollar. Der Stillhalter verkauft einen Put auf Apple mit dem Ausübungspreis 200 US-Dollar und einer am Markt gehandelten Optionsprämie von 9,30 US-Dollar (mal Bezugsverhältnis 100) mit Verfall in vier Wochen. Nun kann folgendes passieren:

  • Erstens: Die Apple-Aktie fällt tatsächlich bis zum Verfall auf unter 200 US-Dollar. Die Option wird dann ausgeübt und der Verkäufer muss 100 Aktien abnehmen zu 200 US-Dollar. Da er aber zuvor auch eine Prämie von 9,30 US-Dollar eingenommen hatte, beträgt die Kostenbasis für seine Apple-Aktien nur 190,70 US-Dollar pro Stück. Wichtig: Der Stillhalter muss genügend Cash bereithalten, um den Aktienkauf durchführen zu können.
  • Zweitens: Die Apple-Aktie fällt nicht. Die Option wird wertlos verfallen. Die Prämie verbleibt aber beim Stillhalter, dieser hat also 9,30 US-Dollar x 100 = 930 US-Dollar verdient. Er kann das Spiel nun wiederholen und wieder einen Put verkaufen. Steigt ihm seine Lieblingsaktie weg, kann er so trotzdem Geld verdienen – wenn auch nicht so viel wie der Aktieninhaber.

Hätte der Händler nur eine Limitorder zu 200 US-Dollar für die Aktie aufgegeben, so gäbe es keine Ausführung des Trades, er stünde also etwas schlechter da in beiden Fällen – um den Betrag der Optionsprämie. Der Hauptvorteil der Limitorder gegenüber dem Stillhalter ist hingegen, dass der Händler die Aktie typischerweise schon bei einmaliger Berührung des Limits erhält, während der Short Put normalerweise erst zu Verfall von der Gegenseite ausgeübt wird und der zu diesem Zeitpunkt aktuelle Preis relevant ist.
Wichtig ist, dass der Stillhalter die Aktie im Falle des Erwerbs über einen Short Put auch wirklich will. Er hat dann bzgl. einer möglichen Abwärtsbewegung de-facto das gleiche Risiko wie der Aktieninhaber. Dieses Vorgehen ist ggf. psychologisch schwierig in einer turbulenten Phase wie dieser, aber es kann sich auszahlen. Die Optionsprämien sind im Moment im langjährigen Vergleich tatsächlich „fürstlich“. Und Mut wird belohnt! Aber es gilt immer, das Risiko gut im Blick zu behalten.

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Strategie: Covered Call Writing

Covered Call Writing ist der Klassiker des Stillhaltens. Befinden sich 100 Aktien im Depot, kann der Stillhalter eine Call-Option darauf verkaufen (schreiben). Damit verpflichtet er sich, die Aktien, die er im Depot hat, der Gegenseite (die das Kaufrecht hat) auf Verlangen zum Ausübungspreis zu verkaufen. Es ist nicht wichtig, auf welchem Wege die Aktien in das Portfolio des Stillhalters gelangt sind. Hat dieser beispielsweise 100 Apple-Aktien, welche im angenommenen Szenario bei 225 US-Dollar notieren, so kann er einen Call mit Ausübungspreis 230 US-Dollar verkaufen, für den er 19,35 US-Dollar erhält. Steigt nun Apple zu Verfall über 230 US-Dollar, muss er die Aktien liefern und bekommt dafür aber deren Kaufpreis bezahlt. Zusätzlich hat der Stillhalter die Optionsprämie für den verkauften Call eingenommen. Insgesamt hat die Position also Gewinn gemacht.

Der Name Covered Call Writing kommt daher, dass die Verpflichtung, vorhandene Aktien zu liefern durch eine Position im Depot abgedeckt ist. Da sich mit dem Verkauf von Calls bei bestehender Aktienposition regelmäßig Einnahmen erzielen lassen, wird dies manchmal als „zweite Dividende“ bezeichnet. Es handelt sich natürlich nicht um eine klassische Dividende, aber wer hat schon gegen Zusatzeinnahmen etwas einzuwenden?

Die Vorteile sowohl des Aktienkaufes über einen Short Put als auch des Covered Call Writings zeigen sich insbesondere in Seitwärtsmärkten, wo diese Strategien besser performen als der einfache Aktienkauf. Im Gegenzug ermöglichen sie allerdings keine exzessiven Gewinne bei deutlich steigendem Basiswert. Bleiben die Optionspreise so hoch wie bisher, kann sich in einem volatilen Seitwärtsmarkt eine deutliche Outperformance gegenüber dem einfachen Halten der Aktien ergeben.

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Fazit

Nachdem sehr turbulente Wochen an den Märkten vorherrschten, ergeben sich nun gute Gelegenheiten, wesentlich günstiger in den Markt einzusteigen als noch vor wenigen Wochen. Werden kleine Positionen gehandelt, welche auch einen weiteren Absturz der Kurse im Depot gut durchstehen können, so könnte dies eine besondere Gelegenheit sein. Als Optionshändler ist sie gleich doppelt gut. Auch wenn an dieser Stelle keine Marktprognose erfolgen kann: Es könnte die Chance für einen längerfristigen Einstieg in den Markt sein, die nicht so schnell wiederkommt.

Autor: Olaf Lieser, Geschäftsführer bei Optionsuniversum


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