TAKKT im Krisenmodus – Cashflow dreht positiv, Ausblick bleibt vorsichtig: Margen am unteren Rand, Stellenabbau in Europa

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TAKKT meldet ein Quartal, das die Balance zwischen Disziplin und Durststrecke sucht. Bei 736,3 Mio. Euro Umsatz nach neun Monaten bleibt das Umfeld zäh, doch operativ kommt die Wende beim Barmittelzufluss: Im dritten Quartal sprang der Free Cashflow auf 7,6 Mio. Euro, die bereinigte EBITDA-Marge verharrt mit 4,3 Prozent am unteren Ende der Zielspanne. Für Anleger zählt: Der Fokus auf Kosten, Working Capital und Großkunden greift, auch wenn Zölle und Zurückhaltung bei Projekten die Bremsen weiter angezogen halten.

CEO Andreas Weishaar spricht von Stabilisierung in einem abwartenden Markt. Europa liefert solide, Indien treibt in APAC das Wachstum, Lateinamerika profitiert von der Stärke in Brasilien. In den USA hingegen drücken Importzölle die Profitabilität, FoodService gab nach einem guten zweiten Quartal wieder nach. Dennoch bleibt das Management zuversichtlich, im vierten Quartal den Ergebniseffekt der ersten neun Monate weitgehend zu kompensieren.

Margen unter Druck, aber Cash zählt

Ein Blick in die Ergebnisrechnung zeigt die Knackpunkte: Das Q3-EBITDA liegt bei 10,5 Mio. Euro, die Rohertragsmarge der ersten neun Monate bei 39,0 Prozent und damit unter Vorjahr. Frachten und US-Zölle schlagen durch, die OF&D-Division leidet besonders unter restriktiven Budgets staatlicher Kunden. Gegenhalten kann TAKKT mit gesenkten Marketingaufwendungen, weniger Einmaleffekten und konsequentem Lagerabbau. Unterm Strich bleibt das EBITDA nach neun Monaten mit 27,3 Mio. Euro deutlich unter Vorjahr, doch der freie Mittelzufluss dreht und soll im Gesamtjahr zwischen 10 und 20 Mio. Euro landen.

Forward-Strategie: weniger Ballast, mehr Hebel

Die Forward-Agenda aus Focus, Growth und Performance wird spürbar operativ. In Deutschland intensiviert TAKKT das Geschäft mit Groß- und Gruppenkunden – ein Segment mit komplexem Beschaffungsbedarf, in dem sich die Plattformlogik auszahlt. Parallel entsteht ein neues Operating Model für I&P, die Einkaufsprozesse werden gestrafft. Das hat Konsequenzen: In Europa werden über 100 Stellen abgebaut oder verlagert, um Strukturen zu verschlanken und Mittel für Systeme, Prozesse und die Kundenschnittstelle freizuspielen. Weishaar übernimmt zusätzlich die Rolle des Division President I&P und verankert den Turnaround damit direkt in der ertragsstärksten Einheit.

Keine Einmaleffekte um jeden Preis

Die Finanzchefsicht bleibt nüchtern. Ein großes Sale-and-Lease-Back zur kurzfristigen Cash-Aufhübschung hat TAKKT nach Prüfung verworfen. Priorität hat eine robuste, mittelfristige Profitabilität, nicht der schnelle Effekt in der Quartalszahl. Das passt zur Guidance, die im aktuellen Umfeld konkretisiert wurde: organisch zwischen minus acht und minus vier Prozent, die bereinigte EBITDA-Marge tendiert zum unteren Ende der Spanne von vier bis sechs Prozent. Gleichzeitig warnt das Management, dass die Mischung aus Umsatzrückgang, Unsicherheit und Zollstreitigkeiten die jährlichen Werthaltigkeitstests belasten und das Risiko von Wertminderungen erhöhen kann.

Einordnung für Anleger

Die Investmentstory ist aktuell kein Wachstumsrennen, sondern eine Übung in operativer Hygiene. Wer die Aktie hält, setzt darauf, dass TAKKT die Rohertragsmarge stabilisiert, die USA-Belastungen abfedert und die I&P-Programme 2026 spürbar in die Marge laufen. Rückenwind kommt aus APAC und Lateinamerika, die Displaysparte meldet wieder Wachstum. Entscheidend bleiben die nächsten beiden Updates: Wie deutlich fällt der Free Cashflow zum Jahresende aus – und wie sauber gelingt der Übergang in ein 2026 mit weniger Zolldruck und einem strafferen Kostenkleid?

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