SIG räumt Bilanz auf: 320 Mio. € Sondereffekte, Dividende pausiert – Marge „bereinigt“ weiter stark

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SIG zieht die Konsequenzen aus einem schwächer drehenden Markt und bucht für das zum 30. September 2025 endende Quartal einmalige Aufwendungen von 320 Mio. € vor Steuern – überwiegend nicht cash-wirksam. Bis zu 40 Mio. € sollen im vierten Quartal folgen, einzelne Mittelabflüsse ziehen bis 2026 nach. Gleichzeitig hält der Verpackungsspezialist an seiner Guidance fest: Währungsbereinigt und bei konstanten Kunststoffpreisen bleibt es bei leicht negativem bis stagnierendem Umsatzwachstum. Die bereinigte EBITDA-Marge wird mit Sondereffekten bei rund 21 % gesehen; ohne Einmaleffekte taxiert SIG 24,0–24,5 %. Der Verwaltungsrat will die Bardividende 2025 aussetzen – klare Priorität für Kapitaldisziplin.

Wo es knirscht – und warum SIG jetzt Wertanpassungen vornimmt

Die Wertminderungen konzentrieren sich auf jene Segmente, in denen die Nachfrage am stärksten nachgegeben hat oder Kapazitäten dem Umfeld angepasst werden: Bag-in-Box/Standbeutel werden um rund 100 Mio. € korrigiert, gekühlte Kartonpackungen (Frischprodukte) um 85 Mio. € – letzteres vor allem wegen des schwachen China-Markts. Weitere 75 Mio. € betreffen die Bewertung der Kapazitäten in aseptischen Kartonpackungen, 55 Mio. € fließen in Innovation (Anlagen, Ersatzteile, aktivierte Entwicklungskosten). Restrukturierung schlägt mit 5 Mio. € zu Buche. In der Definition des bereinigten EBITDA bleiben projektbezogene, renditeverantwortliche Aufwendungen der Regionen enthalten; Impairments, produktionsnahe Abschreibungen und Restrukturierung sind explizit nicht inkludiert. Damit bleibt das „bereinigte“ Ergebnis aussagefähig für die laufende Ertragskraft – trotz bilanzieller Großwetterlage.

Umsatzbild: Gegenwind, Lagerabbau, Währung – regional sehr unterschiedlich

Neun Monate 2025 kommt SIG auf 2.347,5 Mio. € Umsatz (−2,1 % ausgewiesen; +0,4 % währungsbereinigt). Nach einem noch robusten Q1 kippte die Dynamik über Q2 ins Q3, als Kunden spürbar Lagerbestände reduzierten. Europa liegt währungsbereinigt bei −2,5 %, auch wegen weniger Rohmilch für UHT und einer schwachen Saftsaison; Deutschland belastet zusätzlich die stärkere „Verkäsung“ von Rohmilch. IMEA ist währungsbereinigt +0,5 % in 9M, im Q3 jedoch rückläufig durch Nachfrageeinbrüche im Nahen Osten und Afrika; Indien wuchs schwächer als erwartet, vor allem bei „On-the-go“-Getränken. APAC kommt 9M währungsbereinigt auf +0,1 %: Marktanteilsgewinne in China bei aseptischen Kartonpackungen treffen auf Druck im gekühlten Segment; Bag-in-Box für Milchprodukte stützt. Americas zeigen 9M währungsbereinigt +4,2 %, getragen von Milch in Mexiko, Chile, Argentinien und Kolumbien – gedämpft von Lagerabbau in Brasilien; in den USA schwächte sich Bag-in-Box nach starkem „100-Tage-Sommer“ ab, Out-of-Home blieb verhalten.

Ergebnis, Cash und Leverage: Belastungen sichtbar, Fundament intakt

Das bereinigte EBITDA liegt nach neun Monaten bei 495,4 Mio. € (Vorjahr 575,4), bereinigt ohne Einmaleffekte bei 556,3 Mio. € und einer Marge von 23,7 %. Währungsbereinigt und ohne Sondereffekte ergibt sich +1,3 % ggü. Vorjahr – getragen von Preiserhöhungen, besserem Mix und günstigeren Polymerpreisen. Gegenläufig wirkten nicht absorbierte Fixkosten und geringere Effizienz aus schwächeren Q3-Volumina; Lohninflation und Wachstumsinvests belasteten SGA, allerdings mit abflachender Dynamik im dritten Quartal. Der freie Cashflow steht 9M bei −84,4 Mio. € (Vorjahr +1,0), vor allem wegen niedrigerem EBITDA, Währungseffekten und höheren Kundenprämien nach dem starken 2024-Volumen; saisonal erwartet SIG das stärkste Cash-Quartal in Q4. Die Nettoverschuldung beträgt 2.410,8 Mio. €, der Nettoverschuldungsgrad (LTM, gemäß Covenants ohne Impairments) 3,1x – deutlich unter der 4,0x-Schwelle und damit unkritisch im Sinne der Kreditbedingungen. Die publizierte Ratio inklusive Effekten liegt bei 3,3x.

Einordnung für Anleger: schmerzhafter, aber sauberer Reset – nun muss Q4 liefern

Die Kombination aus Bilanzbereinigung, Dividendenaussetzung und bestätigter Marge ex Sondereffekten markiert einen pragmatischen Reset. Strategisch nimmt SIG Druck aus den Kapazitäten, adressiert Problemsegmente und schützt gleichzeitig die operative Ertragsbasis. Entscheidend wird, ob der Q4-Cash-Turn kommt und 2026 die Nachfrage in den Kernkategorien wieder verlässlicher wird. Positiv bleibt, dass Preise und Mix tragen und der Leverage innerhalb der Covenants komfortabel bleibt. Kurzfristig dominiert die Ergebnisoptik; mittelfristig zählt, wie schnell Innovation und Beutel-/Bag-in-Box-Pipelines in Wachstum zurückdrehen – und ob China im Frischsegment Stabilisierungstendenzen zeigt.

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