Rüdiger Andreas Günther, CEO Francotyp-Postalia: Der Brief lebt!

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Zum Auftakt unserer neuen Rubik „Interviews“ konnten wir unsere Fragen an den CEO und CFO von Francotyp-Postalia Holding AG (ISIN: DE000FPH9000), Herrn Rüdiger Andreas Günther, richten.

Im Rahmen der heutigen Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2016 wollten wir von dem im Januar 2016 neu an Bord gekommenen Vorstandschef wissen, warum Anleger Francotyp-Postalia auf dem Schirm haben sollten.

 

Herr Günther, wir freuen uns sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns einige Fragen zu beantworten. Können Sie für alle Leser, die Ihr Unternehmen noch nicht kennen, kurz einmal erklären, womit Francotyp-Postalia (FP) sein Geld verdient?

Rüdiger Andreas Günther: FP vereinfacht Post- und Dokumentenprozesse und ermöglicht Unternehmen damit eine effiziente und sichere Kommunikation. Unser Leistungsspektrum umfasst Systeme für das Frankieren und Kuvertieren von Briefen. Ebenso bieten wir Services und Softwarelösungen an. Mit FP-Lösungen können sie Dokumente einscannen, digital archivieren, sicher signieren oder auch den ganzen Prozess auslagern.

 

Wo sehen Sie nach 15 Monaten als CEO und CFO die Stärken von FP und in welchen Bereichen haben Sie Optimierungsbedarf festgestellt?

Rüdiger Andreas Günther: Die große Stärke von FP liegt in der Kombination aus traditionellem und digitalem Geschäft. Als Experte für die sichere und effiziente Kommunikation bieten wir Lösungen für jedes Unternehmen unabhängig von seiner Größe an. Über lange Zeit litt das Unternehmen jedoch unter drei Mythen. Erstens: Der Frankiermarkt schrumpft. Zweitens: FP kann im Kerngeschäft nicht mehr wachsen. Und drittens: Die Digitalisierung kommt über Nacht. Diese Mythen haben wir kritisch hinterfragt und aufgrund dessen unsere Wachstumsstrategie ACT und das Aktionsbündel FP FIT entwickelt.

 

Was steckt hinter diesen Maßnahmen und welche konkreten Ziele verfolgen Sie damit?

Rüdiger Andreas Günther: Das Programm FP FIT hat fünf Schwerpunkte: Finanzen, Vertrieb, Personal, IT sowie F&E. Wir führen beispielsweise ein modernes Kunden- und Personalmanagement ein und können so schneller auf veränderte Anforderungen reagieren. Wir wollen auch unsere IT-Landschaft vereinfachen. So schaffen wir die Basis für das angestrebte profitable Wachstum in den kommenden Jahren. Die Wachstumskräfte FP entfesseln wir mit unserer Strategie ACT. ACT steht für Attack, Customer und Transformation. Wir sehen für uns noch jede Menge Chancen. Deswegen greifen wir jetzt an. Dazu gehört auch die Erweiterung unseres Leistungsspektrums im Sinne unserer Kunden. Zugleich treiben wir die eigene digitale Transformation voran.

 

Können Sie zu diesem Zeitpunkt schon Erfolge aufgrund der Einführung von FP FIT und ACT verzeichnen? Wenn ja, welche sind das?

Rüdiger Andreas Günther: Es gibt erste Erfolge. Wie versprochen haben wir zum Beispiel unsere Steuerquote von 51 % auf 36 % gesenkt. Auch dadurch konnten wir bereits 2016 den Konzerngewinn und das Ergebnis je Aktie deutlich steigern. Ebenso haben wir die Finanzierung neu aufgestellt. Mit einem Volumen von 120 Millionen Euro und einer Option auf weitere 30 Millionen Euro verfügt FP nun über den erforderlichen Handlungsspielraum für künftiges Wachstum.

 

Was entgegnen Sie denjenigen, die Ihre ausgerufenen Ziele im Rahmen von ACT für zu ambitioniert oder gar für unrealistisch halten? Sie hatten angekündigt, bis 2020 einen Umsatz von rund 250 Mio. EUR und eine EBITDA-Marge von 17% bzw. bis 2023 einen Umsatz von rund 400 Mio. EUR und eine EBITDA-Marge von 20% erzielen zu wollen.

Rüdiger Andreas Günther: Erstmals in unserer Geschichte haben wir im Geschäftsjahr 2016 beim Umsatz die Marke von 200 Millionen Euro überschritten. Der Konzerngewinn ist um 67 % gestiegen und auch beim Free Cashflow haben wir kräftig zugelegt. Das haben wir trotz der Investitionen für FP FIT und ACT geschafft! Ein Anfang ist also gemacht. Jetzt legen wir mit FP FIT und zahlreichen ACT-Projekten die Basis, um in den kommenden Jahren noch schneller zu wachsen. Sicher: Unsere Ziele sind ehrgeizig. Aber wir können das schaffen, denn in diesem Unternehmen steckt eine über Jahre schlummernde Wachstumskraft. Wenn wir diese entfesseln, können wir den Umsatz bis 2023 verdoppeln.

 

Rund 62% des Umsatzes entfielen 2016 auf das Frankiermaschinengeschäft, knapp 31% auf die Mail Services und rund 7% auf das Softwaregeschäft. Welche Umsatzverteilung der einzelnen Geschäftsbereiche streben Sie in den kommenden Jahren an?

Rüdiger Andreas Günther: Langfristig wird sich der Umsatz in Richtung der digitalen Lösungen verschieben. Und das ist mit der laufenden Transformation auch beabsichtigt. Mit der Digitalisierung eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten für neue Geschäftsfelder. Dabei bauen wir auf unsere Innovationskraft. Ein erstes Beispiel ist FP-Sign, eine Softwarelösung mit der sich Verträge unabhängig von Zeit und Ort rechtskonform signieren lassen. Experten erwarten in diesem Markt ein Wachstum von durchschnittlich 43 % pro Jahr.

 

Wie schätzen Sie die Wachstumsaussichten Ihres Unternehmens im Segment der Frankiermaschinen, dem derzeit deutlich umsatzstärksten Geschäftsbereich, in den kommenden Jahren ein?

Rüdiger Andreas Günther: Der Brief lebt! Und solange es Briefe gibt, wird es auch Frankiersysteme geben. Vor allem das A-Segment für kleine Frankierlösungen ist in den vergangenen fünf Jahren gewachsen; in den vier größten Märkten USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland um durchschnittlich 3,4% pro Jahr. Wir haben das innovativste Produktportfolio und mit der PostBase die ideale Produktfamilie für die Bedürfnisse von Unternehmen.

 

Welchen Produkten und Dienstleistungen von FP aus dem Bereich „Digitale Lösungen“ trauen Sie zu, künftig einen relevanten Beitrag zum Umsatzwachstum zu leisten? Und befinden sich bereits weitere Produkte und Services in der Entwicklung?

Rüdiger Andreas Günther: Wir haben mit der Wachstumsstrategie zahlreiche Projekte gestartet. Dabei handelt es sich sowohl um Erweiterungen unseres bestehenden Leistungsspektrums als auch Innovationen für neue Märkte. Ich will an dieser Stelle den Wettbewerb nicht schlauer machen und stattdessen „liefern“. So wie wir es mit FP-Sign auf der CeBIT 2017 gemacht haben.

 

Unter Berücksichtigung, der von Ihnen hier ausgeführten Perspektiven bitten wir Sie um eine kurze Einschätzung hinsichtlich der aktuellen Bewertung von FP an der Börse: Ist Ihr Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 86 Mio. EUR Ihrer Meinung nach fair bewertet? Oder sehen Sie bei einem momentanen Aktienkurs von 5,28 EUR noch Aufholpotenzial?

Rüdiger Andreas Günther: Die FP-Aktie hat bereits aufgeholt: 2016 stieg der Kurs um 26%. Der Kapitalmarkt honoriert, dass wir uns ehrgeizige Ziele gesetzt haben und unsere Strategie nun konsequent umsetzen. Wenn wir das weiter machen, werden auch unsere Aktionäre profitieren. Davon bin ich überzeugt. Im Übrigen sehen uns auch Analysten auf dem jetzigen Kursniveau als klaren Kauf.

Francotyp-Postalia Holding AG
Chart: Francotyp-Postalia Holding AG | Powered by GOYAX.de
 

Sie haben angekündigt, für das Geschäftsjahr 2016 eine Dividende von 0,16 EUR je Aktie ausschütten zu wollen. Das entspricht beim jetzigen Kursniveau einer Dividendenrendite von rund 3%. Wie sieht Ihre Dividendenpolitik für die nächsten Jahre aus? Dürfen Anleger mit einer steigenden Dividende rechnen?

Rüdiger Andreas Günther: Wir haben eine klare Dividendenstrategie. FP steht – einen positiven Free Cashflow vorausgesetzt – für eine Ausschüttungsquote von 35 bis 50% des bereinigten Konzerngewinns. Und wir wollen den Gewinn mittelfristig deutlich steigern. Damit ist die FP-Aktie zugleich ein attraktiver Dividendenwert und eine spannende Wachstumsaktie.

 

Zum Abschluss unseres Interviews möchten wir Ihnen die Gelegenheit geben, drei Argumente zu nennen, warum Anleger sich Aktien von FP ins Depot legen sollten.

Rüdiger Andreas Günther: Erstens sind wir, wie bereits gesagt, ein Wachstumsunternehmen, das Dividende zahlt. Das ist auf dem Börsenparkett eine Rarität. Zweitens haben Anleger mit FP ein Unternehmen im Depot, das solide wirtschaftet und solide finanziert ist. Und drittens wird FP auf dieser Basis in den kommenden Jahren dynamisch und profitabel wachsen. 

 

Wir bedanken uns recht herzlich bei Ihnen und wünschen Ihnen für die Zukunft viel Erfolg.

 

Den Finanzbericht von Francotyp-Postalia für das Geschäftsjahr 2016 finden Sie unter: www.fp-francotyp.com.

Zur Pressemitteilung.

 

Kurzvita von Rüdiger Andreas Günther

CEO Rüdiger Andreas GüntherJahrgang 1958. Nach einer Banklehre und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen und North Carolina at Chapel Hill/USA begann Günther seine Laufbahn 1985 bei der heutigen Bank of America in Chicago/USA. Mit den dabei gesammelten Erfahrungen übernahm er den Finanzbereich bei der Metro AG und initiierte die Expansion des Unternehmens vom Groß- in den Einzelhandel. 1993 wechselte er zu der Claas KGaA.

Während seiner 13 Jahre als Finanzvorstand und CEO entwickelte sich Claas von einem kleineren mittelständischen Maschinenbauer zu Europas größtem Landmaschinenhersteller mit mehreren Milliarden Umsatz und globaler Präsenz. Nach Vorstandspositionen bei Infineon und Arcandor wechselte Günther 2012 zur Jenoptik AG und richtete das Unternehmen zu einem heute führenden internationalen Hightech-Unternehmen mit entsprechender Börsenkursentwicklung aus. Günther ist verheiratet und hat zwei Kinder.

 

Kurzinfo zum Unternehmen

Der FP-Konzern mit Hauptsitz in Berlin bietet Unternehmen und Behörden innovative Lösungen für die sichere Kommunikation. Das im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notierte Unternehmen ist mit seinen Tochtergesellschaften derzeit in Deutschland, den USA, Kanada, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Italien, Österreich und Schweden tätig. Zusätzlich ist der FP-Konzern durch mehr als 80 Händler weltweit aktiv. 1923 gegründet kann Francotyp-Postalia auf eine nun bereits 94-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. 2023 steht in nicht mehr ferner Zukunft das 100-jährige Jubiläum an.

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