Ottobock IPO – deutscher Kapitalmarkt scheint aufnahmefähig – und bereit für grössere Volumina. Nachdem es gestern die Einzelheiten zur beendeten Zeichnungsphase gab, steigt nun die Spannung. Wie wird die Aktie der Ottobock SE & Co. KGaA mit der ISIN
am Parkett aufgenommen? Sollte man einsteigen?Oder ist es besser erstmal abzuwarten? Die Bewertung des Unternehmens wird von einigen als sehr ambitioniert betrachtet. Was auf kurze Sicht eher weniger Potential für Erstzeichner bieten würde. Aber Börse ist nicht rational. Und der heute eröffnete Handel in der Verisure PLC (ISIN: GB00BVMN1558) an der NASDAQ Stockholm zeigt, dass bei einem IPO auch am ersten Tag durchaus hohe Gewinne möglich sind. Zumindest wenn ein wachstumsstarkes und kerngesundes Unternehmen mit Zukunftsthemen zum ersten Mal ans Parkett geht. Und auch bei Verisure sprach und spricht man von einer sportlichen Erstbewertung. Aktuell scheinen die Börsen über genug Liquidität zu verfügen – Geld sucht Investitionsziele.
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Gilt das auch beim Ottobock IPO?
Der Börsengang des Medizintechnik-Spezialisten Ottobock markiert ein großes Ereignis am deutschen Aktienmarkt. Zum Preis von 66,00 EUR je Aktie will das Unternehmen mit seiner über 100-jährigen Tradition als globaler Champion für Prothetik und Orthetik die Börse erobern und die Zukunft der Human Bionics mitgestalten. Die Bewertung von rund 4,2 Mrd EUR unterstreicht die ambitionierten Erwartungen. Allerdings verbleibt der Großteil der Anteile im Besitz der alteingesessenen Aktionärsfamilie, was Stabilität signalisiert, aber auch einen geringen Streubesitz und damit potenzielle Kursschwankungen mit sich bringt.
Verisure als Blaupause?
Während sich Ottobock auf seinen ersten Handelstag in Frankfurt freut, hat der europäische IPO-Markt bereits heute ein beeindruckendes Lebenszeichen von sich gegeben. Im fernen Stockholm feierte der Sicherheitsspezialist Verisure den größten europäischen Börsengang seit drei Jahren. Denn Verisure platzierte seine Aktien nicht nur erfolgreich im oberen Preissegment bei 13,25 EUR. Sondern erlebte auch noch einen raketenhaften Start. Denn der Kurs schoss zwischenzeitlich um mehr als 20 Prozent in die Höhe. Und trieb die Marktkapitalisierung auf über 15,5 Mrd EUR. Heute handelte die Aktie bisher in einer Range von 14,60 und 16.52814.60/16.528 EUR – aktuell handelt die Aktie bei15,94 EUR ( 12:49 Uhr, 8.10.2025). Und die Volumina und Volatilität sind stark.
Und was heisst das für den Ottobock IPO? Dieses überwältigende Investoreninteresse für ein etabliertes Unternehmen mit einer beeindruckenden Wachstumsbilanz – von 2014 bis 2024 verdreifachte es seine Kunden und vervierfachte den Umsatz – befeuert die Stimmung und lässt auch für den Ottobock-Start am Donnerstag spannende Handelsaktivitäten erwarten. Die Botschaft ist klar: Der europäische IPO-Markt ist zurück.
Ottobock IPO in Zahlen.
„Ottobock SE & Co. KGaA (die „Gesellschaft“) hat den endgültigen Angebotspreis für den geplanten Börsengang auf 66,00 EUR je Aktie festgelegt. Insgesamt werden 12.236.173 Aktien platziert; diese unterteilen sich in 1.515.151 neu auszugebende Inhaber-Stückaktien aus einer Barkapitalerhöhung, daneben 9.125.000 bestehende Inhaber-Stückaktien aus dem Bestand der Näder Upside Vermögensverwaltungs GmbH (die „veräußernde Aktionärin“) sowie 1.596.022 bestehende Inhaber-Stückaktien aus dem Bestand der veräußernden Aktionärin im Zusammenhang mit einer Mehrzuteilungsoption (die „Greenshoe-Option“).
Auf Grundlage des endgültigen Angebotspreises ergibt sich ein Platzierungsvolumen in Höhe von 807.587.418,00 EUR bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option. Die Marktkapitalisierung der Gesellschaft wird sich damit voraussichtlich auf rund 4,2 Milliarden EUR belaufen. Der Streubesitz wird bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option voraussichtlich 19,12% betragen. Die gegenwärtigen Aktionäre der Gesellschaft werden voraussichtlich Anteile im Umfang von mindestens 80,88% des Grundkapitals behalten.
Die Aktien der Gesellschaft werden voraussichtlich ab dem 9. Oktober 2025 im regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse unter dem Börsenkürzel OBCK und der ISIN DE000BCK2223 gehandelt. Vollzug und Abwicklung des Angebots ist für den 10. Oktober 2025 vorgesehen.“ (Ad-hoc 7.10.2025, Ottobock)
Geschäftszahlen Ottobock zum 30.06.2025 – starkes Unternehmen. Bewertung? Zu hoch? Günstig?
Auf Dauer bestimmt den Wert einer Aktie die operative Entwicklung, die Wachstumszahlen, die Proftablität und die Erwartungen an die Entwicklung dieser Kenngrössen. Basis sollte die aktuelle Situation der Ottobock sein. Und diese ist stark. Zuletzt wurde am 21. August die wirtschaftliche Situation des Unternehmens offengelegt. Es ging um die Halbjahreszahlen.
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Ottobock hat im ersten Halbjahr 2025 einen robusten Wachstumskurs vorgelegt. Und dabei sowohl bei den Umsätzen als auch vor allem bei der Profitabilität stark zugelegt. So stieg der Umsatz um 5,0 % auf 801 Mio EUR. Hierbei betrug das organische Wachstum – also ohne Akquisitionen – sogar beachtliche 10,0 %. Und noch deutlicher fiel die Steigerung beim operativen Ergebnis aus. Denn das Underlying EBITDA schoss um 30,5 % auf 180 Mio EUR nach oben. Dadurch verbesserte sich die Underlying-EBITDA-Marge sprunghaft von 18,1 % im Vorjahr auf nun 22,5 %. Und diese deutliche Steigerung der Rentabilität führte auch zu einem nahezu verdreifachten Free Cashflow von 93 Mio EUR.
Ottobock IPO auf starker Basis.
Und wenig überraschend kommentierte die Geschäftsführung die Zahlen positiv. So betonte CEO Oliver Jakobi die Innovationskraft als Treiber: „Die Erfolgsbilanz des ersten Halbjahres 2025 zeigt ein weiteres Mal: Ottobock ist auf Wachstumskurs. Die Grundlage dafür ist unsere Innovationskraft.“ Und CFO Dr. Arne Kreitz stellte die finanzielle Gesundheit des Unternehmens heraus: „Ottobock steht bestens da und ist finanziell kerngesund. Das dynamische, innovationsgetriebene Wachstum der vergangenen Jahre haben wir auch in diesem Jahr fortgesetzt, mit deutlichen Steigerungen bei Umsatz und Marge.„
Vor dem geplanten Börsengang unterstreicht Ottobock seine Strategie nicht nur mit internen Produktneuheiten wie der Speedhand-Solution, sondern auch mit sieben Akquisitionen und strategischen Investments in Start-ups, die das Innovationsfeld, insbesondere bei neuronalen Schnittstellen, weiter stärken sollen.
19% Freefloat nach Ottobock IPO?
So ist es offiziell. Aber neben den Nachfahren des gründers, die 81% der Aktien halten sind zwei neue Ankeraktionäre eingestiegen, die wohl eher dauerhaft bleiben wollen: Der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne zeichnete allein Aktien für 125 Mio EUR (knapp drei Prozent) und ein Fonds des US-Vermögensverwalters Capital Group, steigt mit 115 Mio EUR ein. Und der Rest der Aktien sollte am Donnerstag einen hochvolatilen, umsatzreichen ersten Handelstag sehen. Dann steht letztendlich jeder vor der grossen Frage: KAUFEN, VERKAUFEN oder lieber erstmal ABWARTEN.