Nordex meldet einen frischen Auftrag aus Nordrhein-Westfalen – und der hat es in sich: Für die Bürgerwind Hollich GmbH & Co. KG wird der Turbinenhersteller insgesamt 16 moderne Windenergieanlagen liefern und errichten. Der neue Bürgerwindpark entsteht im Rahmen eines Repowering-Projekts nahe Steinfurt im nördlichen Münsterland und kommt auf eine Gesamtleistung von 106,8 Megawatt.
Zum Einsatz kommen zwölf Anlagen des Typs N163/6.X auf 164 Meter hohen Hybridtürmen sowie vier Turbinen des Typs N149/5.X auf 125 Meter hohen Stahlrohrtürmen. Ergänzt wird das Paket um einen Premium-Wartungsvertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren – ein Baustein, der für Nordex langfristig planbare Serviceumsätze bedeutet und für die Betreiber eine hohe Verfügbarkeit der Anlagen sichert.
Die erste Turbine soll ab Frühjahr 2027 grünen Strom liefern.
Bürgerwind setzt auf vertrauten Partner
Für die Bürgerwind Hollich Gruppe ist Nordex kein Unbekannter. Bereits seit 2015 drehen sich im Bürgerwindpark Hollich Sellen acht Anlagen des Typs Nordex N131 – ebenfalls in unmittelbarer Nähe von Steinfurt. Der neue Park entsteht in derselben Region, keine zehn Minuten entfernt vom lokalen Nordex-Service-Point. Das verkürzt im späteren Betrieb Wege und Reaktionszeiten und stärkt die wirtschaftliche Attraktivität des Projekts.
Geschäftsführer Jörg Tiemann betont, wie sorgfältig die Entscheidung gefallen ist: Man habe sich die Anlagenauswahl „nicht leicht gemacht“ und bewusst nur etablierte deutsche Hersteller in die engere Wahl genommen. Ausschlaggebend seien am Ende die langjährig positiven Erfahrungen mit Nordex in der Projektumsetzung, die ausgereifte Anlagentechnik und das gewachsene Vertrauen gewesen. Besonders hebt er die „konstruktive Art während der umfangreichen Vertragsverhandlungen auf Augenhöhe“ hervor – ein Satz, der deutlich macht, wie wichtig den Bürgerwind-Akteuren verlässliche Industriepartner sind.
Auf Nordex-Seite ist die Wertschätzung ebenso klar. Karsten Brüggemann, Vice President Region Central, spricht von einer „Freude“, nach den N131-Anlagen nun die nächste Generation – N163 und N149 – in Hollich errichten zu dürfen und bezeichnet Tiemann als langjährig geschätzten Geschäftspartner und bekannten Bürgerwindakteur.
Repowering: Mehr Ertrag auf derselben Fläche
Das Projekt in Steinfurt ist ein Paradebeispiel dafür, warum Repowering für die Energiewende immer wichtiger wird. Anstatt neue Flächen zu versiegeln, werden ältere Windenergieanlagen durch deutlich leistungsstärkere und effizientere Turbinen ersetzt – am selben Standort.
Das erhöht den Stromertrag je Anlage, steigert die gesamte Parkleistung und nutzt vorhandene Infrastruktur wie Zuwegungen, Netzanschlüsse und Genehmigungen weiter. Für Kommunen und Bürger bedeutet das: deutlich mehr erneuerbare Energie aus derselben Landschaft, häufig bei modernerer Technik, leiseren Anlagen und optimierten Betriebsstrategien.
Gerade im dicht besiedelten NRW, wo Flächenkonflikte zur Tagesordnung gehören, zeigen Projekte wie Hollich, wie sich Ausbauziele und Akzeptanz in Einklang bringen lassen – insbesondere dann, wenn wie hier Bürger vor Ort direkt beteiligt sind.
Echte Bürgerbeteiligung statt anonymer Renditefonds
Die Bürgerwind Hollich Gruppe steht exemplarisch für ein Modell, das in der deutschen Energiewende lange als Idealbild galt: lokale Wertschöpfung durch Bürgerbeteiligung. Sie besteht aus dem Windpark Hollich (Gründung 2001) und dem Bürgerwindpark Hollich Sellen (Gründung 2015), der vom Kreis Steinfurt offiziell als „echter Bürgerwindpark“ zertifiziert wurde.
In Summe betreiben beide Gesellschaften bislang 35 Windenergieanlagen in Steinfurt. Mehr als 1.000 Bürger sind direkt beteiligt – nicht über anonyme Fondsvehikel, sondern als Mit-Eigentümer vor Ort. Für das Repowering-Projekt wurde nun eine neue Gesellschaft gegründet, an der sich die bestehende Betreibergesellschaft beteiligt. Nach Erstellung eines Verkaufsprospekts können sich zudem Anwohner, Grundeigentümer und Bürger aus dem Umfeld des Parks beteiligen.
Damit bleibt der wirtschaftliche Nutzen der Anlagen in der Region: Pachten, Zinszahlungen, Dividenden – all das fließt zu einem beträchtlichen Teil in die Geldbörsen der Menschen, die täglich mit den Anlagen leben. Genau dieses Modell gilt vielen Beobachtern als entscheidender Hebel, um Akzeptanz für den weiteren Ausbau der Windenergie zu sichern.
Was der Auftrag für Nordex bedeutet
Für Nordex ist der Auftrag aus Steinfurt mehr als nur ein weiterer Punkt in der Projektliste. Das Unternehmen stärkt seine Position in einem Kernmarkt – Repowering in Deutschland – und zeigt, dass man bei anspruchsvollen Bürgerwindprojekten weiterhin die erste Wahl sein kann.
Die Kombination aus moderner Anlagentechnik, regional verankerter Service-Struktur und langfristigem 25-Jahres-Premiumvertrag unterstreicht, dass das Geschäftsmodell längst nicht mehr nur im Turbinenverkauf liegt. Wartung, Verfügbarkeit, Optimierung über den gesamten Lebenszyklus der Anlage – hier entstehen über Jahre hinweg wiederkehrende Erlöse, die das volatile Projektgeschäft abfedern können.
Gleichzeitig sendet der Deal ein Signal in einen Markt, der nach Jahren politischer Zickzack-Kurse wieder in Bewegung kommt: Wenn Bürger, Kommunen und etablierte Hersteller wie Nordex an einem Strang ziehen, können selbst in dicht bewohnten Regionen wie dem Münsterland große Repowering-Projekte umgesetzt werden. Für die Energiewende ist das eine gute Nachricht – und für Nordex ein weiterer Baustein in einer Repowering-Story, die für Anleger zunehmend spannend wird.















