TecDAX | Wirecard: Was am Wochenende passiert ist, wie es Montag…

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tecdax news nebenwerte magazin21.06.2020 – Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) wird nie wieder wie zuvor gesehen werden. Es ist im Moment sogar unsicher ob Wirecard überleben kann. Was ist passiert seit James Freis am Freitag als Interimschef von Markus Braun den Staffelstab übernahm? Die beiden Mitteilungen über konstruktive Gespräche mit den finanzierenden Banken und die Einschaltung einer Investmentbank – bekannt als Feuerwehr für schwere Fälle – für eine langfristig tragfähige Refinanzierungsstruktur haben wir bereits behandelt (im Anschluss als Wiederholung für die, die es noch nicht gelesen haben).

DAS WICHTIGSTE IST DAS, WAS NICHT PASSIERT IST

Es gab keine Ad-Hoc-Meldung, das die seit Freitag mögliche Kündigung von Kreditlinien über rund 2 Mrd. EUR erfolgt sei. Wichtig. Die Banken scheinen also wirklich eine weitere Tätigkeit Wirecards für möglich zu halten – bestimmt zu schlechteren Konditionen, aber eine Kündigung der Kredite hätte wahrscheinlich das sichere Ende für Wirecard bedeutet. Bloomberg spricht davon, das die Banken ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert hätten und nicht an die sogfortige Kündigung der Kredite dächten. Es findet sich im Internet das Gerücht, das nur rund die Hälfte des Kreditrahmens derzeit ausgeschöpft wäre. NACHTRAG 21.06.2020: Laut Spiegel sei der Rahmen mit 1,75 Milliarden Euro nahezu ausgeschöpft. Montag gibt es hier vielleicht weitergehende Informationen. Mindestens im Laufe der Woche ist hier Klarheit absolut nötig, da sonst die Kunden Wirecards, sowieso schon hochgradig nervös und sensibilisiert, in Scharen wahrscheinlich zur Konkurrenz davonlaufen werden. Damit wäre dann jede Hoffnung auf eine fortbestehende, kleinere Wirecard mit kleineren Profiten erledigt.

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1,9 Mrd auf jeden Fall nicht auf den Philippinen

Sonntag wurde von der Zentralbank der Philippinen bestätigt, was die Meißten schon gefürchtet hatten: Kein Wircard Geld bei Philippinischen Banken. Wenn nicht- woran man wohl kaum glauben sollte – irgendwo anders zumindest noch Teilbeträge auftauchen sollten – sind wohl die gesamten 1,9 Mrd. EUR der Bilanz „erfunden“ gewesen oder – die unwahrscheinlichere Variante – gestohlen worden. Aber selbst wenn die 1,9 Mrd. EUR „nicht da“ sein sollten, wofür einiges spricht, heisst das nicht unbedingt die Pleite für Wirecard. Dieser Betrag wurde bisher – offensichtlich – nicht für operatives Geschäft benötigt und wäre volllumfänglich durch ein dann sehr stark reduziertes Eigenkapital gedeckt. Meldung das über 50% des Kapitals aufgebraucht wären, wäre dann nötig mit anschließenden Sanierungsschritten. Auch wenn die durch angebliche Gewinne vornehmlich im asiatischen Raum erzielten „Gelder“ (oder behaupteten Gewinne) reine Erfindungen waren, gäbe es immer noch rund 500 Mio. EUR Gewinn in anderen Umsatzbereichen in 2020, die weiterhin Bestand hätten – wenn die realen Kunden gehalten werden könnten. Und das hängt wesentlich auch vom neuen CEO und seinen Verhandlungen mit den Banken ab.

NACHTRAG 22.06.2020, 07.27 Uhr: Wirecard bestätigt gestern Nacht um 02:48 Uhr was schon befürchtet und erwartet werden musste: Die 1,9 Mrd. EUR sind nicht vorhanden! Folglich müssen die Prognose, die Drittpartnergeschäft Annahmen, die alten Bilanzen und so große Teile der in den Vorjahren ausgewiesenen Gewinne als FALSCH eingestuft werden – Betrug von Wirecard, kein Diebstahl oder Betrug an Wirecard, so sieht es aus. Jetzt muss die Basis, das Geschäft Wirecards „neu sortiert werden“, Geld gespart und verkauft werden, was nicht gebraucht wird. ZUMINDEST IST ES JETZT KLAR – zweifelslos. Die Meldung im Wortlaut:

Der Vorstand der Wirecard AG geht aufgrund weiterer Prüfungen derzeit davon aus, dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insg. 1,9 Mrd. Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen. Die Gesellschaft ging bisher davon aus, dass diese Treuhandkonten im Zusammenhang mit dem sog. Drittpartnergeschäft (Third Party Acquiring) zugunsten der Gesellschaft bestehen und hatte sie entsprechend in der Rechnungslegung als Aktivposten ausgewiesen. Vorstehendes führt auch dazu, dass die Gesellschaft die Annahmen über die Verlässlichkeit der Treuhandbeziehungen in Frage stellen muss.Der Vorstand geht außerdem davon aus, dass die bisherigen Beschreibungen des sog. Drittpartnergeschäfts (Third Party Aquiring) durch die Gesellschaft unzutreffend sind. Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde.

Wirecard nimmt die Einschätzung (i) des vorläufigen Ergebnisses des Geschäftsjahres 2019 (Umsatz und operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA)) vom 14. Februar 2020 (zuletzt bestätigt am 18. Juni 2020), (ii) des vorläufigen Ergebnisses des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2020 (Umsatz und EBITDA) vom 14. Mai 2020, (iii) der EBITDA Prognose für das Geschäftsjahr 2020 vom 6. November 2019 (zuletzt bestätigt am 14. Mai 2020) und (iv) der Vision 2025 zu Transaktionsvolumen, Umsatz und EBITDA vom 8. Oktober 2019 zurück. Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}

Wirecard steht weiterhin in konstruktiven Gesprächen mit seinen kreditgebenden Banken hinsichtlich der Fortführung der Kreditlinien und der weiteren Geschäftsbeziehung, inklusive hinsichtlich einer Ende Juni bevorstehenden Verlängerung der bestehenden Ziehung. Gemeinsam mit der renommierten und international tätigen Investmentbank Houlihan Lokey prüft die Gesellschaft Möglichkeiten für eine nachhaltige Finanzierungsstrategie des Unternehmens.Darüber hinaus prüft die Gesellschaft eine Reihe weiterer Maßnahmen um eine Fortsetzung des Geschäftsbetriebs zu gewährleisten, einschließlich Kostensenkungen sowie Umstrukturierungen, Veräußerung oder Einstellungen von Unternehmensteilen und Produktsegmenten.

Die Reaktionen der Shorts deuten auf einen erwarteten Zusammenbruch des Unternehmens hin

– anders wäre der weitere Ausbau der Shortpositionen trotz bereits erfolgter Pulverisierung des Aktienkurses nicht zu erklären. Nach dem Shortupdate werden wir die derzeitge Situation und die möglichen Handlungsstränge versuchen zu beleuchten. Ihan Dusaniwsky von S3 Partners LLC lieferte zuerst nähere Angaben zu dem „explodierten Shortstand“ von 35,98 Mio. Aktien short am Freitag Abend – 8,12 Mio. Aktien mehr short als am Dienstag. Und bis Donnerstag 10:42 Uhr nahmen die Shortpositionen eher ab, sogar die großen Shorts begannen einen Befreiungsschlag Wirecards für möglich zu halten. Dusaniwsky stellte in einem Report fest, „(…)We have been seeing short covering in Wirecard over the last month as price strength coupled with rising stock borrow fees have squeezed some short sellers out of their trades.(…)“ (Shortsight, 18.06.2020) UND DANN erläuterte er in einem Tweet, warum die Positionen trotz bereits rund 2,3 Mrd. Gewinn durch den Kurseinruch Donnerstag und Freitag weiter erhöht worden sind, nach seiner Meinung. Auf die Frage, ob die Shorts eine Pleite Wirecards erwarten würden wegen nicht erfolgter Rückkäufe, antwortete er vielsagend: „WDI GR shares shorted increased by 8.5 million shares … so they are not buying back stock but are looking for further price weakness in the name.Also entweder Pleite oder verdammt nah daran „vorbeischrappend“ wird von den Shorts erwartet – wie tief ist Wirecard gesunken.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}

Wie kann der Interims CEO James Freis die Pleite verhindern?

Zuerst einmal bringt der „Neue“ die besten Voraussetzungen mit, die Chance eines Wiederanfangs zu erreichen. Er ist definitv komplett unbelastet durch die Vorgänge, die zum „Verschwinden“ von 1,9 Mrd. EUR führten und so zum Nichttestat und der damit verbundenen Sonderkündigungsrechte der Banken für Kredite in Höhe von rund 2 Mrd. EUR. Kredite, die Wirecard nicht „auf einmal“ zurückzahlen könnte bei sofortiger Fälligkeit – Insolvenzgrund. Und Kredite, die Wirecard braucht um ihr Geschäft zwischen zu finanzieren und überhaupt als Paymentdienstleister, als zuverlässiger Paymentdienstleister tätig sein zu können. Es geht also nicht nur, was schlimm genug ist um „gestohlenes“ oder „nie vorhandenes“ Geld in Höhe von maximal 1,9 Mrd. EUR – veilleicht gibt es auch irgendwo Restbeträge, was derzeit aber völlig unklar und ungewiss scheint. Und aufgeklärt werden muss. Aber in erster Linie muss der „Neue“ jetzt die Banken oder neue Banken davon überzeugen, dass das – bisher scheint dem so zu sein – kerngesunde und hochprofitable Kerngeschäft „weiterlaufen“ muss im Interesse der Darlehensgeber, der anderen Stakeholder, aber auch im Interesse der Kunden, die im dreistelligen Milliardenbereich Zahlungen über Wirecard abwickeln – hier könnte durch einen ungeregelten Zusammenbruch des Aschheimer Konzerns noch viel größerer Schaden entstehen. Und Wirecard ist ein Vielfaches mehr wert als weiterhin funktionierender Konzern, als eine Konkursmasse aus „ein paar Programmen, Rechnern und Rechten“.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt)}

Riesenaufgabe, denn es geht um schnelle Entscheidungen und die Kunden müssen „bei der Stange gehalten“ werden

Die ersten Schritte scheinen“unetrwegs“ zus ein, wie Wirecard durch zwei Ad-Hocs am Freitag bestätigte und James Freis sollte bis spätestens Montag weitere „Zwischenstände“ liefern, um die Märkte, aber insbesondere die Kunden zu beruhigen – ein Exodus an Kunden wäre möglicherweise der K.O. Schlag, den man gerade versucht auf der Darlehensfront abzuwehren. Und das ist auch im Interesse der geschädigten Aktionäre/Anleihegläubiger und deren potentielle Ansprüche gegen Unternehmen, Ex-Vorstände, Wirtschaftsprüfer und andere: Eine prosperierende Wirecard mit Milliardengewinnen – so sie denn real sein sollten, worauf zumindest die Zwischenmeldung per Ad-hoc zu den sonstigen Bilanzpunkten und Ergebnissen E&Y hindeutete – könnte den Schaden wieder gut machen, den zumindest fehlende Kontrolle der Ex-Vorstände oder wenn nicht noch schwereres/größeres Fehlverhalten verursacht hat oder ermöglicht hat.

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Sprung zum aktuellen Shortstand der großen, meldepflichtigen (mindestens 0,50% des Aktienkapitals) Shorts, bevor wir weiter über eine potentielle Rettung reden:

Bundesanzeigermeldungen für Donnerstagtransaktionen

zeigten einen kräftigen Anstieg der Positionen bei Susquehanna International Holdings auf 1,48% (von 0,41%), Samlyn Capital auf 1,33% (von 0,87%), Naya Capital Management auf 0,56% (von 0), Maverick Capital auf 1,79% (von 1,12%), Marshall Wace 1,29% (reduziert von 1,36%), Greenvale Capital 1,45% (von 0,65%), Darsana 0,72% (reduziert von 0,80), Coltrane Asset Management 0,84% (von 0,48%) und Coatue Management auf 2,45% (von 0,62%) — EIN KLARES BILD: MAN ERWARTET NOCH TIEFERE EINBRÜCHE VIELLEICHT SOGAR DIE INSOLVENZ – mal schauen wie man sich am Freitag positionierte, als der Markt ja nochmals ein gutes Viertel im „Tief“ runterging. Ob das reichte für Reduktionen? Eher wohl nicht, wenn wir uns an die Vemutung Ihor Dusaniwskys erinnern: „WDI GR shares shorted increased by 8.5 million shares … so they are not buying back stock but are looking for further price weakness in the name.„{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Dr. Markus Braun ist heute im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat der Wirecard AG mit sofortiger Wirkung als Mitglied des Vorstands zurückgetreten.“

so begann gestern eine Ad hoc deren Inhalt erwartet worden ist, zwingend erforderlich und für Wirecard zwingende Voraussetzung war, um eine Chance zu erhalten, diese Vertrauens- und Existenzkrise zu überstehen. Weiter hieß es: „Der Aufsichtsrat der Wirecard AG hat mit sofortiger Wirkung den gestern zum Mitglied des Vorstands bestellten Dr. James H. Freis, Jr. zum Interims-CEO mit Einzelvertretungsberechtigung berufen.“

Auch hier die einzige Wahl,die man noch hatte. Nur ein völlig Unbeteiligter ohne Ruch der Mitwisserschaft kann einen Neuanfang aufrufen und gegenüber den banken als glaubwürdig auftreten. Und übe rdie Person James freis und deren Eignung gleich mehr. Und es folgten weitere wichtige Informationen – zur Beruhigung nach Innen und Außen – die immerhin eine Möglichkeit bieten „weiterzumachen“ mit dem operativen Geschäft ohne die leider erst seit Donnerstag offensichtlich opaken Strukturen beizubehalten.  Man befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit den Banken zur Refinanzierung – wenig später wurde noch die Mandatierung der Investmentbank Houlihan Lokey mitgeteilt. Houlihan Lokey soll nun gemeinsam mit Wirecard einen Plan zur nachhaltigen Finanzierungsstrategie des Unternehmens entwickeln. Wirecard stehe derzeit in Verhandlungen mit einem Bankenkonsortium.

Houlihan Lokey war auch bei Steinhoff, Enron und Lehman involviert – einer für die schweren Fälle. Die Wahl des Beraters sagt alles über das „Stehen am Abgrund“ bei Wirecard. Wobei Wirecard ist – zumindest sieht es bisher noch so aus – nicht Enron und im Interesse aller Stakeholder nicht Lehman Brothers…

Und jetzt braucht es Zeit bis Montag, Zeit die genutzt werden muss – spannende Situation, wir werden uns melden sobald weitere Informationen übe reventuelle Fortschritte veröffentlciht werden.

Brauns Abschiedsworte, die ab Donnerstag immer einen Geschmack behalten werden

Sehr geehrte Kunden und Partner,
sehr geehrte Aktionäre,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
sehr geehrte Damen und Herre.n,

hiermit möchte ich Sie über meinen persönlichen Entschluss informieren, als CEO der Wirecard AG mit sofortiger Wirkung und im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat zurückzutreten. Ich habe heute Morgen den Aufsichtsratsvorsitzenden über meine Entscheidung informiert.
Das Vertrauen des Kapitalmarktes in das von mir seit 18 Jahren geführte Unternehmen ist tief erschüttert. Mit meiner Entscheidung respektiere ich, dass die Verantwortung für alle Geschäftsvorgänge beim CEO liegt.
Wie den meisten von Ihnen bekannt ist, bin auch ich als Aktionär persönlich von den Ereignissen der letzten Tage, Wochen und Monate massiv betroffen.
Ich danke all denen, mit denen ich Seite an Seite dieses Unternehmen aufbauen durfte und deren Vertrauen ich und andere genossen haben. Die Wirecard AG verfügt über ein ausgezeichnetes Geschäftsmodell, herausragende Technologie und ausreichende Ressourcen für eine großartige Zukunft. Diese Zukunft möchte ich nicht belasten.

Dr. Markus Braun“

Ob es wirklich nur fehlende Kontrolle war, die er sich vorwerfen lassen muss, wird hoffentlich aufgeklärt werden. Sein Lebenswerk hat er selber ins Wanken gebracht, wenn nicht zerstört, dass werden die nächsten Tage erweisen. Die vielen, die ihm bedingungslos vertraut haben, werden durch diese Abschiedsworte jedenfalls nicht erreicht – hoffentlich wird er irgendwann den Mut haben sich dem zu stellen, was jetzt am Donnerstag erstmals annähernd zu ahnen war.

Die Wirecard AG schockte

und jetzt sollte/muss schnellstmöglich Klarheit geschaffen werden. Nur Aufklärung gibt dem operativen Geschäft eine Chance weiterhin zu funktionieren und mögliche Schäden durch operative Erträge irgendwann auszugleichen. Dasselbe gilt für die angedrohten Kreditkündigungen für heute – neues Geld oder eine irgendwie geartete Prolongierung der Gelder ist nur möglich, wenn Klarheit herrscht und mindestens ausgeschlossen werden kann, dass auch zukünftige Erlöse „verschwinden“. Es ist ja im Moment nicht einmal klar, ob das gesamte Geld „weg ist“, ein Teil oder was auch immer. Schadensaufnahme. Schadensbegrenzung. Zukünftige Schadensverhinderung. Dem unvermeidlichen Rücktritt Brauns gingen die allerersten Schritte der gestern Abend mitgeteilten Vorstandsumstellung voraus, begleitet von einem Vorstandsstatement mit dem damals Noch-CEO (im Anschluss behandelt):

Der Aufsichtsrat der Wirecard AG hat heute das Vorstandsmitglied Jan Marsalek mit sofortiger Wirkung widerruflich bis zum 30. Juni 2020 von seiner Tätigkeit als Vorstand der Wirecard AG freigestellt. Zudem wurde Dr. James H. Freis, Jr. (49) mit sofortiger Wirkung – und damit zu einem früheren Termin als dem am 8. Mai 2020 bekannt gegebenen 1. Juli 2020 – zum Compliance-Vorstand bestellt. James Freis, Jr. wird das neugeschaffene Ressort „Integrity, Legal and Compliance“ verantworten.“

Was die „widerrufliche“ Freistellung von Jan Marsalek bedeutet, läßt sich noch nicht abschätzen – Vorverurteilungen helfen on dieser Situation nicht weiter, deshalb: Erste Konsequenzen am Donnerstag gezogen, glaubwürdiger Mit-Aufklärer eingesetzt. Man versucht den Schaden zu begrenzen. Die weitere Entwicklung hängt im hohen Maße von den finanzierenden Banken und dem realen, operativen Geschäft ab.

18.06.2020: Passend dazu die ERKLÄRUNG des Vorstands – Markus Braun sah Wirecard als mögliches Opfer

Unerträglich erschien Donnerstag auch die Kommunikationspolitik des Unternehmens, besser gesagt von Vorstand und Aufsichtsrat. Immerhin 2:22 Minuten Stellungnahme finden sich auf der Internetseite des Unternehmens. Zusammengefasst: Beim Übergang auf einen neuen Treuhänder in 2019 seien die zwei fraglichen Banken in Asien mit der Verwaltung der Treuhandkonten betraut worden. Der Wirtschaftsprüfer E&Y habe daruf hingewiesen, dass aus dem Umfeld des Treuhänders oder der Banken E&Y „mit betrügerischer Absicht“ falsche Saldenbestätigungen vorgelegt worden seien.Es sei unklar, wieso die beiden Banken E&Y mitgeteilt haben, dass die Saldenbestätigungen gefälscht seien. Der Treuhänder arbeite mit den Banken an der Klärung des Sachverhalts. Es könne „derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass Wirecard in einem Betrugsfall erheblichen Umfangs zum Geschädigten geworden ist„.

Was ist davon zu halten? Zumindest versucht man eine Erklärung – wobei klar gesagt: Wenn ein Unternehmer möglicherweise nicht die fachliche Eignung hat buchhalterische Vorgänge zu beurteilen und zu kontrollieren MUSS ER AB EINER GEWISSEN UNTERNEHMENSGRÖSSE EINEN CONTROLLER EINSTELLEN ODER EINEN REVISOR, der ohne jede Ermittlungs- oder Informationsgrenzen fortlaufend alle finanziellen Prozesse überprüft, überwacht und quasi wie ein „Wachhund“ das Unternehmensvermögen beschützt. DIESEN VORWURF MUSS MAN MINDESTENS dem Ex-CEO Markus Braun – trotz aller unbestrittener Verdienste beim Aufbau des Unternehmens – machen. Genauso wie er, hat auch der Aufsichtsrat seinen „Job“ nicht erfüllt – die Testate E&Y’s für 2018 und die Vorjahre werden sicherlich ebenfalls einer genauen Prüfung unterzogen werden.

„Neuanfang wird wohl auch am Kopf starten müssen – der in dem Statement kurz vorgestellte neue Vorstand James Freis ist hier bestimmt „nur“ ein erster Schritt.“ – meinten wir Donnerstag und so kam es am Freitag mit Brauns Rücktritt auch, ob das schon alles war mag bezweifelt werden.

Ein Aufklärer – Eignung vorhanden

Seit 2014 verantwortet James Freis die Compliance der Deutsche Börse AG, Frankfurt. Zuvor war er bei der internationalen Anwaltssozietät Cleary Gottlieb Steen & Hamilton, Washington DC, tätig. Zwischen 2007 und 2012 war er Director (CEO) des United States Department of the Treasury’s Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) und damit als leitender US-Regierungsbeamter zuständig für die Regulierung von Finanzinstitutionen. Freis war zudem Leiter der US-Financial Intelligence Unit (FIU), die Untersuchungen zur Umsetzung und Einhaltung von Gesetzen durchführt. Er begann seine Laufbahn 1996 als Jurist bei der Federal Reserve Bank of New York. Später war er Senior Counsel bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, Schweiz, und wechselte anschließend als Deputy Assistant General Counsel for Enforcement & Intelligence zum US Department of the Treasury.“

Der Freigestellte – auf Widerruf(?)

ist der derzeitige COO, der im Rahmen des umfassenden Vorstandsumbaus neue Aufgaben übernehmen sollte. Als COO ist er u.a. verantwortlich (gewesen) für die operativen Abläufe, die Kontrolle der Abläufe und die Effizienz der Abläufe. Sein neues Aufgabengebiet, welches er nach seiner „Entmachtung“ laut Aufsichtsratsbeschluss am 08.05.2020 übernehmen sollte wäre Business Development gewesen: „Jan Marsalek übernimmt mit der Berufung eines COO im Konzernvorstand den Verantwortungsbereich Business Development. Als Chief Business Development Officer verantwortet er die Aufgabenbereiche New Ventures, Global Business Integration, Global Financial Services und Entwicklung Finanzdienstleistungen mit dem Produktbereich, Mehrwertleistungen sowie die Ausbreitung des Lizenzraums und die Konzernkoordination des Drittpartner Acquiring.“ (AR Wirecard, 08.05.2020)

Zuvor geschah:

Unser BEITRAG: „Unglaublich – Jetzt gilt es den Schaden zu begrenzen, soweit möglich…“:  SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. meldete am 18.06.2020 um 14:22 Uhr:

Die SdK plant, mögliche Schadensersatzansprüche von Aktionären und Anleiheinhabern der Wirecard AG gegenüber Organen der Gesellschaft und Dritten prüfen zu lassen und organisiert hierfür ein gemeinsames Vorgehen geschädigter Kapitalanleger.“ – wahrscheinlich werden in nächster Zeit noch einige weitere Möglichkeiten angeboten werden, um einen Schaden zu begrenzen, der wohl kurzfristig nicht wieder „aufgeholt“ werden wird. Hätte gestern wahrscheinlich kaum jemand für möglich gehalten – die FT lag offensichtlich richtiger mit ihren Vermutungen, als Viele wahr haben wollten. Gestern ging es noch um eine möglicherweise eingeschränkte Testierung der Bilanzen, gestern ging es noch um ein mögliches Aufbruchsignal für die Aktie, heute geht es um das Ganze. Doppelschlag: 25% der Bilanzsumme möglicherweise „nicht vorhanden“ plus nochmal ungefähr die gleiche Summe an Darlehen, die fällig gestellt werden könnten, wenn bis Morgen kein Testat vorliegt. Und daran, das bis Morgen ein Testat vorliegt, kann nicht mal der größte Optimist glauben. Und bis heute Morgen kein Hinweis, keine Ad-hoc über Schwierigkeiten bei der Bestätigung eines derartig großen Bilanzpostens – Kommunikation war nie Wirecards Stärke, aber so… Und auch E&Y hat sich nicht zu einer Vorabinformation veranlasst gesehen…

„Der Abschlussprüfer der Wirecard AG, die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat die Wirecard AG darüber informiert, dass über die Existenz von im Konzernabschluss zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro (dies entspricht in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme) noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise zu erlangen waren.

Es bestehen Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte. Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären.

Vor diesem Hintergrund wird die Abschlussprüfung des Jahres- und Konzernabschlusses 2019 nicht wie geplant bis zum 18. Juni 2020 abgeschlossen sein. Ein neuer Termin wird bekannt gegeben. Wenn ein testierter Jahres- und Konzernabschluss nicht bis zum 19. Juni 2020 vorgelegt wird, können Kredite der Wirecard AG in Höhe von ca. 2 Mrd EUR gekündigt werden.“

Das ist schwere Kost – neben dem Timing, der widersprüchlichen Kommunikationspolitik – 1,9 Mrd. EUR nicht ausreichend nachgewiesen ist unglaublich. Hinweise auf gefälschte Saldenbestätigungen – ERSCHRECKEND. Wenn es jetzt nicht kurzfristig gelingen sollte, diesen Sachverhalt zu klären, wird Wirecard in Stürme geraten, die das bisher Aufgebaute gefährden könnten. Kein neuer Termin… Alles sehr, sehr schwierig.

Um Beruhigung bemühter – mittlerweile Ex-CEO äußerte sich: „Wir stehen im Austausch mit dem vor Ort anwesenden Treuhänder. Frühere erteilte Bestätigungen der Banken wurden vom Wirtschaftsprüfer nicht mehr anerkannt. Alle Beteiligten sind um schnellstmögliche Aufklärung bemüht. Ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil der Wirecard AG vorliegen, ist derzeit unklar. Die Wirecard AG wird Anzeige gegen unbekannt erstatten.

Die Kursentwicklung entsprechend – die Aktie fällt wie ein Stein, man fühlt sich an alte Steinhoff-Zeiten erinnert. Glaubwürdigkeit wird der aktuelle Vorstand bei den Aktionären wohl nicht wieder gewinnen können. Egal ob der Vorstand involviert ist oder nicht: Wenn ein Viertel des Unternehmnsvermögens möglicherweise „weg“ ist, kann man nicht mehr von einem Fehler reden, dass ist schon …

HINTERGRUND, wie es Wirecard in einer ergänzenden Meldung darstellt: „Die jeweiligen Tochtergesellschaften der Wirecard AG haben auf diese Treuhandkonten erhebliche Sicherheitsleistungen von insgesamt 1,9 Mrd. Euro eingezahlt, um für das Risikomanagement für teilnehmende Händler zu garantieren. Bei den die Treuhandkonten führenden Banken handelt es sich um zwei asiatische Banken. Beide Institute verfügen über Investmentgrade Ratings. Der seit 2019 amtierende Treuhänder nimmt in Asien zahlreiche Mandate wahr.“

Viele Fragen und dringender Aufklärungsbedarf…

Handlungsbedarf für den Aufsichtsrat besteht auf jeden Fall – hier ist kein Taktieren mehr möglich, hier ist keine Transformation mehr das probate Mittel, hier hilft wohl nur ein klarer Bruch und Neuanfang…

Der erste Schritt ist die sofortige Inthronisierung von James Freis und wohl auch die Freistellung von Jan Marsalek von heute Abend. Und dann…

UND DROHENDE Darlehenskündigungen über 2 Mrd. EUR, wenn nicht bis Freitag

Die Kündigung von Darlehen in Höhe von 2 Mrd. EUR ist eine Bedrohung der Geschäftsbasis – eine solche Entwicklung war bis 10.42 Uhr nicht absehbar und sollte die Kapitalmärkte schocken – wie geht es weiter? Wie kann das Management dieser Bedrohung begegnen – viele Fragen für die Wirecard schnellstmöglich Antworten liefern müsste. Muss. Operativ scheitn Wirecard ja reales Geschäft zu tätigen, operativ scheint ja alles in Ordnung zu sein – anders als bei Flowtex seinerzeit. Aber was aus diesem Geschäft werden soll, kann derzeit wohl niemand mehr mit Gewissheit beantworten – der Worst Case, den wir zugegebenermaßen nicht für möglich gehalten hätten, ist eingetreten. Jetzt muss Schadensbegrenzung betrieben werden, jetzt muss versucht werden, das zu retten, was funktioniert, damit die Aktionäre nicht einen …

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