Kapsch TrafficCom im Stresstest: Aufträge zögern, Ergebnis dank Einmaleffekt positiv – jetzt zählt der Order-Turbo

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Das erste Halbjahr 2025/26 verläuft für Kapsch TrafficCom holprig. Der Umsatz fällt auf 200 Mio. Euro und damit rund 27 Prozent unter Vorjahr. Gleichzeitig gelingt die Rückkehr in die Gewinnzone: Das EBIT steigt – getragen von der Einigung mit der Bundesrepublik Deutschland zur Pkw-Maut – auf 10,4 Mio. Euro, die Marge erreicht 5,2 Prozent. Unterm Strich steht ein Periodenergebnis von 2,1 Mio. Euro beziehungsweise 0,15 Euro je Aktie. Operativ bleibt die Lage jedoch angespannt: Ohne den Sonderertrag aus dem Vergleich läge das EBIT deutlich im Minus. CEO Georg Kapsch bringt die Gemengelage auf den Punkt: Ausschreibungen verzögern sich, Investitionsentscheidungen lassen auf sich warten – Umsätze, die aktuell schlicht fehlen.

Marktdruck und Projektlücken: Wo es hakt – und warum

Die größten Bremsspuren kommen aus EMEA. Der Wegfall des Mautbetriebs in Gauteng sowie die Entkonsolidierung der weißrussischen Gesellschaft lassen die Basis schrumpfen; in Nordamerika sorgte der Produktionsumzug vorübergehend für Lieferverzug. Darüber hinaus spürt Kapsch das zögerliche Vergabeverhalten quer durch die Regionen, was den Auftragseingang im Halbjahr auf 224 Mio. Euro drückt. Immerhin: Der Auftragsstand bleibt mit 1,2 Mrd. Euro robust – ein Polster, das Perspektive gibt, auch wenn sich größere Projekte erst mittel- bis langfristig in Ertrag verwandeln. Kosten- und Personalaufwand wurden an das niedrigere Volumen angepasst; operative Währungseffekte belasten wie im Vorjahr. Das Finanzergebnis bleibt wegen Zinseffekten, Hyperinflationsanpassungen und Wechselkursen unter Druck.

Segmente im Fokus: Maut bleibt Schwergewicht, Verkehrsmanagement stabilisiert

Mit 72 Prozent Umsatzanteil bleibt das Mautgeschäft der Ertragspfeiler – allerdings mit spürbarer Volumenschwäche durch die Projektabgänge und geringere Komponentenumsätze in Amerika. Das Verkehrsmanagement kommt auf 28 Prozent Anteil und hält die Linie, wenngleich das Umfeld auch hier verhalten ist. Regional hat sich Amerika zur größten Umsatzregion entwickelt, was die Verlagerung der Nachfrage widerspiegelt, aber auch die Abhängigkeit von US-Timing und Genehmigungen erhöht.

Technologie-Moment: Serienreife CV-Maut in den USA als Branchenmeilenstein

Jenseits der kurzfristigen Delle setzt Kapsch einen technologischen Marker: In den USA startet das weltweit erste serienreife Mautsystem auf Basis von Connected-Vehicle-Daten. Die Integration von konventioneller Straßenseitentechnik und Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation ist mehr als ein Leuchtturm – sie kann Beschleuniger für künftige Roll-outs werden. Gelingt die Skalierung, winken höhere Eintrittsbarrieren für Wettbewerber, bessere Wirtschaftlichkeit im Betrieb und ein narrativ starker Hebel gegenüber Auftraggebern.

Ausblick: Weniger Hype, mehr Hygiene – Orders, Kosten, Cash

Der Konzern senkte Ende Oktober den Ausblick: Für 2025/26 wird nun ein Umsatz von rund 450 Mio. Euro erwartet; das EBIT soll – inklusive Maut-Vergleich – bei etwa 25 Mio. Euro liegen. In den kommenden Monaten rückt der Auftragseingang ins Zentrum, flankiert von einer strikten Anpassung der Kosten an das aktuelle Umsatzniveau. Der Free Cashflow ist im Halbjahr mit –4 Mio. Euro leicht negativ, die Einigungszahlung aus Deutschland diente vor allem zur Entschuldung. Gleichzeitig verbessert sich die Eigenkapitalquote auf 23 Prozent, der Verschuldungsgrad steigt auf 117 Prozent – ein Mahnzeichen, die Nettoverschuldung weiterhin im Zaum zu halten.

Einordnung für Anleger: Zähe Ausschreibungszyklen, solider Backlog – und ein klarer Katalysator

Kurzfristig dominieren Timing-Risiken bei Ausschreibungen und Vergaben, die in der gesamten Industrie zu spüren sind. Mittel- bis langfristig stützt ein hoher Auftragsbestand, während das Connected-Vehicle-Mautsystem in den USA ein echter Katalysator sein kann – technologisch wie kommerziell. Entscheidend wird, ob Kapsch den Order-Turbo zündet und die Kostenbasis so trimmt, dass auch bei gedämpftem Volumen verlässlich schwarze Zahlen stehen. Gelingt beides, ist die Basis für einen ruhigeren Kurs durch 2026 gelegt.

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