
HENSOLDT-Gruppe lädt zum Kapitalmarkttag ein – eigentlich ein Anlass, den Unternehmen nutzen, um den Aktionären „Futter“ zu geben. Oft Auslöser für steigende Kurse. Bei den Bayern ist diese Veranstaltung gehörig nach hinten durchgeschlagen.
Am Ende des Tages steht ein Minus von 8,37% im XETRA-Handel: Geschlossen bei 87,05 EUR. Woran liegt’s? Eigentlich hörte sich Alles gut an. Umsatzsteigerungen, überquellende Auftragsbücher, Erfolge beim Kapazitätsausbau – was will das Anlegerherz noch mehr? Offensichtlich haben die Analysten mit spitzem Stift nachgerechnet. Die avisierten Umsatzzuwächse sind niedriger, als der Analystenkonsens – zuimndest für 2026.
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HENSOLDT – manchmal ist gut nicht gut genug!
HENSOLDT Aktie markiert immer neue Rekordhochs. Und Kursmarken vor dem Ukrainekonflikt nicht für möglich gehalten , werden locker genommen. Aktuell entfernt sich die Aktie wieder von der bereits gesehenen 100,00 EUR-Marke. Nur ein Luftholen? Sell on good News? Wird nach dem heutigen Rücksetzer alles wieder gut werden?.
Während sich der deutsche Rüstungsspezialist HENSOLDT operativ im Aufwind sieht, läuft die Aktie im Wesentlichen seit Anfang 2025 auch an der Börse rund – heute nur eine Delle im Aufwärtstrend? Auf diesem operativen Wachstumspfad meldete das Unternehmen zwar im September durchwachsene Q2 Ergebnisse – was aber wie gesagt der Kursentwicklung keinen grossen Abbruch tat. Und das zwischenzeitlich gesehene Allzeithoch bei 117,70 EUR könnte durchaus wieder in den Fokus kommen. Aber erstmal müssen die Anleger das heutige Kurshusten verkraften.
Was gab’s heute? HENSOLDT ist stark unterwegs, aber…
… Kurse lügen nicht. Zuerst einmal die Inhalte, die auf dem Kapitalmarkttag letztendlich zur Enttäuschung führten, dann der Versuch einer Erklärung. HENSOLDT präsentierte auf seinem Kapitalmarkttag eine äußerst optimistische und ambitionierte Zukunftsstrategie. Dabei lassen die Kernaussagen eigentlich keine Wünsche übrig: So gab es eine starke Hochstufung der Prognosen: Das Unternehmen hat seine finanziellen Ziele für 2025 und darüber hinaus deutlich nach oben geschraubt.
- Book-to-Bill-Verhältnis: Prognose für 2025 auf 1,6x – 1,9x erhöht (zeigt, dass deutlich mehr Aufträge reinkommen, als in Umsatz umgesetzt werden).
- Umsatzwachstum: Konkretisierung auf ~2,5 Mrd. Euro für 2025, mit 10% Wachstum für 2026 und mittelfristig 15-20% jährlich.
- EBITDA-Marge: Für 2025 auf 18% oder höher konkretisiert; mittelfristig Steigerung um 50 Basispunkte pro Jahr. Und das ist dem Kapitalmarkt offensichtlich zu langsam.
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HENSOLDT positioniert sich nicht mehr nur als Hardware-Hersteller,…
…sondern als integrierter Anbieter von softwaredefinierten Mehrdomänen-Lösungen („Multi-Domain-Solutions“). Dabei hat man die eigene Plattform „MDOcore“ als zentralen Game-Changer dargestellt. Weitere „Pluspunkte“ die man bei HENSOLDTZ herausgestellt hat, sind einerseits die sogenannte industrielle Skalierung: Massive Investitionen in Produktionskapazitäten (mehr als Verdreifachung bis 2027) und Effizienz sollen die Lieferfähigkeit bei einem dauerhaft wachsnedem Markt sicherstellen. Als Basiis für diese Zielsetzung dient der starke Auftragsbestand: Der Rekord-Auftragsbestand zum 30.09.2025 von 7,1 Mrd. Euro biete hohe Planungssicherheit. Und die Aktionäre sollen dauerhaft an den steigenden Gewinnen partizipieren: Die Ausschüttungsquote soll konstant bei 30-40% des bereinigten Nettogewinns liegen.
Und in Zahlen ausgedrückt: „Der Umsatz wird für 2025 auf rund 2,5 Milliarden Euro prognostiziert, für 2026 ist mit 10 % und mittelfristig mit 15 bis 20% jährlichem Umsatzwachstum zu rechnen. Bei der bereinigten EBITDA-Marge werden für 2025 18% oder höher erwartet, während das Unternehmen mittelfristig von einer Steigerung um 50 Basispunkte pro Jahr ausgeht. Die Dividendenausschüttungsquote soll zwischen 30 % und 40 % des bereinigten Nettogewinns liegen, sowohl 2025 als auch mittelfristig. Bis 2030 peilt HENSOLDT einen Umsatz von 6 Milliarden Euro bei einer EBITDA-Marge von mindestens 20 % an.“ (CN HENSOLDT, 11.11.2025)
Also, wo sind die Kröten versteckt? HENSOLDT Aktie fällt ja nicht von selber?
Auch wenn der Bericht voller positiver Botschaften und hochgesteckter Ziele ist, könnten die folgenden Punkte von den Anlegern negativ aufgenommen worden sein und den Kursdruck erklären:
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Übertriebene Erwartungen / „Buy the Rumor, Sell the News“:
Der Kapitalmarkttag war mit hohen Erwartungen erwartet worden. Möglicherweise hatten die Märkte bereits ähnlich gute Nachrichten eingepreist. Die tatsächlichen Bekanntgaben, so positiv sie auch waren, konnten diese extrem hohen Erwartungen nicht mehr übertreffen. Dies führt oft zu Gewinnmitnahmen nach der Veröffentlichung („Sell the News“). -
Sehr ambitionierte und langfristige Ziele:
Die Prognosen sind sehr weit in die Zukunft gerichtet (bis 2030: 6 Mrd EUR Umsatz). Während CEO Oliver Dörre von einer „äußerst dynamischen“ Marktentwicklung spricht und CFO Christian Ladurner ein „skalierbares, widerstandsfähiges und effizientes Betriebssystem“ betont, könnten Anleger die Umsetzbarkeit dieser langfristigen Ziele anzweifeln. Solche weitreichenden Prognosen bergen ein höheres Exekutionsrisiko, insbesondere in einem geopolitisch sensiblen Umfeld. So könnte beispielsweise eine Lösung im Ukrainekonflikt kurzfristig negative Kurssignale auslösen. -
Fokus auf Wachstum vs. kurzfristige Profitabilität:
Die starke Betonung auf Kapazitätsausbau und Skalierung („Wir skalieren Fähigkeiten und Vernetzungsmöglichkeiten, nicht Plattformen“) deutet auf hohe Investitionskosten hin. Anleger könnten besorgt sein, dass dieses aggressive Wachstum kurzfristig die Margen belastet, auch wenn langfristig höhere Profitabilität versprochen wird. Die mittelfristige EBITDA-Margen-Prognose von +50 Basispunkten pro Jahr könnte im Vergleich zum Umsatzwachstum als zu zurückhaltend empfunden worden sein. Und das gerade weil die Analysten zumindest für 2026 bessere Werte antizipiert hatten. -
Bewertung ist bereits sehr hoch und enthält bereits „viel“ Zukunft:
HENSOLDT wird als Technologieführer im Bereich „Software Defined Defence“ gehandelt. Diese Premium-Positionierung ist mit einer hohen Bewertung verbunden. Jede Andeutung, dass die Ziele nur schwer zu erreichen sind oder die Wachstumsstory an ihre Grenzen stößt, kann zu überproportionalen Kursrückgängen führen.
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HENSOLDT Kursrutsch könnte Einstiegschance sein!
Die Ankündigungen waren fundamental sehr stark und zeichnen ein rosiges Zukunftsbild. Der Kursrückgang ist wahrscheinlich grösstenteils wohl eher nicht auf Schwächen im Bericht selbst zurückzuführen, sondern eher auf markttechnische Faktoren und Anlegerpsychologie. Die Messlatte lag nach der starken Performance der Aktie in der Vergangenheit vermutlich extrem hoch, und die langfristige, kapitalintensive Ausrichtung könnte bei einigen Anlegern Bedenken hinsichtlich der kurzfristigen Rentabilität geweckt haben. Es handelte sich somit wohl eher um eine Korrektur überhöhter Erwartungen als um eine Abstrafung schlechter Nachrichten. Und falls man dem zustimmen sollte, dann wären die heutigen Kurse eher Einstiegskurse…















