Hapag-Lloyd – Hanseatic Global Terminals (HGT), die Terminalsparte von Hapag-Lloyd, setzt ihren Expansionskurs im Hafen- und Terminalgeschäft fort. Gemeinsam mit der brasilianischen Imetame Group steigt HGT mit 50 Prozent in die Imetame Logística Porto (ILP) ein und gründet ein Joint Venture, das künftig den neuen Containerterminal „Hanseatic Global Terminals Aracruz“ entwickeln und betreiben soll.
Der Standort Aracruz im Bundesstaat Espírito Santo ist dabei alles andere als zufällig gewählt. Die Anlage an der Ostküste Brasiliens soll sowohl als Transshipment-Drehkreuz für Umladungen als auch als klassischer Gateway-Hafen für die Region dienen. Der Start der Umschlagsaktivitäten ist für Mitte 2028 geplant.
1,2 Millionen TEU Kapazität – Tiefwasser für große Pötte
Der geplante Terminal ist klar auf Wachstum getrimmt. Nach Fertigstellung soll die Anlage eine Kapazität von rund 1,2 Millionen TEU pro Jahr bieten. Die Kaianlage wird etwa 750 Meter lang sein, ausgestattet mit moderner Umschlagtechnik für Container und einer Wassertiefe von 17 Metern. Damit kann Aracruz auch große Containerschiffe abfertigen, wie sie auf den wichtigsten Ost-West-Routen üblich sind.
Die Imetame Group, ein seit 1980 aktiver brasilianischer Mischkonzern, bringt lokale Marktkenntnis und bestehende Infrastruktur in das Joint Venture ein. Hanseatic Global Terminals steuert Know-how im internationalen Terminalbetrieb und einen direkten Zugang zu den Linienverkehren von Hapag-Lloyd und weiteren Reedereien bei. Über den Kaufpreis und die finanziellen Details der Transaktion haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.
Strategischer Hebel für Lateinamerika
HGT-CEO Dheeraj Bhatia macht keinen Hehl daraus, wie wichtig der Schritt für die Wachstumspläne der Gruppe ist. Lateinamerika zählt zu den strategischen Kernmärkten von Hanseatic Global Terminals und Hapag-Lloyd. Ein eigener Hub an der Ostküste Brasiliens stärkt nicht nur das Terminalportfolio, sondern soll auch Kapazitätsengpässe in einer dynamisch wachsenden Region entschärfen.
Besonders betont Bhatia den Standortvorteil: Aracruz liegt näher an wichtigen Verbrauchermärkten und zentralen Schifffahrtsrouten als viele traditionelle Gateway-Häfen Brasiliens. Das eröffnet Verladern und Spediteuren aus mehreren Ursprungsländern einen alternativen, potenziell effizienteren Zugang zu globalen Märkten – sei es für brasilianische Exportgüter oder importierte Konsum- und Industriewaren.
Für Hapag-Lloyd und HGT ist der Terminal zugleich ein weiterer Schritt, sich im Wertschöpfungsnetzwerk der Kunden breiter aufzustellen: nicht nur als Carrier auf See, sondern auch als Infrastrukturanbieter an strategischen Knotenpunkten.
Chancen für Region und Realwirtschaft
Auch auf der brasilianischen Seite ist die Erwartungshaltung hoch. Imetame-Chairman Etore Selvatici Cavallieri hebt hervor, dass Hanseatic Global Terminals einen erfahrenen internationalen Partner ins Projekt bringt, der operative Exzellenz im Containerumschlag mitbringt. Das soll nicht nur die Effizienz für Importeure und Exporteure steigern, sondern auch die Rolle Brasiliens im globalen Handel weiter stärken.
Über die unmittelbare Hafenlogistik hinaus wird mit klassischen Begleiteffekten gerechnet: neue Arbeitsplätze, Folgeinvestitionen, Chancen für lokale Dienstleister. Wer Logistikdrehscheiben baut, zieht meist Lagerhäuser, Transportdienstleister, Wertschöpfung in der Nähe der Terminals und Servicebetriebe nach sich – ein nicht zu unterschätzender Faktor für eine Region wie Espírito Santo.
Ausbauagenda bis 2030: Mehr als 30 Terminals im Blick
Der Einstieg in Aracruz fügt sich schlüssig in die strategische Agenda von Hanseatic Global Terminals ein. Das Unternehmen will sein Terminalportfolio bis 2030 auf über 30 Standorte ausbauen. Terminal- und Infrastrukturinvestitionen sind damit kein Randthema, sondern ein zentraler Pfeiler der Konzernstrategie.
Der Vollzug der Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartell- und Regulierungsbehörden sowie weiterer üblicher Bedingungen. Sollte der Deal wie geplant durchgehen, erhält HGT nicht nur einen neuen Punkt auf der Weltkarte, sondern einen Hub, der die Verbindung von Lateinamerika zu den globalen Schifffahrtsrouten deutlich neu sortieren könnte.
Für die Branche ist klar: Mit Aracruz setzt Hanseatic Global Terminals ein weiteres Ausrufezeichen im Rennen um die wichtigsten logistischen Schaltstellen der Zukunft – und verschiebt das Gewicht im Terminalgeschäft ein Stück weiter in Richtung eigener Infrastrukturkontrolle.















