DATAGROUP: Solides Wachstum – und mit KKR im Rücken ab in die nächste Liga

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DATAGROUP hat ein Geschäftsjahr abgeliefert, wie Investoren es mögen: ohne große Überraschungen, dafür mit klaren Fortschritten. Der Konzernumsatz legte 2024/2025 um 7,3 Prozent auf 566,1 Mio. Euro zu, das EBITDA stieg auf 84,1 Mio. Euro. Beim EBIT bleiben 47,3 Mio. Euro hängen, was einer soliden Marge von 8,4 Prozent entspricht. Die eigenen Prognosen wurden damit sauber erfüllt.

Dass die Profitabilität nicht explodiert, ist kein Zufall, sondern bewusstes Kalkül: DATAGROUP investiert spürbar in Zukunftsfelder wie Künstliche Intelligenz, Cyber Security und Cloud – genau jene Themen, die im Mittelstandsgeschäft in den nächsten Jahren den Unterschied machen werden.

Vorstandschef Andreas Baresel spricht von einem „soliden Geschäftsjahr“, in dem Marktpositionen ausgebaut und neue Unternehmen erfolgreich integriert wurden. Unterm Strich liest sich das wie eine Bestätigung der bisherigen Strategie – der Wachstumspfad ist intakt, der Kurs nicht spektakulär, aber konstant nach oben gerichtet.

CORBOX bleibt Zugpferd – Wachstum aus eigener Kraft und durch Zukäufe

Beim Blick hinter die Überschriften wird klar, woher das Wachstum kommt. Organisch stammen 3,9 Prozent des Plus aus dem bestehenden Geschäft, weitere 3,4 Prozent steuern Zukäufe bei. Für einen mittelständisch geprägten IT-Dienstleister ist das ein sauberer Mix: genug Eigenkraft, um nicht rein akquisitionsgetrieben zu wirken, und gleichzeitig genug M&A-Dynamik, um das Portfolio spürbar zu erweitern.

Rückgrat des Geschäfts bleibt die CORBOX, das modulare Managed-Services-Angebot für IT-Betrieb, Cloud, Workplace & Co. Auftragseingänge von rund 57 Mio. Euro markieren hier einen neuen Bestwert – ein deutliches Signal, dass Kunden in einem unsicheren Umfeld lieber auf langfristige, sichere IT-Services und Outsourcing setzen, statt alles im eigenen Rechenzentrum zu stemmen.

Auf der Kostenseite zeigt sich das Wachstum ebenfalls: Materialkosten steigen moderat, die Personalkosten deutlicher – getrieben von Übernahmen und dem gezielten Ausbau der Zukunftsfelder. Gleichzeitig legt der Rohertrag um 9 Prozent auf 405,9 Mio. Euro zu. Die Basis für weiteres Skalieren ist damit gelegt.

Bilanz: Mehr Eigenkapital, etwas mehr Schulden – aber solide Kennzahlen

In der Bilanz bleibt DATAGROUP auf Kurs. Die Bilanzsumme bewegt sich mit 537,3 Mio. Euro nahezu seitwärts, die Eigenkapitalquote steigt von 28,6 auf 31,7 Prozent – in einem kapitalintensiven, wachstumsgetriebenen IT-Dienstleistungsgeschäft ein komfortabler Wert.

Auffällig ist der Rückgang der liquiden Mittel von 36,6 auf 10,3 Mio. Euro. Dahinter steckt kein Liquiditätsproblem, sondern bewusstes Cash-Management: Geld wurde genutzt für Zukäufe, Dividende und ein Aktienrückkaufprogramm. Entsprechend steigt die Nettofinanzverschuldung auf 161,4 Mio. Euro. Mit einem Verschuldungsgrad von 1,9 mal EBITDA bleibt die Kennzahl aber in einem Bereich, den viele Investoren als gesund einstufen.

Der operative Cashflow von 41,6 Mio. Euro ist durch temporäre Effekte im Working Capital gedämpft, bleibt aber positiv – wichtig für ein Unternehmen, das weiter akquirieren und gleichzeitig investieren will.

KKR steigt ein – und der Gründer bleibt am Steuer

Der eigentliche Paukenschlag des Jahres spielte sich aber nicht in der GuV, sondern im Aktionariat ab. Mit dem öffentlichen Erwerbsangebot der Dante Beteiligungen SE ist DATAGROUP in eine neue Phase eingetreten. Hinter Dante steht ein von KKR beratener Fonds – und damit einer der bekanntesten globalen Finanzinvestoren.

Die im April 2025 geschlossene Investorenvereinbarung wurde von Vorstand und Aufsichtsrat ausdrücklich unterstützt. Ein zentraler Baustein: Die Familienholding HHS von Firmengründer Max H.-H. Schaber hat ihren bisherigen Mehrheitsanteil von 54,4 Prozent an Dante übertragen – bleibt aber als gleichberechtigter Partner an Bord. Schaber führt weiterhin den Aufsichtsrat und gibt damit die langfristige strategische Linie vor.

Das Konstrukt ist bemerkenswert: Kein klassischer „Buy-out“, bei dem Finanzinvestoren das Ruder komplett übernehmen, sondern eine Partnerschaft auf Augenhöhe. KKR bringt Kapital, Transaktionserfahrung und internationales Netzwerk, HHS und Management bringen Marktkenntnis, Kultur und Kontinuität. Ziel ist klar: schnellere Skalierung bei KI und Automatisierung, der weitere Ausbau von Security- und Cloud-Services und eine gezielte Buy-&-Build-Strategie.

Andreas Baresel spricht vom „entscheidenden Schritt“ für das Unternehmen – und man nimmt ihm ab, dass hier tatsächlich mehr als nur eine Finanztransaktion stattgefunden hat.

Delisting: Börsenstory mit Ablaufdatum

Für Aktionäre gibt es neben all den Wachstumsplänen allerdings eine ganz konkrete Zäsur: DATAGROUP hat am 16. Dezember 2026 beschlossen, bei der Börse München den Widerruf der Einbeziehung der Aktie in den Freiverkehr zu beantragen. Ein separates Delisting-Angebot ist nicht vorgesehen.

Das bedeutet: Die Tage der DATAGROUP-Aktie als börsennotierter Nebenwert sind gezählt. Wer investiert ist und Liquidität braucht, muss sich überlegen, ob und wann er den Ausstieg sucht – denn nach dem Delisting wird der Handel deutlich schwieriger, sofern er überhaupt noch organisiert stattfindet.

Gleichzeitig ist das Delisting die logische Konsequenz der neuen Eigentümerstruktur: KKR und HHS wollen offenkundig mit größerer Freiheit agieren, ohne quartalsweise Berichtspflichten und ohne die Zwänge einer freien Börsennotiz. Für das Unternehmen kann das Flexibilität bringen – für Minderheitsaktionäre bedeutet es ein Abschiedsszenario.

Fazit: Starker IT-Mittelständler – bald eine reine Profisache

Operativ zeigt DATAGROUP, warum der Titel jahrelang zu den stabileren Wachstumswerten im deutschen IT-Sektor zählte: solides Umsatzplus, verbesserte Marge, gesunde Bilanz, klare Fokusthemen bei KI, Security und Cloud. Mit KKR und HHS im Rücken könnte aus der bisherigen Wachstumsstory eine deutlich größere IT-Plattform werden.

Für Privatanleger hat diese Perspektive jedoch einen Haken: Mit dem eingeleiteten Delisting wird die Aktie zunehmend zur Spielwiese für professionelle Investoren hinter verschlossenen Türen. Wer DATAGROUPs nächsten Wachstumssprung noch als Börsenstory miterleben will, wird das voraussichtlich nicht mehr im regulären Handel tun – sondern höchstens aus der Distanz beobachten.

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