Carl Zeiss Meditec AG liefert zum Geschäftsjahr 2024/25 ein gemischtes, aber durchaus spannendes Bild ab: Umsatz +7,8 % auf 2.228 Mio. Euro, der Auftragseingang legt sogar um +18,2 % zu – doch Gewinn je Aktie und Dividende gehen zurück. Für Anleger im TecDAX- und MDAX-Nebenwert bleibt die Frage: Ist das die Basis für ein ruhiges Wachstumsinvestment – oder nur ein Zwischenstopp auf einem holprigen Kursweg?
Umsatz läuft, Auftragseingang brummt – Marge noch im Wartemodus
Operativ zeigt Carl Zeiss Meditec solide Wachstumszahlen:
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Umsatz 2024/25: 2.228 Mio. Euro (Vj. 2.066 Mio. Euro),
Wachstum: +7,8 % (währungsbereinigt: +8,6 %, organisch: +3,3 %). -
EBITA: 257,7 Mio. Euro (Vj. 248,9 Mio. Euro), also +3,5 %,
EBITA-Marge: 11,6 % (Vj. 12,0 %).
Der noch stärkere Blickfang für Anleger:
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Auftragseingang: 2.288 Mio. Euro, +18,2 %
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Auftragsbestand: 380 Mio. Euro, +16,1 %
Damit wächst die Pipeline deutlich schneller als der Umsatz – ein klassisches Signal für zukünftiges Wachstum. Der Haken: Die Margen treten noch eher auf der Stelle. Das Vorjahr war durch eine Sonderzahlung von 18 Mio. Euro aus einem Vergleich mit Topcon in den USA positiv verzerrt; bereinigt ist die Marge zwar leicht besser, aber noch keine „Highflyer-Story“.
Unterm Strich landet das Ergebnis je Aktie (EPS) bei 1,61 Euro (Vj. 2,01 Euro). Haupttreiber sind schwächere Finanzergebnisse, nicht das operative Geschäft. Die Dividende soll von 0,60 auf 0,55 Euro je Aktie sinken – ein kleiner, aber psychologisch nicht unwichtiger Dämpfer für Dividendenjäger.
Ophthalmologie bleibt Wachstumsmotor – DORC sorgt für Rückenwind
Auf Segmentebene bestätigt sich das bekannte Bild:
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SBU Ophthalmology:
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Umsatz: 1.724 Mio. Euro (Vj. 1.589 Mio. Euro)
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Wachstum: +8,5 % (währungsbereinigt: +9,3 %, organisch: +2,3 %)
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Treiber: Vollkonsolidierung von DORC plus organisches Wachstum
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Die Nachfrage nach Geräten erholt sich weiter, das Volumen bei intraokularen Linsen – vor allem im Premiumsegment – wächst, und refraktive Verfahren legen leicht zu. China – in der Vergangenheit oft Wachstumsheld und Risiko zugleich – verhält sich stabil.
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SBU Microsurgery:
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Umsatz: 504 Mio. Euro (Vj. 477 Mio. Euro)
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Wachstum: +5,7 % (währungsbereinigt: +6,6 %)
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Dynamik: Zunächst verhaltener Start, dann deutliche Beschleunigung zum Jahresende,
getrieben durch den Hochlauf des neuen neurochirurgischen Mikroskops KINEVO® 900 S.
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Für Anleger interessant: Carl Zeiss Meditec schiebt das Geschäftsmodell immer stärker in Richtung wiederkehrender Umsätze – Linsen, Verbrauchsmaterial, Services. Das ist genau der Hebel, den viele Medizintechnik-Nebenwerte (z. B. Eckert & Ziegler oder Stratec) ebenfalls nutzen: weniger zyklisches Projektgeschäft, mehr planbare Cashflows.
Regionen: EMEA vorne, APAC solide – China stabil, Japan schwächelt
Regional wirkt der Wachstumssplit ausgewogen – mit klaren Akzenten:
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EMEA: Umsatzplus von +12,5 % (währungsbereinigt: +13,6 %) auf 658 Mio. Euro.
Rückenwind kommt u. a. aus Deutschland, Großbritannien und Skandinavien – klassische Kernmärkte für hochwertige Medizintechnik. -
Americas: Umsatzanstieg um +8,7 % (währungsbereinigt: +10,4 %) auf 579 Mio. Euro.
Sowohl die USA als auch Lateinamerika wachsen – wichtig, weil die USA ein hart umkämpfter Referenzmarkt für Augenheilkunde-Produkte sind. -
APAC: Leichtes Plus von +4,4 % (währungsbereinigt: +4,6 %) auf 991 Mio. Euro.
Indien, Südostasien und Südkorea zeigen robustes Wachstum, China entwickelt sich stabil, während Japan einen Rückgang verzeichnet.
Spannend im Kontext: Parallel denkt Carl Zeiss Meditec laut Medienberichten über Produktverlagerungen nach China nach, um strengeren lokalen Zulassungsvorgaben und Handelsbarrieren zu begegnen – ein Thema, das die Marge künftig sowohl belasten (Anpassungskosten) als auch stützen (Marktzugang) kann.
Ausblick 2025/26: Mehr Marge geplant – aber Sonderbelastungen im Anflug
Für das neue Geschäftsjahr 2025/26 gibt sich der Vorstand vorsichtig optimistisch:
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Erwarteter Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich,
Zielgröße: rund 2,3 Mrd. Euro. -
EBIT und EBITA sollen weiter steigen.
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Die EBIT-Marge soll bei ca. 11,0–11,5 %, die EBITA-Marge bei rund 12,5 % liegen
(nach 10,0 % bzw. 11,6 % im abgelaufenen Jahr).
Der geplante Margenanstieg soll vor allem kommen durch:
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besseren Produktmix,
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mehr wiederkehrende Umsätze (refraktive Laser, DORC-Portfolio),
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Wachstum in der Mikrochirurgie.
Aber: Ganz nebenbei wird auch eine deutliche Risikowarnung eingebaut.
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Geopolitik, Handelsbarrieren, regulatorische Änderungen
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mögliche organisatorische Anpassungen in der globalen Wertschöpfungskette
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Neuausrichtung von F&E-Prioritäten
All das kann zu nicht wiederkehrenden EBITA-Belastungen im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich führen – und diese sind noch nicht in der EBITA-Prognose enthalten. Anleger müssen also einkalkulieren, dass die offiziell in Aussicht gestellte Marge im Laufe des Jahres noch „bereinigt“ werden könnte.
Zusätzlich belasten Management-Turbulenzen das Sentiment: Vorstandschef Maximilian Foerst geht zum Jahresende wegen eines Verstoßes gegen den Verhaltenskodex, der Vorstandschef der Carl Zeiss AG, Andreas Pecher, übernimmt vorübergehend. Die Börse reagierte auf diese Nachricht zuletzt klar negativ.












