Multitude – Fintech „ambitioniert, aber realistisch“, so der CEO A. Kumpulainen im Interview. Und mehr zu Dividende, Wachstum, Zielen,…

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Antti Kumpulainen, CEO Multitude AG"Unsere Prognosen bis 2026 sind ambitioniert, aber realistisch."

Multitude, beim letzten Interview mit dem damaligen CEO – und Gründer – des Unternehmens lautete die ISIN der Aktie noch: FI4000106299, jetzt ist die Multitude Aktie unter der ISIN CH1398992755 zu finden. Jorma Jokela konnte vor rund einem Jahr einen zufriedenen Rück- und optimistischen Ausblick liefern. Was ist seitdem passiert? Neben der – fortgesetzt – guten Kursentwicklung hat sich auch operativ einiges getan. Multitude ist sichtbarer geworden am Kapitalmarkt. Aus dem finnischen Fintech-Konzern als SE wurde eine Schweizer AG mit spannenden Beteiligungen und einer intakten Wachstumsstory. Und auch der Wechsel an der Spitze sucht nach einem Grund. Diese Fragen und einige weitere stellten wir an den neuen CEO der Multitude SE, Herrn Antti Kumpulainen. Dieser konnte starke Zahlen liefern und lässt für die Zukunft noch mehr erwarten – Prognosen seien ambitioniert, aber realistisch! Zu Recht selbstbewust?

Aktuell im nwm: Aktien KW 22 – Tanz um die 24.000. Trump hält alle auf Trab. Anleger zu sorglos? Kräftige Korrektur überfällig? News. Rheinmetall. YOC. Nordex. DataGroup.
nwm: Vor gut einem Jahr führten wir mit dem damaligen CEO und Hauptaktionär der Multitude SE, Herrn Jorma Jokela, ein spannendes Interview. Seinerzeit handelte die Aktie bei 4,80 EUR (XETRA, 5.1.2024, 11:30 Uhr). Schaut man auf den aktuellen Aktienkurs scheint seitdem nicht viel passiert zu sein?

A. Kumpulainen: Derzeit liegt unser Aktienkurs bei 6,70 EUR (26.05.25). Das ist immerhin ein Plus von fast 30% in einem Jahr. Unsere vor kurzem veröffentlichten vorläufigen Zahlen haben dem Kurs zuletzt einen Schub gegeben. Wir haben zum vierten Mal in Folge unsere Guidance übertroffen – das haben die Anleger positiv wahrgenommen. Analysten sehen weiteres Potenzial auf bis zu 12 EUR. Zudem haben wir in den vergangenen Jahren begonnen, unsere Aktionäre noch stärker am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen und Mehrwert für sie zu schaffen. Mit unserer Dividende von 0,44 EUR, die dieses Jahr ausgezahlt wird, unterstreichen wir dies nochmals. Dies entspricht einer Dividendenrendite von 7%!

nwm: Am Donnerstag letzter Woche präsentierten Sie die Zahlen 2024. Was sind für Sie die wichtigsten Eckdaten? Wo sind Sie zufrieden, was hätte besser sein können?

A. Kumpulainen: Wir haben unser EBIT erneut und wie avisiert um knapp 50 Prozent auf 67,6 Mio. EUR gesteigert. Unsere Umsatzerlöse sind um 14,4 Prozent gestiegen – diese Zahlen zeigen, dass wir unverändert auf einem starken Wachstumspfad sind. CapitalBox ist mit Blick auf den Umsatz im Jahr 2024 um mehr als 40% gewachsen und unser Wholesale Banking sogar 167 Prozent. Und wir wollen auch dieses Jahr weiter profitabel expandieren. Hierfür haben wir im vergangenen Jahr verschiedene Partnerschaften gestartet, unter anderem mit der Lea Bank, bei der wir mittlerweile auch größter Aktionär sind. Wir wollen aber nicht um jeden Preis wachsen, sondern nachhaltig und mit einer soliden Grundlage.

nwm: Bereits seit 2023 steht eine Ergebnis-Prognose für 2025 und 2026 im Raum. Wo findet sich dann Ihre Handschrift? Wo gestalten Sie selber oder geht es darum das bestehende Konzept umzusetzen? Und: Wo sehen Sie Risiken für Ihre Erwartungen?

A. Kumpulainen: Unsere Prognosen bis 2026 sind ambitioniert aber realistisch. Ich bin seit vielen Jahren im Unternehmen und habe bei der Übernahme des CEO Postens immer gesagt, dass ich meinen Beitrag dazu leisten möchte, dass wir Multitude als Team auf die nächste Stufe bringen, strategisch, strukturell und operativ. Dass wir dazu in der Lage sind davon bin ich überzeugt. Natürlich können auch wir uns nicht von den aktuellen geopolitischen und konjunkturellen Unsicherheiten und Turbulenzen abkoppeln, aber wir haben ein grundsolides, gut finanziertes und risikobewusstes komplett digitalisiertes Geschäftsmodell etabliert. Dies sorgt für eine gewisse Sicherheit.

nwm: Das Ergebnis soll von 20,2 Mio EUR (2024) auf rund 23 Mio EUR in 2025 und mit einem kräftigen Sprung auf 30 Mio EUR in 2026 erhöht werden. Wo soll der kräftige Schub in 2026 herkommen? Wie lange meinen Sie dieses Wachstumstempo bei Umsatz und EBIT-Steigerung durchhalten zu können?

A. Kumpulainen: Wir haben noch vor der Pandemie die strategische Entscheidung getroffen, uns aus weniger profitablen Märkten zurückzuziehen und uns stattdessen voll und ganz auf den europäischen Markt zu konzentrieren. Damit einher ging auch eine Fokussierung auf eine bessere Qualität unserer Assets und auf die Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells – dies ist einer der Treiber unseres derzeitigen, hochprofitablen Wachstums. Zudem sind wir sehr schlank und agil unterwegs in einem riesigen Markt für private Kreditvergabe, der noch längst nicht ausgeschöpft ist. Hier sehen wir für CapitalBox und unser immer noch sehr junges Wholesale Banking weiterhin große Wachstumschancen. Grundlage hierfür ist auch, dass sich die klassischen Finanzierungsbanken aufgrund regulatorischer Vorgaben immer weiter zurückziehen. Unser Markt sollte in den kommenden Jahren also sogar noch wachsen.

Wir werden künftig jedoch von der bisherigen EBIT-Guidance hin zu einer Guidance auf Basis des konsolidierten Konzerngewinns wechseln, welche die Profitabilität von Multitude besser hervorhebt.

nwm: Welchen Zweck verfolgen Sie mit der in 2025 auf 20,9% erhöhten Beteiligung an der Lea Bank AB? Was macht die Lea Bank?

A. Kumpulainen: Die Lea Bank ASA ist eine norwegische Bank, die auf digitale Verbraucherfinanzierung in Skandinavien und Spanien spezialisiert ist. Die Beteiligung ist für uns eine strategische Investition im Rahmen unserer Wachstumsambitionen, die wir auch durch Partnerschaften und M&A-Transaktionen realisieren. Die Lea Bank stellt mit ihrem komplementären Produktangebot eine ideale strategische und auch regionale Ergänzung zu Multitude dar. Darüber hinaus schafft die Akquisition Möglichkeiten für weitere strategische Kooperationen.

nwm: Sind weitere Erhöhungen bei dieser Beteiligung denkbar? Oder reicht die derzeitige Minderheitsbeteiligung für die verfolgten Zielsetzungen aus?

A. Kumpulainen: Zum derzeitigen Zeitpunkt sind wir der größte Aktionär der Lea Bank. Damit sind wir gut positioniert, um gemeinsam unsere Ziele zu erreichen und Synergien zwischen den beiden Unternehmen zu heben.

nwm: Wird es in 2025 noch weitere Bewegung auf der Beteiligungsseite geben? Suchen Sie gezielt Übernahme- oder Beteiligungsobjekte? Oder konzentrieren Sie sich eher auf Kooperationen?

A. Kumpulainen: Zu aktuellen Projekten kann ich natürlich nichts sagen, aber wir sind immer auf der Suche nach neuen möglichen Partnerschaften und führen regelmäßig Gespräche. Unser ehemaliger CEO Jorma Jokela hat sich bewusst aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, um sich stärker auf das Thema Beteiligungen und Partnerschaften zu konzentrieren. Hier wird es mittelfristig sicher und vielleicht auch schon in 2025 weitere Projekte geben.

nwm: Wachstum soll eher durch neue regionale Märkte oder neue Produkte/Ansätze generiert werden?

A. Kumpulainen: Zuallererst wollen wir wie bereits beschrieben in unseren bestehenden Märkten und dank des größer werdenden Marktpotenzials weiter wachsen; hier bietet sich noch einige Chancen. Dann haben wir mit unserem Wholesale Banking eine junge Geschäftseinheit, die für uns ein noch recht neues Produkt darstellt und noch viel Upside bereithält. Vorerst werden wir uns hierauf konzentrieren.

nwm: Sie planen für 2024 eine Dividende von 0,44 EUR vorzuschlagen. Können Sie mit dem Geld nichts besseres innerhalb der Multitude anfangen? Können Sie das angestrebte Wachstum mit den verbleibenden Mitteln finanzieren? Wie sehen die Investitionspläne für die nächsten Jahre aus?

A. Kumpulainen: Unser Ziel ist schon seit einiger Zeit, größeren Shareholder Value für unsere Aktionäre zu schaffen und sie stärker am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen. Unsere Dividendenrendite von 7% spiegelt dies wider. Zudem verfügen wir über eine solide Liquiditätsposition, hohes Cashpotenzial und einen ausgezeichneten Zugang zum Kapitalmarkt. So haben wir erst im vergangenen Jahr eine Anleihe erfolgreich refinanziert und dieses Jahr eine neue Anleihe begeben.

nwm: Wollen Sie die Aktie analog zu einer Denske Bank oder Handelsbanken als Dividendenwert etablieren? Oder ist die zusätzliche „Sonder“-Dividende von 0,20 EUR eine grosse Ausnahme? Wobei selbst die 0,24 EUR Dividende eine zufriedenstellende Dividendenrendite ergeben?

A. Kumpulainen: Wir sehen uns klar als Wachstums- und als Dividendenwert und wenn wir unsere Ziele mit weiterem Wachstum in 2025 und 2026 erreichen, werden auch unsere Aktionäre wieder angemessen daran teilhaben. Die Treue in unsere Aktie soll belohnt werden.

nwm: Hat die Sitzverlegung der Multitude von Finnland über Malta nach Zug in der Schweiz einen Mehrwert geschaffen? Warum hat man diesen kompliziert erscheinenden Weg gewählt? Welchen Mehrwert erwarten Sie davon?

A. Kumpulainen: Wir haben unseren Sitz vor allem mit Blick auf die Aktionärsrechte verlegt. In Finnland war der Handel mit Aktien des Unternehmens für diejenigen Aktionäre, deren Aktien direkt in ihrem eigenen Namen bei der finnischen Wertpapierzentrale registriert sind, praktisch unmöglich. Für die übrigen Aktionäre des Unternehmens, deren Aktien von Dritten im Namen und auf Rechnung der Aktionäre gehalten wurden, war es unangemessen schwierig, an den Hauptversammlungen teilzunehmen und ihre Aktionärsrechte in solchen Versammlungen auszuüben. Dies wollten wir ändern.

nwm: Seit Januar sind Sie CEO der Multitude AG. Was waren Ihre Aufgaben davor? Wo sehen Sie jetzt Ihre Hauptaufgaben?

A. Kumpulainen: Ich war bereits vor meinem Amtsantritt als CEO fast zehn Jahre lang Teil des Führungskreises von Multitude, zuletzt als CEO der Multitude Bank. Insofern war ich natürlich auch in die Entwicklung unserer aktuellen Strategie involviert – die sehr erfolgreich ist und die wir daher auch grundsätzlich weiter beibehalten werden. Darüber hinaus liegt mein Fokus vorerst auf vier Kernbereichen. Erstens: Führung mit Daten, um intelligentere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Zweitens: weitere Beschleunigung der Digitalisierung, um Abläufe zu optimieren und skalierbares Wachstum zu ermöglichen. Drittens: Verbesserung des Kundenerlebnisses, um den Bedürfnissen unserer vielfältigen Kundenbasis besser gerecht zu werden. Und zuletzt: Verbesserung der Effizienz, insbesondere durch Optimierung unseres Kosten-Ertrags-Verhältnisses für nachhaltige Rentabilität.

nwm: Und welche Rolle wird oder will Herr Jorma Jokela zukünftig im Konzern spielen?

A. Kumpulainen: Jorma Jokela hat Multitude vor fast 20 Jahren gegründet und von einem kleinen Start-up zu einem globalen FinTech-Unternehmen mit über 700 Mitarbeitenden aufgebaut. In seiner neuen Rolle wird er sich auf strategische Großprojekte, Partnerschaften, M&A und auf die Entwicklung von künftigen Führungskräften konzentrieren. Jokela wird außerdem weiterhin als Mitglied des Board of Directors sowohl der Multitude Group, als auch der Multitude Bank p.l.c. tätig sein, um die Vision der Gruppe voranzutreiben, bis Ende 2028 eine Marktbewertung von über 1 Milliarde Euro zu erreichen. Hiervon wird er als unser mit Abstand größter Aktionär natürlich selbst profitieren.

nwm: Wo sehen Sie sich und die Multitude AG in 5 Jahren?

A. Kumpulainen: Unsere Vision ist es der bedeutendste Anbieter von Nichtbank-Krediten zu werden. und dies bei einer sehr viel höheren Unternehmensbewertung. Dafür werden wir bei Multitude alles tun.

nwm: Herr Kumpulainen, vielen Dank für das Interview.
Antti Kumpulainen | CEO Multitude AG

Antti Kumpulainen, geboren 1980 in Finnland, kam 2016 zu Multitude und wurde im Januar 2025 zum CEO der Multitude-Gruppe ernannt. Als CEO beaufsichtigt er das Tagesgeschäft des Unternehmens in Übereinstimmung mit den Regeln und Richtlinien des Verwaltungsrats.

Vor seiner jetzigen Tätigkeit leitete Antti vier Jahre lang die Multitude Bank p.l.c. als CEO und führte die Bank zu Wachstum und operativer Exzellenz. Seine Karriere bei Multitude umfasste auch Schlüsselpositionen wie Country Manager und Commercial Leader, wo er eine wichtige Rolle bei der Expansion und dem Erfolg des Unternehmens spielte.

Bevor er zu Multitude kam, hatte Antti leitende Positionen im Risikomanagement des finnischen Banken- und Finanzsektors inne, unter anderem als Chief Risk Officer. Sein umfangreiches Fachwissen umfasst die Förderung von profitablem Wachstum, die Steigerung der betrieblichen Effizienz durch Digitalisierung und Automatisierung sowie die Navigation durch komplexe europäische Regulierungslandschaften.

Antti hat einen Bachelor-Abschluss in Land- und Forstwirtschaft mit Spezialisierung auf Forstwirtschaft von der Universität Helsinki, Finnland. Zum 31. Dezember 2023 besaß Antti Kumpulainen direkt und indirekt 24.278 Aktien und/oder Optionen des Unternehmens.

Kurzinfo zum Unternehmen

Multitude AG ist ein in der Schweiz ansässiges Finanztechnologieunternehmen. Es bietet Verbrauchern, kleinen und mittleren Unternehmen sowie anderen FinTech-Unternehmen, die von traditionellen Banken vernachlässigt werden, digitale Kredit- und Online-Banking-Dienstleistungen an. Die Dienstleistungen werden über drei unabhängige Geschäftsbereiche erbracht, die von der internen Banking-as-a-Service-Wachstumsplattform bedient werden. Die Geschäftsbereiche sind das Privatkundengeschäft (Ferratum), das Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen (CapitalBox) und das Großkundengeschäft (Multitude Bank). Zu den Produkten unter der Marke Ferratum gehören Mikrokredite, Pluskredite, Prime-Kredite und Kreditrahmen. Die Geschäftseinheit für KMU-Banking bietet KMU über ihre Kreditlinien und Ratenkredite unter der Marke CapitalBox grundlegende Finanzlösungen an. Zu den Produkten unter der Marke CapitalBox gehören Ratenkredite, Kreditlinien, gesicherte Kredite und Einkaufsfinanzierung (BNPL). Die Multitude Bank bietet gesicherte Schuldverschreibungen und Zahlungslösungen an.

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