thyssenkrupp nucera trotzt Wasserstoff-Flaute – Aktie vor neuem Aufwärtsschub?

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Der Elektrolyse-Spezialist thyssenkrupp nucera (Prime Standard, Nebenwert) hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024/2025 Umsatz und Gewinn spürbar gesteigert – und das trotz eines spürbar raueren Klimas am internationalen Wasserstoffmarkt. Die Anleger dürften vor allem zwei Dinge aufhorchen lassen: positiver Free Cashflow und eine leicht angehobene Prognose.

Mit 663 Mio. Euro Umsatz (+9 % zum Vorjahr) und einem EBIT von 4 Mio. € (Vorjahr: –13 Mio. Euro) liegt das Unternehmen voll im Plan. Besonders stark lief das Geschäft mit Chlor-Alkali-Anlagen (CA), das um 11 % zulegte, während das Segment Grüner Wasserstoff (gH2) immerhin 8 % mehr umsetzte.

Strategische Technologie-Offensive

Im Juni hat thyssenkrupp nucera seine Position als Technologieführer weiter ausgebaut: Durch die modulare Hochdruck-Elektrolyse der dänischen Green Hydrogen Systems kann das Unternehmen nun auch Anwendungen bedienen, die verdichteten Wasserstoff benötigen – ein echter Vorteil für Industrieprojekte.

Zusätzlich schreitet die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IKTS im Bereich Hochtemperaturelektrolyse (SOEC) voran: In Arnstadt läuft bereits die Pilotfertigung für SOEC-Stacks. Ziel ist es, die Wasserstoff-Gestehungskosten (LCOH) deutlich zu senken – ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit von grünem Wasserstoff.

Großprojekte und internationale Aufträge

Die Pipeline wächst: Aktuell arbeitet thyssenkrupp nucera an Engineering-Aufträgen für 1,5 Gigawatt Elektrolyseleistung in Europa – hier reift der Markt spürbar. Jüngst kam ein Auftrag für eine FEED-Studie für eine 600-MW-Anlage in der Schwerindustrie hinzu.

Auch im CA-Geschäft geht es voran: Aufträge aus Saudi-Arabien (CMDC/BCI) und Indien (TGV SRAAC) sorgen für Volumen, wobei die energieeffiziente BiTAC®-Technologie als Verkaufsargument sticht.

Marktflaute im Wasserstoff-Segment

Trotz der strategischen Fortschritte bremst die internationale Wasserstoff-Flaute: Projektverschiebungen drückten den Auftragseingang im dritten Quartal auf nur 63 Mio. Euro (Vorjahr: 271 Mio. Euro). Besonders im gH2-Segment sackte der Auftragsbestand von 0,9 auf 0,3 Mrd. Euro ab.

Im Chlor-Alkali-Bereich sieht es stabiler aus: Hier legte der Auftragseingang in den ersten neun Monaten sogar um knapp 25 % zu.

Prognose bestätigt – leicht optimistisch

Für das Gesamtjahr 2024/2025 peilt der Vorstand 850 bis 920 Mio. € Umsatz an (Vorjahr: 862 Mio. Euro) und ein EBIT zwischen –7 und +7 Mio. Euro (Vorjahr: –14 Mio. €). Auffällig: Für das CA-Segment erwartet das Management inzwischen bis zu 75 Mio. Euro EBIT – zuvor lag die Spanne unter dem Vorjahreswert.

Dank eines profitableren Projektmixes im AWE-Bereich und striktem Kostenmanagement bleibt die Bilanz stabil. Der positive Free Cashflow unterstreicht, dass thyssenkrupp nucera das Wachstum aus eigener Kraft finanzieren kann.

Anleger-Fazit

thyssenkrupp nucera steht zwischen zwei Polen: Einerseits bremsen Marktunsicherheiten und Projektverzögerungen den Wasserstoff-Teil, andererseits sichern Technologie-Partnerschaften, internationale Aufträge und eine solide Bilanz die Basis für den nächsten Wachstumsschub. Sollte der Wasserstoffmarkt wieder anspringen, könnte der Nebenwert rasant reagieren.

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