TecDAX | Wirecard-Aktie: UPDATE, Chronologie vom 18.06.2020, 10:43 Uhr bis 28.06.2020 incl. DPR „Rausschmiss“

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Der Traum von einem Deutschen FinTech-Champion, der mit den großen Amerikanern mithalten kann, wurde unsanft zum Platzen gebracht. Wie die AG (ISIN: DE0007472060) zum Pennystock wurde. Die letzten Tage seit der „Nichttestat-Meldung am 18.06.2020 – aktualisiert bis zum 28.06.2020 Abends – letzte Meldung: Bund trennt sich von DPR – sieht wie ein Schuldeingeständnis aus.

Seit Donnerstag letzter Woche, dem 18.06., 10:43 Uhr war klar, das Wirecard kein Testat erhält – 1,9 Mrd. EUR wurden „vermisst“. Vor dieser Nachricht ging es noch um eine möglicherweise eingeschränkte Testierung der Bilanzen, davor ging es noch um ein mögliches Aufbruchsignal für die Aktie, ab diesem Zeitpunkt ging es um das Ganze. Doppelschlag: 25% der Bilanzsumme möglicherweise „nicht vorhanden“ plus nochmal ungefähr die gleiche Summe an Darlehen, die fällig gestellt werden könnten, wenn bis zum 19.06. kein Testat vorliegt – allen als Ding der Unmöglichkeit erschienen so schnell ein testat doch noch zu erreichen. Der Text ließ keine Zweifel mehr, das hier ein umfassender Betrugsfall vorlag: „Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden“ Der CEO versuchte noch zu beruhigen und sprach von einem möglichen Betrug dem Wirecard zum Opfer gefallen sei – in einem Moment, in dem man ihm nichts mehr glaubte, hielt er an seiner jahrelang gepflegten „Story“ weiterhin fest. {loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}

Das der COO Marsalek mit sofortiger Wirkung freigestellt wurde, war nur eine Randbemerkung. Der CEO klammerte sich am Donnerstag noch an sein Amt. Sprach in einem 2.22 Min. Video zu den Stakeholdern, stellte den neuen Vorstand James Freis vor und hielt an seinen Märchen fest. Die Shorppositionen zeigten einen kräftigen Anstieg bei Susquehanna International Holdings auf 1,48% (von 0,41%), Samlyn Capital auf 1,33% (von 0,87%), Naya Capital Management auf 0,56% (von 0), Maverick Capital auf 1,79% (von 1,12%), Marshall Wace 1,29% (reduziert von 1,36%), Greenvale Capital 1,45% (von 0,65%), Darsana 0,72% (reduziert von 0,80), Coltrane Asset Management 0,84% (von 0,48%) und Coatue Management auf 2,45% (von 0,62%) — Ein klares Bild für die Shorts, es würde weiter runtergehen – bis zur Insolvenz? Die Kursentwicklung entsprechend – die Aktie fällt wie ein Stein, man fühlt sich an alte Steinhoff-Zeiten erinnert. (Kursrange 18.06.2020, E: 99,50 EUR H: 101,90 EUR, T: 29,90 EUR, S: 39,90 EUR)

Freitag, der 19.06.2020:

Wie erwartet und selbstverständlich trat der cEO Markus Braun zurück und der mit den betrügerischen Vorgängen nicht belastete James freis wird zum Interims CEO berufen. Er versucht sich einen Überblick zu verschaffen: Was ist real, gab es wenigstens einen Teil der 1,9 Mrd. EUR, wie können die banken zum Stillhalten gebracht werden, ist die Wirecard als Unternehmen überhaupt fortführbar. Die Abschiedsworte von Markus Braun, die ihm zugestanden worden sind und sich immer noch auf der Homepage befinden, klingen wie der wahre Hohn: „… Die Wirecard AG verfügt über ein ausgezeichnetes Geschäftsmodell, herausragende Technologie und ausreichende Ressourcen für eine großartige Zukunft. Diese Zukunft möchte ich nicht belasten.…“. Es gab noch Hoffnung: Man befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit den Banken zur Refinanzierung – im Laufe des Tages wurde die Mandatierung der Investmentbank Houlihan Lokey mitgeteilt. Houlihan Lokey sollte nun gemeinsam mit Wirecard einen Plan zur nachhaltigen Finanzierungsstrategie des Unternehmens entwickeln. Wirecard stände aktuell in Verhandlungen mit einem Bankenkonsortium.

WOCHENRÜCKBLICK – eigentlich eine gute Woche für Lufthansa, RIB, Evotec, DIC, sogar Steinhoff konnte operativ überzeugen

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Die Reaktionen der Shorts deuteten auf einen erwarteten Zusammenbruch des Unternehmens hin – anders wäre der weitere Ausbau der Shortpositionen trotz bereits erfolgter Pulverisierung des Aktienkurses nicht zu erklären. Ihan Dusaniwsky von S3 Partners LLC lieferte zuerst nähere Angaben zu dem „explodierten Shortstand“ von 35,98 Mio. Aktien short am Freitag Abend – 8,12 Mio. Aktien mehr short als am Dienstag. Und er erläuterte er in einem Tweet, warum die Positionen trotz bereits rund 2,3 Mrd. Gewinn durch den Kurseinruch Donnerstag und Freitag weiter erhöht worden sind, nach seiner Meinung. Auf die Frage, ob die Shorts eine Pleite Wirecards erwarten würden wegen nicht erfolgter Rückkäufe, antwortete er vielsagend: „WDI GR shares shorted increased by 8.5 million shares … so they are not buying back stock but are looking for further price weakness in the name.Also entweder Pleite oder verdammt nah daran „vorbeischrappend“ wird von den Shorts erwartet – wie tief war Wirecard bereits gesunken.Und die Bundesanzeigermeldungen zeigten für Freitag wenig überraschend: Die großen Hedgefonds hatten weitergemacht mit dem shorten. Im Einzelnen zuerst die kleineren Teil-Gewinnrealisierungen: Coatue Management reduzierte auf 2,22% (von 2,45%), Darsana Capital Partners noch 0,56% (von 0,72%), Greenvale Capital auf 0,85% (von 1,46%) und Slate Path Capital auf 1,58% (von 1,75%). Und die, die noch weiteren Kursverfall für sicher haltenden: Coltrane Asset Management erhöhte auf 1,08% (von 0,84%), Maverick Capital auf 1,83% (von 1,79%), Samlyn Capital auf 1,505 (von 1,33%). Insgesamt: Wenn es nach den Shorts ging war das Ende am Freitag noch nicht erreicht – sie sollten Recht behalten. (Kursrange 19.06.2020, E: 30,02 EUR H: 33,71 EUR, T: 19,26 EUR, S: 25,82 EUR )

DAS WOCHENENDE 20./21.06.:

Zeit zum Durchatmen, Zeit sich zu besinnen, Zeit für die „neuen“ Besen bei Wirecard sich einen Überblick zu verschaffen. Und der letzte Zweifel, die letzte Hoffnung wurde zerstört. In der Nacht von Sonntag auf Montag teilte der Interims-CEO mit „Der Vorstand der Wirecard AG geht aufgrund weiterer Prüfungen derzeit davon aus, dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insg. 1,9 Mrd. Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen. (…) Der Vorstand geht außerdem davon aus, dass die bisherigen Beschreibungen des sog. Drittpartnergeschäfts (Third Party Aquiring) durch die Gesellschaft unzutreffend sind.(…)„. ab spätestens diesem Zeitpunkt war klar, das es schwierig werden würde. Schwierig die Banken zu überzeugen, das eine Fortführungschance besteht, schwierig auch nur eine Spur von Vertrauen in das geschäft Wirecards jemals wieder aufzubauen.

RIB – 2 Aufträge und mehr Gewinn in 2020 erwartet

Steinhboff’s Südafrika Tochter holt sich frisches Geld und meldet Rekordumsätze nach dem Lockdown

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Mutares kauft ungeliebte Tochter von John Deere – SABO

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GOLD, GOLD – geht es Richtung 5.000,00 EUR die UNZE -GOLDREPORT – KOSTENLOS

Und dennoch konnte Wirecard bis zuletzt die Analysten der großen Banken größtenteils „täuschen“. Nach dem KPMG-Bericht waren die Analysten zwar vorsichtiger geworden, aber keiner ging auch nur annähernd so weit, davon auszugehen, dass 1,9 Mrd. EUR reine „Luft“ in der Bilanz waren. Geblendet durch die großen Namen im realen Kundenkreis, geblendet durch die Beteiligung Softbanks, die doch wohl vor einem solchen Investment die Bücher prüfen, wie man annehmen sollte – mit Ruhm haben sich, leider, viele nicht „bekleckert“. Die Vorstellung eines derart großen Lügengebäudes erschien dann doch zu unvorstellbar, zu wenig vereinbar mit den immer wieder gemachten Aussagen zu Prognosen, Umsätzen und Wachstumsraten. Noch schien eine Rettung möglich. Refinanzierung oder nicht war immer noch die große Unbekannte – sollten die Banken mitspielen oder einfach nur das geringere Übel wählen, bestände eine kleine Hoffnung, das zumindest soviel von Wirecard bliebe, das es nicht zum Totalverlust kommt, das möglicherweise im Laufe eines langen Zeitraums zumindest ein Teil des Schadens „wiedergutgemacht“ werden könnte – durch reales Paymentgeschäft, durch die real angebotenen Zusatzleistungen, durch boon planet, durch …

Montag, der 22.06.2020:

Das Eingeständnis von Sonntag hallte nach: Es wäre wohl „besser“ gewesen, wenn die 1,9 Mrd. EUR gestohlen worden wären, dann wären zumindest die Gewinne der letzten Jahre korrekt gewesen. So musste man sich nun fragen, wie profitabel eigentlich wirklich Wirecards Geschäft gewesen ist oder momentan ist. Wieviel „bleibt hängen“, wenn das gesamte Drittpartnergeschäft nur „Luft“ oder zumindest ertragsloses Volumengeschäft gewesen ist? Hier stochert der Außenstehende im luftleeren Raum – vielleicht 500 Mio. realer Gewinn? Aber wieviel ist diese Zahl wert? Wieviel wäre davon übrig, wenn jetzt der befürchtete Kundenexodus beginnt? Wer vertraut seine Zahlungen noch einem „nicht mehr gerateten“ Unternehmen an. Genau: Moody’s legte nach dem Ramschniveau-Rating vom Freitag Abend Montag noch einen drauf: Kein Rating möglich, da zu viel Unbekannte in den Bilanzen. „Die vorliegenden Informationen seien zu unzureichend oder inadäquat, um die Bewertung beizubehalten“– nachvollziehbar.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Von den großen Kunden hörte man bisher relativ wenig. „Aktuell stehen wir mit dem Unternehmen in Verbindung, um den Sachverhalt zu klären“, soll laut dts-Nachrichtenagentur eine Sprecherin von Aldi Süd mitgeteilt haben. Aldi Süd und Nord wickeln seit einiger Zeit über Wirecard ihre bargeldlosen Zahlungen ab. Seinerzeit wurde der Kunde Aldi gefeiert und der Markt ging allgemein davon aus, das Wirecard nur über Kampfkonditionen diesen Kunden gewinnen konnte gegen die Konkurrenz Adyens und anderer. Ob dieser Kunde sich lange die Unsicherheit um Wirecards Refinanzierung ansieht? Oder andere der großen Kunden? Ende der Woche sollte/müsste Klarheit über die weitere Entwicklung herrschen, sonst sollte es eine immer kleinere Kundenbasis geben – und hier reden wir nur von den realen Kunden. Einzig positiv schien am Montag wieder einmal ein Nichtereignis: Die Darlehen von 2 Mrd. EUR waren(noch) nicht gekündigt, offensichtlich wurde noch mit den Banken verhandelt. Es lag ein Haftbefehl für Ex-CEO Markus Braun vor, der sich am Montag Abend freiwillig stellte und die Nacht in Haft verbrachte. Braun sieht sich wahrscheinlich mit Anschuldigungen der Bilanzfälschung, Betruges und der Marktmanipulation konfrontiert, wenn nicht noch andere Tatbestände hinzukommen sollten im Laufe der Ermittlungen. Gegen den COO lag wahrscheinlich ebenfalls ein Haftbefehl vor, aber dieser war noch nicht vollzogen worden – im Laufe der Woche wurde bekannt, dass sich Marsalek zuerst auf den Philippinen, später dann – angeblich seit Mittwoch – in China aufhalte und sich stellen wolle. Gerüchte. 

Etwas die Luft draußen war bei den Shorts – die Riesengewinne wurden bereits am Donnerstag/Freitag gemacht – Montag weiter im Plus für die Shorts, Aktie ging bis auf 12,99 EUR runter. Im Einzelnen zuerst die kleineren Teil-Gewinnrealisierungen: Coatue Management reduzierte auf 2,18% (von 2,22%), Samlyn Capital auf 1,49 (von 1,50%) und Susquehanna International Holdings auf 1,55% (von 1,65%). Und die, die noch weiteren Kursverfall für sicher halten: Marshall Wace erhöhte auf 1,30% (von 1,29%). Insgesamt: Wenn es nach den Shorts ging war das Ende auch am Montag noch nicht erreicht gewesen (Kursrange 22.06.2020, E: 14,00 EUR H: 18,70 EUR, T: 12,99 EUR, S: 14,44 EUR ){loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt_03)}

Dienstag, der 23.06.2020:

Der Haftbefehl für Markus Braun, am Vorabend noch in Haft, wurde aufgehoben und er wurde am Nachmittag gegen Kautionszahlung von 5 Mio. EUR. wieder auf freiem Fuss inclusive wöchentlicher Meldepflicht gesetzt. Bestimmt zu seinen Gunsten wurde ausgelegt, dass er sich gestern Abend in Kenntnis des Haftbefehls von Wien freiwillig nach München in Haft begeben hatte. Man könnte natürlich fragen: Woher kommen die 5 Mio. EUR? Egal. Wichtiger wäre eine lückenlose Aufklärung, um zumindest das Ausmaß des Betruges besser einschätzen zu können. Waren alle Gewinne nur Fake, was für die Zukunft Wirecards wahrscheinlich ein K.O. Kriterium wäre oder wieviel Gewinn haben die realen Geschäfte erzielt und könnten die bei einer Verlängerung der Kreditlinien weiter erzielt werden? Stichwort: Möglicher Kundenexodus.

Eine weitere Baustelle tat sich auf: Wie geht es mit den von Wirecard in Singapur beantragten Paymentlizenzen für die beiden Wirecard-Töchter in Singapur weiter? Singapur startete eine Regulierung des Payment-Sektors und bisher sind die beiden Sinagpur-Töchter im Rahmen einer bestandssichernden Übergangsregelung tätig. Aber die eingereichten Lizenz-Anträge und verbunden mit der Frage ob diese Anträge wahrheitsgemäße Angaben enthielten, befinden sich in der Schwebe, noch im eigentlich normalen Prüfprozess. Ohne Lizenzen wäre das vom Asiengeschäft, was real war/ist, schwierig weiter zu betreiben. Weitere Baustelle. Drängend. Im Netz fand sich die Meldung, dass die Bank of China Ltd. einen 80 Mio. Kredit nicht verlängert hätte und größtenteils abgeschrieben hätte – wenn das Schule bei den Banken machen würde, wäre es wohl der Schlusspunkt für Wirecard. (Kursrange 23.06.2020, E: 14,25 EUR H: 18,84 EUR, T: 14,22 EUR, S: 17,16 EUR )

EXKURS „GELD ZURÜCKHOLEN DURCH rechtliche Schritte

Natürlich meldeten sich diverse Anwälte, Interessensvertretungen und Verbände zu Wort mit „Hilfsangeboten“ sein Geld zurückzubekommen – wir haben exemplarisch drei „Angebote“ herausgepickt ohne diese werten zu können oder wollen.

Ins Auge fiel uns einmal die Anwaltskanzlei Dr. Greger und Kollegen, die in einer Pressemeldung nachvollziehbar Möglichkeiten insbesondere für die Anleihegläubiger nennen. Es geht hier um die Kapitalmarktanleihe von insgesamt 500 Mio. EUR, die Wirecard letztes Jahr mit Moodys-Rating blitzschnell platzierte – mit hoher Nachfrage. Rechtsanwalt Dr. Greger: „Für Gläubiger der Wirecard-Anleihe (WKN A2YNQ5) sehen wir durchaus Erfolgschancen, die Anleihe durch eine außerordentliche Kündigung zur sofortigen Rückzahlung fällig zu stellen. Damit kann schon jetzt der volle Nominalbetrag zurückgefordert werden und es ließe sich vermeiden, den regulären Rückzahlungstermin im Jahr 2024 abwarten zu müssen. Dieser Anspruch kann und sollte umgehend durchgesetzt werden.“ AKTUELL HANDELT DIE ANLEIHE BEI 20,47 EUR (17.35 Uhr, XETRA-Handelsschluss am Freitag). Wäre möglicherweise für die Anleger eine Chance. diese Kanzlei bietet, wie andere, eine „Interessengemeinschaft“ an, im ersten Schritt kostenlos. Aber Achtung: Es wichtig sich die Kosten im Vorfeld nennen zu lassen, um nicht nahcher noch mehr „draufzuzahlen“. „Wirecard-Aktionäre und Wirecard-Anleihegläubiger, die hierüber weitere Informationen wünschen, können sich kostenlos der von der Fachanwaltskanzlei Dr. Greger & Collegen initiierten Interessensgemeinschaft anschließen.“

Natürlich die Anwälte, Vereinigungen und Interessensgruppen sind nicht uneigennützig. Die Klagen werden „copy-Paste“ sein und sich nur in Schadenshöhe, Kaufzeitpunkt der Aktie und möglicherweise Anspruchsgegener unterscheiden: Mögliche Ziele der Klagen wären E&Y, die zuständigen E&Y-Partner persönlich, Wirecard AG, Ex-CEO Markus Braun, Ex-COO Marsalek, mögliche andere Mitwisser im Konzern oder eingeschaltete Treuhänder, Moodys bei den Anleihegläubigern und andere. Also warum sich nicht Musterverfahren anschließen und so die eigenen Kostenrisiken reduzieren. Ob Rechtsschutzversicherungen in allen Fällen eine Deckung bieten, hängt oft auch vom Kleingedruckten der Versicherung und den Umfang der Rechtsschutzversicherung ab, die der Versicherungsnehmer gewählt hatte.

SDK: „Trotz kritischer Fragen seitens der SdK vor 12 (!) Jahren bezüglich der Kundengruppen des Wirecard-Konzerns und dessen Bilanzierungspraxis, fand eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den vorgerbachten Kritikpunkten nie statt. Dies verhielt sich auch in den Folgejahren so, als immer wieder Kritikpunkte gegenüber Wirecard vorgebracht wurden. Stattdessen wurden Kritiker von Dritten bedroht und von Seiten der Wirecard AG in der Öffentlichkeit erfolgreich eine Verschwörungstheorie bezüglich einer Zusammenarbeit von Kritikern und Shortsellern aufgebaut. Dass diese Theorie bei Medien und Anlegern auf Akzeptanz gestoßen ist, ist aus Sicht der SdK nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist, dass diese Kritikpunkte anscheinend keinerlei Nachfragen und tiefergehende Recherchen bei den zuständigen Abschlussprüfern von Ernst & Young ausgelöst haben. Bereits im Jahr 2008 wurde Ernst & Young aufgrund der von der SdK hin vorgebrachten Kritik mit einer Sonderuntersuchung gemäß § 111 Abs. 2 Satz 2 AktG beauftragt. Ab dem Geschäftsjahr 2009 war Ernst & Young auch mit der Prüfung des Konzernabschlusses und Jahresabschlusses beauftragt. Es dauerte jedoch elf Jahre sowie eine Sonderuntersuchung der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, bis auch Ernst & Young die Mängel aufgefallen sind.

Aus Sicht der SdK ist dieses Verhalten nicht nachvollziehbar und wirft zahlreiche Fragen auf. Gerade die Überprüfung der Existenz von Bankguthaben gehört zu den eher leichteren Aufgaben eines Abschlussprüfers und das Vorgehen hierbei ist klar geregelt. Jedoch wurde Medienberichten zu Folge für die Jahre 2016 bis 2018 von Seiten der Abschlussprüfer keine Saldenbestätigung bei den betreffenden Banken angefordert. Die SdK hat daher gegen zwei amtierende und einen ehemaligen Wirtschaftsprüfer der Ernst & Young GmbH Strafanzeige gestellt.

UND der Dritte aus der Vielzahl:

E&Y als Gegner: Die Rechtsanwaltskanzlei Schirp und Partner sieht hier die Möglichkeit Geld zu sehen, das eine insolvente Wirecard wohl nicht mehr zahlen kann. Und das E&Y jede Bilanz testierte trotz – wie jetzt bekannt geworden – seit Jahren fehlenden Millionen und Milliarden hat schon einen sehr starken Geschmack. Die Kanzlei bietet auch eine Prozessfinanzierung an, so das kein Geld „in die Hand genommen werden muss“. Auschnittsweise:

Ziel der Sammelklage gegen die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist, dass EY die Wirecard-Investoren (Aktien, Derivate, Anleihen) für ihre Verluste entschädigen soll. Denn EY war in den vergangenen Jahren stets Jahresabschlussprüfer der Wirecard AG und hat die Jahresabschlüsse bis einschließlich 2018 ohne Beanstandungen testiert. Schirp & Partner haben in Kooperation mit Rechtsanwalt Dr. Marc Liebscher bereits erste Klagen gegen EY eingereicht; weitere Klagen sind in Vorbereitung.

Im Nachhinein muss man sich fragen, wieso ein Wirtschaftsprüfer nicht die von SdK angesprochenen Nachweise anforderte oder zumindest die Banken (ZWEI) kontaktierte, die für – am Ende – 25% der Bilanzsumme auf zwei Konten Verantwortung zeigen sollten. Jede kleine Gesellschaft, die sich von Wirtschfatsprüfern prüfen lässt oder prüfen lassen muss, kennt das „normale“ Procedere der Saldenbestätigungsschreiben an die kontoführenden Banken – direkt vom Wirtschaftsprüfer an die Banken versandt. Und hier wurde darauf jahrelang verzichtet, weil die Gelder auf „Treuhandkonten“ verwahrt worden sind? Obwohl – nicht nur von der SdK – diverse Anschuldigungen immer wieder aufkamen, das Geld sei nicht vorhanden oder die zugrundeliegenden Umsätze seien „Karrussellgeschäfte“ – spätestens seit 2016 im Zatara-Report – leider in einem Wust von anderen, teilweise falschen Vorwürfen „enthalten“.  Wenn der Bundesfinanzminister Defizite in der Aufsichtslandschaft in Deutschland aufgrund der Wirecard-Vorgänge feststellt und Veränderungen ankündigt, zeigt das: Nicht nur E&Y hat zu spät agiert. Es lagen über Jahre Strafanzeigen gegen Wirecard vor, Ergebnisse gab es keine und wohl auch keine tiefgehenden Ermittlungsmaßnahmen seitens der Staatsanwaltschaft. Und die BaFin? Bis zu den Ermittlungen wegen Marktmanipulation aufgrund irrreführender Ad-Hoc’s, gab es eigentlich „nur“ das befristetete Leerverkaufsverbot der Wirecard Aktie, also ein Eingreifen zu Gunsten Wirecards. Irritierend – zumindest im Nachhinein. Viele, viel zu viele wollten an das zweite SAP aus Deutschland glauben.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}

Mittwoch, der 24.06.2020:

Die Kursentwicklung Wirecard’s war ein fortlaufendes Testen neuer Tiefs.Nach einer morgendlichen kräftigen Erholung fast bis 20,00 EUR ging es dann wieder kräftig abwärts, rund 28% weniger mit einem Schlussstand auf XETRA von 12,30 EUR  Wird es einen Boden geben oder geht es weiter Richtung 0,00 EUR? Alle weiteren Entwicklungen oder Varianten eines möglichen Fortbestehens Wirecard’s standen weiterhin unter dem Vorbehalt der anstehenden Bankentscheidung. Würden die finanzierenden Banken Wirecard eine weitere Kreditlinie einräumen respektive die bestehende prolongieren, auf die mögliche außerordentliche Kündigung verzichten und gleichzeitig so den verunsicherten und auf dem Sprung stehenden Paymentkunden ein Signal zusenden? GRAB, der asiatische Fahrdienst, einer der neuen Big Kunden, stellte erstmal die Umstellung und Anpassung auf Wirecards Paymentsystem ein – war’s wohl mit diesem Potentialkunden bevor es überhaupt losgehen konnte. Verständlich: Wer stellt auf ein System um, das möglicherweise bald einer insolventen Gesellschaft gehört.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Man konnte mittlerweile davon ausgehen, dass die von der FT und anderen Presseorganen öfters zitierten „Exellisten“ und internen Unterlagen Wirecards wohl reale Daten enthielten, die „irgendjemand“ Internes zugespielt hatte. Schade das die Person sich nicht den Schub gegeben hat, die verdächtigen Vorgänge anzuzeigen und so möglicherweise „den Ball schneller ins Rollen“ gebracht hätte. Wieviele wussten von den Luftbuchungen? Man kann wohl davon ausgehen der Ex-CEO Markus Braun und der für das Drittpartnergeschäft zuständige COO Marsalek; der „Drittpartner“ Al Alam (ob wirklich eine „unabhängige“ Firma oder doch von den Initiatoren kontrolliert, wird man wohl nie erfahren) muss involviert gewesen sein. In Singapur muss es Mitwisser geben, in der Zentrale sehr wahrscheinlich auch. Es sollen ja ab 2019 die Drittpartnergeschäfte „innerhalb des Wirecard-Kosmos abgerechnet und dokumentiert worden sein“ – also auch hier Beteiligte. Natürlich die Treuhänder, die ja angeblich die Gelder verwalteten und auf ihren Konten als Collateral hielten – sowohl der ausgeschiedene Treuänder, als auch der in 2019 neu mandatierte. Es war die Rede von gefälschten Bankschreiben und „einzelnen Bankmitarbeitern“, die falsche Bestätigungen gemacht hätten.

Hätte man den Zatarra-Report ernster nehmen sollen? Das Problem war: Er enthielt eine Vielzahl von Vorwürfen, die größtenteils unbelegt und wie aus einem „Gemischtwarenladen“ zusammengestellt erschienen. Ein Treffer im Umfeld von zu vielen offensichtlich falschen Anschuldigungen, wurde nicht für möglich gehalten oder auch nur ernstgenommen.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Wie riskant und im Endeffekt ab einer gewissen Größenordnung auch schädlich für die gesamte Kursentwicklung einer Aktie das Beleihen von Aktien zum Kauf neuer Aktien ist, zeigte Markus Braun. Donnerstag und Freitag wurde der Abgabedruck der Wirecard Aktie, sowieso schon extremst wurde durch Zwangsverkäufe der Braun finanzierenden Banken im Volumen von insgesamt 155 Mio. EUR zu Kursen zwischen 21,88 EUR und 43,96 EUR. Abermillionen Aktien die den Verfall kräftig beschleunigt haben. So rächt es sich Aktien als Collateral für neue Aktien zu hinterlegen. Nur eine Randnotiz im Wirecard-Krimi. Jedenfalls sind die 155 mio. EUR nicht Braun zu Gute gekommen, sondern der darlehensgebenden Bank. Mittlerweile wurden weitere Wirecard Aktien Brauns verkauft, so war sein Aktienbestand nun unter 3% gefallen von knapp über 8% noch am Donnerstag, dem 18.06. um 10:42 Uhr, als Alles noch gut schien. (Kursrange 24.06.2020, E: 19,40 EUR H: 19,80 EUR, T: 11,41 EUR, S: 12,30 EUR )

Donnerstag, der 25.06.2020:

Das wahrscheinliche Ende des Deutschen Traums von einem Paymentgiganten, der gegen die Konkurrenz bestehen kann: „Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen. Es wird geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssen.“ und wenig später zur Verdeutlichung: „(…) Der Vorstand ist zu der Überzeugung gelangt, dass in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit eine positive Going Concern Prognose nicht gestellt werden kann. Damit ist die Fortführbarkeit des Unternehmens nicht sichergestellt. Die Wirecard Bank AG ist nicht Teil des Insolvenzverfahrens der Wirecard AG. Die BaFin hat für die Wirecard Bank AG bereits einen Sonderbeauftragten eingesetzt. Die Freigabeprozesse für alle Zahlungen der Bank werden zukünftig ausschließlich innerhalb der Bank und nicht mehr auf Gruppenebene liegen.

Traurige Gewissheit: Offensichtlich haben die Banken doch nicht „so mitgespielt“ das ein Aufrechterhalten des operativen Geschäfts bis zur Klärung eines realen Unternehmensstatus möglich erschien. Oder noch schlimmer: Die Überprüfung des realen Geschäfts reichte nicht für ein tragfähiges Konzept. Auf jeden Fall wird der heutige Schritt eine Zäsur in der Wirecard-Geschichte sein, deren Fortsetzung damit noch unwahrscheinlicher geworden ist. Die großen Kunden und die vielen kleinen – insgesamt soll Wirecard rund 300.000 Vertragspartner haben – werden sich spätestens jetzt umorientieren und wahrscheinlich nicht warten, wie ein Insolvenzverwalter die Fortführungschancen des Unternehmens einschätzt. Es spricht einiges dafür, das das operative Geschäft und die – so wird allgemein am Markt gesagt – innovative Technologielandschaft aus der Aktiengesellschaft herausgelöst werden wird, um deren „Weiterbestehen“ zu ermöglichen. Komplizierte Lizenzfragen werde einen solchen Prozess erschweren. Niemand wird bereit sein eine Gesellschaft komplett zu übernehmen, der Milliardenforderungen geschädigter Anleger/Investoren ins Haus stehen.

Softbank hat also alles richtig gemacht / Einen trifft es weniger, als ursprünglich befürchtet oder zu vermuten gewesen wäre. Softbank hatte sich letztes Jahr pressewirksam und gut für Wirecards Glaubwürdigkeit in form einer Wandelanleihe über 900 Mio. EUR „angeblich“ an Wirecard beteiligt. Wieso angeblich? Weil softbank kein eigenes Geld investiert hatte, sondern Vertreter Softbanks gemeinsam mit einem Staatsfonds die 900 mio. EUR „zwischenfinanzierten“ und dann – wohl komplett – am Kapitalmarkt als strukturiertes Produkt platzierten. Hat einen Geschmack,weil immer vom zukünftigen Großaktionär gesprochen worden ist und der Markt sich aus dieser Partnerschaft wichtige Impulse für Wirecards Geschäft ausrechnete. Was ja auch ansatzweise von einigen Softbank-Beteiligungen nach dem „vorübergehenden“ Anteilserwerb durch Softbank passierte. Im Handelsblatt fand sich beispielsweise hoffnungsfroh am 25.06.2020 folgender Hinweis: „Softbank steigt mit 900 Millionen Euro als strategischer Partner bei Wirecard ein.

GEWINNREALISIERUNG sieht man auf jeden Fall in den Bundesanzeigermeldungen für Donnerstag über die Shortpositionen ab 0,50%: Der britische TCI-Fonds, der in der ersten Reihe der Wirecard Kritiker stand und mit diversen „offenen Briefen“ und Aktionen immer wieder auf Miss-Stände hinwies ist mit gutem gewinn draußen: Position 0,00 % nach einem Höchststand von 1,53% seit dem 28.04. unverändert. Slate Capital reduzierte seine Position auf 1,35% Höchsstand war 1,75%). Coatue Management hat auch die Ernte größtenteils eingefahren von einem Hoch bei 2,45% kommend ging es am Donnerstag weiter runter auf nur noch 0,39%{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}

Susquehanna will auch den letzten EUR mitnehmen und erhöhte nochmals den Einsatz am Donnerstag – jetzt 1,92% (davor Mi 0,84%, Die 1,26%, Mo 1,55%). Genauso Greenvale Capital die auf 1,03% erhöhten von 0,94%. 6 weitere Hedgefonds agierten am Donnerstag nicht und warten wohl auch auf die 0,xx Wertigkeit. (Kursrange 25.06.2020, E: 11,53 EUR H: 12,02 EUR, T: 2,50 EUR, S: 3,53 EUR )

Freitag, der 26.06.2020:

Was bleibt sind Scherben, verlorenes Vertrauen und vom finanzminister angekündigte Veränderungen, um zukünftig solchen Betrug zu verhindern. Begleitmusik liefern die zeitverzögerten §40 Meldungen: Bank of America scheint das Kapitel Wirecard abgeschlossen zu haben – die Quelle kontinuierlicher Erträge aus Aktienleihe und derivativen Geschäften ist versiegt: Seit dem 19.06.2020 war das Exposure auf 0,34% abgesenkt(von 5,36%, aber der Anteil physsicher Aktien war immer niedrig: von 0,35% auf 0,01%). Bei Morgan Stanley sieht der Stand zum 19.06. kaum verändert aus: Man bleibt bei physisch/derivativ gehaltenen Stimmrechten 0,63%/9,66% zu vorher 0,30%/10,0% – Freitag sogar eine leicht erhöhte Position physisch gehaltener Aktien. Das Bild wird sich in dieser Woche gewandelt haben. Genauso bei Goldman Sachs die zum 23.06.2020 immerhin noch 0,25/14,15% gehalten haben – ein hoher Anteil, ähnlich den zuvor gehaltenen Positionen. Wann wird Goldman das Kapitel Wirecard beenden? Einfluss auf den Aktienkurs wird es nicht haben, genauso wenig das die Wirecard Aktie aus den STOXX-Indizes herausgeworfen wurde – bei den mittlerweile erratischen Kursentwicklungen in Richtung Pennystock ändert sich wenig. Insolvenz heisst: Kein Geld für die Aktionäre, wahrscheinlich auch nicht für die Anleihegläubiger, wenig wenn überhaupt etwas für potentielle Kläger, vielleicht etwas für die darlehensgebenden Banken – je nahcdem ob man noch einen angemessenen Kaufpreis für das implodierende reale Geschäft erzielen kann. Implodierend? Seit der VISA, Mastercard Drohung und der Einstellung des britischen Geschäfts werden sich alle retten, die schnell genug laufen könnnen – retten zu anderen Paymentdienstleistern wie heidelpay, Adyen oder den anderen.

Die einzigen Sieger sind die Shorts, die Recht hatten.Sie räumen langsam das Feld – nicht geordnet – aber gestärkt. Die Anleger sind sensibilisierter als vorher für Shortreports. Die Wirkung wird zunehmen. Gut bei realen Aufdeckungen von Miss-Ständen, aber was ist mit den Shortattacken, die im Nachhinein keine Substanz enthielten. Seine Unschuld zu beweisen – Umdrehung des „normalen“ Prinzips – wird schwieriger und bestimmt teurer. Externe Prüfungen durch namhafte, also auch teure WP-Gesellschaften, werden wahrscheinlich zwingend für alle angegriffenen Unternehmen. Gute Entwicklung? In Anbetracht der Dreistigkeit und jahrelang durchgezogenen Falschinformation bei Wirecard wahrscheinlich notwendig. Oder die Initiative von Scholz führt zu einer glaubwürdigen Kontrolle von börsennotierten Unternehmen. Und auch E&Y wird davon profitieren nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat. Oder wer weiss heute noch, warum eine Zeitlang KPMG mit „Keiner Prüft Mehr Genau“ ironisch gleichgesetzt wurde? Vergessen? Nicht schlimm, ist schon länger her – und jetzt hat es halt E&Y getroffen. Ob anderen WP’s eher etwas aufgefallen wäre? Wer weiss, die Sonderprüfung durch KPMG brachte auf jeden Fall „alles weitere ins Rollen“ – aber selbst KPMG blieb den Nachweis eines Betruges schuldig, aber konnte diesen auch nicht ausschließen.

Es geht weiter bergab, wenn das überhaupt noch geht: Wirecards Dienstleistungen wurden in Großbritannien verboten, erster Schritt, dem wahrscheinlich bald weitere Staaten folgen werden. Neben den diversen Anwalts-Meldungen und Initiativen und Interessensvereinigungen – meisst „frisch gegründet“ ausschließlich für den Wirecard-Fall – im Zusammenhang mit dem Wirecard-Zusammenbruch fiel heute die SdK ins Auge, die offensiv das zum Ausdruck brachte, was diverse Anwälte bereits thematisierten (Später nochmals Informationen zu einer der aktiven Kanzleien: Schirp & Partner, die wohl auch einen Prozessfinanzierer „mit ins Boot“ geholt haben beim „Kampf“ gegen E&Y. diese sind nur exemplarisch und es handelt sich definitiv nicht um eine Empfehlung o.ä.). Jedenfalls greift die SdK mit fundierten Argumenten an. Die SdK hat – worauf man hinweist – seit vielen Jahren die Wirecard kritisiert und musste sich diesbezüglich diversen Anfeindungen aussetzen – wie man heute weiß zu unrecht. Also ein Verband, der als einer der wenigen NIE einen Zweifel an seiner Ansicht über Wirecard ließ – verdient Respekt. (siehe EXKURS)

Visa und Mastercard sollen die weitere Zusammenarbeit mit Wirecard und damit die Weiterleitung von Zahlungen über deren Netzwerke überprüfen – ohne die beiden Kooperationen könnte Wirecard sein operatives Geschäft größtenteils einstellen.Alle Kunden müssten sich kurzfristig/sofort Alternativen suchen und kämen dann sehr wahrscheinlich nicht zurück. Ob die beiden Kreditkartenfirmen diesen drastischen Schritt in fristloser Form wählen, ist offen – er würde rund 300.000 Kunden Wirecards ohne elektronische Abrechnungsmöglichkeiten lassen – ein Schaden weit über eine Insolvenz Wirecards mit geordnetem „Rückbau“ oder Herauslösen operativen Geschäfts hinaus für viele Handelsunternehmen und andere Dienstleister – multinational. Auch E&Y meldete sich noch mit der Aussage „Es gibt deutliche Hinweise, dass es sich um einen umfassenden Betrug handelt, an dem mehrere Parteien rund um die Welt und in verschiedenen Institutionen mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt waren“Eine erste Verteidigungsposition der Wirtschaftsprüfer, die sich diversen Anlegerklagen ausgesetzt sahen, sehen und die – da als einer der wenigen potentiellen Anspuchsgegener zahlungsfähig – wohl von noch weiteren Wirecard-Investoren ins Visier genommen werden. (Kursrange 26.06.2020, E: 2,25 EUR H: 2,49 EUR, T: 1,08 EUR, S: 1,28 EUR ) {loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Samstag, den 27.06.2020:

Wirecards Interim CEO James Freis – wahrscheinlich in Absprache mit dem bestellten Insolvenzverwalter RA Michael Jaffe – liefert am Samstag Nachmittag einen Statusbericht. Zusammengefasst: Wirecard Bank AG mit ihren Einlagen in Höhe von rund 1,7 Mrd. EUR ist vom Insolvenzverfahren nicht betroffen und wird von der BAFin einer Sonderverwaltung unterworfen, um negative Auswirkungen der Wirecard AG -Insolvenz zu verhindern. Die Wirecard Bank AG mit ihren tausenden „Kleinkunden“ ist nicht betroffen. Die operativen Geschäfte der Wirecard-Tochtergesellschaften laufen weiter – außer in Großbritannien, wo die Aufsicht die weitere Tätigkeit der Wirecard Card Solutions Limited mit Sitz in Newcastle, UK, untersagt hat; hier sollen Verhandlungen laufen, bald die Tätigkeit wieder aufnehmen zu dürfen. 

WOCHENRÜCKBLICK – eigentlich eine gute Woche für Lufthansa, RIB, Evotec, DIC, sogar Steinhoff konnte operativ überzeugen

Bisher seien außer für eine Entwicklungsgesellschaft, die keinen operativen Einfluss haben sollte, für keine weiteren Konzerntöchter Insolvenzanträge gestellt worden. Auch das lizenzgebundene Geschäft laufe derzeit weiter. Mit den Kreditkartengesellschaften „sei man in Gesprächen“ – heißt also die Gerüchte einer Prüfung der Zusammnearbeit durch Visa und Mastercard ist zutreffend.Die Überprüfung des Drittpartnergeschäfts werde durch neue Berater und den Interims-CEO fortgesetzt, um den Sachverhalt aufzuklären – losgelöst von den alten Strukturen.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Die Muttergesellschaft Wirecard AG stelle den operativen Töchtern zentrale Dienstleistungen zur Verfügung und werde dies auch weiterhin während des laufenden Insolvenzverfahrens tun. Wenn dem wirklich so wäre, dann könnten die operativen Töchter vielleicht eine Überlebenschance haben. Die FAZ spricht heute von ernsthaften Kaufinteressenten: Worldline sei interessiert an operativen Einheiten oder Technologien, weiterhin gäbe es Private-Equity Fonds,die ebenfalls Interesse geäußert hätten. Möglicherweise KKR, die vor einiger Zeit begonnen haben um die heidelpay herum einen Paymentdienstleister aufzubauen und hierfür einige Mittel bereitgestellt haben, wie erste kleinere Zukäufe zeigten. Heidelpay könnte durch mögliche Wirecard-Teile in ganz neue Dimensionen vorstoßen. Wohlgemerkt Teile – die Wirecard AG als Ganzes wird aller Voraussicht nach keinen Käufer finden.

Sonntag, den 28.06.2020:

Das sieht fast nach einem Schuldeingeständnis aus – nach den klaren Worten des Bundesfinanzministers Scholz bereits vor einigen Tagen, das sich etwas ändern muss, um zukünftig solche Bilanzbetrügereien wie bei Wirecard eher zu entdecken oder zu verhindern, kam jetzt die erste Aktion: Das Finanz- und das Justizministerium kündigen den Vertrag mit der DPR ( Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung ) wohl fristgemäß bis zum 30.06.2020 zum 31.12.2021 – hat der Deutsche Fiannzplatz soviel Zeit um Vertrauen aufzubauen? Die DPR sollte eigentlich im Fall Wirecard als Reaktion auf einen Auftrag der BaFin (Bundesanstalt für Finanzaufsicht) BEREITS SEIT FEBRUAR 2019 den Abschluss des Ersten Halbjahres 2018 überprüfen – die BaFin hatte Zweifel.

Aber nach 15 Monaten – bis heute – kein Ergebnis! – Laut FAZ habe der Leiter der DPR sich als Bauernopfer gesehen und geäußert, das nur ein Mitarbeiter mit der Prüfung betraut gewesen sei und der Fall „niedrig aufgehängt gewesen“ sei. Wieviel Schaden hätte vom Finanzplatz Deutschland, der Aktienkultur und Vermögensschaden der Investoren/Anleger abgewendet werden können, wenn man diese Prüfung „durchgezogen“ hätte und nicht nachdem man schon bei der BaFin „erst“ im Februar 2019 aktiv wurde (wegen der Bilanz des 1. HJ 2018!) bisher rund 15 Monate „vor sich hingearbeitet“ und immer noch kein Ergebnis!{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Logisch das hier Anwälte Ansätze für eine mögliche Staatshaftung vermuten. Sieht nach sehr viel „Zeit“ aus bei den im Raum stehenden schweren Vorwürfen – und spätestens im Sommer 2019 waren diese unüberhörbar. Wir zitieren aus einer Veröffentlichung der Schirp und Partner, die heute mitteilten, dass sie Sammelklagen wegen Staatshaftung vorbereiteten:

Die Medienberichte sind unbestritten: Bereits

seit Februar 2019 sah die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Veranlassung, gegen die Wirecard AG wegen Bilanzmanipulation zu ermitteln. Gemäß dem in dem in diesem Bereich zweistufig organisierten deutschen Aufsichtsrecht gab sie den Untersuchungsauftrag an die Deutsche Prüfstelle für Rechnungswesen (DPR) weiter. Die DPR ist ein privatrechtlich organisierter Verein, der in diesem Bereich mit hoheitlichen Aufgaben beliehen ist. Die DPR stellte einen einzigen Mitarbeiter für die Wirecard-Prüfung ab. Diesem Mitarbeiter ist es bis zum Zusammenbruch des Wirecard-Konzerns im Juni 2020, also in einem Zeitraum von anderthalb Jahren, nicht gelungen, einen Prüfbericht vorzulegen.

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Die BaFin ihrerseits hat Wirecard im Jahre 2019 lange durch ein Verbot des Leerverkaufs von Aktien (Short Selling) geschützt. Dies obwohl schon damals sehr substantiierte Vorwürfe gegen die Rechnungslegung des Unternehmens, vor allem seitens der Financial Times, aber auch anderer Medien, formuliert worden waren. Diese Vorwürfe wiesen auf ein betrügerisches Aufblähen der Bilanz hin. Insgesamt ist ein krasses Versagen der Aufsicht festzustellen. Dies hat Bundesfinanzminister Scholz ausdrücklich eingeräumt. Auch BaFin-Chef Felix Hufeld hat bereits Fehler eingeräumt. Daher ist es nicht unerwartet, dass morgen, am Montag, die zuständigen Ministerien den Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DPR laut Medienberichten kündigen werden. Auch EU-Vizekommissar Valdis Dombrovskis hat eine Untersuchung angekündigt. Zu prüfen sei, ob Deutschland wegen der unzureichenden Aufsicht gegen EU-Recht verstoßen habe. Vor allem die eigenartige Aufgabenteilung zwischen BaFin und DPR steht im Zentrum der Kritik der EU.“

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