Rheinmetall: Italiens erste Skynex-Batterie – Durchbruch für die neue Drohnenabwehr-Generation

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Die Bilder aus der Ukraine haben es brutal deutlich gemacht: Drohnen, Marschflugkörper und Loitering Munition sind längst keine Randthemen mehr, sondern prägen das moderne Gefechtsfeld – oft mitten in dicht besiedelten Gebieten. Genau hier setzt Rheinmetall mit seinem Flugabwehrsystem Skynex an.

Jetzt folgt der nächste Meilenstein: Am 18. Dezember 2025 hat die italienische Armee im Kommando Flugabwehrartillerie in Sabaudia ihre erste Skynex-Batterie übernommen. Der Auftrag über rund 73 Mio. Euro wurde erst im Januar desselben Jahres erteilt – eine bemerkenswert kurze Strecke von der Vertragsunterschrift bis zur Übergabe. Vertraglich ist zudem eine Option auf drei weitere Systeme vereinbart.

Mit der Indienststellung schafft Italien die Fähigkeit, Bedrohungen im Nah- und Nächstbereich effektiv abzuwehren – insbesondere Drohnen, die in aktuellen Konflikten zur Standardwaffe geworden sind.

Rheinmetal: Was Skynex so besonders macht

Skynex ist ein konsequent kanonenbasiertes Flugabwehrsystem – und das ist kein Rückgriff auf alte Technik, sondern eine bewusste Antwort auf die Kosten- und Einsatzrealität moderner Luftbedrohungen. Lenkwaffen sind im sehr kurzen Entfernungsbereich teuer und operativ nicht ideal.

Herzstück der Batterie sind vier 35mm-Feuereinheiten vom Typ Revolver Gun Mk3. Die Kanonen erreichen eine Kadenz von bis zu 1.000 Schuss pro Minute und wirken auf Distanzen bis rund vier Kilometer. Entscheidend ist die verwendete programmierbare Ahead-Munition: Der Zündzeitpunkt wird so präzise berechnet, dass eine Wolke von Subprojektilen das Ziel genau in seiner Flugbahn trifft. Elektronische Gegenmaßnahmen laufen ins Leere, das Ziel wird mechanisch „eingezäunt“.

Diese Kombination macht Skynex nicht nur gegen Drohnen interessant, sondern auch gegen Raketen, Artillerie- und Mörsermunition – kurz: gegen jene Bedrohungen, die in der Tiefe der Front und im Hinterland regelmäßig Schäden anrichten. Und sie ist, unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten, deutlich wirtschaftlicher als vergleichbare lenkwaffenbasierte Systeme – ein Argument, das in Zeiten knapper Verteidigungsbudgets Gewicht hat.

Modularer Baukasten statt Insellösung

Technisch folgt Skynex einem klaren Prinzip: Sensoren und Effektoren werden getrennt gedacht und über ein Führungsnetzwerk verbunden. Eine Sensor- und Trackingeinheit überwacht den Luftraum, eine abgesetzte Kontrollstation bildet die Befehls- und Waffeneinsatzzentrale, die angeschlossenen Feuereinheiten setzen die Bekämpfung um.

Italien hat sich für den Einsatz des XTAR-3D-Radars von Rheinmetall entschieden, der einen Luftraumradius von bis zu 50 Kilometern abdeckt. Auf dieser Basis lässt sich die Skynex-Architektur erweitern – von zusätzlichen Kanonen über andere Effektoren bis hin zur Einbindung älterer Systeme wie Skyshield oder Skyguard. Voraussetzung ist lediglich, dass die jeweilige Komponente über eine eigene Trackingeinheit verfügt und ans Netz angeschlossen werden kann.

Für Streitkräfte bedeutet das: Sie müssen nicht bei null anfangen, sondern können vorhandene Flugabwehrmittel schrittweise in eine moderne Systemarchitektur überführen. Für Rheinmetall öffnet sich damit die Tür zu Upgrade-Paketen, Serviceverträgen und Folgeaufträgen – weit über die reine Lieferung einer Batterie hinaus.

Rheinmetal Referenzen: Ukraine im Einsatz, Rumänien in der Pipeline

Dass Skynex kein Papierprodukt ist, beweist der Einsatz in der Ukraine. Unter realen Kriegsbedingungen hat sich das System als wirksamer Schutzschild gegen Drohnen und Marschflugkörper bewährt – ein Referenzszenario, das bei Beschaffungsentscheidungen in Europa eine enorme Rolle spielt.

Italien ist nun der erste NATO-Staat, der die Skynex-Technologie in Verbindung mit der 35mm-Revolverkanone Mk3 eingeführt hat. Rumänien, ebenfalls Mitglied der Allianz, hat sich jüngst ebenfalls für Skynex entschieden, dort jedoch in Kombination mit dem bereits eingeführten Zwillingsgeschütz GDF-009.

Für Rheinmetall ist das strategisch Gold wert: Unterschiedliche Konfigurationen, gleicher Systemkern – genau so entsteht Schritt für Schritt ein Quasi-Standard in der kanonenbasierten Flugabwehr der NATO.

Was bedeutet das für Rheinmetall als Konzern – und indirekt für Anleger?

Auch wenn der italienische Auftrag mit 73 Mio. Euro aus Sicht des DAX-Konzerns kein Blockbuster ist, fügt er sich sauber in die größere Linie ein. Rheinmetall will im Bereich bodengebundene Luftverteidigung nicht nur mit Lenkwaffen und Sensorik, sondern explizit mit Kanonensystemen eine führende Rolle spielen – Skynex ist hier die Plattform.

Jedes ausgelieferte System bedeutet nicht nur Umsatz heute, sondern auch künftige Einnahmen durch Munition, Ersatzteile, Modernisierungen und Integration weiterer Komponenten. Gleichzeitig passt Skynex perfekt in die politische Debatte: Drohnenabwehr, Schutz kritischer Infrastruktur, Verteidigung urbaner Räume – genau hier liegt der Fokus vieler neuen Beschaffungsprogramme.

Die italienische Entscheidung ist damit mehr als eine isolierte Bestellung. Sie ist ein sichtbares Signal an andere NATO-Staaten, dass kanonenbasierte Flugabwehr im Drohnenzeitalter wieder ganz oben auf die Agenda gehört – und dass Rheinmetall mit Skynex dafür bereits eine einsatzbereite Lösung im Portfolio hat.

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