Die Jungheinrich AG steht unmittelbar vor einem entscheidenden Schritt: Der Vorstand hat – mit Zustimmung des Aufsichtsrats – den Eintritt in finale Verkaufsverhandlungen über die russische Tochtergesellschaft Jungheinrich Lift Truck OOO beschlossen. Der angestrebte Verkauf an ein Konsortium aus drei russischen Finanzinvestoren würde nicht nur einen Eigentümerwechsel bedeuten, sondern auch das komplette Ende der geschäftlichen Aktivitäten des Hamburger Intralogistik-Konzerns in Russland markieren.
Starker Abschlag: Verkaufspreis deutlich unter Buchwert
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des geplanten Verkaufs sind durch politische Vorgaben in Russland stark reglementiert. Nach den geltenden Bestimmungen der russischen Regierungskommission zur Kontrolle ausländischer Investitionen darf der finale Kaufpreis maximal 40 % des von einem lokalen Gutachter festgestellten Marktwertes betragen. In der Folge liegt das aktuelle Kaufpreisniveau signifikant unter dem Buchwert der russischen Beteiligung zum 31. Dezember 2024 – eine klare Wertberichtigung für Jungheinrich ist damit wahrscheinlich.
Transaktion abhängig von russischer Zustimmung
Der weitere Fortgang der Verhandlungen hängt entscheidend von der Zustimmung der Regierungskommission ab – eine zwingende Voraussetzung für jede Transaktion mit ausländischen Anteilseignern. Der Abschluss einer verbindlichen Vereinbarung wird von der Gesellschaft noch in den kommenden Wochen angestrebt, sofern der Prozess wie geplant weiterläuft. Neben regulatorischen Hürden sind auch marktübliche Bedingungen wie Kaufvertragsstruktur, Zahlungsmodalitäten und Übergangsregelungen Bestandteil der laufenden Gespräche.
Konzern verfolgt klare strategische Linie
Mit dem geplanten Rückzug aus Russland setzt Jungheinrich ein klares Signal: Das Unternehmen priorisiert strategische Fokussierung und Risikominimierung in einem geopolitisch herausfordernden Umfeld. Die Entscheidung steht im Einklang mit zahlreichen Rückzugsankündigungen westlicher Konzerne seit Beginn des Ukraine-Kriegs und markiert eine Zäsur für das Russland-Engagement von Jungheinrich.
Fazit: Jungheinrich schließt Russland-Kapitel – strategisch sinnvoll, wirtschaftlich herausfordernd
Die angestrebte Veräußerung von Jungheinrich Lift Truck OOO ist für den Konzern ein konsequenter, wenn auch bilanziell schmerzhafter Schritt. Die Trennung von der russischen Tochter erfolgt zu erheblich reduzierten Konditionen, doch das Unternehmen priorisiert geopolitische Stabilität und strategische Klarheit. Investoren und Marktteilnehmer werden gespannt verfolgen, ob der finale Abschluss gelingt – und wie stark sich die Transaktion auf das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres auswirken wird.