Evotec SE legt ein starkes Update für die ersten neun Monate 2025 vor – mit einer Weichenstellung, die es in sich hat. Nach Ende des Berichtszeitraums hat der SDAX/TecDAX-Wert eine „wegweisende“ Vereinbarung mit Sandoz über mehr als 650 Mio. US$ unterzeichnet. Sandoz übernimmt 100 % von Just – Evotec Biologics EU in Toulouse, erhält eine unbefristete Lizenz auf Evotecs Plattform für die kontinuierliche Herstellung von Biologika und zahlt dafür rund 350 Mio. US$ in bar plus Lizenzgebühren, Entwicklungsumsätze und erfolgsabhängige Meilensteine von insgesamt >300 Mio. US$ in den kommenden Jahren. Zusätzlich winken Umsatzbeteiligungen an bis zu zehn Biosimilars, die einen adressierten Originalpräparate-Markt von >90 Mrd. US$ ins Visier nehmen.
CEO Dr. Christian Wojczewski ordnet ein: „Der Verkauf der J.POD-Anlage […] an Sandoz ermöglicht es uns, unseren Fokus noch stärker auf die JEB-Kompetenzen als skalierbarer Technologieanbieter mit einem weniger kapitalintensiven Geschäftsmodell zu richten.“ Die Transaktion soll unmittelbar nach Closing den Umsatzmix, die Margen und die Kapitaleffizienz verbessern; Abschluss wird für Q4/2025 angestrebt (behördliche Freigaben ausstehend).
9M25: D&PD schwach, JEB mit Rückenwind – Kostensenkungen über Plan
Operativ zeigt sich ein zweigeteiltes Bild:
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Konzernumsatz: 535,1 Mio. € (–7,1 % ggü. 9M24: 575,7 Mio. €)
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D&PD: 392,1 Mio. € (–12,3 %) – anhaltend schwacher Markt für frühe Wirkstoffforschung; Bestelllage verbessert sich schrittweise
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JEB: 143,4 Mio. € (+11,3 %) – ex Sandoz/DoD wächst das Geschäft +105 %
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Bereinigtes EBITDA: –16,9 Mio. € (9M24: –6,0 Mio. €) – Unterauslastung in D&PD und Anlaufkosten Toulouse belasten
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Kostensenkungen: >60 Mio. € in 2025 erwartet – doppelt so hoch wie ursprünglich geplant
Parallel liefert die Partnerschaftsmaschine: 75 Mio. US$ Meilensteine aus der BMS-Proteinabbauallianz in H1, zusätzlich 20 Mio. US$ aus Neurologie (Q2/25). Zwei Partner-Assets sind in Phase II gestartet.
Strategische Bedeutung: Liquidität, Fokus, Royalty-Pipeline – Evotec schärft das Profil
Mit dem Verkauf des EU-J.POD-Standorts an Sandoz dreht Evotec an drei Werthebeln:
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Cash & Sichtbarkeit: Sofortzufluss von ~350 Mio. US$ plus mehrjährige, potenziell wiederkehrende Zahlungen verbessert Spielraum.
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Weniger Capex, mehr Marge: Weg vom anlageintensiven Betrieb – hin zu Technologie- und Plattform-Erlösen.
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Option auf Upside: Royalty-/Umsatzbeteiligungen an bis zu zehn Biosimilars eröffnen asymmetrisches Potenzial, wenn Sandoz skaliert.
EVP Dr. Linda Zuckerman betont: „Der Kauf […] ist eine starke Bestätigung für unsere zukunftsweisende J.POD-Plattform und ihres Potenzials, die Herstellung von Biologika zu revolutionieren.“
Chancen & Risiken: Was die Nebenwerte-Community beachten sollte
Chancen:
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Deal-Multiplikatoren: Meilensteine, Lizenzen, Royalties – diversifizierte Cash-Quellen jenseits klassischer Auftragsforschung.
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BMS-Traktion: Weitere Fortschritte (u. a. Neurologie) stützen Planbarkeit; zusätzliche Partner-Assets in Phase II erhöhen Werttreiber-Dichte.
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Pipeline-Ereignisse: IND-Einreichung durch Dewpoint Therapeutics und Präklinik-Nominierung mit Esperion setzen Akzente.
Risiken:
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D&PD-Markt bleibt fragil; die erwartete Erholung muss sich operativ zeigen (Auslastung/Margen).
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Closing-Risiko Sandoz-Transaktion (u. a. FDI-Genehmigung in Frankreich).
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Ausführungsdisziplin bei Kostenprogramm und Komplexitätsreduktion, um die EBITDA-Zielmarge >20 % bis 2028 zu erreichen.
Ausblick bestätigt: 2025er Guidance steht – 2028er Margenziel >20 %
Evotec bekräftigt für 2025:
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Umsatz: 760–800 Mio. €
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F&E: 40–50 Mio. €
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Bereinigtes EBITDA: 30–50 Mio. €
Der 2028er Ausblick bleibt bestehen: 8–12 % CAGR (2024–2028) und >20 % bereinigte EBITDA-Marge. Für Anleger heißt das: Transaktion abwarten, D&PD-Erholung verfolgen, JEB-Skalierung & Royalty-Fortschritte monitoren. Wer Nebenwerte sucht, die Strukturwandel mit potenzieller Margenexpansion verbinden, sollte Evotec eng begleiten – die Triggerliste für die kommenden Quartale ist gut gefüllt.













