DEUTZ schärft sein Profil im Energiegeschäft: Mit der Unterzeichnung eines Kaufvertrags über sämtliche Geschäftsanteile an der Frerk Aggregatebau GmbH holt sich der Motoren- und Antriebsspezialist einen ausgewiesenen Experten für Notstrom- und Energieanlagen ins Haus. Frerk sitzt im niedersächsischen Schweringen und ist als Systemintegrator für Notstromanlagen und dezentrale Energieversorgung etabliert.
Die Kundschaft liest sich wie das „Who is who“ der kritischen Infrastruktur: Rechenzentren, Betreiber sensibler Einrichtungen und Unternehmen, die auf hochverfügbare, kundenspezifische Notstromlösungen angewiesen sind. Genau dieses Profil passt nahtlos zur Business Unit DEUTZ Energy, die DEUTZ in den vergangenen Jahren Stück für Stück zur zweiten tragenden Säule neben dem klassischen Motorengeschäft ausgebaut hat.
Wichtiges Signal für Kunden und Mitarbeiter: Die bestehende Geschäftsführung von Frerk bleibt an Bord und soll die Expansion des Unternehmens aktiv vorantreiben. Für DEUTZ ist das der klassische „Buy-and-Build“-Ansatz – man kauft Spezial-Know-how zu, ohne das unternehmerische Rückgrat der Tochter zu brechen.
Hoher zweistelliger Millionenbetrag – finanziert auf Pump
Beim Kaufpreis lässt sich DEUTZ nicht komplett in die Karten schauen, spricht aber von einem Gesamtvolumen im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Betrag setzt sich aus einer Barkomponente und einer variablen Komponente zusammen, die an die zukünftige Geschäftsentwicklung gekoppelt ist. Ein klassischer Earn-out-Mechanismus, der das Risiko zwischen Käufer und Verkäufer verteilt und beide Seiten dazu anhält, den Wachstumspfad von Frerk konsequent weiterzugehen.
Finanziert wird die Übernahme über Fremdkapital. Für Investoren ist das doppelt interessant: Einerseits zeigt DEUTZ damit, dass ausreichend Zugang zu Kreditlinien vorhanden ist, um Zukäufe in einer durchaus angespannten Zinslandschaft zu stemmen. Andererseits erhöht sich damit natürlich auch die Hebelwirkung – der Deal muss liefern, damit sich die Verschuldung rechnet.
Der Vollzug der Transaktion steht unter den üblichen Vorbehalten, allen voran der kartellrechtlichen Freigabe. Abschluss und Konsolidierung von Frerk in den DEUTZ-Konzern werden im Laufe des ersten Quartals 2026 erwartet – genug Zeit, um Integrationspläne und gemeinsame Produktstrategien sauber aufzusetzen.
Rechenzentren und kritische Infrastruktur: Ein Markt, der kaum schlafen darf
Strategisch zielt DEUTZ mit Frerk auf ein Thema, das sich in den kommenden Jahren kaum verlangsamen dürfte: Ausfallsichere Energieversorgung für Rechenzentren und kritische Infrastrukturen. Die Zahl der Datenzentren wächst rasant, getrieben von Cloud-Computing, KI-Anwendungen und der Digitalisierung ganzer Branchen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Versorgungssicherheit und Resilienz der Stromnetze.
Frerk hat sich genau in diesem Spannungsfeld positioniert – mit hochkomplexen, individuell konzipierten Notstromlösungen, die dafür sorgen, dass Systeme weiterlaufen, wenn das öffentliche Netz schwächelt oder ausfällt. Für DEUTZ öffnet sich damit ein Feld, in dem nicht nur Hardware gefragt ist, sondern Systemintegration, Engineering-Kompetenz und langfristige Serviceverträge.
Die Business Unit DEUTZ Energy bekommt mit Frerk einen komplementären Baustein: Statt nur Motoren oder Aggregate zu liefern, kann der Konzern künftig noch stärker schlüsselfertige Systeme anbieten – insbesondere dort, wo es auf maßgeschneiderte Lösungen ankommt.
Was Anleger daraus machen können
Für die DEUTZ-Aktie ist der Frerk-Deal kein spektakulärer Milliarden-Coup, aber ein klarer strategischer Schritt: Der Konzern verschiebt sein Profil ein Stück weiter in Richtung Energie- und Systemlösungen – weg von der reinen Rolle als Zulieferer von Antrieben. In einem Umfeld, in dem klassische Verbrennungsmotorgeschäfte unter Druck stehen, sind stabile, wachstumsstarke Nischen wie Notstrom für Rechenzentren und kritische Infrastruktur ein wertvolles Gegengewicht.
Spannend wird, wie schnell es DEUTZ gelingt, Synergien zwischen Motorenkompetenz und Systemintegration zu heben. Gelingt die Integration, kann Frerk zu einem Türöffner für größere Projekte werden, bei denen DEUTZ nicht nur als Komponentenlieferant, sondern als Komplettanbieter im Energiesegment auftritt.
Kurzfristig dürfte der Markt vor allem auf Verschuldungskennzahlen und Integrationsrisiken schauen. Mittelfristig wird entscheidend sein, ob DEUTZ mit Frerk im Rücken eine erkennbare Wachstumskurve in DEUTZ Energy zeigen kann. Klar ist: Mit dieser Übernahme positioniert sich der Konzern in einem Feld, das von Digitalisierung, Sicherheitsanforderungen und Energiewende zugleich getrieben wird – und das macht die Story für Anleger deutlich interessanter als ein weiterer klassischer Motorendeal.








