
Delivery Hero reagiert auf Aktionärsdruck. Ad-hoc für einen Aktionärsbrief gestern abend liess Aktie Schwung nehmen. Am 28.11. reichte ein Bloomberg-Beitrag für 13%, Aktionärsbrief brachte dann weitere 6,3%. Geht’s jetzt weiter hoch? Wird die Aktie zum Must-have?
Denn Delivery Hero wählt die ungewöhnliche Form eines öffentlichen Aktionärsbriefs, um im Endeffekt sich den argumenten einer kritischen Aktionärsgruppe zu beugen. Von irgendwem sickerte „zufällig“ am 28.11. etwas durch. Von Bloomberg aufgegriffen, nicht dementiert. Als Warnschuss verstanden – Strategische Überprüfung eingeleitet. Und selbstverständlich gehört dazu, die eigene operative Stärke zu betonen. Könnte sich einiges tun in den nächsten Wochen.
Wenn Delivery Hero wirklich meint, was man an die Aktionäre schreibt, dann…
…könnte es eine gute Zeit für die derzeitigen Aktionäre sein. Vielleicht sogar ein Grund einzusteigen – zumindest für die ganz Mutigen. Vorsichtigere warten, bis sich eine klare Trendwende beim Aktienkurs herauskristallisiert. Gestern, Berlin, 09. Dezember 2025, Berliner Lieferriese Delivery Hero SE (ISIN: DE000A2E4K43) reagiert mit einem umfassenden offenen Brief direkt auf wachsenden Druck seiner Großaktionäre. Auslöser ist ein Bloomberg-Bericht vom 28. November, der massive Forderungen nach einer strategischen Neuausrichtung des Unternehmens enthüllte und die Aktie allein an diesem Tag um über 13% nach oben trieb. Nun bezieht der Konzern öffentlich Stellung und bestätigt, dass bereits seit Monaten eine umfassende Prüfung aller strategischen Optionen laufen soll. Klar. Man braucht keine Aktionäre, um deren Wohl zu verfolgen. Gesichtswahrung. Legitim.
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Hintergrund: Der Bloomberg-Bericht als Katalysator für Delivery Hero 2.0
Der Bloomberg-Artikel machte den Unmut führender Investoren öffentlich. Demnach drängen Großaktionäre wie der Hongkonger Hedgefonds Aspex Management (mit über 5% der zweitgrößte Aktionär), Broad Peak Investment Advisers, Ajeej Capital und PSquared Asset Management das Management, einen Verkauf des gesamten Unternehmens oder von Teilen des Geschäfts ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Als mögliche Interessenten wurden Wettbewerber wie das chinesische Meituan oder Singapurs Grab Holdings genannt.
Die zentrale Kritik der Investoren: die desaströse Aktienkursentwicklung. Die Delivery-Hero-Aktie hat im vergangenen Jahr mehr als 50% an Wert verloren und notiert fast 90% unter ihrem Allzeithoch von 2021. Trotz wiederholter operativer Erfolgsmeldungen blieb die börsliche Anerkennung aus – eine Kluft, die das Management nun mit Nachrichtendruck von außen schließen muss.

Chart: Delivery Hero, 5-Jahre-Desaster| Powered by GOYAX.de
Delivery Heros Antwort: „Wir teilen die Enttäuschung, aber handeln bereits.“
In seinem Schreiben geht der Vorstand um CEO Niklas Östberg direkt auf diese Kritik ein: „Wir erkennen an, dass die Entwicklung des Aktienkurses für uns alle enttäuschend war.“ Doch statt sich in Rechtfertigungen zu verlieren, stellt das Unternehmen seine bereits eingeleiteten Maßnahmen in den Vordergrund. Man habe nicht auf den Bericht gewartet, sondern bereits vor Monaten finanzielle und juristische Berater mandatiert, um strategische Optionen proaktiv zu prüfen. „Vorstand und Aufsichtsrat werden gemeinsam die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um den langfristigen Unternehmenswert für unsere Aktionäre zu steigern“, heißt es in dem Brief. Diese Botschaft zielt klar darauf ab, den unter Druck stehenden Aktionären Handlungsfähigkeit und Entschlossenheit zu signalisieren.
Starke Zahlen als Verhandlungsmasse
Bevor Delivery Hero die strategischen Optionen auflistet, führt das Management seine operativen Erfolge detailliert aus. Dies dient einem klaren Zweck: eigene Verhandlungsposition zu stärken und zu zeigen, dass aus einer Position der Stärke und nicht der Schwäche gehandelt wird. Noch lancieren die Aktionäre Unzufriedenheit, noch gibt es keinen Aufstand in Form von klar formulierten Forderungen, Hauptversammlungsgegenanträgen oder dem Ruf danach Köpfe zu fordern.
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Die Kernargumente des um den Job kämpfenden Managements:
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Profitabilitätswende: Der Wechsel zur „profitablen Wachstumsstrategie“ zeige massive Wirkung. Das bereinigte EBITDA (LTM Q3-2025) liegt bei rund 900 Mio EUR – ein Sprung von fast 2 Mrd EUR gegenüber dem Verlust von 1,087 Mrd EUR im Jahr 2021.
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Wachstum und Skalierung: Der Gesamtwarenwert (GMV) wuchs von 38 Mrd EUR (2021) auf etwa 50 Mrd EUR heute, bei einer Umsatzverdopplung auf über 14 Mrd EUR.
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Marktführerschaft und Fokussierung: 90% des GMV werden in Märkten erwirtschaftet, wo Delivery Hero die Nummer 1 ist. Gleichzeitig zog man sich aus unprofitablen Ländern wie Thailand oder Dänemark zurück.
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Starke Bilanz: Durch die Aufstockung des „Term Loan B“ und den erfolgreichen Börsengang von „talabat“ (Bewertung: 10 Mrd USD) wurde die Liquidität auf ca. 2,2 Mrd EUR gestärkt und die Nettoverschuldung gesenkt.
Und ein weiteres Zuckerli für die Aktionäre: strategischen Optionen – alles werde geprüft.
Auf dieser stabiliiserten operativen Basis gibt das Unternehmen nun einen Einblick in die laufende Prüfung – man handele proaktiv, nicht dem Druck sich beugend. Glaubt man oder nicht, Hauptsache es passiert. Die genannten Optionen lesen sich wie eine direkte Antwort auf die Forderungen der aktivistischen Aktionäre:
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„Best-Owner“-Evaluierungen für ausgewählte Assets/Ländergesellschaften: Dies ist der direkte Weg zum teilweisen oder vollständigen Verkauf von Geschäftsbereichen an strategische oder finanzielle Investoren, die einen höheren Wert darin sehen. Konzentration auf die margnestärksten Märkte? Oder Mehrwert durch Verkauf einzelner, auch starker Teile? Und wie sieht es aus mit einem Komplettverkauf an Hedgefonds und dem Börsenabschied? Denkbar ist vieles. Kurssteigernd? Gäbe es bestimmt Chancen.
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Evaluierung strategischer Partnerschaften: Hier könnten Joint Ventures oder enge Kooperationen, beispielsweise in Technologie oder Logistik, im Fokus stehen, um Synergien zu heben ohne das Eigentum komplett abzugeben. Und hiermit folgt man der einfachen Regel: Je geringer die Fixkosten oder auf je mehr Umsatz die Fixkosten verteilt werden können, desto höher die Gewinne.
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Prüfung von Kapitalmarkttransaktionen für ausgewählte Assets: Dies weist auf mögliche Spin-offs oder separate Börsengänge (IPOs) erfolgreicher Regionen hin – ähnlich dem talabat-Modell, das als erfolgreiches Beispiel genannt wird.
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Überprüfung wertsteigernder Maßnahmen zur Kapitalstruktur: Darunter fallen klassische Aktionärsmaßnahmen wie Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden, die durch die starke Liquidität möglich wären. Ob man jedoch mit dem BP-Prinzip auf Dauer wirklich Mehrwert schaffen kann, würde bestimmt auch bezweifelt werden. Überflüssiges Kapital zurückzugeben jedoch, wäre wertsteigernd.
Wendepunkt für Delivery Hero? Geht’s jetzt weiter hoch?
Die Botschaft des Briefes ist klar: Delivery Hero hat die Börsenfrustration verstanden und handelt. Der Bloomberg-Artikel diente angeblich als Katalysator, um diesen Prozess öffentlich zu machen und den Aktionären Rechenschaft abzulegen. Das Management versucht geschickt, die Narrative zu verbinden: Man präsentiert sich nicht als getriebenes, schwaches Unternehmen, sondern als operativ gestärkter Konzern, der aus eigener Initiative heraus nun alle Hebel in Bewegung setzt, um den latenten Wert für die Aktionäre freizusetzen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Prüfung zu konkreten, wertsteigernden Transaktionen führt. Sicher ist: Der Druck der Großaktionäre hat die Uhr für mögliche strukturelle Veränderungen bei einem der größten deutschen Technologiekonzerne deutlich vorgedreht. Die Märkte werden die nächsten Schritte genau beobachten.

Chart: Delivery Hero, letzte 6 Monate mit Trendwende am 28.11.?| Powered by GOYAX.de















