Hensoldt Aktie markiert immer neue Rekordhochs. Und Kursmarken vor dem Ukrainekonflikt nicht für möglich gehalten , werden locker genommen. Auch wenn es operativ noch ein weiter Weg zu den 6 Mrd EUR Umsatz sind, die man in 2030 erreichen will. Aber die Börse handelt die Zukunft, nicht die Vergangenheit.
Während sich der deutsche Rüstungsspezialist HENSOLDT operativ im Aufwind sieht, läuft die Aktie im Wesentlichen seit Anfang 2025 auch an der Börse rund. Auf diesem Wachstumspfad meldete das Unternehmen durchwachsene Q2 Ergebnisse – was wie gesagt der Kursentwicklung keinen grossen Abbruch tat. Für Q2 erreichte man ein Umsatzwachstum von 5% im Jahresvergleich auf 549 Mio EUR, mit leicht verbesserten EBITDA- und EBIT-Margen im Jahresvergleich, negativ wirkten „vorübergehend“ niedrigere Produktivität im Bereich Sensoren. Und auch der Auftragseingang stieg im ersten Halbjahr 2025 nur um mässige 3%, hauptsächlich aufgrund der Schwäche im Bereich Sensoren – deutlich schwächer als die anderen Wettbewerber um die Defensetöpfe, wie Rheinmetall und Renk, die zweistellig die Aufträge steigern konnten.
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Aktuelles zu Renk – 80,00 EUR sollten keine Hürde sein. Oder?
So wundert es nicht, dass die Analystenerwartungen nicht nur Licht, sondern auch Schatten zeigen. Auch wenn es auf Analystenseite für Hensoldt-Optimisten seit Anfang Juni besser geworden ist: So liegt das mittlere Kursziel von 96,76 EUR immer noch unter dem aktuellen Notierungsniveau (103,00 EUR, XETRA-Schlusskurs 26.09.2025) – aber nicht mehr 30% wie noch im Juni. Und immerhin raten derzeit drei von 14 beobachtenden Häusern zum KAUF, weitere 2 wollen AUFSTOCKEN. Die Mehrheit von 6 Analysten bleibt bei HALTEN, zwei sehen sogar einen VERKAUF (einer ist ohne Meinung). Insgesamt für eine Aktie mit einer derart starken Kursentwicklung eher ein schwaches Bild. Eher gegen steigende Kurse sprechend.
Zeitenwende bleibt Futter für HENSOLDT.
Der deutsche Rüstungs- und Technologiespezialist Hensoldt will seine Wachstumsstrategie mit einem weiteren kräftigen Investitionsprogramm vorantreiben. Vor der Presse gab es näheres zur Investitionsoffensive – später daraufzurückzukommen – und anstehenden „grossen Aufträgen. Zuerst zur Investitionsoffensive: Bis 2027 plant das Unternehmen Investitionen von einer weiteren Milliarde Euro. Dies soll die Produktionskapazitäten deutlich erweitern, wobei man von den Skalierungserfahrungen der vergangenen Jahre profitiert.
Hensoldt definiert Schlüsselbereiche der Investitionen.
Für F&E sollen es 450 Mio EUR sein. Dabei sei Schwerpunkt die Entwicklung des „Multi-Domain Operations Core“. Diese Software-Plattform soll Sensoren aller Hersteller und Domänen (Luft, Land, See) vernetzen und mittels KI (inkl. Large Language Models) bedienen und auswerten. Dies schafft potenzielle neue Skaleneffekte und Dienstleistungsgeschäfte (z.B. Datenclouds). Weitere rund 250 Mio EUR dienen der „operativen Effizienz“ – Mittel fließen in die Automatisierung der Lieferkette und die Modernisierung der IT. Und der Rest der Milliarde sei für die Modernisierung der IT-Systeme sowie zusätzliche Betriebsstätten.
Woher soll Wachstum für Hensoldt kommen?
Noch in diesem Jahr rechnet das Unternehmen mit Bestellungen im „10- bis 20-Fachen“ bisheriger Volumen. Dies betreffe eine Reihe von Großprojekten, darunter die Lieferung der kompletten Sensorik und Software für 250 neue gepanzerte Aufklärungsfahrzeuge (mit General Dynamics). Und Radarsysteme für Luftverteidigungsprojekte wie Iris-T (Diehl) und Skyranger (Rheinmetall). Dazu weitere Systeme für den Boxer-Radpanzer und das Luftüberwachungssystem „Pegasus“. Man plant mit jährlichen Wachstumsraten von aktuell 10% auf über 15% ab 2027.
Was kann schiefgehen?
Natürlich hängen die Aufträge von der endgültigen Freigabe der Haushalte 2025/26 durch die Bundesregierung ab, wobei Hensoldt – abweichend vom alten Usus auf Anzahlungen hofft. Dieses werde bereits seit längerem diskutiert und würde natürlich die Investitionen in Kapazitätsausbau leichter machen. So soll ein neues Gesetz, das die Beschaffungsverfahren beschleunigen soll, die Finanzierung für das Unternehmen erleichtern, so CEO Doerre. Weiter: „Wir hoffen, dass wir in Zukunft auch Vorauszahlungen erhalten werden”. Also alles gut? Auf jeden Fall gilt:Da Hensodlt bei einigen seiner Produkte relativ konkurrenzlos agiert, ist aber mit den avisierten Aufträgen auch zu rechnen. Und weitere Probleme vieler Wettbewerber sieht man bei Hensoldt nicht: Personalengpässe werden verneint (auch durch Zulauf von Auto-Zulieferern) und Rohstoffvorsorge (z.B. Germanium) sei für Jahre gesichert. Und selbst ein Scheitern des Großprojekts FCAS wäre für Hensoldt verkraftbar, da das Unternehmen seine Sensortechnologie alternativ auf anderen Plattformen (z.B. von BAE oder SAAB) platzieren könne.
Chart Hensoldt Aktie, powered by Goyax.de.