Prime Standard – Jetzt kommt der Balda-Ausverkauf!

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Die Balda AG (ISIN: DE0005215107) hat heute in eine Adhoc-Meldung mitgeteilt, dass man das gesamte operative Geschäft und andere Vermögensgegenstände verkaufen will.

Mit dem Käufer ist man sich jedenfalls schon einig. Es sind von der Münchener Beteiligungsgesellschaft Paragon verwaltete Erwerbergesellschaften, die mit der Balda AG einen Kaufvertrag über 62,9 Mio. EUR unterzeichnet haben.

Alles muss raus! Ein Neustart von Null im Visier.

Der Bad Oeynhausener Spezialist für hochwertige Kunststoffprodukte im Bereich der Pharma- und Medizintechnik sowie für Eyewear, Electronics und Automotive wird – sollten die Hauptversammlung (HV) und die zuständigen Behörden der Transaktion zustimmen – komplett und in Gänze verkauft.

Inbegriffen sind die operativ tätigen Tochtergesellschaften Balda Medical GmbH & Co. KG in Bad Oeynhausen, die Balda C. Brewer, Inc. und Balda Precision, Inc mit Sitz in Kalifornien (USA) sowie die Balda Medical Systems SRL in Rumänien. Darüber hinaus werden weitere Vermögensgegenstände, die nicht explizit aufgeführt wurden, verkauft.

Dabei wollen die Käufer alle Geschäftsbereiche der Balda AG fortführen und sämtliche Mitarbeiter und das Management übernehmen. Ziel ist es, das Geschäft von Balda mit der zuletzt eingeschlagenen Strategie fortzuführen und weiter auszubauen.

Am 19. November wird die HV der Balda AG über den Verkauf entscheiden. Sollte sie diesem zustimmen, soll anschließend über eine Änderung des Unternehmensgegenstandes sowie über einen neuen Firmennamen entschieden werden. Das klingt ganz offensichtlich nach einem Neustart von Null aus.

Aktionäre sollen 2 EUR je Aktie bekommen

Neben dem vereinbarten Kaufpreis von 62,9 Mio. EUR erhält das Unternehmen auch noch den Gewinn für das abgelaufene Jahr, so dass der Balda AG ein Bruttobetrag von insgesamt rund 66,7 Mio. EUR zukommen würde.

Damit die Aktionäre dem Verkauf zustimmen, will der Vorstand und Aufsichtsrat der Balda AG der HV eine Dividende von 1,10 EUR je Aktie vorgeschlagen. Bei Zustimmung des Verkaufs plant man zudem, das Grundkapital im Verhältnis 10:1 herabzusetzen und das so freigemachte Grundkapital an die Aktionäre zurückzuzahlen. Dies entspräche nochmals 0,90 EUR je Aktie, so dass Balda-Aktionäre mit Vollzug der Transaktion insgesamt 2 EUR je Aktie erhalten würden.

Aktie nach jahrelanger Durststrecke heute mit Kurssprung

Schaut man auf den 5-Jahreschart, so erahnt man, welche Strapazen und Enttäuschungen die Aktionäre der Balda AG in den letzten Jahren mitgemacht haben. Man stelle sich vor, im Mai 2011 notierte die Aktie noch bei 9,90 EUR.

Die Veräußerung des defizitären MobileCom-Segments in 2011 und die notwendige strategische Neuausrichtung in 2012 sowie der Verkauf der 16-prozentigen Beteiligung an der TPK Holding (Touchscreen-Geschäft) spiegelt die großen Herausforderungen im operativen Geschäft wider.

Davon blieb natürlich auch nicht die Aktie verschont. An der Börse ging es seit in der Folge massiv abwärts. Bereits Ende 2011 stand die Aktie gerade einmal noch bei 3,30 EUR. Ein Wertverlust von einem Drittel binnen nur sieben Monate.

Doch statt eines ruhigen Neuaufbaus dehnten sich die Turbulenzen auf rechtliche Streitigkeiten aus. Ende 2014 verklagte die Balda AG drei ehemalige Aufsichtsratsmitglieder wegen Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit dem damals avisierten Verkauf von Aktien der TPK Holding auf Schadenersatz in geschätzter zweistelliger Millionenhöhe.

Und als wenn das noch nicht genug wäre, wurde die US-Tocher Balda Investments USA LLC Anfang 2015 seitens C. Brewer Company im Zusammenhang mit der vereinbarten erfolgsabhängigen Kaufpreisanpassung beim Verkauf der Balda C. Brewer Inc. auf Schadenersatz in Höhe von 5 Mio. USD sowie der Zahlung eines sogenannten Punitive Damages in noch unbestimmter Höhe verklagt. Die Balda Investments USA LLC ihrerseits legte daraufhin Widerklage ein und fordert nun 12 Mio. USD plus einer nicht bestimmten Summe an Punitive Damages von der C. Brewer Company.

Alles in allem verharrte die Aktie der Balda AG durch die diversen Querelen in einem langfristigen Abwärtstrend, der im August dieses Jahres mit dem 5-Jahrestief bei 2,26 EUR seinen negativen Höhepunkt erreichte. In rund 4,5 Jahren verlor das Unternehmen an der Börse über 77% ihres Wertes.

Heute allerdings gehört das Unternehmen mit einem bisherigen Tagesplus von über 19% zur Abwechslung doch noch einmal zu den klaren Gewinnern. Aktuell notiert die Aktie bei 2,90 EUR.

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