B+S Banksysteme: „Eigenkapital und Reserven übersteigen unseren aktuellen Börsenwert“

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In unserem heutigen Interview konnten wir unsere Fragen an Herrn Wilhelm Berger, Vorstandssprecher der B+S Banksysteme AG (ISIN: DE0001262152), stellen.

Herr Berger, die vergangenen Monate verliefen für B+S Banksysteme eher schwierig. Das zeigten bereits die im Mai präsentierten Zahlen zum 3. Quartal, die deutlich unter den Erwartungen ausfielen. Wo lagen hier die besonderen Herausforderungen?

Wilhelm Berger: Ich würde die vergangenen Monate nicht als schwierig für B+S bezeichnen. Sie waren geprägt durch investive Maßnahmen und die Vorbereitung von Lösungen für die Anforderungen, mit denen sich derzeit unsere Kunden zwangsweise befassen müssen. Zur Sicherstellung der Servicequalität und zur Bewältigung der sich abzeichnenden Zukunftsprojekte haben wir einen beständigen Ausbau der Personalkapazitäten an allen Standorten.

Kurz vor dem Bilanzstichtag am 30.06.19 mussten Sie nun noch eine Umsatz- und Gewinnwarnung aussprechen. Was waren die Hintergründe?

Wilhelm Berger: Der Eingang von geplanten Lizenzbeauftragungen erfolgte, wie berichtet, nicht bis zum Bilanzstichtag 30.06.2019. Dabei hat ein wichtiger Kunde einen Lizenzauftrag im Volumen von ca. 700 TEUR, der in unseren Planungen für 2018/2019 vorgesehen war, verschoben – mit entsprechenden Auswirkungen auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Dieser Lizenzumsatz wird aber für das jetzt angelaufene Geschäftsjahr 2019/2020 erwartet.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Affilinet)}

Für das neue Geschäftsjahr planen Sie aufgrund des nachzuholenden Auftrages mit wieder deutlich steigenden Umsätzen und Erträgen. Im Neugeschäft sind Sie im großen Maß davon abhängig, dass Banken und Finanzdienstleister in neue Infrastruktur und Anwendungen investieren. Welche Chancen sehen Sie angesichts der aktuellen Wettbewerbslage im Finanzsektor, dass sich Ihr Neugeschäft ebenfalls kräftig belebt?

Wilhelm Berger: Wir haben uns mit den Anforderungen, die an die Banken gestellt werden, sehr intensiv auseinandergesetzt und hierzu bereits hohe Investitionen und Vorleistungen getroffen. Wir erwarten hierzu für die nächsten Wochen einen entsprechenden Rücklauf zusätzlich zu unserem bestehenden Bestandsgeschäft aus ASP und Wartung.

Sie sprechen das Bestandsgeschäft an: Ihr Wartungs- und ASP-Geschäft bleibt grundsätzlich der „Fels in der Brandung“ und trägt einen Großteil der laufenden Kosten. Wie schätzen Sie hier die Möglichkeiten ein, neben dem Neugeschäft als bestimmenden Wachstumstreiber auch im Bereich Wartung und ASP die Erlösbasis zu erhöhen?

Wilhelm Berger: Der Bestand aus Wartung und ASP wird sich weiterhin kontinuierlich erhöhen. Aus dem erwarteten Lizenzneugeschäft folgen wiederkehrende langfristige Wartungsumsätze und die ASP-Verträge werden in der Regel mit einer Mindestlaufzeit von fünf Jahren geschlossen.
Es tritt dabei natürlich nicht der Einmaleffekt ein, der bei einem hohen Lizenzeingang entsteht. Dafür sind die Umsätze aus ASP und Wartung aber langfristiger Natur und entsprechend planbar.

Ein wenig aufgeschreckt dürften die Anleger im Q3-Bericht auch von der Formulierung worden sein, dass die Liquidität „bis auf weiteres“ gesichert sei. Nur eine unglückliche Formulierung oder sehen Sie in naher Zukunft die Notwendigkeit, hier frisches Kapital hereinzuholen? Sie haben ja kräftig in Personal und Strukturen investiert.

Wilhelm Berger: Danke, dass sie mich auf die unglückliche Formulierung aufmerksam machen. Mit diesem Hinweis sollte das Gegenteil erreicht werden. In unserer Branche wird in der Regel mit anspruchsvollen Geschäftsmodellen viel Geld von Investoren eingeworben.
Wir finanzieren uns hingegen aus eigener Liquidität und haben regelmäßige Einkünfte, welche die Liquidität sicherstellen. Das könnte man überspitzt gesprochen auch als „Alleinstellungsmerkmal“ bezeichnen. Die Notwendigkeit, frisches Kapital einzuwerben, besteht für uns nicht.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}

Apropos Kosten: Pünktlich zum Beginn des neuen Geschäftsjahres haben Sie mitgeteilt, die in München ansässige ByteWorx zu übernehmen. Was macht diese Neuwerbung so interessant für Sie?

Wilhelm Berger: Mit der ByteWorx GmbH ergänzen wir unser Produktportfolio und unser Know-how um das Wertpapiergeschäft. So erwarten wir nicht nur Synergien im Bereich Rechenzentrum, der Standort München spricht auch dafür, dass eine Zusammenführung zentraler Funktionen und der Austausch von Personalkapazitäten leichter möglich ist.

Welche Erwartungen haben Sie mittelfristig an diesen Zukauf?

Wilhelm Berger: Hierauf wollen wir umfassend im Ausblick des Geschäftsberichtes 2018/19 eingehen, unter anderem auch auf die erwarteten signifikanten Synergieeffekte. Allein die Tatsache, dass die ByteWorx-Software jetzt in einem zertifizierten B+S Rechenzentrum angeboten werden kann, ist von besonderem Vorteil.

Schauen wir kurz auf die Anfang 2018 umgesetzte Übernahme des Fintech-Unternehmens Clinc aus Berlin. Wie ist hier der Stand der Integration?

Wilhelm Berger: Die Clinc-App steht jetzt in einer erweiterten Version auch für Android auf Basis unseres bewährten DDBAC-Services (Multi-Banking) zur Verfügung.

Ihre klassische Kundschaft sind Banken und Zahlungsdienstleister. Zunehmend drängen die großen Tech-Firmen wie Alibaba, Amazon und Apple in diesen Markt. Wie kann sich B+S hier zukünftig positionieren und welche Angebote könnten Sie den neuen Mitspielern machen?

Wilhelm Berger: Mit unserer Multibankenplattform (DDBAC-Service) ermöglichen wir für die verschiedensten Anbieter den Zugriff auf die Konten- und Zahlungsverkehrsinformationen, so wie es auch von regulatorischer Seite im Rahmen von PSD II vorgesehen ist. Über diese Vorgaben hinaus deckt unser Service zusätzlich z. B. auch den Zugriff auf Depotinformationen und Punktekonten ab.
Die verfügbare Basis über unseren Service für die Entwicklung von umfassenden Informationssystemen für den Endkunden ist also wesentlich umfangreicher als heute vom Gesetzgeber vorgegeben.

Die B+S-Aktie ist seit Monaten stark unter Druck. Können Sie Ihren Aktionären Hoffnung auf eine baldige Trendwende machen?

Wilhelm Berger: An der Substanz des Unternehmens hat sich nichts geändert. Die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei über 50 %, das fremdvermietete Gebäude wird kontinuierlich abgeschrieben und ist nicht mit dem Verkehrswert in der IFRS-Bilanz ausgewiesen. Eigenkapital und Reserven übersteigen damit unseren aktuellen Börsenwert. Der Umsatz aus festen Verträgen, Kundenstamm und Produktbestand finden sich ebenfalls derzeit nicht im Kurs wieder.

Herr Berger, vielen Dank für das Gespräch.


Chart: B+S Banksysteme AG | Powered by GOYAX.de

Herr Wilhelm Berger, Vorstandschef und Vorstandssprecher der B+S Banksysteme AG

wilhelm berger bs banksysteme

Kurzinfo zum Unternehmen

Die an der Frankfurter Wertpapierbörse notierte B+S Banksysteme Aktiengesellschaft ist eine Softwaremanufaktur für Banken und Finanzdienstleister, die 1982 in Salzburg gegründet wurde. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist seit 2008 in München, weitere Standorte befinden sich in Österreich (Salzburg) und in der Schweiz (Kanton Bern).

Bei B+S stellt sich ein Team von über 80 Experten verschiedenster Fachgebiete den umfangreichen und vielschichtigen Herausforderungen der Finanzwelt. Durch die optimale Teamgestaltung mit fachlichen (Finanzspezialisten, Controllern, Bankern) und technischen Spezialisten (Informatikern, Mathematikern, Organisationsprogrammierern, Systemadministratoren) ist es möglich herausragende Produkte für anspruchsvolle Kunden zu entwickeln und diese auf Wunsch auch im eigenen Rechenzentrum zu betreiben.

B+S bietet seinen Kunden sowohl für die klassischen Bankprozesse als auch für modernes Electronic und Mobile Banking die passenden Softwarelösungen.

Am Standort in Salzburg befindet sich das Kompetenzzentrum für die Bereiche Zahlungsverkehr, Risikomanagement, Währungsmanagement sowie Treasury und Trading. Bei der Konzernmutter in München werden die Lösungen für die Bereiche Electronic Banking und Payment entwickelt. Die Produkte können von den Kunden entweder als Lizenzsoftware erworben oder im Rahmen eines Outsourcings genutzt werden.

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