HelloFresh (Q3/2025) liefert Zahlen im Rahmen der Erwartungen: Umsatz 1.658,3 Mio. €, währungsbereinigt –9,3 % (Vj.: 1.828,4 Mio. €), quartalsstabil. Der AOV steigt währungsbereinigt auf 68,7 € (+3,8 %), kompensiert damit teilweise den zweistelligen Rückgang bei Bestellungen – bewusst in Kauf genommen zugunsten „höherwertiger“ Kunden.
Deckungsbeitrag robust, AEBITDA niedriger – Ready-to-Eat drückt
Trotz weniger Orders hält HelloFresh den Deckungsbeitrag (ohne Wertminderungen) bei 24,5 % (387,9 Mio. €). Das AEBITDA sinkt auf 40,3 Mio. € (Vj.: 72,1 Mio. €): Kochboxen mit zweistelliger Marge, RTE negativ – Folge des laufenden Produkt- und Prozessumbaus. Parallel steigt die Komplexität in der Produktion (größeres Sortiment), was temporär auf die Profitabilität drückt.
„ReFresh“ in den USA & Kundenfokus: Management setzt auf Produkt vor Reichweite
Das US-Programm „ReFresh“ zeigt erste Verbesserungen im Bestandskunden-Verhalten. CEO Dominik Richter betont: Man reinvestiert Effizienzgewinne „in Qualität, Vielfalt und Personalisierung“ – Ziel: bessere Unit Economics und höhere Margen. Neu an Bord: Fabien Simon als Group-CFO.
„Unser primäres Ziel bleibt, dass unser Produkt weltweit hervorragende Qualität und Bequemlichkeit bietet… das ebnet den Weg, das Geschäft mit hohen Margen wieder auf Wachstumskurs zu bringen.“ – Dominik Richter
Cashflow stark: FCF springt, Bilanzspielraum wächst
Operativ liefert die Gruppe in 9M/2025 einen Free Cash Flow von 170,4 Mio. € (+≈470 % ggü. Vj.). Für Investoren entscheidend: Liquidität und Selbstfinanzierung verbessern sich – ein Puffer für die RTE-Transformation und für Produkt-Investitionen ohne aggressives Marketing-Spend.
Ausblick bestätigt: 2025 bleibt ein Übergangsjahr
HelloFresh bekräftigt die Guidance: Umsatz währungsbereinigt −6 % bis −8 %, AEBITDA 415–465 Mio. €, AEBIT (ex Impairments) 175–225 Mio. €. Fazit: 2025 ist das Jahr der Feinabstimmung – weniger auf Maximierung der Reichweite, mehr auf Produktqualität, Kundenerlebnis und Profitabilität.
Einordnung für Anleger: Chance auf Margen-Turnaround – aber Geduld gefragt
Relevanz: Plattform-Modelle mit Abo-/Warenkorb-Logik werden an der Börse aktuell an Cash-Generierung und Berechenbarkeit gemessen. HelloFresh setzt genau dort an: Qualitative Kundengewinnung, höherer AOV, Prozess-Effizienz.
Chancen
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AOV-Hebel & zweistellige Kochbox-Marge als Fundament
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RTE-Neudesign: Bei erfolgreichem Ramp-Up könnte RTE vom Marge-Gegner zum Skalierungs-Treiber werden
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FCF-Stärke sichert Investitionen, reduziert Kapitaldruck
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Personalisierung (Produkt-Mix, Add-ons) stützt ARPU/Retention
Risiken
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Negativmarge in RTE länger als geplant; Ramp-Up-Risiken in Produktion/Logistik
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Makro (Kaufkraft, Food-Inflation) und FX belasten Nachfrage & Kosten
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Komplexität durch Sortimentserweiterung kann Effizienzgewinne kurzfristig neutralisieren
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Wettbewerb in Convenience-Food & Lieferkettenverfügbarkeit
Peer-Muster: Bei mehreren Nebenwerten im E-Com/Convenience-Food zeigte sich zuletzt: weniger „Buy-at-any-price“, mehr „Qualität vor Quantität“ – dort, wo AOV und Retention steigen, folgt die Marge oft mit Verzögerung. HelloFresh spielt genau diese These.
Bottom Line: Übergangsjahr mit planvollem Umbau. Die FCF-Dynamik gibt Rückenwind, Guidance bleibt intakt. Wer auf Margen-Reparatur und Produkt-Moat setzt, hält HelloFresh auf der Watchlist – der Beweis in RTE steht jedoch noch aus.















