Die Biotech-Schmiede Evotec SE hat ihre Halbjahreszahlen 2025 vorgelegt – und die haben es in sich. Während das klassische Wirkstoffforschungs-Geschäft schwächelt, zieht die US-Tochter Just – Evotec Biologics das Unternehmen nach oben. Zudem bahnt sich ein spektakulärer Deal mit Sandoz an, der dem Kurs neuen Schub geben könnte.
Im ersten Halbjahr setzte Evotec 371,2 Mio. € um, ein Minus von 5 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders hart traf es das Segment Discovery & Preclinical Development (D&PD) mit einem Umsatzrückgang von 11 %. Ganz anders die Lage bei Just – Evotec Biologics: +16 % Umsatzplus auf 102,2 Mio. €, getrieben von starken Aufträgen jenseits der Großkunden Sandoz und US-Verteidigungsministerium.
300-Millionen-Dollar-Deal in der Pipeline
Der große Paukenschlag kam kurz nach dem Bilanzstichtag: Evotec will ihre J.POD-Anlage in Toulouse an Sandoz verkaufen – für rund 300 Mio. USD in bar plus Meilensteine, Lizenzgebühren und Umsatzbeteiligungen. Strategisch bedeutet das den Übergang zu einem kapitaleffizienteren Modell, bei dem Technologie und geistiges Eigentum besser skaliert werden können. Abschluss: voraussichtlich im vierten Quartal.
Für Anleger ist der Deal eine klare Validierung der JEB-Technologie und könnte nicht nur Liquidität, sondern auch Fantasie in den Kurs bringen. Vergleichbare Technologielizenz-Deals in der Biotech-Branche haben in der Vergangenheit oft für Kurssprünge gesorgt.
Starke Partner, satte Zahlungen
Auch die strategischen Kooperationen laufen: Mit Bristol Myers Squibb (BMS) gab es Fortschritte im Bereich Proteinabbau und Neurologie, die zusammen Zahlungen von 95 Mio. USD einbrachten. Dazu kamen Fördergelder der Bill & Melinda Gates Foundation und ein Beitritt zum NURTuRE-AKI-Konsortium – wichtige Schritte für Evotecs Pipeline in den Bereichen Tuberkulose- und Nierenforschung.
Ausblick: 2025 mit leichten Dellen – 2026 soll’s krachen
Für das Gesamtjahr erwartet Evotec Umsätze zwischen 760 und 800 Mio. € und ein bereinigtes EBITDA von bis zu 50 Mio. €. Die erhoffte Erholung im D&PD-Geschäft wird allerdings erst 2026 gesehen. Bis dahin könnten Kostensenkungen und der Sandoz-Deal die Margen deutlich aufbessern.
Anleger-Fazit
Evotec steht an einem Wendepunkt. Der geplante Verkauf der J.POD-Anlage bringt frisches Kapital und entlastet die Bilanz. Gleichzeitig sichern strategische Partnerschaften verlässliche Einnahmen. Kurzfristig könnte der Markt noch skeptisch bleiben – mittelfristig bietet die Aktie aber erhebliches Kurspotenzial, sollte der Sandoz-Deal wie geplant durchgehen.