General Standard | Was kocht Großaktionär Hastor in der Alno-Küche?

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Dem Küchenhersteller Alno AG (ISIN: DE0007788408) springt nach Bekanntgabe der Zahlungsunfähigkeit am Dienstag der Großaktionär Tahoe Investors zur Seite. Die Aktie von Alno stürzte nach der Ankündigung des Insolvenzverfahrens seit Handelsbeginn zeitweise um mehr als 50 % ab. 

Alno hatte gestern bekanntgegeben, dass am Mittwoch beim Amtsgericht Hechingen ein Antrag  auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt wurde. Der Vorstand entschied sich dafür, das Unternehmen für zahlungsunfähig zu erklären, da bisherige Verhandlungen mit Gläubigern und potentiellen Investoren zu keinem positiven Ergebnis geführt haben. Mit betroffen sind auch die Tochterunternehmen Gustav Wellmann GmbH & Co. KG und Alno Logistik & Service GmbH. Der Geschäftsbetrieb wird weiterhin aufrecht erhalten. 

 

Sanierungsmaßnahmen reichen nicht aus 

Der Küchenhersteller hatte Anfang des Jahres mit einem von Tahoe Investors GmbH (Tahoe) initiierten Sanierungsprogramm begonnen und die geplanten Maßnahmen weitgehend abgeschlossen. Die dadurch erreichte Verbesserung des operativen Ergebnisses reicht laut Tahoe aber nicht aus, um die Verfehlungen der letzten Jahre wettzumachen. Alno verzeichnet seit seinem Börsengang 1995 fast jedes Jahr Verluste. Die Veröffentlichung des Konzernabschlusses für 2016 wurde nach dreimaliger Verschiebung zuletzt für den 14. August 2017 angekündigt. 

Für die ersten fünf Monate dieses Jahres gab Alno einen Umsatzeinbruch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 % an. Die Schulden von 28,5 Mio. EUR (Stand: 30. Juni 2016) dürften sich trotz aller Sanierungsmaßnahmen noch einmal deutlich erhöht haben. 

Tahoe hält durch Ausübung einer Call-Option und einem freiwilligen Übernahmeangebot von Ende 2016 derzeit rund 43% der Anteile und Stimmrechte an Alno. Der Großaktionär will im Zuge des von ihm veranlassten Sparprogramms 350 Stellen in der Verwaltung von Alno streichen. Im Dezember wurde bereits die Finanzchefin Ipek Demirtas und Ende Mai dann auch der bisherige Vorstandschef Max Müller auf Druck des Investors ersetzt. Aktueller Vorstandschef ist nun Christian Brenner. 

 

Neuer Übernahmeversuch der Grammer-Angreifer

Tahoe, das der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor gehörende Investitionsvehikel, leistete zudem bereits mit Darlehen in Höhe von 35 Mio. EUR einen Beitrag zur laufenden Sanierung. Tahoe will Alno im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten auch weiterhin unterstützen. 

Die Hastor-Familie ist deutschen Unternehmen bereits bekannt. Ihr gehört die vor allem im Automotive-Sektor aktive Prevent-Gruppe. Diese war im vergangenen Jahr in einen Zulieferer-Streit mit Volkswagen und 2013 mit Daimler verwickelt. Prevent hat seinen Hauptsitz in Slowenien, ist aber mit 15 Standorten und einem eigenen Finanzinstitut vor allem in Bosnien-Herzegowina aktiv.

Mit dem Investitionsunternehmen Cascade scheiterte die Familie Hastor vor Kurzem an der Übernahme des Automobilzulieferers Grammer. Seitens Grammer warf man dem Investor vor, die Kontrolle zulasten der anderen Anteilseigner über das Unternehmen übernehmen zu wollen und es dadurch kurzfristig auf Gewinnmaximierung zu trimmen.    

 

Spiel zu Lasten der alten Anleger. Chance für die Neuen?

Eine Übernahme weiterer Anteile von Alno durch Tahoe scheint auch wegen des bisherigen Mangels an anderen Investoren derzeit am wahrscheinlichsten zu sein. Dies dürfte allerdings wie bei Grammer bereits vermutet zu Lasten der anderen Anleger gehen. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) erwartet bereits, dass die Aktien- und Anleihen-Anleger bei Alno Geld verlieren werden. Ein Beitrag zur finanziellen Sanierung würde von diesen verlangt werden.

Jede Investition in Alno zum aktuellen Kursniveau wäre Zockerei. Die Unterstützung durch den Investor Tahoe ist aber eine Chance, das Unternehmen am Leben zu erhalten und profitabel zu machen. Etwas, was der alten Unternehmensführung in all den Jahren nicht gelang. 

Die Hastor-Familie hat sich zwar in Deutschland bislang wenig Freunde gemacht, aber gezeigt, wie man einen gewinnbringenden Konzern aufbaut. Davon dürften bei Alno zumindest neue Anleger mit Geduld profitieren. Langfristig wird sich eine gelingende Sanierung auch positiv auf die Kursentwicklung auswirken.

 

 

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